• "Bekennende Kirche"
  • anonym
  • 15.09.2025
  • Religion
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Nach der Macht­über­nah­me der Na­ti­o­nal­so­zi­a­lis­ten 1933 waren auch die Kir­chen in Deutsch­land von der Gleich­schal­tung be­droht. In­ner­halb der zer­split­ter­ten evan­ge­li­schen Kir­che hatte sich schon um 1930 die Glau­bens­be­we­gung Deut­schen Chris­ten ge­bil­det, eine Ver­ei­ni­gung na­ti­o­nal­so­zi­a­lis­ti­scher Kir­chen­mit­glie­der, die mit Un­ter­stüt­zung Adolf Hit­lers die reichs­wei­ten Kir­chen­wah­len vom 23. Juli 1933 ge­wan­nen und die meis­ten wich­ti­gen Kir­chen­äm­ter be­setz­ten. Le­dig­lich die Bi­schö­fe der Lan­des­kir­chen von Bay­ern, Würt­tem­berg und Han­no­ver ge­hör­ten nicht den Deut­schen Chris­ten an.



Nach­dem die Deut­schen Chris­ten den so­ge­nann­ten Ari­er­pa­ra­gra­phen in der größ­ten evan­ge­li­schen Lan­des­kir­che, der Alt­preu­ßi­schen Union, für Kir­chen­äm­ter ein­ge­führt hat­ten, grün­de­ten die Pfar­rer Eugen Weschke, Her­bert Golt­zen und Gün­ter Jacob im Sep­tem­ber 1933 den Pfar­rer­not­bund. Er rief alle deut­schen Pfar­rer zum Pro­test gegen den Ari­er­pa­ra­gra­phen und zur Hilfe für Be­trof­fe­ne auf. Ab Mitte Ok­to­ber hatte der Pfar­rer­not­bund eine feste or­ga­ni­sa­to­ri­sche Struk­tur. Bis Ja­nu­ar 1934 schloß sich ihm mit etwa 7.000 Pfar­rern un­ge­fähr ein Drit­tel der evan­ge­li­schen Geist­li­chen im Deut­schen Reich an. Au­ßer­dem bil­de­ten sich in vie­len Lan­des­kir­chen so­ge­nann­te Be­kennt­nis­ge­mein­schaf­ten, die mit dem Pfar­rer­not­bund die Wur­zeln der Be­ken­nen­den Kir­che dar­stell­ten. Im März 1934 über­nahm ein Reichs­bru­der­rat die Ko­or­di­na­ti­on und lud zur ers­ten Bar­mer Be­kennt­nis­syn­ode vom 29. bis 31. Mai 1934 ein, auf der sich die Be­ken­nen­de Kir­che kon­sti­tu­ier­te. Sie sah sich als die recht­mä­ßi­ge evan­ge­li­sche Kir­che in Deutsch­land an und ver­wei­ger­te der na­ti­o­nal­so­zi­a­lis­tisch ori­en­tier­ten Reichs­kir­che den Ge­hor­sam. Eine Er­klä­rung des Theo­lo­gen Karl Barth (1886-1968) wurde ihr theo­lo­gi­sches Fun­da­ment. Sie ver­warf die Gleich­schal­tungs­po­li­tik des NS-​Regimes, eben­so die Ver­fäl­schung der christ­li­chen Lehre durch die völkisch-​rassische Ideo­lo­gie des Na­ti­o­nal­so­zi­a­lis­mus.



Die zwei­te Be­kennt­nis­syn­ode in Berlin-​Dahlem am 19. und 20. Ok­to­ber 1934 pro­kla­mier­te das kirch­li­che Not­recht für Pfar­rer, mit dem die Ge­hor­sams­ver­wei­ge­rung ge­gen­über der Ob­rig­keit ge­recht­fer­tigt wurde. Die Be­ken­nen­de Kir­che be­rief einen Bru­der­rat, der ge­mein­sam mit den Bi­schö­fen von Han­no­ver, Würt­tem­berg und Bay­ern eine Vor­läu­fi­ge Kir­chen­lei­tung der Deut­schen Evan­ge­li­schen Kir­che ein­setz­te, die bis Fe­bru­ar 1936 im Amt blieb. Der Be­ken­nen­den Kir­che ging es vor allem um die Er­hal­tung kirch­li­cher Frei­hei­ten, und sie ver­stand sich nicht als po­li­ti­sche Op­po­si­ti­ons­be­we­gung. Wer sich aber dem na­ti­o­nal­so­zi­a­lis­ti­schen To­ta­li­täts­an­spruch wi­der­setz­te, galt zwangs­läu­fig als staats­feind­lich ori­en­tiert und wurde in sei­ner Ar­beit be­hin­dert. Zahl­rei­che Geist­li­che wur­den ver­warnt, er­hiel­ten Re­de­ver­bot oder muss­ten ihre Ge­mein­den ver­las­sen. Be­kann­te An­ge­hö­ri­ge der Be­ken­nen­den Kir­che wie Mar­tin Niemöl­ler, der Lan­des­bi­schof von Würt­tem­berg Theo­phil Wurm (1868-1963), Diet­rich Bon­hoef­fer oder Otto Di­be­ri­us wur­den in Haft ge­nom­men oder unter Haus­ar­rest ge­stellt.



