• 17. Juni 1953: Volksaufstand der DDR
  • anonym
  • 02.09.2025
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Ver­glei­che die Dar­stel­lung des Volks­auf­stan­des vom 17. Juni 1953 des DDR-​Rundfunks (M1) mit der Dar­stel­lung in der west­deut­schen Zei­tung FAZ (M2). Achte dar­auf, Zi­ta­te als sol­che zu kenn­zeich­nen und Zei­len­an­ga­ben als Be­le­ge für deine Aus­sa­gen zu lie­fern!
M1

Karl Edu­ard von Schnitz­ler: Der An­schlag auf den Frie­den ist ge­schei­tert

[DDR-​Rundfunk, 18.6.1953]



Nach an­dert­halb Tagen wurde ein Aben­teu­er be­en­det, das den de­mo­kra­ti­schen Sek­tor Ber­lins zu einem Brand­herd ma­chen soll­te, der zu einem Welt­brand hätte ent­facht wer­den kön­nen. Je mehr Ein­zel­hei­ten be­kannt wer­den, je mehr sich die Nach­rich­ten häu­fen, je mehr man die do­ku­men­ta­ri­schen Tat­sa­chen zu­sam­men­stellt, desto un­ver­wisch­ba­rer und kla­rer formt sich ein Bild der Vor­gän­ge, das Fol­gen­des deut­lich wer­den läßt:



Es ging nicht um Nor­men, nicht um freie Wah­len, nicht um die Ver­bes­se­rung des Le­bens­stan­dards, nicht um eine - wie immer ge­ar­te­te - Frei­heit; son­dern unter Miß­brauch des guten Glau­bens eines Teils der Ber­li­ner Ar­bei­ter und An­ge­stell­ten, gegen grobe Feh­ler bei der Norm­er­hö­hung mit Ar­beits­nie­der­le­gung und De­mons­tra­ti­o­nen ant­wor­ten zu müs­sen, wurde von be­zahl­ten Pro­vo­ka­teu­ren, vom ge­kauf­ten Ab­schaum der West­ber­li­ner Un­ter­welt ein An­schlag auf die Frei­heit, ein An­schlag auf die Exis­tenz, aus die Ar­beits­plät­ze, auf die Fa­mi­li­en un­se­rer Werk­tä­ti­gen ver­sucht. Nicht weil Un­zu­frie­den­heit herrsch­te, haben Pro­vo­ka­teu­re die Un­ru­hen ent­fes­selt, son­dern weil von un­se­rer Re­gie­rung und vom Po­lit­bü­ro der SED alle Maß­nah­men und Schrit­te ein­ge­lei­tet wor­den sind, um die An­läs­se der Un­zu­frie­den­heit zu be­sei­ti­gen, die Le­bens­hal­tung un­se­rer Werk­tä­ti­gen um­ge­hend zu ver­bes­sern und Hin­der­nis­se für die Ein­heit Deutsch­lands weg­zu­räu­men. Die Maß­nah­men, die un­se­re Re­gie­rung auf Emp­feh­lung des Po­lit­bü­ros der SED in der vo­ri­gen Woche ein­ge­lei­tet hat, die prin­zi­pi­el­le Wen­dung un­se­rer Po­li­tik haben die Zu­stim­mung aller ge­fun­den und eine über­zeu­gen­de Wirk­sam­keit auf das west­li­che Aus­land, auf West­deutsch­land und vor allem auf West­ber­lin ge­zei­tigt. Um diese, von allen Men­schen mit Ge­nug­tu­ung auf­ge­nom­me­ne Wen­dung zu durch­kreu­zen, um die ein­ge­lei­te­te schnel­le Ver­bes­se­rung der Le­bens­la­ge zu ver­ei­teln, um den über­zeu­gen­den Be­weis für den Wil­len un­se­rer Re­gie­rung, alles für die Ein­heit Deutsch­lands zu tun, un­wirk­sam zu ma­chen, haben west­deut­sche und ame­ri­ka­ni­sche Frie­dens­fein­de, haben die Po­li­ti­ker des Ge­ne­ral­ver­tra­ges diese Ak­ti­on an­ge­stif­tet.



