• B Klausur GK11 - Demokratie und Diktatur - Die Weimarer Republik
  • anonym
  • 20.05.2023
  • Geschichte
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Skiz­zie­ren Sie den Pro­zess der Ent­ste­hung der Wei­ma­rer Re­pu­blik von Ok­to­ber 1918 bis Ja­nu­ar 1919.
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Stel­len Sie an­hand zwei­er aus­ge­wähl­ter Bei­spie­le dar, wel­che Fak­to­ren
die Wei­ma­rer Re­pu­blik von innen her­aus be­droh­ten.
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Er­läu­tern Sie so­zi­a­le und po­li­ti­sche Fol­gen der Welt­wirt­schafts­kri­se 1929 für die Wei­ma­rer Re­pu­blik!
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In­ter­pre­tie­ren Sie die vor­lie­gen­de Text­quel­le und be­ur­tei­len Sie, in­wie­weit das Ende der Wei­ma­rer Re­pu­blik weder zwangs­läu­fig noch zu­fäl­lig ge­we­sen sei.
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Note
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Rede des Bun­des­tags­prä­si­den­ten Prof. Dr. Nor­bert Lam­mert zu 90 Jahre[n] Wei­ma­rer

Reichs­ver­fas­sung – Fest­akt im Deut­schen Na­ti­o­nal­the­a­ter Wei­mar, 11. Au­gust 2009.

Die Un­ter­zeich­nung der Wei­ma­rer Reichs­ver­fas­sung am 11. Au­gust 1919 ist ein be­deu­ten­des Er­eig­nis der deut­schen Ge­schich­te, je­den­falls in der ver­gleichs­wei­se kur­zen Ge­schich­te der müh­sa­men Ent­wick­lung von De­mo­kra­tie und Par­la­men­ta­ris­mus in Deutsch­land. […] Für den un­ver­meid­li­chen Neu­an­fang, den die einen woll­ten und die an­de­ren nicht ver­hin­dern konn­ten, gab es weder Vor­ar­bei­ten noch Vor­la­gen. [...] Die Wei­ma­rer Re­pu­blik schei­ter­te (...) nicht nur am Feh­len einer un­an­ge­foch­te­nen, den Staat als Gan­zes re­prä­sen­tie­ren­den re­pu­bli­ka­ni­schen Au­to­ri­tät, son­dern auch und vor allem an einer Serie po­li­ti­scher Fehl­leis­tun­gen von Wäh­lern und Ge­wähl­ten, denen das wirk­lich Wich­ti­ge nicht wich­tig genug und das ei­ge­ne In­ter­es­se allzu wich­tig war. [...]

Für das Schei­tern der Wei­ma­rer Re­pu­blik gibt es viele Grün­de, die Män­gel ihrer Ver­fas­sung ge­hö­ren wohl dazu. The­o­dor Heuss, der ihren Auf­bau wie ihre Auf­lö­sung per­sön­lich er­lebt und po­li­tisch be­glei­tet hat, ver­wies wäh­rend der Be­ra­tun­gen des Par­la­men­ta­ri­schen Rates 1948 auf die „of­fen­kun­di­gen Fehl­kon­struk­ti­o­nen in der Wei­ma­rer Ver­fas­sung sel­ber“. Aber es waren weder al­lei­ne die in­sti­tu­ti­o­nel­len Struk­tur­feh­ler noch der Ver­sailler Ver­trag, weder die Re­pa­ra­ti­ons­zah­lun­gen am An­fang und die Welt­wirt­schafts­kri­se am Ende, nicht ein­mal das Elend einer stei­gen­den Mas­sen­ar­beits­lo­sig­keit, ge­wiss nicht die ver­säum­te De­mo­kra­ti­sie­rung von Jus­tiz und Ver­wal­tung oder das Feh­len eines un­ab­hän­gi­gen Ver­fas­sungs­ge­richts. Und auch nicht die Ple­bis­zi­te: gegen Volks­ab­stim­mun­gen gibt es durch­aus be­acht­li­che Ar­gu­men­te, aber dass sie die erste par­la­men­ta­ri­sche De­mo­kra­tie in Deutsch­land zer­stört hät­ten, lässt sich nicht ernst­haft vor­tra­gen. Tat­säch­lich hätte die junge Re­pu­blik die eine oder an­de­re der ge­nann­ten Be­las­tun­gen viel­leicht be­wäl­ti­gen kön­nen, unter der ge­ball­ten Gleich­zei­tig­keit der Her­aus­for­de­run­gen wie der ei­ge­nen Feh­ler ist sie zu­sam­men­ge­bro­chen. Die Wei­ma­rer Re­pu­blik war - im Un­ter­schied zu den Ver­hält­nis­sen davor und da­nach - eine De­mo­kra­tie, na­tür­lich nicht ohne De­mo­kra­ten, wie spä­ter allzu ge­ring­schät­zig immer wie­der be­haup­tet wurde, aber ge­wiss mit zu wenig en­ga­gier­ten De­mo­kra­ten, sie war eine Re­pu­blik, in der die Re­pu­bli­ka­ner nie eine ver­läss­li­che Mehr­heit hat­ten - nicht ein­mal für die Wahl des Staats­ober­haup­tes. In­so­fern war ihr Ende weder zwangs­läu­fig noch zu­fäl­lig.



