• Imperialismus
  • Isabelle Deville
  • 30.06.2020
  • Allgemeine Hochschulreife
  • Geschichte
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Be­reits im 16. Jahr­hun­dert be­gan­nen ver­schie­de­ne eu­ro­päi­sche Groß­mäch­te, Teile der Welt zu er­obern und zu ko­lo­ni­sie­ren). Im 19. Jahr­hun­dert ent­wi­ckel­te sich ein neuer Wett­lauf ei­ni­ger eu­ro­päi­scher Staa­ten um die Vor­macht­stel­lung in der Welt. Be­son­ders Frank­reich, Groß­bri­tan­ni­en und das Deut­sche Reich kon­kur­rier­ten um Ko­lo­nien in Afri­ka und Ost­asi­en. Wie schon bei der spa­ni­schen Er­obe­rung Ame­ri­kas im 16. Jahr­hun­dert gin­gen die Eu­ro­pä­er mit der in­di­ge­nen Be­völ­ke­rung in den Ko­lo­ni­al­ge­bie­ten bru­tal und rück­sichts­los um. Viele Eu­ro­pä­er glaub­ten da­mals, dass die Be­woh­ner an­de­rer Kon­ti­nen­te als „ras­sisch min­der­wer­tig“ ein­zu­stu­fen wären.

Das Groß­macht­stre­ben und die Ko­lo­ni­al­po­li­tik der eu­ro­päi­schen Mäch­te Ende des 19. und An­fang des 20. Jahr­hun­derts be­ur­tei­len die meis­ten His­to­ri­ker heute skep­tisch. Das Den­ken und die Vor­stel­lun­gen der Men­schen der da­ma­li­gen Zeit wer­den viel­fach mit den Be­grif­fen Im­pe­ria­lis­mus, Ko­lo­nia­lis­mus und Ras­sis­mus be­schrie­ben. Diese Be­grif­fe haben His­to­ri­ker aber erst im Laufe des 20. Jahr­hun­derts ein­ge­führt, um sich die Zeit vor dem Ers­ten Welt­krieg zu er­klä­ren. In die­sem Modul sollst du dich ers­tens über die drei Be­grif­fe in­for­mie­ren und zwei­tens Bild- und Text­quel­len, die zwi­schen den Jah­ren 1884 und 1911 ent­stan­den sind, un­ter­su­chen.

-​ismus



Na­tio­na­lis­mus, Im­pe­ria­lis­mus, Li­be­ra­lis­mus, So­zia­lis­mus, Ko­lo­nia­lis­mus, Ras­sis­mus, An­ti­se­mi­tis­mus – in der Ge­schichts­schrei­bung zum 19. und 20. Jahr­hun­dert fin­den sich viele Be­grif­fe, die auf „-​ismus“ enden. Ganz all­ge­mein wer­den mit „-​ismen“ (so die Plu­ral­form) meist ex­tre­me Welt­an­schau­un­gen oder Strö­mun­gen in Po­li­tik, Ge­sell­schaft, Wis­sen­schaft und Kul­tur be­zeich­net. Oft wer­den „-​ismen“ von den­je­ni­gen for­mu­liert, die die­sen Welt­an­schau­un­gen oder Strö­mun­gen ab­leh­nend ge­gen­über­ste­hen, also ihre ab­schät­zi­ge Wer­tung zum Aus­druck brin­gen wol­len.Die Schu­le ist eine In­sti­tu­ti­on, an der Bil­dung durch Wis­sen und Kön­nen an Ler­nen­de ver­mit­telt wird.

