• Das Leben auf der Burg
  • anonym
  • 17.12.2024
  • Geschichte
  • 7
Um die Lizenzinformationen zu sehen, klicken Sie bitte den gewünschten Inhalt an.

Das Leben auf der Burg

Bur­gen prä­gen noch heute vie­ler­orts die Land­schaf­ten. Al­lein in Deutsch­land gibt es etwa 10.000 Bur­gen und Burg­ru­i­nen. Jeder von uns hat eine Vor­stel­lung von einer Burg und vom Leben dar­auf. Über­prü­fe deine Vor­stel­lung mit dem wirk­li­chen Leben auf der Burg, indem du die Auf­ga­ben nach­ein­an­der be­ar­bei­test.

1
Du warst si­cher­lich schon ein­mal auf einer Burg.
  • Wel­che Burg war es?
  • Was ist dir von dem Be­such noch in Er­in­ne­rung ge­blie­ben?
  • Schrei­be ein paar Stich­punk­te auf.
2
Schau dir das Bild einer Burg an.
  • Wer, glaubst du, lebte auf der Burg?
  • Wie sah der All­tag der Burg­her­ren aus?
  • Was hat­ten sie zu essen?
  • Wie war die Burg ein­ge­rich­tet?
Reichs­burg Co­chem
3
Lies dir den Text von Bodo Eb­hardt durch. Ver­glei­che seine Vor­stel­lung vom Leben auf der Burg mit dei­nen No­ti­zen aus Auf­ga­be 2.
  • Gibt es Über­ein­stim­mun­gen?
  • Stellst du dir das Leben auf der Burg ge­nau­so vor?

Ein Zau­ber um­schwebt die Mau­ern der al­ters­grau­en Bur­gen, deren Türme al­ler­or­ten in Deutsch­lands herr­li­chen Gauen an die Zei­ten der Rit­ter und Sän­ger, an [Kämp­fen] und Tur­nier, an holde Burg­frau­en und Min­ne­dienst er­in­nern. Die Stei­ne ge­schwärzt, von Frost und Regen zer­klüf­tet, von stür­men­der Krie­ger­faust, von zeh­ren­den Feu­ers­glu­ten zer­bors­ten, dau­ern sie den­noch durch die Jahr­hun­der­te. Wie für die Ewig­keit ge­baut, bil­den sie Merk­zei­chen der Land­schaf­ten, Sage und Ge­schich­te schlin­gen einen im­mer­grü­nen Kranz darum und las­sen sie – als Zeu­gen längst Zei­ten – noch heute ver­nehm­lich zu uns En­keln reden.

Die Zeit der Kreuz­zü­ge, der Min­ne­sän­ger, die kai­ser­lo­se Zeit, dann die stei­gen­de deut­sche Zer­ris­sen­heit bis hin zur Re­for­ma­ti­on, der Un­ter­gang Rit­ter­schaf­ten und die Bau­ern­krie­ge, alle haben bei den Bur­gen deut­li­che Merk­ma­le hin­ter­las­sen […].

In Front des schon seit Kur­fürst Georg Wil­helm von der Fa­mi­lie von Briest be­wohn­ten Her­ren­hau­ses zu Hohen-​Cremmen fiel hel­ler Son­nen­schein auf die mit­tags­stil­le Dorf­stra­ße, wäh­rend nach der Park- und Gar­ten­sei­te hin ein recht­wink­lig an­ge­bau­ter Sei­ten­flü­gel einen brei­ten Schat­ten erst auf einen weiß und grün qua­drier­ten Flie­sen­gang und dann über die­sen hin­aus auf ein gro­ßes, in sei­ner Mitte mit einer Son­nen­uhr und an sei­nem Rande mit Canna in­di­ca und Rha­bar­ber­stau­den be­setz­ten Ron­dell warf.