Hin­weis zum Autor:

Prof. Dr. Nor­bert Lam­mert (* 16.11.1948) ist Po­li­tik­wis­sen­schaft­ler und CDU-​Politiker. Von 1980 bis 2017 war er Mit­glied und von 2005-2017 Prä­si­dent des Deut­schen Bun­des­ta­ges.

ab­ruf­bar unter: https://www.bun­des­tag.de/par­la­ment/pra­e­si­di­um/reden/2009/007-247758

Die Un­ter­zeich­nung der Wei­ma­rer Reichs­ver­fas­sung am 11. Au­gust 1919 ist ein be­deu­ten­des Er­eig­nis der deut­schen Ge­schich­te, je­den­falls in der ver­gleichs­wei­se kur­zen Ge­schich­te der müh­sa­men Ent­wick­lung von De­mo­kra­tie und Par­la­men­ta­ris­mus in Deutsch­land. […] Für den un­ver­meid­li­chen Neu­an­fang, den die einen woll­ten und die an­de­ren nicht ver­hin­dern konn­ten, gab es weder Vor­ar­bei­ten noch Vor­la­gen. [...] Die Wei­ma­rer Re­pu­blik schei­ter­te (...) nicht nur am Feh­len einer un­an­ge­foch­te­nen, den Staat als Gan­zes re­prä­sen­tie­ren­den re­pu­bli­ka­ni­schen Au­to­ri­tät, son­dern auch und vor allem an einer Serie po­li­ti­scher Fehl­leis­tun­gen von Wäh­lern und Ge­wähl­ten, denen das wirk­lich Wich­ti­ge nicht wich­tig genug und das ei­ge­ne In­ter­es­se allzu wich­tig war. [...]

Für das Schei­tern der Wei­ma­rer Re­pu­blik gibt es viele Grün­de, die Män­gel ihrer Ver­fas­sung ge­hö­ren wohl dazu. The­o­dor Heuss, der ihren Auf­bau wie ihre Auf­lö­sung per­sön­lich er­lebt und po­li­tisch be­glei­tet hat, ver­wies wäh­rend der Be­ra­tun­gen des Par­la­men­ta­ri­schen Rates 1948 auf die „of­fen­kun­di­gen Fehl­kon­struk­ti­o­nen in der Wei­ma­rer Ver­fas­sung sel­ber“. Aber es waren weder al­lei­ne die in­sti­tu­ti­o­nel­len Struk­tur­feh­ler noch der Ver­sailler Ver­trag, weder die Re­pa­ra­ti­ons­zah­lun­gen am An­fang und die Welt­wirt­schafts­kri­se am Ende, nicht ein­mal das Elend einer stei­gen­den Mas­sen­ar­beits­lo­sig­keit, ge­wiss nicht die ver­säum­te De­mo­kra­ti­sie­rung von Jus­tiz und Ver­wal­tung oder das Feh­len eines un­ab­hän­gi­gen Ver­fas­sungs­ge­richts. Und auch nicht die Ple­bis­zi­te: gegen Volks­ab­stim­mun­gen gibt es durch­aus be­acht­li­che Ar­gu­men­te, aber dass sie die erste par­la­men­ta­ri­sche De­mo­kra­tie in Deutsch­land zer­stört hät­ten, lässt sich nicht ernst­haft vor­tra­gen. Tat­säch­lich hätte die junge Re­pu­blik die eine oder an­de­re der ge­nann­ten Be­las­tun­gen viel­leicht be­wäl­ti­gen kön­nen, unter der ge­ball­ten Gleich­zei­tig­keit der Her­aus­for­de­run­gen wie der ei­ge­nen Feh­ler ist sie zu­sam­men­ge­bro­chen. Die Wei­ma­rer Re­pu­blik war - im Un­ter­schied zu den Ver­hält­nis­sen davor und da­nach - eine De­mo­kra­tie, na­tür­lich nicht ohne De­mo­kra­ten, wie spä­ter allzu ge­ring­schät­zig immer wie­der be­haup­tet wurde, aber ge­wiss mit zu wenig en­ga­gier­ten De­mo­kra­ten, sie war eine Re­pu­blik, in der die Re­pu­bli­ka­ner nie eine ver­läss­li­che Mehr­heit hat­ten - nicht ein­mal für die Wahl des Staats­ober­haup­tes. In­so­fern war ihr Ende weder zwangs­läu­fig noch zu­fäl­lig.



Hin­weis zum Autor:

Prof. Dr. Nor­bert Lam­mert (* 16.11.1948) ist Po­li­tik­wis­sen­schaft­ler und CDU-​Politiker. Von 1980 bis 2017 war er Mit­glied und von 2005-2017 Prä­si­dent des Deut­schen Bun­des­ta­ges.

Rede des Bun­des­tags­prä­si­den­ten Prof. Dr. Nor­bert Lam­mert zu 90 Jahre[n] Wei­ma­rer

Reichs­ver­fas­sung – Fest­akt im Deut­schen Na­ti­o­nal­the­a­ter Wei­mar, 11. Au­gust 2009.





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ab­ruf­bar unter: https://www.bun­des­tag.de/par­la­ment/pra­e­si­di­um/reden/2009/007-247758
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