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1 | Lies dir die Er­klä­rungs­tex­te in der Ta­bel­le oben durch. Schau dir an­schlie­ßend die drei Bild­quel­len an. Wel­cher der drei Be­grif­fe - Im­pe­ria­lis­mus, Ko­lo­nia­lis­mus oder Ras­sis­mus - kommt in der je­wei­li­gen Bild­quel­le be­son­ders stark zum Aus­druck? Be­grün­de je­weils in einem Satz:

Bild­quel­le1

Bil­du­el­le 3

Bild­quel­le 2















„Bil­der aus Afri­ka – Beim Pho­to­gra­phen“ | Liebig-​Bild von 1906
Henri Meyer: En Chine. Le gâteau des Rois et… des Em­pereurs (Über­set­zung: In China: Der Ku­chen der Kö­ni­ge und … der Kai­ser) | fran­zö­si­sche Ka­ri­ka­tur von 1898 | er­schie­nen in „Le Petit Jour­nal“ (eine Pa­ri­ser Ta­ges­zei­tung) am 16. Ja­nu­ar 1898
Ed­ward Lin­ley Sam­bourne: The Rho­des Co­los­sus (Über­set­zung: Der Ko­loss von Rho­dos; gleich­zei­tig eine An­spie­lung auf Cecil Rho­des) | Ka­ri­ka­tur von 1892 | er­schie­nen im „Punch“ (bri­ti­sche Sa­ti­re­zeit­schrift) am 10. De­zem­ber 1892
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Lies dir an­schlie­ßend die drei Text­quel­len durch. Wähle dir eine der drei Text­quel­len aus und führe mit Hilfe der Seite Me­tho­de | Text­quel­len un­ter­su­chen eine Quel­len­ana­ly­se durch.

Be­schrei­bung der Text­quel­le

Ein­ord­nung der Text­quel­le in den his­to­ri­schen Zu­sam­men­hang



Be­ur­tei­lung der Text­quel­le

































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Bern­hard von Bülow (1849-1929) war von 1897 bis 1900 Staats­se­kre­tär im Au­ßen­mi­nis­te­ri­um und von 1900 bis 1909 deut­scher Reichs­kanz­ler. In sei­ner be­kann­ten Rede vor dem Reichs­tag am 6. De­zem­ber 1897 for­der­te Bülow „un­se­ren Platz an der Sonne“ und mein­te damit einen grö­ße­ren Ein­fluss des Deut­schen Reichs in China, wo die Sonne frü­her auf­geht als in Eu­ro­pa. Der Aus­druck „Platz an der Sonne“ nach der Rede Bülows zu einem ge­flü­gel­ten Wort der deut­schen Au­ßen­po­li­tik.



[…] In Ost­asi­en schien der Herr Ab­ge­ord­ne­te Dr. Schoen­lank [Reichs­tags­ab­ge­ord­ne­ter der SPD] zu fürch­ten, dass wir uns in Aben­teu­er stür­zen woll­ten. Fürch­ten Sie gar nichts, meine Her­ren! Der Herr Reichs­kanz­ler ist nicht der Mann, und seine Mit­ar­bei­ter sind nicht die Leute, ir­gend un­nüt­ze Hän­del [meint: Streit] zu su­chen. Wir emp­fin­den auch durch­aus nicht das Be­dürf­nis, un­se­re Fin­ger in jeden Topf zu ste­cken. Aber al­ler­dings sind wir der An­sicht, dass es sich nicht emp­fiehlt, Deutsch­land in zu­kunfts­rei­chen Län­dern von vorn­her­ein aus­zu­schlie­ßen vom Mit­be­werb an­de­rer Völ­ker. (Bravo!)

Die Zei­ten, wo der Deut­sche dem einen sei­ner Nach­barn die Erde über­ließ, dem an­de­ren das Meer und sich selbst den Him­mel re­ser­vier­te, wo die reine Dok­trin [meint hier: die Vor­stel­lung von etwas, ohne da­nach zu han­deln] thront (Hei­ter­keit – Bravo!) – diese Zei­ten sind vor­über. Wir be­trach­ten es als eine un­se­rer vor­nehms­ten Auf­ga­ben, ge­ra­de in Ost­asi­en die In­ter­es­sen un­se­rer Schiff­fahrt, un­se­res Han­dels und un­se­rer In­dus­trie zu för­dern und zu pfle­gen. […] Ich kann aber doch fol­gen­des sagen: wir sind ge­gen­über China er­füllt von wohl­wol­len­den und freund­li­chen Ab­sich­ten (Hei­ter­keit links!)

