• Die Grünen im Bundestag - Frieden
  • anonym
  • 06.03.2025
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Die Grü­nen im Bun­des­tag - Frie­den

Hurra! Mit 5,6% seid ihr bei der Bun­des­tags­wahl 1983 als die Grü­nen in den Bun­des­tag ein­ge­zo­gen. Als recht neue Par­tei, die aus ver­schie­de­nen Be­we­gun­gen ent­stan­den ist, müsst ihr euch nun in den ein­zel­nen The­men­be­rei­chen auf eine Rich­tung ei­ni­gen. Dafür wurde zu jedem gro­ßen The­men­be­reich je ein Aus­schuss ge­grün­det. Als Aus­schuss zum Thema Frie­den habt ihr fol­gen­de Auf­ga­ben:

1
Be­stimmt in eurem Aus­schuss, wer wel­ches Amt in­ne­hat. Es gibt fol­gen­de Ämter zur Aus­wahl:
  • Der/die Vor­sit­zen­de: lei­tet den Aus­schuss.
  • Der/die Pro­to­kol­lan­tIn: führt Mit­schrif­ten über die ge­won­nen Er­kennt­nis­se.
  • Der/die Ord­ne­rIn: ach­tet auf Ein­hal­tung der Zeit, sowie Laut­stär­ke und Höf­lich­keit.
  • Der/die Spre­che­rIn: prä­sen­tiert der Par­tei die Er­geb­nis­se in Form einer Rede.
  • (Der/die Bei­sit­zen­de): bleibt neu­tral und un­ter­stützt an­de­re Ämter.
2
Re­cher­chiert zu eurem Thema mit­hil­fe der ge­ge­be­nen Ma­te­ri­a­li­en. Ihr könnt eben­falls frei im In­ter­net re­cher­chie­ren. Dafür ist die Ver­wen­dung von Han­dys er­laubt. Mar­kiert euch wich­ti­ge Stel­len und macht euch dabei No­ti­zen zu wich­ti­gen Fak­ten und The­men, auf die ihr in eurer Rede ein­ge­hen wollt.
3
Schreibt eine Rede, die der/die Spre­che­rIn vor der ver­sam­mel­ten Par­tei hal­ten wer­det. Sie soll­te ca. 2-3 Mi­nu­ten lang sein und fol­gen­des be­inhal­ten:
  • Die Ein­lei­tung: Adres­siert an­ge­mes­sen die ver­sam­mel­te Par­tei, den Par­tei­vor­sit­zen­den (Herr Kö­nitz), die ein­zel­nen Ab­ge­ord­ne­ten und Mit­glie­der und Ver­tre­ter der Pres­se. Dann stellt euern Aus­schuss vor. Wer seid ihr und wozu wur­det ihr ein­be­ru­fen?
  • Die ak­tu­el­le Si­tu­a­ti­on: Wo gibt es mo­men­tan in eurem Be­reich Pro­ble­me? Wel­che Er­eig­nis­se, po­li­ti­sche Ent­schei­dun­gen etc. haben zu die­ser Si­tu­a­ti­on ge­führt?
  • Die Vor­schlä­ge: Was gilt es zu tun, um diese Pro­ble­me zu ver­bes­sern? Wel­che Ge­set­zes­in­iti­a­ti­ven oder Ak­ti­o­nen müs­sen ge­star­tet wer­den? Wel­che Schwie­rig­kei­ten gibt es dabei? Endet eure Rede mit einem Auf­ruf zur Ver­än­de­rung!

M1) Rekord-​Menschenkette der Frie­dens­be­we­gung | Ge­schich­te & Ent­de­ckun­gen. https://t1p.de/1th4e 2:42-6:55.

Q1) Frie­dens­tau­be als Sym­bol auf vie­len De­mons­tra­ti­o­nen von 1980-84 ver­tre­ten, De­sign: Mika Lau­nis.

https://t1p.de/3pd6a.

Q2) Rede Otto Schi­lys (Grüne) im Bun­des­tag, am 21. No­vem­ber 1983, ein Tag vor der Ab­stim­mung zum Nato-​Doppelbeschluss zur Sta­ti­o­nie­rung von US-​Mittelstreckenraketen in der Bun­des­re­pu­blik. (https://t1p.de/dt586), S. 2364f.



