• Test: Rhetorische Figuren
  • gassenpoetin
  • 30.06.2020
  • Allgemeine Hochschulreife
  • Deutsch
  • 11, 12
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Test: Rhe­to­ri­sche Fi­gu­ren

1
De­fi­nie­re fol­gen­de Be­grif­fe:
5 / 5
  • An­ti­the­se
  • Epi­pher
  • Li­to­tes
  • Par­al­le­lis­mus
  • Chi­as­mus
2
Un­ter­strei­che und be­stim­me die rhe­to­ri­schen Fi­gu­ren und be­grün­de deine Ent­schei­dung!
10 / 10

a) Die Firma baut im Zen­trum der Stadt eine Se­ni­o­ren­re­si­denz.



b) Der All­mäch­ti­ge wird dich stra­fen.



c) Spring vor Freu­de und nicht aus dem Fens­ter.



d) Die Brü­der ver­band eine Hass­lie­be.



e) Die Leute kamen mit Kind und Kegel an dem Strand.

3
Lies den fol­gen­den Text. Finde drei rhe­to­ri­sche Fi­gu­ren­und be­schrei­be ihre Funk­ti­on und ihre Wir­kungs­wei­se im Text!
9 / 9

Der gor­di­sche Kno­ten (von Erich Käst­ner, 1946)





Wir alle ken­nen ihn noch aus der Ge­schichts­stun­de, den ma­ke­do­ni­schen Alex­an­der. Und auch die An­ek­do­te mit dem be­rühm­ten gor­di­schen Kno­ten ken­nen wir noch, die dem ju­gend­li­chen Er­obe­rer nach­ge­sagt wird. Als er in Gor­di­um ein­zog und von dem kunst­voll ver­schlun­ge­nen Kno­ten hörte, den bis­lang kein Mensch hatte auf­knöp­fen kön­nen, ließ er sich stracks hin­füh­ren, besah sich das be­rühm­te Ding von allen Sei­ten, be­dach­te den Ora­kel­spruch, der dem Auf­lö­ser des Pro­blems gro­ßen Er­folg und weit­hal­len­den Ruhm ver­hieß, zog kurz­ent­schlos­sen sein Schwert und hieb den Kno­ten mit­ten durch.Na ja. Die Sol­da­ten Alex­an­ders ju­bel­ten na­tür­lich. Und man pries die In­tel­li­genz und Ori­gi­na­li­tät des jun­gen Kö­nigs. Das ist nicht ge­ra­de ver­wun­der­lich. Eines muß ich al­ler­dings ganz offen sagen, - meine Mut­ter hätte nicht da­bei­sein dür­fen! Wenn meine Mut­ter da­ne­ben ge­stan­den hätte, hätte es Ärger ge­ge­ben. Wenn ich als Junge, kein Haar we­ni­ger ori­gi­nell und in­tel­li­gent als Alex­an­der, beim Auf­ma­chen eines ver­schnür­ten Kar­tons kurz ent­schlos­sen mein Schwert, be­zie­hungs­wei­se mein Ta­schen­mes­ser zog, um den gor­di­schen Bind­fa­den zu durch­schnei­den, bekam ich müt­ter­li­cher­seits An­sich­ten zu hören, die denen des Ora­kels dia­me­tral wi­der­spra­chen und die ju­beln­den Trup­pen aus Ma­ke­do­ni­en au­ßer­or­dent­lich ver­blüfft hät­ten. Alex­an­der war be­kannt­lich ein gro­ßer Kriegs­held, und die Per­ser, Meder, Inder und Ägyp­ter pfleg­ten Tag und Nacht vor ihm zu zit­tern. Nun, meine Mut­ter hätte sich die­sem Ge­zit­ter nicht an­ge­schlos­sen. "Kno­ten schnei­det man nicht durch!" hätte sie in stren­gem Tone ge­sagt. "Das ge­hört sich nicht, Alex! Strick kann man immer brau­chen!"Und wenn Alex­an­der der Große nicht so jung ge­stor­ben, son­dern ein alter, wei­ser Mann ge­wor­den wäre, hätte er sich viel­leicht eines Tages daran er­in­nert und bei sich ge­dacht: "Diese Frau Käst­ner, da­mals in Gor­di­um, hatte gar nicht so un­recht. Kno­ten schnei­det man nicht durch. Wenn man es trotz­dem tut, soll­ten die Sol­da­ten nicht ju­beln. Und wenn die Sol­da­ten ju­beln, soll­te man sich we­nigs­tens nichts dar­auf ein­bil­den!"