Wir wol­len China weder brüs­kie­ren noch pro­vo­zie­ren. […] Wir müs­sen ver­lan­gen, dass der deut­sche Mis­sio­nar und der deut­sche Un­ter­neh­mer, die deut­schen Waren, die deut­sche Flag­ge und das deut­sche Schiff in China ge­ra­de­so ge­ach­tet wer­den wie die­je­ni­gen an­de­rer Mäch­te. (Leb­haf­tes Bravo.) Wir sind end­lich gern be­reit, in Ost­asi­en den In­ter­es­sen an­de­rer Groß­mäch­te Rech­nung zu tra­gen, in der si­che­ren Vor­aus­sicht, dass un­se­re ei­ge­nen In­ter­es­sen gleich­falls die ihnen ge­büh­ren­de Wür­di­gung fin­den. (Bravo!)

Mit einem Worte: wir wol­len nie­mand in den Schat­ten stel­len, aber wir ver­lan­gen auch un­se­ren Platz an der Sonne. (Bravo!)

segu-​Geschichtunterricht



[…] In Ost­asi­en schien der Herr Ab­ge­ord­ne­te Dr. Schoen­lank [Reichs­tags­ab­ge­ord­ne­ter der SPD] zu fürch­ten, dass wir uns in Aben­teu­er stür­zen woll­ten. Fürch­ten Sie gar nichts, meine Her­ren! Der Herr Reichs­kanz­ler ist nicht der Mann, und seine Mit­ar­bei­ter sind nicht die Leute, ir­gend un­nüt­ze Hän­del [meint: Streit] zu su­chen. Wir emp­fin­den auch durch­aus nicht das Be­dürf­nis, un­se­re Fin­ger in jeden Topf zu ste­cken. Aber al­ler­dings sind wir der An­sicht, dass es sich nicht emp­fiehlt, Deutsch­land in zu­kunfts­rei­chen Län­dern von vorn­her­ein aus­zu­schlie­ßen vom Mit­be­werb an­de­rer Völ­ker. (Bravo!)

Die Zei­ten, wo der Deut­sche dem einen sei­ner Nach­barn die Erde über­ließ, dem an­de­ren das Meer und sich selbst den Him­mel re­ser­vier­te, wo die reine Dok­trin [meint hier: die Vor­stel­lung von etwas, ohne da­nach zu han­deln] thront (Hei­ter­keit – Bravo!) – diese Zei­ten sind vor­über. Wir be­trach­ten es als eine un­se­rer vor­nehms­ten Auf­ga­ben, ge­ra­de in Ost­asi­en die In­ter­es­sen un­se­rer Schiff­fahrt, un­se­res Han­dels und un­se­rer In­dus­trie zu för­dern und zu pfle­gen. […] Ich kann aber doch fol­gen­des sagen: wir sind ge­gen­über China er­füllt von wohl­wol­len­den und freund­li­chen Ab­sich­ten (Hei­ter­keit links!)

Wir wol­len China weder brüs­kie­ren noch pro­vo­zie­ren. […] Wir müs­sen ver­lan­gen, dass der deut­sche Mis­sio­nar und der deut­sche Un­ter­neh­mer, die deut­schen Waren, die deut­sche Flag­ge und das deut­sche Schiff in China ge­ra­de­so ge­ach­tet wer­den wie die­je­ni­gen an­de­rer Mäch­te. (Leb­haf­tes Bravo.) Wir sind end­lich gern be­reit, in Ost­asi­en den In­ter­es­sen an­de­rer Groß­mäch­te Rech­nung zu tra­gen, in der si­che­ren Vor­aus­sicht, dass un­se­re ei­ge­nen In­ter­es­sen gleich­falls die ihnen ge­büh­ren­de Wür­di­gung fin­den. (Bravo!)