Von lan­ger Hand vor­be­rei­tet, nach­weis­lich in den Haupt­quar­tie­ren des BDJ in West­ber­lin und an­de­rer fa­schis­ti­scher Or­ga­ni­sa­ti­o­nen unter Mit­wir­kung von Jakob Kai­ser und sei­nen so­ge­nann­ten Dienst­stel­len or­ga­ni­siert und ge­lei­tet, mit der Ab­sicht, diese Pro­vo­ka­ti­on bis zum Ende an­zu­wen­den, das heißt aufs Ganze zu gehen, ist das an­dert­halb­tä­gi­ge Aben­teu­er das Werk des so­ge­nann­ten Re­gie­ren­den Bür­ger­meis­ters von West­ber­lin, Ernst Reu­ter. Auch sein Ver­such, sich durch seine Ab­we­sen­heit von West­ber­lin in dem Au­gen­blick, da er die von ihm ge­leg­ten Minen spren­gen ließ, ein Alibi zu ver­schaf­fen, ret­tet Reu­ter nicht vor der mit den Aus­sa­gen von Zeu­gen und ver­haf­te­ten Pro­vo­ka­teu­ren be­wie­se­nen An­kla­ge, der In­spi­ra­tor, der An­stif­ter die­ses Ver­bre­chens gegen die Ber­li­ner Be­völ­ke­rung zu sein. Es ist nur ge­setz­mä­ßig und na­tür­lich, und es konn­te gar nicht an­ders kom­men, daß ein so un­ge­heu­er­li­cher An­schlag zu­sam­men­ge­bro­chen ist.



Deut­sches Rund­funk­ar­chiv

Nach an­dert­halb Tagen wurde ein Aben­teu­er be­en­det, das den de­mo­kra­ti­schen Sek­tor Ber­lins zu einem Brand­herd ma­chen soll­te, der zu einem Welt­brand hätte ent­facht wer­den kön­nen. Je mehr Ein­zel­hei­ten be­kannt wer­den, je mehr sich die Nach­rich­ten häu­fen, je mehr man die do­ku­men­ta­ri­schen Tat­sa­chen zu­sam­men­stellt, desto un­ver­wisch­ba­rer und kla­rer formt sich ein Bild der Vor­gän­ge, das Fol­gen­des deut­lich wer­den läßt:



Es ging nicht um Nor­men, nicht um freie Wah­len, nicht um die Ver­bes­se­rung des Le­bens­stan­dards, nicht um eine - wie immer ge­ar­te­te - Frei­heit; son­dern unter Miß­brauch des guten Glau­bens eines Teils der Ber­li­ner Ar­bei­ter und An­ge­stell­ten, gegen grobe Feh­ler bei der Norm­er­hö­hung mit Ar­beits­nie­der­le­gung und De­mons­tra­ti­o­nen ant­wor­ten zu müs­sen, wurde von be­zahl­ten Pro­vo­ka­teu­ren, vom ge­kauf­ten Ab­schaum der West­ber­li­ner Un­ter­welt ein An­schlag auf die Frei­heit, ein An­schlag auf die Exis­tenz, aus die Ar­beits­plät­ze, auf die Fa­mi­li­en un­se­rer Werk­tä­ti­gen ver­sucht. Nicht weil Un­zu­frie­den­heit herrsch­te, haben Pro­vo­ka­teu­re die Un­ru­hen ent­fes­selt, son­dern weil von un­se­rer Re­gie­rung und vom Po­lit­bü­ro der SED alle Maß­nah­men und Schrit­te ein­ge­lei­tet wor­den sind, um die An­läs­se der Un­zu­frie­den­heit zu be­sei­ti­gen, die Le­bens­hal­tung un­se­rer Werk­tä­ti­gen um­ge­hend zu ver­bes­sern und Hin­der­nis­se für die Ein­heit Deutsch­lands weg­zu­räu­men. Die Maß­nah­men, die un­se­re Re­gie­rung auf Emp­feh­lung des Po­lit­bü­ros der SED in der vo­ri­gen Woche ein­ge­lei­tet hat, die prin­zi­pi­el­le Wen­dung un­se­rer Po­li­tik haben die Zu­stim­mung aller ge­fun­den und eine über­zeu­gen­de Wirk­sam­keit auf das west­li­che Aus­land, auf West­deutsch­land und vor allem auf West­ber­lin ge­zei­tigt. Um diese, von allen Men­schen mit Ge­nug­tu­ung auf­ge­nom­me­ne Wen­dung zu durch­kreu­zen, um die ein­ge­lei­te­te schnel­le Ver­bes­se­rung der Le­bens­la­ge zu ver­ei­teln, um den über­zeu­gen­den Be­weis für den Wil­len un­se­rer Re­gie­rung, alles für die Ein­heit Deutsch­lands zu tun, un­wirk­sam zu ma­chen, haben west­deut­sche und ame­ri­ka­ni­sche Frie­dens­fein­de, haben die Po­li­ti­ker des Ge­ne­ral­ver­tra­ges diese Ak­ti­on an­ge­stif­tet.



