• Die Städtische Revolution - Der Sturm auf die Bastille
  • anonym
  • 06.03.2025
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Lies den Dar­stel­lungs­text D2 und mache stich­punkt­ar­tig No­ti­zen zur Städ­ti­schen Re­vo­lu­ti­on in Paris.

D2) Die Städ­ti­sche Re­vo­lu­ti­on

Die Städ­ti­sche Re­vo­lu­ti­on be­schreibt eine Volks­re­vo­lu­ti­on der Stadt­bür­ger, bei der die Bür­ger die Ver­wal­tun­gen der Städ­te über­nah­men. Sie be­sorg­ten sich Waf­fen, zogen Po­li­zei, Jus­tiz und Le­bens­mit­tel­ver­sor­gung und schu­fen Na­ti­o­nal­gar­den, um ihre In­ter­es­sen vor der Macht des Kö­nigs zu wah­ren. Der wohl wich­tigs­te Teil der Städ­ti­schen Re­vo­lu­ti­on war der Pa­ri­ser Auf­stand 1789.

Nach­dem der König zu­nächst der Grün­dung einer Na­ti­o­nal­ver­samm­lung und der Aus­ar­bei­tung einer Ver­fas­sung am 27. Juni 1789 zu­ge­stimmt hatte, ver­brei­te­ten sich An­fang Juli in Paris Ge­rüch­te, dass die­ser kö­nig­li­che Trup­pen nach Paris be­or­dert hätte, um die re­vo­lu­ti­o­nä­ren Be­stre­bun­gen zu ver­hin­dern. Das würde die so­wie­so schlech­te Er­näh­rungs­la­ge in Paris noch ver­schlim­mern und den Hoff­nun­gen auf wirt­schaft­li­che Er­leich­te­run­gen für den 3. Stand ein Ende be­rei­ten. Als sich kö­nig­li­che Trup­pen tat­säch­lich vor Paris ver­sam­mel­ten und der re­form­freu­di­ge Mi­nis­ter Jac­ques Ne­cker ent­las­sen wurde, brach­te dies das Fass zum Über­lau­fen. Ein ge­walt­sa­mer Auf­stand brach aus und die Pa­ri­ser Stadt­be­völ­ke­rung griff zu den Waf­fen. Am 14. Juli 1789 gip­fel­te die­ser Auf­stand im Sturm auf die Bas­til­le. Nach­dem man sich am Mor­gen Waf­fen aus dem Hôtel des In­va­li­des ge­holt hatte, mar­schier­ten die Auf­stän­di­gen zur Bas­til­le, einem Staats­ge­fäng­nis, in dem Waf­fen ein­ge­la­gert waren. Nach­dem der Gou­ver­neur die Masse erst in den In­nen­hof vor­drin­gen ließ, lässt er das Feuer er­öff­nen. Nach­dem die Auf­stän­di­gen Ka­no­nen auf­fah­ren er­gibt der Gou­ver­neur sich. Es gab über 90 Tote und ob­wohl dem Gou­ver­neur Un­ver­sehrt­heit zu­ge­si­chert wurde, köpf­te ihn die wü­ten­de Masse und führ­te eine Pa­ra­de mit sei­nem Kopf auf einer Lanze durch Paris.

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Lies die Quel­len Q3 und Q4.
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Ana­ly­sie­re, wie die Er­eig­nis­se in den Quel­len dar­ge­stellt wer­den und wel­che Sicht der Autor auf die Re­vo­lu­ti­ons­be­we­gung hat.

Q3) Über­setz­ter Be­richt des Schrift­stel­lers An­toine de Ri­va­rol über den 14. Juli 1789.

In Ver­sailles er­fuhr man bald, dass der Pöbel sich zu­sam­men mit der Bür­ger­wehr auf das Hôtel des In­va­li­des ge­stürzt und 30,000 Ge­weh­re weg­ge­schleppt hatte und dass er von da aus zur Bas­til­le ge­zo­gen war, um wei­te­re Waf­fen und Mu­ni­ti­on zu er­beu­ten. Nach die­sen Be­rich­ten wurde der Gou­ver­neur, der die Tor­heit be­gan­gen hatte, sich in die äu­ße­ren Um­wal­lun­gen zu be­ge­ben und sich nicht um die Zug­brü­cken zu be­küm­mern, nach zwei- bis drei­stün­di­gen Ver­hand­lun­gen und ei­ni­gem Hin­und­her an­ge­grif­fen und mit sei­ner klei­nen Trup­pe von Ve­te­ra­nen zur Über­ga­be ge­zwun­gen. Ob­gleich die Re­gie­rung schul­dig war, weil sie gegen das Ge­wit­ter, das sich so kräf­tig an­ge­kün­digt hatte, kei­ner­lei Maß­nah­men er­grif­fen hatte, war der Gou­ver­neur de Launay nicht we­ni­ger ta­delns­wert, weil er sich auf Ver­hand­lun­gen mit dem Pöbel ein­ge­las­sen hatte. Hätte er sich in die Bas­til­le ein­ge­schlos­sen, wäre er un­über­wind­lich ge­we­sen. Wie das nun immer auch sein mag: Die­ser un­glück­li­che Gou­ver­neur ist für sei­nen Leicht­sinn schwer be­straft wor­den; das durch sei­nen Wi­der­stand und den Tod ei­ni­ger Bür­ger beim An­griff er­reg­te Volk schlepp­te ihn zu der Place de Grève und schlug ihm den Kopf ab, nach­dem man ihn mit Schlä­gen und Be­schimp­fun­gen über­häuft hatte. Die­ser Kopf wurde auf der Spit­ze einer Lanze durch die Stra­ßen zum Pa­lais Royal ge­tra­gen. - Darin be­steht die ganze Er­stür­mung der Bas­til­le, die von dem Pa­ri­ser Pöbel der­art ge­fei­ert wird. Ge­rin­ges Ri­si­ko und viel Grau­sam­keit von sei­ner Seite und schwe­re Un­be­son­nen­heit von Sei­ten de Launays; kurz ge­sagt: Es war nur eine In­be­sitz­nah­me.