Mit einem Worte: wir wol­len nie­mand in den Schat­ten stel­len, aber wir ver­lan­gen auch un­se­ren Platz an der Sonne. (Bravo!)

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Bern­hard von Bülow (1849-1929) war von 1897 bis 1900 Staats­se­kre­tär im Au­ßen­mi­nis­te­ri­um und von 1900 bis 1909 deut­scher Reichs­kanz­ler. In sei­ner be­kann­ten Rede vor dem Reichs­tag am 6. De­zem­ber 1897 for­der­te Bülow „un­se­ren Platz an der Sonne“ und mein­te damit einen grö­ße­ren Ein­fluss des Deut­schen Reichs in China, wo die Sonne frü­her auf­geht als in Eu­ro­pa. Der Aus­druck „Platz an der Sonne“ nach der Rede Bülows zu einem ge­flü­gel­ten Wort der deut­schen Au­ßen­po­li­tik.





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segu-​Geschichtunterricht
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Carl Pe­ters (1856-1918) war einer der be­kann­tes­ten Ver­fech­ter der Ko­lo­ni­al­po­li­tik im Deut­schen Reich. Er war maß­geb­lich am Auf­bau der Ko­lo­nie Deutsch-​Ostafrika be­tei­ligt. Im Vor­feld grün­de­te Pe­ters im März 1884 die Ge­sell­schaft für Deut­sche Ko­lo­ni­sa­ti­on. Der Text­aus­zug ent­stammt dem Grün­dungs­ma­ni­fes

Die deut­sche Na­ti­on ist bei der Ver­tei­lung der Erde, wie sie vom Aus­gang des 15. Jahr­hun­derts bis auf un­se­re Tage hin statt­ge­fun­den hat, leer aus­ge­gan­gen. Alle üb­ri­gen Kul­tur­völ­ker Eu­ro­pas be­sit­zen auch au­ßer­halb un­se­res Erd­teils Stät­ten, wo ihre Spra­che und Art feste Wur­zel fas­sen und sich ent­fal­ten kann. Der deut­sche Aus­wan­de­rer, so­bald er die Gren­zen des Rei­ches hin­ter sich ge­las­sen hat, ist ein Fremd­ling auf aus­län­di­schem Grund und Boden. Das Deut­sche Reich, groß und stark durch die mit Blut er­run­ge­ne Ein­heit, steht da als die füh­ren­de Macht auf dem Kon­ti­nent von Eu­ro­pa: seine Söhne in der Frem­de müs­sen sich über­all Na­tio­nen ein­fü­gen, wel­che der uns­ri­gen ent­we­der gleich­gül­tig oder ge­ra­de­zu feind­lich ge­gen­über­ste­hen. Der große Strom deut­scher Aus­wan­de­rung taucht seit Jahr­hun­der­ten in frem­de Ras­sen ein, um in ihnen zu ver­schwin­den. Das Deutsch­tum au­ßer­halb Eu­ro­pas ver­fällt fort­dau­ernd na­tio­na­lem Un­ter­gang.

In die­ser, für den Na­tio­nal­stolz so schmerz­li­chen Tat­sa­che liegt ein un­ge­heu­rer wirt­schaft­li­cher Nach­teil für unser Volk! All­jähr­lich geht die Kraft von etwa 200 000 Deut­schen un­se­rem Va­ter­land ver­lo­ren! Diese Kraft­mas­se strömt meis­tens un­mit­tel­bar in das Lager un­se­rer wirt­schaft­li­chen Kon­kur­ren­ten ab und ver­mehrt die Stär­ke un­se­rer Geg­ner. Der deut­sche Im­port von Pro­duk­ten tro­pi­scher Zonen geht von aus­län­di­schen Nie­der­las­sun­gen aus, wo­durch jähr­lich viele Mil­lio­nen deut­schen Ka­pi­tals an frem­de Na­tio­nen ver­lo­ren­ge­hen! Der deut­sche Ex­port ist ab­hän­gig von der Will­kür fremd­län­di­scher Zoll­po­li­tik. Ein unter allen Um­stän­den si­che­rer Ab­satz­markt fehlt un­se­rer In­dus­trie, weil ei­ge­ne Ko­lo­nien un­se­rem Volke feh­len. […]