Bodo Eb­hardt: Deut­sche Bur­gen (Bur­gen­for­scher, Text von 1898)

In Front des schon seit Kur­fürst Georg Wil­helm von der Fa­mi­lie von Briest be­wohn­ten Her­ren­hau­ses zu Hohen-​Cremmen fiel hel­ler Son­nen­schein auf die mit­tags­stil­le Dorf­stra­ße, wäh­rend nach der Park- und Gar­ten­sei­te hin ein recht­wink­lig an­ge­bau­ter Sei­ten­flü­gel einen brei­ten Schat­ten erst auf einen weiß und grün qua­drier­ten Flie­sen­gang und dann über die­sen hin­aus auf ein gro­ßes, in sei­ner Mitte mit einer Son­nen­uhr und an sei­nem Rande mit Canna in­di­ca und Rha­bar­ber­stau­den be­setz­ten Ron­dell warf.

Ein Zau­ber um­schwebt die Mau­ern der al­ters­grau­en Bur­gen, deren Türme al­ler­or­ten in Deutsch­lands herr­li­chen Gauen an die Zei­ten der Rit­ter und Sän­ger, an [Kämp­fen] und Tur­nier, an holde Burg­frau­en und Min­ne­dienst er­in­nern. Die Stei­ne ge­schwärzt, von Frost und Regen zer­klüf­tet, von stür­men­der Krie­ger­faust, von zeh­ren­den Feu­ers­glu­ten zer­bors­ten, dau­ern sie den­noch durch die Jahr­hun­der­te. Wie für die Ewig­keit ge­baut, bil­den sie Merk­zei­chen der Land­schaf­ten, Sage und Ge­schich­te schlin­gen einen im­mer­grü­nen Kranz darum und las­sen sie – als Zeu­gen längst Zei­ten – noch heute ver­nehm­lich zu uns En­keln reden.

Die Zeit der Kreuz­zü­ge, der Min­ne­sän­ger, die kai­ser­lo­se Zeit, dann die stei­gen­de deut­sche Zer­ris­sen­heit bis hin zur Re­for­ma­ti­on, der Un­ter­gang Rit­ter­schaf­ten und die Bau­ern­krie­ge, alle haben bei den Bur­gen deut­li­che Merk­ma­le hin­ter­las­sen […].

1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22

Bodo Eb­hardt: Deut­sche Bur­gen (Bur­gen­for­scher, Text von 1898)
Bodo Eb­hardt: Deut­sche Bur­gen (Bur­gen­for­scher, Text von 1898)
4
Die Vor­stel­lung, die wir heute von Bur­gen haben, stammt nicht aus dem Mit­tel­al­ter, son­dern aus dem 19. Jahr­hun­dert. In die­ser Zeit ver­klär­te man die Zeit von 1250-1500 als die Zeit des gol­de­nen Mit­tel­al­ters, voll Rit­ter, Tur­nie­re und Burg­fräu­lein, die von Min­ne­sän­gern um­garnt wurde. Aus die­ser Zeit kommt auch die Vor­stel­lung von prunk­vol­len Fes­ten auf einer Burg.
Wie es wirk­lich war, zeigt fol­gn­der Be­richt von Ul­rich von Hut­ten.
Lies dir den Text durch und mar­kie­re, wie das Leben auf der Burg wirk­lich war.

Die Burg selbst, mag sie auf dem Berg oder im Tal lie­gen, ist nicht ge­baut um schön, son­dern um fest zu sein; von Wall und Gra­ben um­ge­ben, innen eng, da sie durch die Stal­lun­gen für Vieh und Her­den ver­sperrt wird. Da­ne­ben lie­gen die dunk­len Kam­mern, an­ge­füllt mit Ge­schüt­zen, Pech, Schwe­fel und dem üb­ri­gen Zu­be­hör der Waf­fen und Kriegs­werk­zeu­ge. Über­all stinkt es nach Pul­ver, dazu kom­men die Hunde mit ihrem Dreck, eine lieb­li­che An­ge­le­gen­heit, wie sich den­ken lässt und ein fei­ner

Duft! Rei­ter kom­men und gehen, unter ihnen sind Räu­ber, Diebe und Ban­di­ten. Denn fast für alle sind un­se­re Häu­ser offen, ent­we­der weil wir nicht wis­sen kön­nen, wer ein jeder ist, oder weil wir nicht wei­ter da­nach fra­gen.

