• Eroberung Jerusalems - Gerichtverhandlung
  • anonym
  • 23.09.2025
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Thema: Die Er­obe­rung Je­ru­sa­lems 1099

Q1: eine christ­li­che Sicht­wei­se

Der Erz­bi­schof Wil­helm von Tyrus (1130-1186) schrieb im 12. Jahr­hun­dert eine Chro­nik über den Ver­lauf der Kreuz­zü­ge. Über die Er­obe­rung Je­ru­sa­lems am 15. Juli 1099 durch die CHris­ten schreibt er:

Schon durch­zo­gen der Her­zog (Gott­fried von Bouil­lon) und die Sei­nen [...] die Stra­ßen und Plät­ze der Stadt; alle Fein­de [...] streck­ten sie mit der Schär­fe des Schwer­tes nie­der, ohne auf Alter und Rang Rück­sicht zu neh­men. [...] Und un­se­re Fürs­ten waren mit einer un­er­mess­li­chen Menge des Vol­kes, das, oh­ne­dies mord­lus­tig, nach dem Blute der Un­gläu­bi­gen be­son­ders dürs­te­te, auf ver­schie­de­nen Wegen, Un­zäh­li­ge nie­der­met­zelnd, schon bei­na­he bis zur Mitte der Stadt ge­langt. Der größ­te Teil des Vol­kes hatte sich nach der Halle des Tem­pels ge­flüch­tet. Diese Flucht brach­te ihnen aber keine Ret­tung, denn so­gleich begab sich Herr Tank­red² mit sei­nem gro­ßen Teil des Hee­res dahin [...] und mach­te Un­zäh­li­ge nie­der. Er soll eine un­er­mess­li­che Menge von Gold, Sil­ber und Edel­stei­nen hin­weg­ge­nom­men haben, [...] nach­her je­doch alles wie­der zu­rück­ge­bracht haben. So­fort gin­gen auch die üb­ri­gen Fürs­ten, nach­dem sie, was ihnen in den üb­ri­gen Stadt­tei­len unter die Hände ge­kom­men war, nie­der­ge­macht hat­ten, nach dem Tem­pel, hin­ter des­sen Um­schan­zung sich das Volk ge­flüch­tet hatte [...] und stie­ßen alle mit Schwer­tern nie­der und er­füll­ten alles mit Blut. Es war dies ein ge­rech­tes Ur­teil Got­tes, dass die, wel­che das Hei­lig­tum des Herrn mit ihren aber­gläu­bi­schen Bräu­chen ent­weiht und dem gläu­bi­gen Volke ent­zo­gen hat­ten, es mit ihrem ei­ge­nen Blut rei­nig­ten und den Fre­vel mit ihrem Tode süh­nen³ muss­ten. Als end­lich auf diese Weise die Ord­nung in der Stadt her­ge­stellt war, leg­ten sie die Waf­fen nie­der, wu­schen sich die Hände, zogen reine Klei­der an und gin­gen dann de­mü­ti­gen [...] Her­zens, unter Seuf­zen und Wei­nen, mit blo­ßen Füßen, an den ehr­wür­di­gen Orten umher, wel­che der Er­lö­ser durch seine Ge­gen­wart hei­li­gen und ver­herr­li­chen moch­te, und küss­ten sie in größ­ter An­dacht.

Schon durch­zo­gen der Her­zog (Gott­fried von Bouil­lon) und die Sei­nen [...] die Stra­ßen und Plät­ze der Stadt; alle Fein­de [...] streck­ten sie mit der Schär­fe des Schwer­tes nie­der, ohne auf Alter und Rang Rück­sicht zu neh­men. [...] Und un­se­re Fürs­ten waren mit einer un­er­mess­li­chen Menge des Vol­kes, das, oh­ne­dies mord­lus­tig, nach dem Blute der Un­gläu­bi­gen be­son­ders dürs­te­te, auf ver­schie­de­nen Wegen, Un­zäh­li­ge nie­der­met­zelnd, schon bei­na­he bis zur Mitte der Stadt ge­langt. Der größ­te Teil des Vol­kes hatte sich nach der Halle des Tem­pels ge­flüch­tet. Diese Flucht brach­te ihnen aber keine Ret­tung, denn so­gleich begab sich Herr Tank­red² mit sei­nem gro­ßen Teil des Hee­res dahin [...] und mach­te Un­zäh­li­ge nie­der. Er soll eine un­er­mess­li­che Menge von Gold, Sil­ber und Edel­stei­nen hin­weg­ge­nom­men haben, [...] nach­her je­doch alles wie­der zu­rück­ge­bracht haben. So­fort gin­gen auch die üb­ri­gen Fürs­ten, nach­dem sie, was ihnen in den üb­ri­gen Stadt­tei­len unter die Hände ge­kom­men war, nie­der­ge­macht hat­ten, nach dem Tem­pel, hin­ter des­sen Um­schan­zung sich das Volk ge­flüch­tet hatte [...] und stie­ßen alle mit Schwer­tern nie­der und er­füll­ten alles mit Blut. Es war dies ein ge­rech­tes Ur­teil Got­tes, dass die, wel­che das Hei­lig­tum des Herrn mit ihren aber­gläu­bi­schen Bräu­chen ent­weiht und dem gläu­bi­gen Volke ent­zo­gen hat­ten, es mit ihrem ei­ge­nen Blut rei­nig­ten und den Fre­vel mit ihrem Tode süh­nen³ muss­ten. Als end­lich auf diese Weise die Ord­nung in der Stadt her­ge­stellt war, leg­ten sie die Waf­fen nie­der, wu­schen sich die Hände, zogen reine Klei­der an und gin­gen dann de­mü­ti­gen [...] Her­zens, unter Seuf­zen und Wei­nen, mit blo­ßen Füßen, an den ehr­wür­di­gen Orten umher, wel­che der Er­lö­ser durch seine Ge­gen­wart hei­li­gen und ver­herr­li­chen moch­te, und küss­ten sie in größ­ter An­dacht.