segu Ge­schichts­un­ter­richt

Die deut­sche Na­ti­on ist bei der Ver­tei­lung der Erde, wie sie vom Aus­gang des 15. Jahr­hun­derts bis auf un­se­re Tage hin statt­ge­fun­den hat, leer aus­ge­gan­gen. Alle üb­ri­gen Kul­tur­völ­ker Eu­ro­pas be­sit­zen auch au­ßer­halb un­se­res Erd­teils Stät­ten, wo ihre Spra­che und Art feste Wur­zel fas­sen und sich ent­fal­ten kann. Der deut­sche Aus­wan­de­rer, so­bald er die Gren­zen des Rei­ches hin­ter sich ge­las­sen hat, ist ein Fremd­ling auf aus­län­di­schem Grund und Boden. Das Deut­sche Reich, groß und stark durch die mit Blut er­run­ge­ne Ein­heit, steht da als die füh­ren­de Macht auf dem Kon­ti­nent von Eu­ro­pa: seine Söhne in der Frem­de müs­sen sich über­all Na­tio­nen ein­fü­gen, wel­che der uns­ri­gen ent­we­der gleich­gül­tig oder ge­ra­de­zu feind­lich ge­gen­über­ste­hen. Der große Strom deut­scher Aus­wan­de­rung taucht seit Jahr­hun­der­ten in frem­de Ras­sen ein, um in ihnen zu ver­schwin­den. Das Deutsch­tum au­ßer­halb Eu­ro­pas ver­fällt fort­dau­ernd na­tio­na­lem Un­ter­gang.

In die­ser, für den Na­tio­nal­stolz so schmerz­li­chen Tat­sa­che liegt ein un­ge­heu­rer wirt­schaft­li­cher Nach­teil für unser Volk! All­jähr­lich geht die Kraft von etwa 200 000 Deut­schen un­se­rem Va­ter­land ver­lo­ren! Diese Kraft­mas­se strömt meis­tens un­mit­tel­bar in das Lager un­se­rer wirt­schaft­li­chen Kon­kur­ren­ten ab und ver­mehrt die Stär­ke un­se­rer Geg­ner. Der deut­sche Im­port von Pro­duk­ten tro­pi­scher Zonen geht von aus­län­di­schen Nie­der­las­sun­gen aus, wo­durch jähr­lich viele Mil­lio­nen deut­schen Ka­pi­tals an frem­de Na­tio­nen ver­lo­ren­ge­hen! Der deut­sche Ex­port ist ab­hän­gig von der Will­kür fremd­län­di­scher Zoll­po­li­tik. Ein unter allen Um­stän­den si­che­rer Ab­satz­markt fehlt un­se­rer In­dus­trie, weil ei­ge­ne Ko­lo­nien un­se­rem Volke feh­len. […]

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Carl Pe­ters (1856-1918) war einer der be­kann­tes­ten Ver­fech­ter der Ko­lo­ni­al­po­li­tik im Deut­schen Reich. Er war maß­geb­lich am Auf­bau der Ko­lo­nie Deutsch-​Ostafrika be­tei­ligt. Im Vor­feld grün­de­te Pe­ters im März 1884 die Ge­sell­schaft für Deut­sche Ko­lo­ni­sa­ti­on. Der Text­aus­zug ent­stammt dem Grün­dungs­ma­ni­fes





