• Bismarcks Außenpolitik
  • anonym
  • 17.11.2022
Um die Lizenzinformationen zu sehen, klicken Sie bitte den gewünschten Inhalt an.


Quellentext: Otto von Bismarck im Kissinger Diktat vom 15. Juni 1877

Ein französisches Blatt sagte neulich von mir, ich hätte ´le cauchemar des coalitions`; diese Art Alp wird für einen deutschen Minister noch lange, und vielleicht immer, ein berechtigter bleiben.



Koalitionen gegen uns können auf westmächtlicher Basis mit Zutritt Österreichs sich bilden, gefährlicher vielleicht noch auf russisch-österreichisch-französischer; eine große Intimität zwischen zweien der drei letztgenannten Mächte würde der dritten unter ihnen jederzeit das Mittel zu einem sehr empfindlichen Drucke auf uns bieten. In der Sorge vor diesen Eventualitäten, nicht sofort, aber im Lauf der Jahre, würde ich als wünschenswerte Ergebnisse der orientalischen Krisis für uns ansehn:



  1. Gravitierung (im Sinne von: Schwerpunktbildung/Ausrichtung) der russischen und der österreichischen Interessen und gegenseitigen Rivalitäten nach Osten hin,
  2. der Anlaß für Rußland, eine starke Defensivstellung im Orient und an seinen Küsten zu nehmen, und unseres Bündnisses zu bedürfen,
  3. für England und Rußland ein befriedigender status quo, der ihnen dasselbe Interesse an Erhaltung des Bestehenden gibt, welches wir haben,
  4. die Loslösung Englands von dem uns feindlich bleibenden Frankreich wegen Ägyptens und des Mittelmeers,
  5. Beziehungen zwischen Rußland und Österreich, welche es beiden schwierig machen, die antideutsche Konspiration gegen uns gemeinsam herzustellen, zu welcher zentralistische oder klerikale Elemente in Österreich etwa geneigt sein möchten.



Wenn ich arbeitsfähig wäre, könnte ich das Bild vervollständigen und feiner ausarbeiten, welches mir vorschwebt: nicht das irgend eines Ländererwerbes, sondern das einer politischen Gesamtsituation, in welcher alle Mächte außer Frankreich unser bedürfen, und von Koalitionen gegen uns durch ihre Beziehungen zueinander nach Möglichkeit abgehalten werden.



Hinweis:´le cauchemar des coalitions` = "Alptraum der Koalitionen"

Aus: Institut für Auswärtige Politik in Hamburg (Hg.), Die Auswärtige Politik des Deutschen Reiches 1871-1914, einzige vom Auswärtigen Amt autorisierte gekürzte Ausgabe der amtlichen Großen Aktenpublikation der Deutschen Reichsregierung. Leitung: Albrecht Mendelssohn Bartholdy und Friedrich Thimme, Berlin 1928, Bd. I, S.58/59.

1
Lies die Quelle aufmerksam durch und arbeite folgende Dinge heraus:
  • Welche Länder werden in Bismarcks außenpolitischen Plänen berücksichtigt?
  • Welche Absichten/Ziele verfolgt Bismarck in Bezug auf die einzelnen Länder konkret?
2
Formuliere mit eigenen Worten das Hauptziel von Bismarcks Außenpolitik
3
Betrachte anschließend die Karte auf S. 74 im Buch und notiere dir die von Bismarck geschaffenen Bündnisssysteme und deren Teilnehmer.
x