Von lan­ger Hand vor­be­rei­tet, nach­weis­lich in den Haupt­quar­tie­ren des BDJ in West­ber­lin und an­de­rer fa­schis­ti­scher Or­ga­ni­sa­ti­o­nen unter Mit­wir­kung von Jakob Kai­ser und sei­nen so­ge­nann­ten Dienst­stel­len or­ga­ni­siert und ge­lei­tet, mit der Ab­sicht, diese Pro­vo­ka­ti­on bis zum Ende an­zu­wen­den, das heißt aufs Ganze zu gehen, ist das an­dert­halb­tä­gi­ge Aben­teu­er das Werk des so­ge­nann­ten Re­gie­ren­den Bür­ger­meis­ters von West­ber­lin, Ernst Reu­ter. Auch sein Ver­such, sich durch seine Ab­we­sen­heit von West­ber­lin in dem Au­gen­blick, da er die von ihm ge­leg­ten Minen spren­gen ließ, ein Alibi zu ver­schaf­fen, ret­tet Reu­ter nicht vor der mit den Aus­sa­gen von Zeu­gen und ver­haf­te­ten Pro­vo­ka­teu­ren be­wie­se­nen An­kla­ge, der In­spi­ra­tor, der An­stif­ter die­ses Ver­bre­chens gegen die Ber­li­ner Be­völ­ke­rung zu sein. Es ist nur ge­setz­mä­ßig und na­tür­lich, und es konn­te gar nicht an­ders kom­men, daß ein so un­ge­heu­er­li­cher An­schlag zu­sam­men­ge­bro­chen ist.



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Karl Edu­ard von Schnitz­ler: Der An­schlag auf den Frie­den ist ge­schei­tert

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Deut­sches Rund­funk­ar­chiv
Deut­sches Rund­funk­ar­chiv
M2

Be­richt der west­deut­schen Ta­ges­zei­tung Frank­fur­ter All­ge­mei­ne Zei­tung (FAZ) am 18. Juni 1953