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segu Ge­schichts­un­ter­richt
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Paul Rohr­bach (1869-1956) ar­bei­te­te von 1903 bis 1906 als Ko­lo­ni­al­be­am­ter In Deutsch-​Südwestafrika. Rohr­bach ver­öf­fent­lich­te zahl­rei­che Bü­cher und Zeit­schrif­ten zu theo­lo­gi­schen und po­li­ti­schen Fra­gen, unter an­de­rem sein da­mals be­kann­tes Buch Das deut­sche Ko­lo­ni­al­we­sen aus dem Jahr 1911, aus denen fol­gen­de Aus­zü­ge ent­nom­men sind. Be­ach­te bei der Un­ter­su­chung der Quel­le, dass Be­grif­fe wie „Neger“ oder „Rasse“ als ab­schät­zig und be­lei­di­gend gel­ten und heute nicht mehr ver­wen­det wer­den. Du soll­test sie des­halb nicht ein­fach über­neh­men, son­dern ent­we­der zi­tie­ren (mit An­füh­rungs­stri­chen) oder um­schrei­ben.



Hier sto­ßen wir auch auf den in­ne­ren Grund, wes­we­gen der Neger im gro­ßen und gan­zen so schwer zur Ver­meh­rung sei­ner Leis­tun­gen zu be­we­gen ist: seine Be­dürf­nis­se sind nicht nur ge­ring, son­dern ihm fehlt auch der Trieb, sie zu ver­meh­ren, d. h. sich zu kul­ti­vie­ren. Der Neger ist nach kei­ner Rich­tung hin ein Qualitäts-​, son­dern ganz und gar ein Quan­ti­täts­mensch, und dem­entspre­chend be­we­gen sich seine Be­dürf­nis­se auf dem Ge­biet der nie­de­ren Sinn­lich­keit. Er ist be­frie­digt, wenn er reich­lich zu essen und zu trin­ken hat und wenn ihm Wei­ber nach Wunsch zu Ge­bo­te ste­hen. Die Güter, die wir ihm als Ent­gelt für er­höh­te Ar­beit an­zu­bie­ten im­stan­de sind, lo­cken ihn ent­we­der zu wenig, oder wir dür­fen ihn nicht in ihren Be­sitz set­zen, um ihn nicht selbst zu rui­nie­ren oder ihn zu einer Ge­fahr für uns zu ma­chen. Al­ko­hol z. B. und mo­der­ne Feu­er­waf­fen sind Dinge, nach denen jeder Ein­ge­bo­re­ne mehr als nach allem an­dern be­gehrt und für die er auch wil­lig wäre, zu ar­bei­ten, aber es ver­steht sich von selbst, dass ihm das eine so spar­sam wie mög­lich, das an­de­re über­haupt nicht zu­ge­führt wer­den darf. Mag er nun aber viel oder wenig ar­bei­ten, das Ent­schei­den­de, wor­auf es ein­zig an­kommt, ist, dass er nicht mehr ar­bei­ten will, als bis er das hat, was er braucht. […]

Auch der größ­te Ne­ger­freund kann nicht be­haup­ten, dass die schwar­ze Rasse im gan­zen ge­nom­men mit der Summe kör­per­li­cher Ar­beits­kraft, über die sie ver­fügt, im Ver­hält­nis an­nä­hernd so­viel Werte schaff­te, wie die üb­ri­gen Völ­ker, die durch ihre Le­bens­um­stän­de und durch ihre in­ne­re Cha­rak­ter­ver­an­la­gung zu wirk­li­cher Ar­beit ge­trie­ben wer­den. Dabei ist es falsch, nur an die weiße Rasse im Ge­gen­satz zur afri­ka­ni­schen zu den­ken: die Chi­ne­sen, die Ja­pa­ner, die ja­va­ni­schen Ma­lay­en und noch man­che an­de­re Völ­ker sind min­des­tens eben­so flei­ßig und ste­hen unter einem eben­so har­ten na­tür­li­chen Ar­beits­zwang, wie die Wei­ßen. Es ist daher nicht ein­zu­se­hen, woher die Schwar­zen ein Pri­vi­leg auf we­ni­ger Ar­beit und mehr Nichts­tun haben sol­len, als alle üb­ri­gen Völ­ker der Welt. […]