Zi­tiert nach Ernst Busch: Erich Käst­ner. Lie­der, Ge­dich­te, Epi­gram­me. Au­ro­ra 5 80 033/34. Hrsg. 1969, Nach­auf­la­gen 1972 und 1974.

Wir alle ken­nen ihn noch aus der Ge­schichts­stun­de, den ma­ke­do­ni­schen Alex­an­der. Und auch die An­ek­do­te mit dem be­rühm­ten gor­di­schen Kno­ten ken­nen wir noch, die dem ju­gend­li­chen Er­obe­rer nach­ge­sagt wird. Als er in Gor­di­um ein­zog und von dem kunst­voll ver­schlun­ge­nen Kno­ten hörte, den bis­lang kein Mensch hatte auf­knöp­fen kön­nen, ließ er sich stracks hin­füh­ren, besah sich das be­rühm­te Ding von allen Sei­ten, be­dach­te den Ora­kel­spruch, der dem Auf­lö­ser des Pro­blems gro­ßen Er­folg und weit­hal­len­den Ruhm ver­hieß, zog kurz­ent­schlos­sen sein Schwert und hieb den Kno­ten mit­ten durch.Na ja. Die Sol­da­ten Alex­an­ders ju­bel­ten na­tür­lich. Und man pries die In­tel­li­genz und Ori­gi­na­li­tät des jun­gen Kö­nigs. Das ist nicht ge­ra­de ver­wun­der­lich. Eines muß ich al­ler­dings ganz offen sagen, - meine Mut­ter hätte nicht da­bei­sein dür­fen! Wenn meine Mut­ter da­ne­ben ge­stan­den hätte, hätte es Ärger ge­ge­ben. Wenn ich als Junge, kein Haar we­ni­ger ori­gi­nell und in­tel­li­gent als Alex­an­der, beim Auf­ma­chen eines ver­schnür­ten Kar­tons kurz ent­schlos­sen mein Schwert, be­zie­hungs­wei­se mein Ta­schen­mes­ser zog, um den gor­di­schen Bind­fa­den zu durch­schnei­den, bekam ich müt­ter­li­cher­seits An­sich­ten zu hören, die denen des Ora­kels dia­me­tral wi­der­spra­chen und die ju­beln­den Trup­pen aus Ma­ke­do­ni­en au­ßer­or­dent­lich ver­blüfft hät­ten. Alex­an­der war be­kannt­lich ein gro­ßer Kriegs­held, und die Per­ser, Meder, Inder und Ägyp­ter pfleg­ten Tag und Nacht vor ihm zu zit­tern. Nun, meine Mut­ter hätte sich die­sem Ge­zit­ter nicht an­ge­schlos­sen. "Kno­ten schnei­det man nicht durch!" hätte sie in stren­gem Tone ge­sagt. "Das ge­hört sich nicht, Alex! Strick kann man immer brau­chen!"Und wenn Alex­an­der der Große nicht so jung ge­stor­ben, son­dern ein alter, wei­ser Mann ge­wor­den wäre, hätte er sich viel­leicht eines Tages daran er­in­nert und bei sich ge­dacht: "Diese Frau Käst­ner, da­mals in Gor­di­um, hatte gar nicht so un­recht. Kno­ten schnei­det man nicht durch. Wenn man es trotz­dem tut, soll­ten die Sol­da­ten nicht ju­beln. Und wenn die Sol­da­ten ju­beln, soll­te man sich we­nigs­tens nichts dar­auf ein­bil­den!"









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Zi­tiert nach Ernst Busch: Erich Käst­ner. Lie­der, Ge­dich­te, Epi­gram­me. Au­ro­ra 5 80 033/34. Hrsg. 1969, Nach­auf­la­gen 1972 und 1974.
Zi­tiert nach Ernst Busch: Erich Käst­ner. Lie­der, Ge­dich­te, Epi­gram­me. Au­ro­ra 5 80 033/34. Hrsg. 1969, Nach­auf­la­gen 1972 und 1974.
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Note
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