Der Ent­schluß der Bun­des­re­gie­rung, den Be­ginn der Sta­ti­o­nie­rung ame­ri­ka­ni­scher Mit­tel­stre­cken­ra­ke­ten auf deut­schem Boden zu­zu­las­sen, ist ein Akt der Un­ter­wer­fung unter die zu­neh­mend ag­gres­si­ve­re Mi­li­tär­stra­te­gie der ge­gen­wär­ti­gen US-​Regierung, eine Ka­pi­tu­la­ti­on der Ver­nunft, ein Fi­as­ko für den Frie­den in Eu­ro­pa. Den Ver­hee­run­gen der Krie­ge sind stets Ver­hee­run­gen im Den­ken der Men­schen, im Den­ken der po­li­tisch Ver­ant­wort­li­chen, der po­li­tisch Herr­schen­den, vor­aus­ge­gan­gen. Immer dann, wenn sich die po­li­ti­sche Ver­nunft, die gern im Ge­wand der Re­al­po­li­tik da­her­kommt, un­ter­ord­ne­te, war dies das Vor­zei­chen einer kom­men­den Ka­ta­stro­phe. Im Jahre 1975 ver­öf­fent­lich­te die Zei­tung ‚Die Welt‘ einen Ar­ti­kel unter der Über­schrift: „Flucht in den Frie­den. Dort hieß es, in Wirk­lich­keit lasse sich der Krieg weder weg­for­schen noch weg­träu­men. Einer gan­zen Ge­ne­ra­ti­on von Frie­dens­for­schern und Frie­dens­freun­den sei der Be­griff des Krie­ges ab­han­den ge­kom­men. Es hat heute den An­schein, daß einer gan­zen Ge­ne­ra­ti­on von Po­li­ti­kern in­zwi­schen der Be­griff des Frie­dens ab­han­den ge­kom­men ist. Gewiß, der Krieg läßt sich nicht weg­for­schen noch weg­träu­men. Aber si­cher ist zu­gleich, daß der Krieg her­bei­ge­forscht, her­bei­ge­dacht, her­bei­ge - plant wer­den kann. Das ist an­ge­sichts der Tat­sa­che, daß ge­gen­wär­tig jeder fünf­te Wis­sen­schaft­ler in der Welt damit be­schäf­tigt ist, immer per­fek­te­re Tö­tungs­in­stru­men­te her­zu­stel­len, und daß sich der militärisch-​industrielle Kom­plex in den Ver­ei­nig­ten Staa­ten sowie der militärisch-​bürokratische Kom­plex in der UdSSR je­weils zu den be­herr­schen­den ge­sell­schaft­li­chen Kräf­ten ent­wi­ckelt haben, eine sehr reale Ge­fahr. Es ist die ins Aber­wit­zi­ge über­stei­ger­te Macht­po­li­tik, die sich in den Atom­waf­fen­ar­se­na­len ma­te­ri­a­li­siert und der sich auch die Bun­des­re­gie­rung ver­schrie­ben hat. Ihre Be­teu­e­run­gen, ihr Ver­hal­ten diene der Frie­dens­si­che­rung in Eu­ro­pa, sind nicht glaub­haft. Die Bun­des­re­gie­rung be­ruft sich auf ein Kon­zept der Kriegs­ver­hin­de­rung durch Ab­schrek­kung. Die­ses Kon­zept ist trü­ge­risch. Es ist ein Va­ban­que­spiel mit dem Un­ter­gang Eu­ro­pas, mit dem Welt­un­ter­gang. Das Zer­stö­rungs­po­ten­ti­al der wech­sel­sei­ti­gen Be­dro­hung hat in­zwi­schen eine Grö­ßen­ord­nung von 1 Mil­li­on Hi­ro­shi­ma er­reicht. Wenn Po­li­tik ihren letz­ten Sinn in der Er­hal­tung des Frie­dens hat, wie kann sie sich dann auf die Al­ter­na­ti­ve des „Alles oder Nichts oder ge­nau­er: des ‚Etwas oder Nichts‘ ein­las­sen? Frei­heit oder Welt­un­ter­gang, das kann nie­mals eine sinn­vol­le Al­ter­na­ti­ve sein.

Q3) Aus­zü­ge aus dem Grund­satz­pro­gramm der Grü­nen, zwei­te über­ar­bei­te­te Fas­sung (1982) https://t1p.de/tjmai (S. 25-27):