Gleich­zei­tig be­für­wor­te­te das NS-​Regime nach der ge­schei­ter­ten Gleich­schal­tung und der gleich­blei­bend hohen Be­liebt­heit der Be­ken­nen­den Kir­che bei den Gläu­bi­gen einen Kom­pro­miss zwi­schen Deut­schen Chris­ten und Be­ken­nen­der Kir­che. An der Frage einer Zu­sam­men­ar­beit der Be­ken­nen­de Kir­che in be­grenz­tem Um­fang mit staat­li­chen Be­hör­den zer­brach sie im Früh­jahr 1936. Die Geg­ner wähl­ten am 12. März 1936 die zwei­te Vor­läu­fi­ge Lei­tung der Deut­schen Evan­ge­li­schen Kir­che und setz­ten den Kir­chen­kampf kom­pro­miss­los fort.

Im Mai 1936 rich­te­te sie eine ge­hei­me Denk­schrift an Hit­ler, die weit über kir­chen­po­li­ti­sche The­men hin­aus ging. Die Denk­schrift pran­ger­te die Ver­haf­tung von be­ken­nen­den Geist­li­chen, aber auch die Exis­tenz von Kon­zen­tra­ti­ons­la­gern (KZ) ge­ne­rell und den Ter­ror der Ge­hei­men Staats­po­li­zei (Ge­sta­po) an und ver­warf aus­drück­lich die na­ti­o­nal­so­zi­a­lis­ti­sche Welt­an­schau­ung und den staat­li­chen An­ti­se­mi­tis­mus. Nach­dem die Denk­schrift im Aus­land öf­fent­lich wurde, be­kann­te sich die zwei­te Vor­läu­fi­ge Kir­chen­lei­tung in einer Kan­zel­ver­kün­di­gung am 30. Au­gust 1936 auch in Deutsch­land zu ihr. Eine Welle von Ver­haf­tun­gen wegen Lan­des­ver­rats war die Folge. Al­lein 1937 wur­den fast 800 Pfar­rer und Kir­chen­ju­ris­ten der Be­ken­nen­den Kir­che vor Ge­richt ge­stellt.



In Ber­lin wurde 1938 von Hein­rich Grü­ber (1891-1975) das Büro Pfar­rer Grü­ber ge­grün­det, das evan­ge­li­schen Chris­ten jü­di­scher Her­kunft bei Aus­gren­zung und Ver­fol­gung bei­stand und Hun­der­ten zur Aus­rei­se ver­half. Nach der Ver­haf­tung Grü­bers 1940 muss­te die Hilfe ein­ge­stellt wer­den. Der Mord an den Juden wurde zwar im Ok­to­ber 1943 durch die Alt­preu­ßi­sche Be­kennt­nis­syn­ode ver­ur­teilt, zu mas­si­ven Pro­tes­ten kam es aber nicht. Das Schwei­gen auch gro­ßer Teile der Be­ken­nen­den Kir­che zum NS-​Völkermord war nach Ende des Zwei­ten Welt­kriegs einer der Grün­de für die Ab­fas­sung des Stutt­gar­ter Schuld­be­kennt­nis, in dem sich der Rat der Evan­ge­li­schen Kir­che in Deutsch­land am 18./19. Ok­to­ber 1945 zur Mit­ver­ant­wor­tung der Kir­che an den Ver­bre­chen des Na­ti­o­nal­so­zi­a­lis­mus be­kann­te.



Q.: Clau­dia Prinz

© Deut­sches His­to­ri­sches Mu­se­um, Ber­lin

Stand: 15. Juli 2015

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Nutze die fol­gen­de Ta­bel­le für den Ver­gleich zwi­schen Be­ken­nen­der Kir­che und den Deut­schen Chris­ten.
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