Man hört das Blö­ken der Scha­fe, das Brül­len der Rin­der, das Hun­de­ge­bell, das Rufen der Ar­bei­ter auf dem Felde, das Knar­ren und Rat­tern von Fuhr­wer­ken und Kar­ren; ja wahr­haf­tig, auch das Heu­len der Wölfe wird im Haus ver­nehm­bar, da der Wald so nahe ist. Der ganze Tag, vom frü­hen Mor­gen an, bringt Sorge und Plage,

be­stän­di­ge Un­ru­he und dau­ern­den Be­trieb. Die Äcker müs­sen ge­pflügt und ge­gra­ben wer­den; man muss eggen, säen, dün­gen, mähen und dre­schen. Es kommt die Ernte und Wein­le­se. Wenn es dann ein­mal ein schlech­tes Jahr ge­we­sen ist, wie es bei jener Ma­ger­keit häu­fig ge­schieht, so tritt furcht­ba­re Not und Be­dräng­nis ein, bange Un­ru­he und tiefe Nie­der­ge­schla­gen­heit er­greift alle.

In Front des schon seit Kur­fürst Georg Wil­helm von der Fa­mi­lie von Briest be­wohn­ten Her­ren­hau­ses zu Hohen-​Cremmen fiel hel­ler Son­nen­schein auf die mit­tags­stil­le Dorf­stra­ße, wäh­rend nach der Park- und Gar­ten­sei­te hin ein recht­wink­lig an­ge­bau­ter Sei­ten­flü­gel einen brei­ten Schat­ten erst auf einen weiß und grün qua­drier­ten Flie­sen­gang und dann über die­sen hin­aus auf ein gro­ßes, in sei­ner Mitte mit einer Son­nen­uhr und an sei­nem Rande mit Canna in­di­ca und Rha­bar­ber­stau­den be­setz­ten Ron­dell warf.

Text­quel­le (1518) - Ul­rich von Hut­ten: Brief an einen Nürn­ber­ger Kauf­mann aus Otto Borst: All­tags­le­ben im Mit­tel­al­ter, Frank­furt/Main 1983, S. 95

In Front des schon seit Kur­fürst Georg Wil­helm von der Fa­mi­lie von Briest be­wohn­ten Her­ren­hau­ses zu Hohen-​Cremmen fiel hel­ler Son­nen­schein auf die mit­tags­stil­le Dorf­stra­ße, wäh­rend nach der Park- und Gar­ten­sei­te hin ein recht­wink­lig an­ge­bau­ter Sei­ten­flü­gel einen brei­ten Schat­ten erst auf einen weiß und grün qua­drier­ten Flie­sen­gang und dann über die­sen hin­aus auf ein gro­ßes, in sei­ner Mitte mit einer Son­nen­uhr und an sei­nem Rande mit Canna in­di­ca und Rha­bar­ber­stau­den be­setz­ten Ron­dell warf.

Die Burg selbst, mag sie auf dem Berg oder im Tal lie­gen, ist nicht ge­baut um schön, son­dern um fest zu sein; von Wall und Gra­ben um­ge­ben, innen eng, da sie durch die Stal­lun­gen für Vieh und Her­den ver­sperrt wird. Da­ne­ben lie­gen die dunk­len Kam­mern, an­ge­füllt mit Ge­schüt­zen, Pech, Schwe­fel und dem üb­ri­gen Zu­be­hör der Waf­fen und Kriegs­werk­zeu­ge. Über­all stinkt es nach Pul­ver, dazu kom­men die Hunde mit ihrem Dreck, eine lieb­li­che An­ge­le­gen­heit, wie sich den­ken lässt und ein fei­ner

Duft! Rei­ter kom­men und gehen, unter ihnen sind Räu­ber, Diebe und Ban­di­ten. Denn fast für alle sind un­se­re Häu­ser offen, ent­we­der weil wir nicht wis­sen kön­nen, wer ein jeder ist, oder weil wir nicht wei­ter da­nach fra­gen.

