Den 16. 11. 17.
Meine innigstgeliebte Paula!
Für Deinen Brief vom 7.11. meinen besten Dank, ebenso für die Postanweisung vom 15.10.17. Wir sind immer noch im Vormarsch und ich weiß wirklich nicht, wo die unseren halt machen wollen; wenn wir nicht so reichlich zu essen und zu trinken vorfänden, wäre physisch keiner mehr im Stand mitzumachen. In letzter Zeit, liebste Paula, habe ich öfters Differenzen mit unserem Unteroffizier gehabt, von dem ich Dir in meinem Urlaub erzählt habe. Diese Streitigkeiten haben nun kürzlich ihren Höhepunkt erreicht, er drohte mir mit Anzeige wegen Achtungsverletzung, und Gehorsamsverweigerung; ich habe mich derart aufgeregt, daß ich in der übernächsten Nacht unter einem Anfall zu leiden hatte. Meine Kameraden wachten an einem furchtbaren Schrei auf und als sie nach mir sahen, rang ich nach Luft. Geissler holte um 12 h nachts den Arzt, aber ich war bis morgens 9 h nicht beim vollen Bewußtsein und hatte heftige Kopfschmerzen, der Arzt meinte, es sei eine Folge von Ueberanstrengung und Aufregung. Eine Wiederholung sei nicht zu befürchten. Mir ist allmählich das Leben hier draußen so satt und wenn ich nicht bald nach Hause komme, so mach ich noch eine Dummheit denn nachdem ich nun im 38. Monat im Felde stehe, brauche ich mich nicht von jedem Kaffer scheuchen zu lassen und hab\'s bis jetzt auch noch nicht geduldet. Von der Hochschule habe ich Nachricht bekommen, daß das Gesuch abgegangen sei. Durch unsre Offensive in Italien wird sich ja die Bewilligung etwas verzögern, aber die Hauptsache ist, daß es Passiert, liebste Paula! Wenn wir jetzt mit den Möbeln Glück gehabt hätten, so würden wir uns wahrscheinlich bei einem mehrmonatlichen Urlaub häuslich einrichten. Das wäre doch eine herrliche Zeit, Schatz, wenn wir beide so ganz alleine nur in unserer Wohnung bewegen könnten. Pakete schick vorläufig keine mehr ab in der Voraussetzung, daß das Gesuch durchgeht, Grüße bitte Frl. Katlik bestens von mir und sei Du liebste Paula, vielmals herzlich gegrüßt und innigst geküßt von Deinem Dich treu liebenden
Heiner
Ebenfalls Grüße von Geissler
Den 16. 11. 17.
Meine innigstgeliebte Paula!
Für Deinen Brief vom 7.11. meinen besten Dank, ebenso für die Postanweisung vom 15.10.17. Wir sind immer noch im Vormarsch und ich weiß wirklich nicht, wo die unseren halt machen wollen; wenn wir nicht so reichlich zu essen und zu trinken vorfänden, wäre physisch keiner mehr im Stand mitzumachen. In letzter Zeit, liebste Paula, habe ich öfters Differenzen mit unserem Unteroffizier gehabt, von dem ich Dir in meinem Urlaub erzählt habe. Diese Streitigkeiten haben nun kürzlich ihren Höhepunkt erreicht, er drohte mir mit Anzeige wegen Achtungsverletzung, und Gehorsamsverweigerung; ich habe mich derart aufgeregt, daß ich in der übernächsten Nacht unter einem Anfall zu leiden hatte. Meine Kameraden wachten an einem furchtbaren Schrei auf und als sie nach mir sahen, rang ich nach Luft. Geissler holte um 12 h nachts den Arzt, aber ich war bis morgens 9 h nicht beim vollen Bewußtsein und hatte heftige Kopfschmerzen, der Arzt meinte, es sei eine Folge von Ueberanstrengung und Aufregung. Eine Wiederholung sei nicht zu befürchten. Mir ist allmählich das Leben hier draußen so satt und wenn ich nicht bald nach Hause komme, so mach ich noch eine Dummheit denn nachdem ich nun im 38. Monat im Felde stehe, brauche ich mich nicht von jedem Kaffer scheuchen zu lassen und hab\'s bis jetzt auch noch nicht geduldet. Von der Hochschule habe ich Nachricht bekommen, daß das Gesuch abgegangen sei. Durch unsre Offensive in Italien wird sich ja die Bewilligung etwas verzögern, aber die Hauptsache ist, daß es Passiert, liebste Paula! Wenn wir jetzt mit den Möbeln Glück gehabt hätten, so würden wir uns wahrscheinlich bei einem mehrmonatlichen Urlaub häuslich einrichten. Das wäre doch eine herrliche Zeit, Schatz, wenn wir beide so ganz alleine nur in unserer Wohnung bewegen könnten. Pakete schick vorläufig keine mehr ab in der Voraussetzung, daß das Gesuch durchgeht, Grüße bitte Frl. Katlik bestens von mir und sei Du liebste Paula, vielmals herzlich gegrüßt und innigst geküßt von Deinem Dich treu liebenden
Heiner
Ebenfalls Grüße von Geissler
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Zeitleiste zum 1. Weltkrieg 1913 bis 1919
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06. April 1917
Kriegseintritt der USA
01. August 1914
Ablauf des Ultimatum an Russland
Mobilmachung des dt. Heeres
28. Juni 1918
Friedenskonferenz
Vertrag von Versailles
1915 - 1918
Ernst Jünger schreibt Briefe aus dem Krieg
April 1915
Julius Boldt stirbt an Typhus im Kriegsgefangenenlager
21. Mai 1910
Angriff auf Berlin
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Beginn des Weltkrieges
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Ende des Weltkrieges
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