• Anwendung Fallbeispiel Brofennbrenner+Friedemann / Lösungen
  • anonym
  • 20.11.2024
Um die Lizenzinformationen zu sehen, klicken Sie bitte den gewünschten Inhalt an.

Meh­met ist 24 Jahre alt und im zwei­ten Jahr sei­ner Aus­bil­dung zur Pfle­ge­fach­kraft in einem Al­ten­pfle­ge­heim. Er ist der äl­tes­te Sohn in einer Fa­mi­lie mit Mi­gra­ti­ons­hin­ter­grund und der erste in sei­ner Fa­mi­lie, der sich für einen Beruf im Ge­sund­heits­we­sen ent­schie­den hat. Seine El­tern leben mit ihm im sel­ben Haus­halt und sind stolz auf sei­nen Bil­dungs­weg, al­ler­dings ver­ste­hen sie die Her­aus­for­de­run­gen, die mit dem Beruf ver­bun­den sind, nur be­grenzt. Meh­met hat eine feste Freun­din, die eben­falls in der Pfle­ge­aus­bil­dung tätig ist, und sie un­ter­stüt­zen sich ge­gen­sei­tig in ihren be­ruf­li­chen Zie­len.



Meh­met ar­bei­tet in einem Al­ten­pfle­ge­heim, das re­gel­mä­ßig un­ter­be­setzt ist und eine hohe Pa­ti­en­ten­zahl pro Pfle­ge­kraft be­treut. Der All­tag ist an­spruchs­voll und kör­per­lich be­las­tend, und der Zeit­druck ist hoch. Meh­met liebt den Kon­takt zu den Be­woh­ner und legt gro­ßen Wert auf die per­sön­li­che Pfle­ge, aber oft bleibt wenig Zeit für Ge­sprä­che und in­di­vi­du­el­le Be­treu­ung. Die äl­te­ren Kol­le­gen schät­zen seine Mo­ti­va­ti­on, den­noch spürt Meh­met ge­le­gent­lich Vor­ur­tei­le be­son­ders von ei­ni­gen Pa­ti­ent. Seine Fa­mi­lie schätzt seine Ar­beit, weiß je­doch wenig über die Be­las­tun­gen, die damit ein­her­ge­hen. Sie fra­gen sich, ob dies die rich­ti­ge Kar­ri­e­re für Meh­met ist. Den­noch un­ter­stüt­zen sie ihn und sehen den Stolz, den er für seine Tä­tig­keit emp­fin­det.



In der Be­rufs­schu­le fällt Meh­met auf, dass ei­ni­ge sei­ner Mit­schü­ler Schwie­rig­kei­ten haben, die the­o­re­ti­schen In­hal­te mit der Pra­xis zu ver­bin­den. Er selbst hat keine Schwie­rig­kei­ten damit. Seine Freun­din, die ähn­li­che Er­fah­run­gen in einem an­de­ren Aus­bil­dungs­be­trieb macht, hilft ihm, Her­aus­for­de­run­gen zu be­wäl­ti­gen. Sie tei­len ähn­li­che Pro­ble­me und un­ter­stüt­zen sich emo­ti­o­nal in stres­si­gen Si­tu­a­ti­o­nen.



Gleich­zei­tig spürt Meh­met auch, dass der ge­sell­schaft­li­che Druck auf Pfle­ge­kräf­te in letz­ter Zeit wächst. Die Pan­de­mie hat ge­zeigt, wie wich­tig Pfle­ge­be­ru­fe sind, und in den Me­di­en wird immer wie­der be­tont, wie be­las­tend die Ar­beits­be­din­gun­gen in Pfle­ge­be­ru­fen sind. Meh­met macht sich Ge­dan­ken, ob er auf lange Sicht in die­sem Be­reich ar­bei­ten kann, oder ob er sich viel­leicht wei­ter­bil­den soll­te, um in eine we­ni­ger be­las­ten­de Po­si­ti­on zu wech­seln.