Aus die­sem Grun­de ist es auch ein prin­zi­pi­el­ler Feh­ler, die Frage der Ras­sen­ver­schie­den­heit damit er­le­di­gen zu wol­len, dass man sagt, die Neger seien nur noch nicht so­weit ent­wi­ckelt wie wir; wenn man ihnen Zeit und Ge­le­gen­heit dazu gäbe, so wür­den sie alles nach­ho­len. Wer so denkt, ver­gisst, dass die­je­ni­ge Pe­ri­ode in der Ent­wick­lung des Men­schen­ge­schlechts, die wir his­to­risch über­se­hen und zu Ver­glei­chen be­nut­zen kön­nen, eine ver­schwin­dend kurze ge­gen­über den­je­ni­gen Zeit­räu­men ist, die ver­gan­gen sind, seit­dem sich die Ras­sen­un­ter­schie­de her­aus­ge­bil­det und be­fes­tigt haben. Die mensch­li­chen Ras­sen, die heute vor uns ste­hen, sind, von un­se­rem Stand­punkt aus ge­spro­chen, End­pro­duk­te von Ent­wick­lungs­rei­hen, die nicht Jahr­tau­sen­de, son­dern Hun­dert­tau­sen­de von Jah­ren be­an­sprucht haben. […]

Segu-​Geschichtsunterricht



Hier sto­ßen wir auch auf den in­ne­ren Grund, wes­we­gen der Neger im gro­ßen und gan­zen so schwer zur Ver­meh­rung sei­ner Leis­tun­gen zu be­we­gen ist: seine Be­dürf­nis­se sind nicht nur ge­ring, son­dern ihm fehlt auch der Trieb, sie zu ver­meh­ren, d. h. sich zu kul­ti­vie­ren. Der Neger ist nach kei­ner Rich­tung hin ein Qualitäts-​, son­dern ganz und gar ein Quan­ti­täts­mensch, und dem­entspre­chend be­we­gen sich seine Be­dürf­nis­se auf dem Ge­biet der nie­de­ren Sinn­lich­keit. Er ist be­frie­digt, wenn er reich­lich zu essen und zu trin­ken hat und wenn ihm Wei­ber nach Wunsch zu Ge­bo­te ste­hen. Die Güter, die wir ihm als Ent­gelt für er­höh­te Ar­beit an­zu­bie­ten im­stan­de sind, lo­cken ihn ent­we­der zu wenig, oder wir dür­fen ihn nicht in ihren Be­sitz set­zen, um ihn nicht selbst zu rui­nie­ren oder ihn zu einer Ge­fahr für uns zu ma­chen. Al­ko­hol z. B. und mo­der­ne Feu­er­waf­fen sind Dinge, nach denen jeder Ein­ge­bo­re­ne mehr als nach allem an­dern be­gehrt und für die er auch wil­lig wäre, zu ar­bei­ten, aber es ver­steht sich von selbst, dass ihm das eine so spar­sam wie mög­lich, das an­de­re über­haupt nicht zu­ge­führt wer­den darf. Mag er nun aber viel oder wenig ar­bei­ten, das Ent­schei­den­de, wor­auf es ein­zig an­kommt, ist, dass er nicht mehr ar­bei­ten will, als bis er das hat, was er braucht. […]

