Ausgangssituation:
Einmal lag ein Löwe im Schatten eines Baumes und schlief. Ein paar Mäuse erblickten das mächtige Tier und weil es so still dalag, huschten sie näher heran. „Der rührt und regt sich nicht, dachte eine der Mäuse und sprang, neugierig wie sie war, zwischen die gewaltigen Tatzen. Der Löwe schlief friedlich weiter, nicht einmal seine Schnurrhaare zuckten. „Seht nur, wie mutig ich bin!
, rief die Maus, stellte sich auf die Hinterpfoten und schwenkte die Vorderpfoten. Da konnten auch die anderen Mäuse nicht widerstehen. Sie kletterten auf den Löwen, trippelten auf seinem Körper herum und fingen zu tanzen an.
Aktion:
Da erwachte der Löwe, schüttelte die tanzenden Mäuse wie lästige Insekten ab, hob seine schweren Tatzen und schlug zu. Die Mäuse ergriffen die Flucht, nur eine konnte sich nicht retten. Es war diejenige, die sich als Erste zu dem Löwen hingewagt hatte. Das Mäuschen zappelte vor Angst, duckte sich zitternd unter der Tatze und stotterte: „Lieber Herr König, ich wollte dich nicht aufwecken, wirklich nicht. Bitte, bitte, lass mich leben. Was hast du von so einem geringen, mageren Bissen, den deine großen Zähne nicht einmal spüren? Sonst sind Hirsch und Stier die Opfer deiner ruhmreichen Jagd. Was kann dir denn ein so winziges Wesen, wie ich es bin, schon für Ehre einbringen? Ich gebe dir mein Mäusewort, wenn du mich freilässt, dann werde ich dir bestimmt auch einmal aus der Not helfen.“
Reaktion:
Der Löwe musste über diese kühnen Worte schmunzeln, und versonnen betrachtete er den kleinen Wicht in seinen großen Tatzen. Der Gedanke, dass er jetzt Herr über Leben und Tod war, erschien ihm göttlich. „Wie willst du Winzling mir denn helfen? Ich bin doch viel größer und stärker als du“, lachte er und das Mäuschen duckte sich noch tiefer unter der Tatze. „Lauf, kleiner Wildfang, ich schenke dir dein Leben“, sagte er dann feierlich und öffnete langsam seine Tatzen. Als die Maus schnell davonflitzte, rief er ihr neckend nach: „Vergiss aber dein Versprechen nicht!“
Ergebnis:
Nicht lange danach geriet der Löwe in eine Falle. Ein festes Stricknetz hielt den gewaltigen König der Tiere gefangen. Der Löwe tobte und zerrte an den Maschen, aber es half nichts, das Netz war zu eng geknüpft. Der Löwe konnte sich kaum darin bewegen. Je mehr er um sich schlug, desto mehr verstrickte er sich im Netz der Jäger. Ganz in der Nähe hatte eine Maus ihr Erdloch und hörte den Löwen brüllen. Sie huschte zu ihm hin, stutzte und piepste dann: „Bist du nicht der große Freund von meinem Bruder, den du Wildfang genannt hast?“ Im Nu hatte er seinen Bruder herbeigeholt, und beide Mäuschen zernagten mit ihren spitzen Zähnchen emsig die festen Maschen, Stück für Stück, bis sie ein großes Loch ins Netz gebissen hatten. Der Löwe zerriss das Netz und war wieder frei. „Du bist zwar groß und stark, sagte die Maus. „Aber was hättest du ohne mich getan?
Die Maus lief vergnügt davon und der Löwe ging nachdenklich seines Weges.
Lies deinen Abschnitt der Fabel vor.
Stelle deinen Gruppenmitglie-dern anschließend zwei Fragen zum Inhalt.
Fasse den Inhalt des Abschnittes kurz zusammen.
Stelle Fragen zu Wörtern, die schwierig oder unklar sind und zu Textstellen, die du nicht verstanden hast.
Stelle Vermutungen an, um welchen Fabelteil es sich handeln könnte. Begründe deine Auswahl.
huschen
(Verb)
sich schnell und ganz leise bewegen
rühren/regen
(Verb)
sich bewegen
trippeln
(Verb)
kleine, schnelle Schritte machen
(die) Tatzen
(Nomen)
Pfote eines großen Raubtieres
(der) Wicht
(Nomen)
ein besonders kleines Lebewesen
großmütig
(Adjektiv)
wohltätig, herzlich, entgegenkommend
emsig
(Adjektiv)
fleißig, unablässig
ruhmreich
(Adjektiv)
großartig, erfolgreich
kühn
(Adjektiv)
mutig, verwegen
necken
(Verb)
sich über jemanden lustig machen, verspotten
verstricken
(Verb)
sich in eine ausweglose Lage bringen, verheddern
im Nu
(Nomen)
schnell
Tipp 1: Lest genau. In welchem Abschnitt erhaltet ihr Informationen, die ihr vorher noch nicht hattet? Setzt den Abschnitt entsprechend weiter nach hinten.
Tipp 2: Ordnet die Abschnitte von hell nach dunkel.
Formuliere W- Fragen, die du deinen Gruppenmitgliedern stellst.
Zum Beispiel:
• Was ist passiert?
• Wo ist es passiert?
• Wer ist daran beteiligt?
• Warum hat er/sie es getan?
Tipp 1: Adjektive sind Wie–Wörter. Frage so nach ihnen: Wie ist der Löwe/die Maus?
Tipp 2: Wählt aus den Adjektiven diejenigen aus, die jeweils zur Maus oder zum Löwen passen:
neugierig
skeptisch
klein
hilfsbereit
mächtig
waghalsig
großmütig
stark
königlich
flink
ängstlich
groß
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