Aus­nah­me­zu­stand über Ost-​Berlin ver­hängt

Am Mitt­woch ist es in Ost-​Berlin er­neut zu Mas­sen­de­mons­tra­ti­o­nen gegen die Re­gie­rung der so­wje­ti­schen Zone ge­kom­men. […] Die For­de­run­gen der De­mons­tran­ten lau­te­ten: Rück­tritt der Re­gie­rung, freie Wah­len, Sen­kung der Prei­se um fünf­zig Pro­zent, Ab­schaf­fung der Ar­beits­norm, Frei­las­sung der po­li­ti­schen Ge­fan­ge­nen. […] Die De­mons­tran­ten rich­te­ten auf ihrem Zuge Zer­stö­run­gen an, plün­der­ten in ei­ni­gen Fäl­len Ge­schäf­te und leg­ten Brän­de an. Um 13 Uhr wurde auf Be­fehl des Mi­li­tär­kom­man­dan­ten des so­wje­ti­schen Sek­tors der Aus­nah­me­zu­stand über den So­wjet­sek­tor ver­hängt, die Be­trie­be be­setzt und hohe Stra­fen über die De­mons­tran­ten an­ge­droht. Un­ge­fähr vier­zig schwe­re Pan­zer­wa­gen fuh­ren am Leip­zi­ger Platz, am Bran­den­bur­ger Tor und an an­de­ren wich­ti­gen Punk­ten des So­wjet­sek­tors auf. Auch mo­to­ri­sier­te Ko­lon­nen der Roten Armee mit Ma­schi­nen­pis­to­len, Stahl­hel­men sowie Pan­zer­späh­wa­gen be­tei­lig­ten sich an der mi­li­tä­ri­schen Be­set­zung.

Nach Er­klä­rung des Aus­nah­me­zu­stan­des wurde von So­wjets und Volks­po­li­zei aus Ma­schi­nen­ge­weh­ren und Ka­ra­bi­nern am Leip­zi­ger Platz das Feuer auf die Men­schen­an­samm­lun­gen er­öff­net. An an­de­rer Stel­le wurde in die Luft ge­schos­sen, auch mit der Pan­zer­ka­no­ne. Al­lein am Pots­da­mer Platz gab es drei Tote und fünf­zehn Schwer­ver­letz­te, dar­un­ter eine Frau. […] Die ge­naue Zahl der Toten und Ver­letz­ten war noch nicht fest­zu­stel­len. Die Ge­ne­ral­streik­pa­ro­le, die bei der De­mons­tra­ti­on der drei­tau­send Ar­bei­ter gegen die SED und die Norm­er­hö­hung am Diens­tag aus­ge­ge­ben wor­den war, hat­ten fast alle Groß­be­trie­be in Ost-​Berlin be­folgt, so daß die Ar­beit bei­na­he über­all ruhte. […]

In einer Re­gie­rungs­er­klä­rung über den Rund­funk wurde die Be­völ­ke­rung um 17 Uhr auf­ge­for­dert, die Maß­nah­men zur Wie­der­her­stel­lung der Ord­nung zu un­ter­stüt­zen. […] Die Er­klä­rung war von Mi­nis­ter­prä­si­dent Gro­te­wohl un­ter­zeich­net. Po­li­ti­sche Krei­se Ber­lins wei­sen dar­auf hin, daß nun­mehr die So­wjets ge­zwun­gen sind, eine Ent­schei­dung über das Ver­blei­ben der Re­gie­rung in ihrer jet­zi­gen per­so­nel­len Zu­sam­men­set­zung und die von ihr be­trie­be­ne Po­li­tik zu fäl­len. Aus der Art die­ser Ent­schei­dung […] werde end­gül­tig ge­klärt wer­den, was die So­wjets in Deutsch­land be­ab­sich­tig­ten, ob sie ehr­lich eine ge­samt­deut­sche Lö­sung wünsch­ten, indem sie die Re­gie­rung zum Rück­tritt ver­an­laß­ten und freie Wah­len aus­schrei­ben oder ob sie eine sol­che Lö­sung ab­lehn­ten, indem sie die Ein­heits­par­tei und ihre füh­ren­den Mit­glie­der stüt­zen.