Auch der größ­te Ne­ger­freund kann nicht be­haup­ten, dass die schwar­ze Rasse im gan­zen ge­nom­men mit der Summe kör­per­li­cher Ar­beits­kraft, über die sie ver­fügt, im Ver­hält­nis an­nä­hernd so­viel Werte schaff­te, wie die üb­ri­gen Völ­ker, die durch ihre Le­bens­um­stän­de und durch ihre in­ne­re Cha­rak­ter­ver­an­la­gung zu wirk­li­cher Ar­beit ge­trie­ben wer­den. Dabei ist es falsch, nur an die weiße Rasse im Ge­gen­satz zur afri­ka­ni­schen zu den­ken: die Chi­ne­sen, die Ja­pa­ner, die ja­va­ni­schen Ma­lay­en und noch man­che an­de­re Völ­ker sind min­des­tens eben­so flei­ßig und ste­hen unter einem eben­so har­ten na­tür­li­chen Ar­beits­zwang, wie die Wei­ßen. Es ist daher nicht ein­zu­se­hen, woher die Schwar­zen ein Pri­vi­leg auf we­ni­ger Ar­beit und mehr Nichts­tun haben sol­len, als alle üb­ri­gen Völ­ker der Welt. […]

Aus die­sem Grun­de ist es auch ein prin­zi­pi­el­ler Feh­ler, die Frage der Ras­sen­ver­schie­den­heit damit er­le­di­gen zu wol­len, dass man sagt, die Neger seien nur noch nicht so­weit ent­wi­ckelt wie wir; wenn man ihnen Zeit und Ge­le­gen­heit dazu gäbe, so wür­den sie alles nach­ho­len. Wer so denkt, ver­gisst, dass die­je­ni­ge Pe­ri­ode in der Ent­wick­lung des Men­schen­ge­schlechts, die wir his­to­risch über­se­hen und zu Ver­glei­chen be­nut­zen kön­nen, eine ver­schwin­dend kurze ge­gen­über den­je­ni­gen Zeit­räu­men ist, die ver­gan­gen sind, seit­dem sich die Ras­sen­un­ter­schie­de her­aus­ge­bil­det und be­fes­tigt haben. Die mensch­li­chen Ras­sen, die heute vor uns ste­hen, sind, von un­se­rem Stand­punkt aus ge­spro­chen, End­pro­duk­te von Ent­wick­lungs­rei­hen, die nicht Jahr­tau­sen­de, son­dern Hun­dert­tau­sen­de von Jah­ren be­an­sprucht haben. […]

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Paul Rohr­bach (1869-1956) ar­bei­te­te von 1903 bis 1906 als Ko­lo­ni­al­be­am­ter In Deutsch-​Südwestafrika. Rohr­bach ver­öf­fent­lich­te zahl­rei­che Bü­cher und Zeit­schrif­ten zu theo­lo­gi­schen und po­li­ti­schen Fra­gen, unter an­de­rem sein da­mals be­kann­tes Buch Das deut­sche Ko­lo­ni­al­we­sen aus dem Jahr 1911, aus denen fol­gen­de Aus­zü­ge ent­nom­men sind. Be­ach­te bei der Un­ter­su­chung der Quel­le, dass Be­grif­fe wie „Neger“ oder „Rasse“ als ab­schät­zig und be­lei­di­gend gel­ten und heute nicht mehr ver­wen­det wer­den. Du soll­test sie des­halb nicht ein­fach über­neh­men, son­dern ent­we­der zi­tie­ren (mit An­füh­rungs­stri­chen) oder um­schrei­ben.





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Segu-​Geschichtsunterricht
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Die Quel­len sind zwar nur etwas älter als 100 Jahre, aber den­noch schei­nen uns die da­ma­li­gen Vor­stel­lun­gen und Welt­bil­der der Men­schen heute fremd. Des­halb be­nut­zen His­to­ri­ker be­wusst Be­grif­fe, die auf -​ismus enden, um ihre Skep­sis ge­gen­über die­sen Vor­stel­lun­gen zum Aus­druck zu brin­gen. Ver­su­che an­hand der von dir aus­ge­wähl­ten Quel­le zu er­klä­ren, wie und warum die in der Quel­le aus­ge­drück­ten Vor­stel­lun­gen und Welt­bil­der sich von heu­ti­gen Vor­stel­lun­gen un­ter­schei­den.
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