Pöbel: (nie­de­res) Volk; Pa­lais Royal: Samm­lungs­ge­bäu­de der Pa­tri­o­ti­schen Be­we­gung, ge­hör­te Her­zog von Orléans, Cou­sin des Kö­nigs, der sich der Na­ti­o­nal­ver­samm­lung an­schloss.
In­be­sitz­nah­me: meint im Text ge­walt­sa­me, wi­der­recht­li­che Ein­nah­me

Q4) Über­setz­ter Brief des Jour­na­lis­ten Ca­mil­le Des­moulins vom 16. Juli 1789 an sei­nen Vater.

Ich bin, auf die Ge­fahr, zu er­sti­cken, un­ters Dach ge­stie­gen. Ich sah dort, will mir schei­nen, min­des­tens hun­dert­tau­send Flin­ten. Ich nehme eine ganz neue, an der ein Ba­jo­nett steck­te, und zwei Pis­to­len. Das war am Diens­tag (14.7.), der ganze Mor­gen ver­ging damit, dass man sich be­waff­ne­te. Kaum hat man Waf­fen, so geht's zur Bas­til­le. Der Gou­ver­neur, der ge­wiss über­rascht war, mit einem Schlag in Paris hun­dert­tau­send Flin­ten mit Ba­jo­net­ten zu sehen, und nicht wuss­te, ob diese Waf­fen vom Him­mel ge­fal­len waren, muss sehr in Ver­wir­rung ge­we­sen sein. Man knallt ein oder zwei Stun­den drauf los, man schießt her­un­ter, was sich auf den Tür­men sehen lässt; der Gou­ver­neur, Graf von Launay, er­gibt sich; er lässt die Zug­brü­cke her­un­ter, man stürzt drauf los; aber er zieht sie so­fort wie­der hoch und schießt mit Kar­tätschen drein. Jetzt schlägt die Ka­no­ne der Gardes-​francaises eine Bre­sche. Ein Kup­fer­ste­cher steigt als ers­ter hin­auf, man wirft ihn hin­un­ter und bricht ihm die Beine ent­zwei. Ein Mann von der Garde-​francaise ist der nächs­te, er hat mehr Glück, er packt die Lunte eines Ka­no­niers und wehrt sich, und bin­nen einer hal­ben Stun­de ist der Platz im Sturm ge­nom­men. Ich war beim ers­ten Ka­no­nen­schlag her­bei­ge­eilt, aber, es grenzt ans Wun­der­ba­re, um halb drei Uhr war die Bas­til­le schon ge­nom­men. Die Bas­til­le hätte sich sechs Mo­na­te hal­ten kön­nen, wenn sich ir­gend­et­was gegen das fran­zö­si­sche Un­ge­stüm hal­ten könn­te; die Bas­til­le ge­nom­men von Bür­gers­leu­ten und füh­rer­lo­sen Sol­da­ten, ohne einen ein­zi­gen Of­fi­zier! Der­sel­be Gar­dist, der im Sturm als ers­ter nach oben ge­kom­men war, ver­folgt Herrn von Launay, nimmt ihn bei den Haa­ren und macht ihn zum Ge­fan­ge­nen. Man führt ihn zum Stadt­haus und schlägt ihn un­ter­wegs halb­tot. Er ist so ge­schla­gen wor­den, dass es mit ihm zu Ende gehen will; man gibt ihm auf dem Grèveplatz den Rest, und ein Schläch­ter schnei­det ihm den Kopf ab. Den trägt man auf der Spit­ze einer Pike (...) und ich habe auch sein Herz auf einer Pike ge­se­hen, das man in ganz Paris her­um­ge­führt hat; am Nach­mit­tag knüpf­te man den Rest der Be­sat­zung auf, den man mit den Waf­fen in der Hand er­grif­fen hatte; man häng­te sie an die La­ter­ne des Grèveplatzes.

Kar­tätsche: Schrot­mu­ni­ti­on für Ka­no­nen
Gardes-​francaises: Trup­pen des Kö­nigs, die sich der Be­we­gung der Na­ti­o­nal­ver­samm­lung an­ge­schlos­sen haben

Q5) Jean-​Pierre Houël: Sturm auf die Bas­til­le (1789). https://t1p.de/46oas.

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