1
An­wen­dung Bron­fen­bren­ner

1. Ana­ly­sie­ren Sie die Fall­si­tu­a­ti­on
a. Wel­che Sys­te­me wer­den an­ge­spro­chen? Sor­tie­ren Sie diese.
b. Wel­che Ein­flüs­se aus dem Ge­sund­heits­sys­tem, aus ge­sell­schaft­li­chen Nor­men und Struk­tu­ren be­ein­flus­sen Meh­met, ohne dass er dar­auf di­rekt Ein­fluss hat?

2
An­wen­dung Frie­de­mann des Pfle­ge­pro­zes­ses in 9 Schrit­ten

Meh­met be­treut Max, einen 75-​jährigen Be­woh­ner des Al­ten­pfle­ge­heims, der sich das Bein ge­bro­chen hat und sich iso­liert und frus­triert fühlt. Meh­met möch­te si­cher­stel­len, dass seine Pfle­ge kon­gru­ent zu Max’ Be­dürf­nis­sen und Wün­schen ist. Er fragt Max nach sei­nen Hob­bys, wie z.B. sei­nem In­ter­es­se an Gar­ten­ar­beit oder sei­ner Vor­lie­be für be­stimm­te Musik. Meh­met stellt fest, dass Max gerne über frü­he­re Rei­sen spricht.

Meh­met be­merkt, dass Max oft al­lei­ne sitzt und sich zu­rück­zieht, wenn an­de­re Be­woh­ner mit­ein­an­der spre­chen. Zudem er­kennt er An­zei­chen von Frus­tra­ti­on, wenn Max ver­sucht, sich zu be­we­gen.

K

O



N



G

R

U

E

N

Z

Mi­kro­sys­tem – Di­rek­te In­ter­ak­ti­o­nen und Be­zie­hun­gen



-​Arbeitsplatz (Al­ten­heim):

in­ter­agiert täg­lich mit Pfle­ge­kräf­ten, Be­woh­ner und äl­te­ren Kol­le­gen = prägt seine Er­fah­run­gen.



- Kol­leg: innen: hat eine un­ter­stüt­zen­de Be­zie­hung zu ei­ni­gen Kol­leg, die seine Mo­ti­va­ti­on schät­zen. Die Vor­ur­tei­le, die er ge­le­gent­lich spürt, be­las­ten ihn.



- Fa­mi­lie und Part­ne­rin: Fa­mi­lie ist stolz aber hat Vor­be­hal­te. Seine Freun­din, die eben­falls im Ge­sund­heits­we­sen ar­bei­tet, ist eine wich­ti­ge Stüt­ze und gibt ihm Ver­ständ­nis und emo­ti­o­na­le Un­ter­stüt­zung.



Me­so­sys­tem – Ver­bin­dun­gen zwi­schen ver­schie­de­nen Mi­kro­sys­te­men



- Zu­sam­men­spiel von Fa­mi­lie und Beruf: man­geln­des Ver­ständ­nis für die Her­aus­for­de­run­gen des Be­rufs kön­nen Kon­flik­te ver­ur­sa­chen.



-​Berufsschule und Al­ten­pfle­ge­heim: Kaum Aus­tausch zwi­schen den Lehr­kräf­ten der Be­rufs­schu­le und sei­nem Aus­bil­dungs­be­trieb



- Part­ne­rin: Ist eine wich­ti­ge Un­ter­stüt­zung und stärkt seine Wi­der­stands­fä­hig­keit



Exo­sys­tem – In­di­rek­te Ein­flüs­se, die nicht di­rekt von Meh­met be­ein­flusst wer­den



-​Arbeitsbedingungen im Ge­sund­heits­sys­tem: hohe Ar­beits­be­las­tun­gen und Zeit­druck. Ein­flüs­se wer­den vom Ge­sund­heits­sys­tem und der Po­li­tik be­stimmt und wir­ken auf ihn, ohne dass er dar­auf di­rekt Ein­fluss hat.