Man hört das Blö­ken der Scha­fe, das Brül­len der Rin­der, das Hun­de­ge­bell, das Rufen der Ar­bei­ter auf dem Felde, das Knar­ren und Rat­tern von Fuhr­wer­ken und Kar­ren; ja wahr­haf­tig, auch das Heu­len der Wölfe wird im Haus ver­nehm­bar, da der Wald so nahe ist. Der ganze Tag, vom frü­hen Mor­gen an, bringt Sorge und Plage,

be­stän­di­ge Un­ru­he und dau­ern­den Be­trieb. Die Äcker müs­sen ge­pflügt und ge­gra­ben wer­den; man muss eggen, säen, dün­gen, mähen und dre­schen. Es kommt die Ernte und Wein­le­se. Wenn es dann ein­mal ein schlech­tes Jahr ge­we­sen ist, wie es bei jener Ma­ger­keit häu­fig ge­schieht, so tritt furcht­ba­re Not und Be­dräng­nis ein, bange Un­ru­he und tiefe Nie­der­ge­schla­gen­heit er­greift alle.

1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22

Text­quel­le (1518) - Ul­rich von Hut­ten: Brief an einen Nürn­ber­ger Kauf­mann aus Otto Borst: All­tags­le­ben im Mit­tel­al­ter, Frank­furt/Main 1983, S. 95
Text­quel­le (1518) - Ul­rich von Hut­ten: Brief an einen Nürn­ber­ger Kauf­mann aus Otto Borst: All­tags­le­ben im Mit­tel­al­ter, Frank­furt/Main 1983, S. 95
5
In einer mit­tel­al­ter­li­chen Burg, war es kalt und eng. Gals­fens­ter konn­ten sich nur die Kö­ni­ge und die Kir­chen leis­ten. Die Burg­her­ren ver­hängt ihre Fens­ter mit Per­ga­ment oder Vor­hän­gen. In war­men Som­mern war es wohl an­ge­nehm. Im Win­ter bit­ter kalt. So waren die Bet­ten, wenn man denn ein ei­ge­nes hatte, mit di­cken Vor­hän­gen um­ge­ben, damit es nicht so zieht. Auch schlie­fen meh­rer Per­so­nen in einem Bett, um sich ge­gen­sei­tig wär­men zu kön­nen. Möbel gab es nur we­ni­ge in einer Burg. Eine Truhe, ein Bett, Tisch und Stüh­le - das war meist alles. Der All­tag war von Feld­ar­beit und In­stand­hal­tung der Burg ge­prägt. Nur die König und hohen An­de­li­gen konn­ten es sich leis­ten, nicht ar­bei­ten zu müs­sen. Rit­ter, Guts­her­ren und Gra­fen muss­ten wohl auch ran.

  • Ver­glei­che nun un­se­re heu­ti­ge Vor­stel­lung von einer Burg mit der Wirk­lich­keit.
  • Fer­ti­ge dazu eine Ta­bel­le an.

heutige Vorstellung von einer Burg

tatsächliches Leben auf einer Burg

6
Über­le­ge dir, wieso im 19Jahr­hun­dert ein sol­ches fal­sches Bild vom Leben auf der Burg er­schaf­fen wurde. Viel­leicht hel­fen dir fol­gen­de In­for­ma­ti­o­nen:
  • Im 19.Jahr­hun­dert gibt es noch kein Deutsch­land, man ver­sucht des­halb her­aus­zu­fin­den, was ty­pisch deutsch ist.
  • Man merkt, dass viele Län­der eine glo­rei­che Ge­schich­te haben (z.B. die Ita­li­e­ner und die Grie­chen), auf die sie stolz sind. Für Deutsch­land möch­te man auch so etwas.
  • Man ent­deckt die Lie­der der Min­ne­sän­ger und die Ge­schich­te von Drachtö­ter Sieg­fried.
  • Die Ge­brü­der Grimm sam­meln ihre Haus­mär­chen.
  • Man baut viele Burg­ru­i­nen (im ro­man­ti­schen Stil) wie­der auf und be­stehen­de Bur­gen in prunk­vol­le Schlös­ser um.
  • Lud­wig II. von Bay­ern baut seine Mär­chen­schlös­ser (z.B. Neu­schwan­stein).
x