2. Eu­ro­päi­sche Frie­dens­po­li­tik
Öko­lo­gi­sche Au­ßen­po­li­tik ist ge­walt­freie Po­li­tik. Der Krieg hat mit der Ein­füh­rung ato­ma­rer Waf­fen­sys­te­me eine völ­lig neue Di­men­si­on er­reicht; er ist durch die Mög­lich­keit der mehr­fa­chen Ver­nich­tung der gan­zen Erde zum rei­nen Mord an Völ­kern und zum Ver­bre­chen am Leben über­haupt ge­wor­den. Frie­dens­po­li­tik ist gegen alle For­men der Ag­gres­si­on, des Mi­li­ta­ris­mus nach innen und außen, des Wett­rüs­tens und Rüs­tungs­wahns ge­rich­tet und ori­en­tiert auf fried­li­ches und so­li­da­ri­sches Zu­sam­men­le­ben der Men­schen. Frie­dens­po­li­tik ist ge­rich­tet auf ge­sell­schaft­li­che Ver­hält­nis­se, die im In­nern der Län­der Selbst­be­stim­mung und Frei­heit ge­gen­über jetzt herr­schen­den Ge­walt­ver­hält­nis­sen be­deu­ten. Wir wol­len, daß alle Völ­ker und Län­der ihren ei­ge­nen Ent­wick­lungs­weg neh­men und selbst be­stim­men kön­nen, daß alle Mög­lich­kei­ten zur Nut­zung ihrer Fä­hig­kei­ten und Res­sour­cen aus­ge­schöpft wer­den kön­nen und wen­den uns vor allem be­zo­gen auf die ‚Drit­te Welt‘, aber auch auf alle Staa­ten und auf Volks­grup­pen und Min­der­hei­ten gegen alle For­men, sei es po­li­tisch, wirt­schaft­lich, mi­li­tä­risch oder kul­tu­rell, der Be­vor­mun­dung, Ein­mi­schung, Be­set­zung und Aus­plün­de­rung. Nur wenn das Recht an die Stel­le der Ge­walt tritt, kann die Mensch­heit über­le­ben. Diese For­de­rung müs­sen be­son­ders wir Deut­schen er­he­ben, da uns jeder so­ge­nann­te ‚Ernst­fall‘ den Un­ter­gang brin­gen würde. Die ‚ato­ma­re Ab­schre­ckung‘ ist zu einer un­wirk­sa­men Dro­hung ge­wor­den, da sie die ato­ma­re Selbst­ver­nich­tung ein­schließt. ‚Frie­den und Ab­rüs­tung‘ muß des­halb zum Leit­satz der deut­schen Au­ßen­po­li­tik und Stra­te­gie wer­den. Ge­walt­frei­heit be­deu­tet nicht Ka­pi­tu­la­ti­on, son­dern Si­che­rung des Frie­dens und des Le­bens mit po­li­ti­schen Mit­teln statt mit mi­li­tä­ri­schen und durch so­zi­a­le Ver­tei­di­gung. So­zi­a­le Ver­tei­di­gung be­deu­tet, daß sich die Ge­sell­schaft in der Bun­des­re­pu­blik so or­ga­ni­siert und um­ori­en­tiert (in Rich­tung auf Zi­vil­cou­ra­ge, Wi­der­stand, al­ter­na­ti­ve und de­zen­tra­le Struk­tu­ren), daß einer ag­gres­si­ven frem­den Macht von vorn­her­ein deut­lich wird, daß der Ver­such der Be­set­zung und Be­herr­schung ihr mehr Schwie­rig­kei­ten und Be­las­tung als Macht­zu­wachs und Ge­winn brin­gen würde. Der Aus­bau einer am Leit­wert Frie­den aus­ge­rich­te­ten Zi­vil­macht muß mit der so­fort be­gin­nen­den Auf­lö­sung der Mi­li­tär­blö­cke, vor allem der NATO und des War­schau­er Pak­tes ein­her­ge­hen. Damit wird die Grund­la­ge ge­schaf­fen, um die Tei­lung Eu­ro­pas und damit auch die deut­sche Spal­tung zu über­win­den.
Als erste not­wen­di­ge Schrit­te einer ak­ti­ven deut­schen Frie­dens­po­li­tik schla­gen wir vor:
Ent­wick­lung einer ge­mein­sa­men eu­ro­päi­schen Frie­dens­ord­nung mit dem Ziel, alle fest­ge­fah­re­nen Ab­rüs­tungs­ver­hand­lun­gen in­ner­halb und au­ßer­halb der Ver­ein­ten Na­ti­o­nen durch kon­kre­te und durch­führ­ba­re Vor­schlä­ge zu Er­geb­nis­sen zu brin­gen. Dazu ge­hö­ren erste kal­ku­lier­te Schrit­te der BRD, z.B. keine Ein­füh­rung neuer Waf­fen­sys­te­me. So­for­ti­ge Ab­rüs­tung welt­weit! Die Ab­rüs­tung muß dabei im ei­ge­nen Land be­gin­nen, und soll­te an­de­re Län­der ver­an­las­sen, eben­falls ab­zu­rüs­ten. Die ein­sei­ti­ge Ab­rüs­tung soll­te be­zwe­cken die Frie­dens­be­we­gung zu stär­ken, um einer welt­wei­ten Ab­rüs­tung, vor allem der USA und der UdSSR, zum Durch­bruch zu ver­hel­fen. Welt­wei­te Ab­rüs­tungs­ver­hand­lun­gen, Rüstungs-​ und Waf­fen­han­dels­kon­trol­le. Ver­bot der La­ge­rung und Pro­duk­ti­on ato­ma­rer, che­mi­scher und bio­lo­gi­scher Waf­fen in aller Welt. Keine Pro­duk­ti­on und Sta­ti­o­nie­rung von NATO-​Mittelstreckenraketen (wie Pers­hing II und Crui­se Mis­sile) und Ab­schaf­fung der Warschauer-​Pakt-​Mittelstreckenraketen (wie SS 20). Schaf­fung einer waf­fen­frei­en Zone in Ost- und West­eu­ro­pa. Abzug aller frem­den Trup­pen von frem­den Ter­ri­to­ri­en. (...)

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