- So­zi­a­le und ge­sell­schaft­li­che Er­war­tun­gen: Pfle­ge­be­ruf wird in der Ge­sell­schaft zu­neh­mend an­er­kannt, ins­be­son­de­re nach der Pan­de­mie, was ihm ein Ge­fühl von Sinn­haf­tig­keit in sei­ner Tä­tig­keit.





Ma­kro­sys­tem – Ge­sell­schaft­li­che und kul­tu­rel­le Rah­men­be­din­gun­gen



-​Gesellschaftliches An­se­hen des Pfle­ge­be­rufs: Stei­gen­de Wert­schät­zung der Pfle­ge­be­ru­fe hat po­si­ti­ven Ein­fluss auf Meh­mets Mo­ti­va­ti­on, und er fühlt sich in sei­nem Beruf an­er­kannt und wert­ge­schätzt. Die ge­sell­schaft­li­che Rolle der Pfle­ge­kräf­te ver­mit­telt ihm das Ge­fühl, eine sinn­vol­le Tä­tig­keit aus­zu­üben.



Chro­no­sys­tem – Zeit­li­che Ver­än­de­run­gen und lang­fris­ti­ge Ein­flüs­se



Lang­fris­ti­ge Ent­wick­lun­gen im Pfle­ge­be­ruf: Durch den Fach­kräf­te­man­gel und die ge­stie­ge­ne Be­las­tung im Ge­sund­heits­we­sen er­fährt Meh­met in sei­ner Aus­bil­dung eine er­heb­li­che Be­las­tung. Diese Ent­wick­lun­gen be­ein­flus­sen seine Kar­ri­e­re­ent­schei­dung lang­fris­tig, und er über­legt, sich in der Zu­kunft wei­ter­zu­bil­den, um viel­leicht eine Po­si­ti­on mit we­ni­ger kör­per­li­cher Be­las­tung an­zu­stre­ben.



Per­sön­li­che Ent­wick­lung über die Zeit: Mehr Be­last­bar­keit und Ei­gen­ver­ant­wor­tung. Durch die Her­aus­for­de­run­gen im All­tag wird er wi­der­stands­fä­hi­ger und lernt, mit schwie­ri­gen Si­tu­a­ti­o­nen bes­ser um­zu­ge­hen.

K

Per­sön­li­ches Ge­spräch, um sich vor­zu­stel­len und um In­ter­es­sen zu er­fas­sen.

O

z.B wäh­rend der Mahl­zei­ten und in der Ge­mein­schafts­räu­me.

N

Auf­bau von so­zi­a­le In­ter­ak­ti­o­nen und emo­ti­o­na­le Un­ter­stüt­zung.

Mehr Be­schäf­ti­gungs­mög­lich­kei­ten, um Iso­la­ti­on zu ver­rin­gern.

G

„Er­in­ne­rungs­run­de“ bei der Be­woh­ner Ge­schich­ten über ihre Rei­sen und Er­leb­nis­se tei­len kön­nen

R

Ein­la­dung von an­de­ren Be­woh­nern

Ein­stieg über Bil­der­kar­ten, die sie an etwas er­in­nert

U

Nach ge­wis­ser Zeit über­prü­fen, ob Maß­nah­me greift. Nach­fra­gen.

E

Do­ku­men­tie­ren der Rück­mel­dun­gen und die Fort­schrit­te in der Pfle­ge­do­ku­men­ta­ti­on. z.B. ak­ti­ver an Ge­sprä­chen teil­nimmt

N

Wö­chent­lich an­bie­ten und Wei­ter­ent­wick­lung der An­ge­bo­te.

Z

Re­gel­mä­ßig Team­be­spre­chun­gen, um wei­te­re Ideen zur För­de­rung der so­zi­a­len In­ter­ak­ti­on und Un­ter­stüt­zung der Be­woh­ner aus­zu­tau­schen.

x