FAZ Nr. 138, 18.06.1953, S.1

Aus­nah­me­zu­stand über Ost-​Berlin ver­hängt

Am Mitt­woch ist es in Ost-​Berlin er­neut zu Mas­sen­de­mons­tra­ti­o­nen gegen die Re­gie­rung der so­wje­ti­schen Zone ge­kom­men. […] Die For­de­run­gen der De­mons­tran­ten lau­te­ten: Rück­tritt der Re­gie­rung, freie Wah­len, Sen­kung der Prei­se um fünf­zig Pro­zent, Ab­schaf­fung der Ar­beits­norm, Frei­las­sung der po­li­ti­schen Ge­fan­ge­nen. […] Die De­mons­tran­ten rich­te­ten auf ihrem Zuge Zer­stö­run­gen an, plün­der­ten in ei­ni­gen Fäl­len Ge­schäf­te und leg­ten Brän­de an. Um 13 Uhr wurde auf Be­fehl des Mi­li­tär­kom­man­dan­ten des so­wje­ti­schen Sek­tors der Aus­nah­me­zu­stand über den So­wjet­sek­tor ver­hängt, die Be­trie­be be­setzt und hohe Stra­fen über die De­mons­tran­ten an­ge­droht. Un­ge­fähr vier­zig schwe­re Pan­zer­wa­gen fuh­ren am Leip­zi­ger Platz, am Bran­den­bur­ger Tor und an an­de­ren wich­ti­gen Punk­ten des So­wjet­sek­tors auf. Auch mo­to­ri­sier­te Ko­lon­nen der Roten Armee mit Ma­schi­nen­pis­to­len, Stahl­hel­men sowie Pan­zer­späh­wa­gen be­tei­lig­ten sich an der mi­li­tä­ri­schen Be­set­zung.

Nach Er­klä­rung des Aus­nah­me­zu­stan­des wurde von So­wjets und Volks­po­li­zei aus Ma­schi­nen­ge­weh­ren und Ka­ra­bi­nern am Leip­zi­ger Platz das Feuer auf die Men­schen­an­samm­lun­gen er­öff­net. An an­de­rer Stel­le wurde in die Luft ge­schos­sen, auch mit der Pan­zer­ka­no­ne. Al­lein am Pots­da­mer Platz gab es drei Tote und fünf­zehn Schwer­ver­letz­te, dar­un­ter eine Frau. […] Die ge­naue Zahl der Toten und Ver­letz­ten war noch nicht fest­zu­stel­len. Die Ge­ne­ral­streik­pa­ro­le, die bei der De­mons­tra­ti­on der drei­tau­send Ar­bei­ter gegen die SED und die Norm­er­hö­hung am Diens­tag aus­ge­ge­ben wor­den war, hat­ten fast alle Groß­be­trie­be in Ost-​Berlin be­folgt, so daß die Ar­beit bei­na­he über­all ruhte. […]

In einer Re­gie­rungs­er­klä­rung über den Rund­funk wurde die Be­völ­ke­rung um 17 Uhr auf­ge­for­dert, die Maß­nah­men zur Wie­der­her­stel­lung der Ord­nung zu un­ter­stüt­zen. […] Die Er­klä­rung war von Mi­nis­ter­prä­si­dent Gro­te­wohl un­ter­zeich­net. Po­li­ti­sche Krei­se Ber­lins wei­sen dar­auf hin, daß nun­mehr die So­wjets ge­zwun­gen sind, eine Ent­schei­dung über das Ver­blei­ben der Re­gie­rung in ihrer jet­zi­gen per­so­nel­len Zu­sam­men­set­zung und die von ihr be­trie­be­ne Po­li­tik zu fäl­len. Aus der Art die­ser Ent­schei­dung […] werde end­gül­tig ge­klärt wer­den, was die So­wjets in Deutsch­land be­ab­sich­tig­ten, ob sie ehr­lich eine ge­samt­deut­sche Lö­sung wünsch­ten, indem sie die Re­gie­rung zum Rück­tritt ver­an­laß­ten und freie Wah­len aus­schrei­ben oder ob sie eine sol­che Lö­sung ab­lehn­ten, indem sie die Ein­heits­par­tei und ihre füh­ren­den Mit­glie­der stüt­zen.

