• Die Konfessionsspaltung - Folgen der Reformation
  • anonym
  • 01.03.2023
  • Geschichte
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Be­trach­te den Ver­lauf der Re­for­ma­ti­on der Bun­des­zen­tra­le für po­li­ti­sche Bil­dung! Ver­voll­stän­di­ge den vor­lie­gen­den Zeit­strahl und mache dir zu den vor­ge­ge­be­nen Daten No­ti­zen!

Reichts­tag zu Worms                     1521

1526

April 1529

1530

1531

1531

Juli 1546

1552

1555

Der Be­ginn der Ge­gen­re­for­ma­ti­on

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Lies die vor­lie­gen­de Quel­le! Was for­dert der Autor für die Er­neu­e­rung der ka­tho­li­schen Kir­che? Ver­gib für jeden Ab­schnitt eine pas­sen­de Über­schrift!

Q1 : Gio­van­ni Fran­ces­co Com­men­do­ne: Denk­schrift an Papst Pius IV. (1562)



Ein Heil­mit­tel ist die der guten Leh­rer und Pre­di­ger, die mit Ge­duld und Liebe durch ihre Lehre und ihr gutes Bei­spiel dem Volk die Augen öff­nen, ihm die ka­tho­li­sche Wahr­heit zei­gen und es zur Kir­che zu­rück­füh­ren, indem sie die Ju­gend in den Schu­len un­ter­rich­ten, in den Kir­chen pre­di­gen und dort die Sa­kra­men­te ver­wal­ten, wie es in Deutsch­land jetzt die Pries­ter des Je­su­i­ten­or­dens1 tun, die viele See­len er­obern und damit dem Hei­li­gen Stuhl einen gro­ßen Dienst er­wei­sen. Aber die Je­su­i­ten wer­den weder gerne noch leicht über­all zu­ge­las­sen und, wo sie zu­ge­las­sen sind, haben sie, weil die Be­völ­ke­rung größ­ten­teils hä­re­tisch ist, große Mühe sich durch­zu­set­zen.



Das nächs­te Heil­mit­tel ist das all­ge­mei­ne Kon­zil, das von der gan­zen Kir­che ge­for­dert wird (...). Die pro­tes­tan­ti­schen Fürs­ten wer­den nicht ein­wil­li­gen, wenn nicht zu ihren un­ge­heu­er­li­chen, ab­scheu­li­chen und un­mög­li­chen Be­din­gun­gen. (...) Euere Hei­lig­keit weiß, dass viele Leh­rer der Theo­lo­gie üble Ge­dan­ken (haben), wie ich an ver­schie­de­nen Orten und zu ver­schie­de­nen Zei­ten fest­ge­stellt habe (...).



Ein letz­tes Heil­mit­tel ist eine wirk­li­che und ef­fi­zi­en­te Re­form (...), wel­che euere Hei­lig­keit voll Ver­trau­en auf Gott und in der Ge­sin­nung be­gon­nen hat, die wür­dig ist des höchs­ten Amtes, das sie als Stell­ver­tre­ter Jesu Chris­ti in­ne­hat, und die zwei­fels­oh­ne, je um­fas­sen­der sie aus­fal­len wird, umso frucht­ba­rer und nütz­li­cher sein wird (...).



Wenn euere Hei­lig­keit von Be­ginn der Re­form an (...) eine wirk­li­che, all­ge­mei­ne und dau­er­haf­te Re­form durch­führt oder we­nigs­tens der Welt zeigt, dass es an ihr nicht man­gelt, indem sie sich er­bie­tet, die Re­form zur Wir­kung brin­gen zu wol­len und auf jede Weise alle Miss­bräu­che zu be­sei­ti­gen, um die Ord­nung in der Kir­che wie­der­her­zu­stel­len, so lässt sich diese Ge­sun­dung er­rei­chen (und) er­hal­ten.



Von allen die­sen Heil­mit­tel halte ich per­sön­lich für gut, be­son­ders, wenn sie mit­ein­an­der kom­bi­niert wer­den: die Ge­sell­schaft der Je­su­i­ten in Deutsch­land (und) eine um­fas­sen­de und gründ­li­che Re­form (...).





1Der Je­su­i­ten­or­den war ein ka­tho­li­scher Orden, wel­cher sich dem Papst ver­pflich­te­te und durch die Lande zog, um Pro­tes­tan­ten zum ka­tho­li­schen Glau­ben zu­rück­zu­füh­ren

aus: Com­men­do­ne, Gio­van­ni Fran­ces­co: Schluss­re­la­ti­on an Papst Pius IV., in: Ka­tho­li­sche Re­form und Kon­fes­si­o­na­li­sie­rung. Hg. v. A. P. Lut­ten­ber­ger. Darm­stadt 2006, 382-389, 385ff. (gek.).

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Mar­kie­re im Text mit zwei ver­schie­de­nen Far­ben die Be­schlüs­se und Fol­gen des Augs­bur­ger Re­li­gi­ons­frie­dens!