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Be­richt der west­deut­schen Ta­ges­zei­tung Frank­fur­ter All­ge­mei­ne Zei­tung (FAZ) am 18. Juni 1953



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FAZ Nr. 138, 18.06.1953, S.1
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Fasse die Fol­gen des Volks­auf­stan­des vom 17. Juni 1953 zu­sam­men. Be­zie­he dich dabei auf die Dar­stel­lun­gen M3 und M4.
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Aus­schnitt aus dem Ar­ti­kel Auf­stand des 17. Juni 1953. Die Fol­gen des Auf­stan­des, 17.05.2013

Im SED-​Sprachgebrauch wird der Auf­stand vom 17. Juni 1953 als eine von west­li­chen Pro­vo­ka­teu­ren“ an­ge­zet­tel­te Kon­ter­re­vo­lu­ti­on be­zeich­net. (...)
Die SED setzt nicht nur auf Pro­pa­gan­da und Me­di­en­be­rich­te. Al­lein bis zum Mor­gen des 6. Juli 1953 neh­men Po­li­zei und MfS ca. 10.000 Per­so­nen im Zu­sam­men­hang mit dem Vol­kaufstand fest. Per Blitz­fern­schrei­ben weist der stell­ver­tre­ten­de MfS-​Minister Erich Miel­ke die MfS-​Dienststellen am 18. Juni 1953 an, dass 
Het­zer, Pro­vo­ka­teu­re, Sa­bo­teu­re, Rä­dels­füh­rer … so­fort fest­zu­neh­men" sind. Einen Tag spä­ter dif­fe­ren­ziert er zwi­schen Streik­lei­tun­gen mit po­li­ti­schen For­de­run­gen, die ohne vor­he­ri­ge Prü­fung fest­zu­neh­men seien und den­je­ni­gen Streik­lei­tun­gen, die al­lein so­zio­öko­no­mi­sche For­de­run­gen ver­tre­ten hät­ten, die ih­rer­seits erst nach Über­prü­fung der ein­zel­nen Mit­glie­der zu ver­haf­ten seien.

Neben den DDR-​Unterdrückungsorganen neh­men auch so­wje­ti­sche Ein­hei­ten am 17. Juni und da­nach Ver­haf­tun­gen vor. So­wje­ti­sche Mi­li­tär­tri­bu­na­le (SMT) ver­hän­gen im Durch­schnitt hö­he­re Stra­fen als die DDR-​Gerichte. Häu­fig wer­den An­ge­klag­te zu lang­jäh­ri­ger Zwangs­ar­beit in so­wje­ti­schen Straf­la­gern, bei­spiels­wei­se in Worku­ta, ver­ur­teilt. Fünf To­des­ur­tei­le wer­den von In­stan­zen der so­wje­ti­schen Be­sat­zungs­trup­pen in Deutsch­land ge­fällt, die ge­naue Zahl der Ver­ur­tei­lun­gen ist nicht be­kannt. (...)

Um der Ge­fahr einer Wie­der­ho­lung des Volks­auf­stan­des bes­ser be­geg­nen zu kön­nen, setzt die SED auf die Ver­stär­kung ihres Über­wa­chungs- und Re­pres­si­ons­ap­pa­ra­tes. Wie eine Ne­ga­tiv­fo­lie ste­hen die Er­eig­nis­se des Volks­auf­stan­des dafür Pate. Um mit mo­bi­len Ein­satz­re­ser­ven in Aus­nah­me­si­tu­a­ti­o­nen und gegen große Men­schen­men­gen vor­ge­hen zu kön­nen, wer­den der Volks­po­li­zei 14.000 neue Stel­len zu­ge­spro­chen. Mit die­sem Per­so­nal soll auch das bis dahin noch sehr lü­cken­haf­te Netz der Ab­schnitts­be­voll­mäch­tig­ten (ABV) der Volks­po­li­zei aus­ge­baut wer­den und die ABV als Früh­erken­nungs­sys­tem im Kampf gegen op­po­si­ti­o­nel­le Kräf­te ge­nutzt wer­den. Vor allem der di­rek­te Kon­takt in den pri­va­ten Le­bens­be­reich soll so mög­lich wer­den, re­gel­mä­ßi­ge Be­su­che in den Haus­hal­ten und Stim­mungs­be­rich­te für die Stasi sind er­wünscht.



bpb.de

Im SED-​Sprachgebrauch wird der Auf­stand vom 17. Juni 1953 als eine von west­li­chen Pro­vo­ka­teu­ren“ an­ge­zet­tel­te Kon­ter­re­vo­lu­ti­on be­zeich­net. (...)
Die SED setzt nicht nur auf Pro­pa­gan­da und Me­di­en­be­rich­te. Al­lein bis zum Mor­gen des 6. Juli 1953 neh­men Po­li­zei und MfS ca. 10.000 Per­so­nen im Zu­sam­men­hang mit dem Vol­kaufstand fest. Per Blitz­fern­schrei­ben weist der stell­ver­tre­ten­de MfS-​Minister Erich Miel­ke die MfS-​Dienststellen am 18. Juni 1953 an, dass 
Het­zer, Pro­vo­ka­teu­re, Sa­bo­teu­re, Rä­dels­füh­rer … so­fort fest­zu­neh­men" sind. Einen Tag spä­ter dif­fe­ren­ziert er zwi­schen Streik­lei­tun­gen mit po­li­ti­schen For­de­run­gen, die ohne vor­he­ri­ge Prü­fung fest­zu­neh­men seien und den­je­ni­gen Streik­lei­tun­gen, die al­lein so­zio­öko­no­mi­sche For­de­run­gen ver­tre­ten hät­ten, die ih­rer­seits erst nach Über­prü­fung der ein­zel­nen Mit­glie­der zu ver­haf­ten seien.

Neben den DDR-​Unterdrückungsorganen neh­men auch so­wje­ti­sche Ein­hei­ten am 17. Juni und da­nach Ver­haf­tun­gen vor. So­wje­ti­sche Mi­li­tär­tri­bu­na­le (SMT) ver­hän­gen im Durch­schnitt hö­he­re Stra­fen als die DDR-​Gerichte. Häu­fig wer­den An­ge­klag­te zu lang­jäh­ri­ger Zwangs­ar­beit in so­wje­ti­schen Straf­la­gern, bei­spiels­wei­se in Worku­ta, ver­ur­teilt. Fünf To­des­ur­tei­le wer­den von In­stan­zen der so­wje­ti­schen Be­sat­zungs­trup­pen in Deutsch­land ge­fällt, die ge­naue Zahl der Ver­ur­tei­lun­gen ist nicht be­kannt. (...)

Um der Ge­fahr einer Wie­der­ho­lung des Volks­auf­stan­des bes­ser be­geg­nen zu kön­nen, setzt die SED auf die Ver­stär­kung ihres Über­wa­chungs- und Re­pres­si­ons­ap­pa­ra­tes. Wie eine Ne­ga­tiv­fo­lie ste­hen die Er­eig­nis­se des Volks­auf­stan­des dafür Pate. Um mit mo­bi­len Ein­satz­re­ser­ven in Aus­nah­me­si­tu­a­ti­o­nen und gegen große Men­schen­men­gen vor­ge­hen zu kön­nen, wer­den der Volks­po­li­zei 14.000 neue Stel­len zu­ge­spro­chen. Mit die­sem Per­so­nal soll auch das bis dahin noch sehr lü­cken­haf­te Netz der Ab­schnitts­be­voll­mäch­tig­ten (ABV) der Volks­po­li­zei aus­ge­baut wer­den und die ABV als Früh­erken­nungs­sys­tem im Kampf gegen op­po­si­ti­o­nel­le Kräf­te ge­nutzt wer­den. Vor allem der di­rek­te Kon­takt in den pri­va­ten Le­bens­be­reich soll so mög­lich wer­den, re­gel­mä­ßi­ge Be­su­che in den Haus­hal­ten und Stim­mungs­be­rich­te für die Stasi sind er­wünscht.



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Aus­schnitt aus dem Ar­ti­kel Auf­stand des 17. Juni 1953. Die Fol­gen des Auf­stan­des, 17.05.2013

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M4: Sta­tis­tik über Zu­wan­de­rer aus der DDR in die BRD
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