Der Augs­bur­ger Re­li­gi­ons­frie­den und die Fol­gen



Im Jahre 1555 schlos­sen der ka­tho­li­sche Kai­ser und die evangelisch-​lutherisch ge­wor­de­nen Reichs­fürs­ten in Augs­burg einen Frie­dens­ver­trag, der „Augs­bur­ger Re­li­gi­ons­frie­den“ ge­nannt wird. Auf an­de­re Weise war im Deut­schen Reich der Frie­de nicht wie­der­her­zu­stel­len.



Deutsch­land war nun in zwei re­li­gi­ö­se Lager ge­spal­ten: die Ka­tho­li­ken und die Evan­ge­li­schen, die sich auch Pro­tes­tan­ten nen­nen. Der Augs­bur­ger Re­li­gi­ons­frie­den be­sag­te, dass nur die Lan­des­her­ren eines Ge­bie­tes be­stim­men dür­fen, wel­cher Kon­fes­si­on (= Glau­be, re­li­gi­ö­ses Be­kennt­nis) die Un­ter­ta­nen an­ge­hö­ren sol­len. Eben­so grün­de­ten die pro­tes­tan­ti­schen Fürs­ten evan­ge­li­sche Lan­des­kir­chen. Jeder Fürst be­stimm­te also, ob in sei­nem Land der ka­tho­li­sche oder der evan­ge­li­sche Glau­be galt. „Cuius regio, eius re­li­gio“ wurde zur Grund­la­ge. Das be­deu­tet über­setzt: „Wes­sen Ge­biet, des­sen Re­li­gi­on“. Wech­sel­te ein Fürst das Be­kennt­nis, muss­ten ihm die Un­ter­ta­nen fol­gen. Woll­ten sie das nicht, konn­ten sie in ein an­de­res Land ihrer Kon­fes­si­on aus­wan­dern. Nur in den Reichs­städ­ten durf­ten An­ge­hö­ri­ge bei­der Kon­fes­si­o­nen wei­ter­hin ne­ben­ein­an­der leben. Ei­ni­ge Aus­nah­me­re­ge­lun­gen vom sonst kla­ren Grund­satz des Augs­bur­ger Re­li­gi­ons­frie­dens bar­gen je­doch gro­ßes Kon­flikt­po­ten­zi­al.



Eine die­ser Son­der­re­ge­lun­gen war der so­ge­nann­te „geist­li­che Vor­be­halt“. Geist­li­che Ter­ri­to­ri­al­her­ren, die sich dazu ent­schlie­ßen woll­ten, zum evan­ge­li­schen Glau­ben zu wech­seln, muss­ten ihr Amt nie­der­le­gen und ihre Herr­schaft auf­ge­ben. Ziel war es, dass die Reichs­kir­che wei­ter­hin ka­tho­lisch bleibt.



Un­ge­klärt war auch die Si­tu­a­ti­on der Cal­vi­nis­ten (An­hän­ger des Re­for­ma­tors Cal­vin, die die re­for­mier­te Kir­che ge­grün­det haben) und Täu­fer. Diese blie­ben aus­drück­lich von den Be­stim­mun­gen des Augs­bur­ger Re­li­gi­ons­frie­dens aus­ge­schlos­sen, was zum Nähr­bo­den für wei­te­re Strei­tig­kei­ten wurde.



Trotz all die­ser Pro­ble­me, kann der Augs­bur­ger Re­li­gi­ons­frie­den ins­ge­samt als wich­ti­ger Schritt im Fort­schrei­ten der Re­for­ma­ti­on be­schrie­ben wer­den. Der Kai­ser, der immer wie­der ver­sucht hatte, die Re­for­ma­ti­on Lu­thers aus­zu­lö­schen, war mit sei­nen Be­stre­bun­gen ge­schei­tert. Das Lu­ther­tum konn­te sich be­haup­ten. Die Folge davon war eine dau­er­haf­te Glau­bens­spal­tung in Deutsch­land (bis heute!). Die ka­tho­li­schen und die evan­ge­li­schen Ge­bie­te un­ter­schie­den sich nicht nur nach ihrer re­li­gi­ö­sen Aus­rich­tung. Da die Re­li­gi­on da­mals das Leben der Men­schen ent­schei­dend be­stimm­te, waren die Aus­wir­kun­gen auch im All­tag spür­bar. Es gab un­ter­schied­li­che For­men der Fröm­mig­keit, zum Teil an­de­re Fei­er­ta­ge, kon­fes­si­o­nell ge­trenn­te Schu­len und sogar un­ter­schied­li­che Bau­sti­le. Heute darf jeder Bür­ger der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land sei­nen Glau­ben selbst wäh­len.



Sech­zig Jahre lang brach­te der Augs­bur­ger Re­li­gi­ons­frie­den Ruhe ins Deut­sche Reich. Erst im 30jäh­ri­gen Krieg (1618–1648), in dem sich die pro­tes­tan­ti­sche Union und die ka­tho­li­sche Liga ge­gen­sei­tig be­kämpf­ten, soll­te die Feind­schaft zwi­schen den Kon­fes­si­o­nen wie­der auf­bre­chen.

in: Scheuf­ler, Ha­rald: Re­for­ma­ti­on/Ab­so­lu­tis­mus, Klip­pert Me­di­en, AAP Leh­r­erfach­ver­lag GmbH, Augs­burg

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