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Fremd­wör­ter

1. Ein ehe­mals jü­di­scher Temel auf dem Tem­pel­berg, wor­auf im 7/8 Jahr­hun­dert der mus­li­mi­sche Fel­sen­dom er­rich­tet wurde

2. Tank­red - Aus Süd­ita­li­en stam­men­der Nor­man­nen­fürst/Ein be­deu­ten­der Kreuz­fah­rer

3 Süh­nen - eine Schuld ab­bü­ßen, für ein be­gan­ge­nes Un­recht eine Stra­fe, Buße auf sich neh­men

Ar­beits­auf­trag: An­ge­klag­ter (Q1)



Stell dir vor:

Die Er­obe­rung Je­ru­sa­lems wird zum Ge­gen­stand einer Ver­hand­lung beim In­ter­na­ti­o­na­len Ge­richts­hof der UN in Den Haag. DU wirst als einer der füh­ren­den Kreuz­fah­rer an­ge­klagt.



Ur­teils­fra­ge: Ist Ge­walt im Namen Got­tes le­gi­ti­mier­bar?

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Lies beide Quel­len auf­merk­sam durch.
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For­mu­lie­re auf Grund­la­ge dei­ner Quel­le (Q1) und dei­nes Wis­sens Ar­gu­men­te, wel­che deine je­wei­li­ge Rolle ver­tre­ten könn­te und trage sie unten ein.
3
Nehme auf Grund­la­ge dei­ner Ar­gu­men­te bei der fik­ti­ven Ver­hand­lung Stel­lung zur Ur­teils­fra­ge aus der Per­spek­ti­ve des An­ge­klag­ten (Kreuz­rit­ter)

Ar­gu­men­te: An­ge­klag­ter

Thema: Die Er­obe­rung Je­ru­sa­lems 1099

Q2: eine mus­li­mi­sche Sicht­weis

Der mus­li­mi­sche Ge­schichts­schrei­ber Ibn al-​Atir (1160-1233) schrieb im 13. Jahr­hun­dert in sei­nem Werk „Das Voll­kom­men­de in der Ge­schich­te“ über die Kreuz­zü­ge fol­gen­des:

Die Fran­ken wand­ten sich also gegen Je­ru­sa­lem [...] und hiel­ten es nach ihrer An­kunft mehr als vier­zig Tage lang ein­ge­schlos­sen. Sie er­rich­te­ten zwei Türme, einen davon auf der Seite Zions¹, aber die Mus­li­me ver­brann­ten ihn und tö­te­ten alle, die in ihm waren. Kaum hatte sie ihn ver­brannt, als die alten Bot ein einen Hil­fe­ruf kam die Stadt sei von der an­de­ren Seite her ge­nom­men. Die Fran­ken nah­men sie (die Stadt) tat­säch­lich von der Nord­sei­te, mor­gens an einem Frei­tag (dem nach christ­li­cher Zeit­rech­nung der 15. Juli 1099). Die Ein­woh­ner wur­den als Schwer­ter ge­lie­fert, und die Fran­ken blie­ben eine Woche in der Stadt, wäh­rend der sie die Ein­woh­ner mor­de­ten. Eine Grup­pen von die­sen such­te Schutz in Da­vids Bet­haus, ver­schanz­te sich dort und leis­te­te ei­ni­ge Tage Wi­der­stand. Nach­dem die Fran­ken ihnen das Leben zu­ge­si­chert hat­ten, er­ga­ben sie sich: die Fran­ken hiel­ten den Ver­trag, und sie flo­h­en­te tat­säch­lich in Rich­tung As­kal­on². [...] In der Al-​Aqsa-​Moschee da­ge­gen tö­te­ten die Fran­ken mehr als sieb­zig­tau­send Mus­li­me, unter ihnen viele Imame, Re­li­gi­ons­ge­lehr­te, From­me und As­ke­ten³, die ihr Land ver­las­sen hat­ten, um in from­mer Zu­rück­ge­zo­gen­heit an die­sem hei­li­gen Ort zu leben. Aus dem Fel­sen­dom raub­ten die Fran­ken mehr als 40 Sil­ber­leuch­ter, [...] und an­de­re un­er­mess­li­che Beute. Die Flücht­lin­ge er­reich­ten Bag­dad im Ra­ma­dan [...] Am Frei­tag kamen sie in die Haupt­mo­schee und fleh­ten um Hilfe, sie waren in Trä­nen und rühr­ten zu Trä­nen bei der Er­zäh­lung, was die Mus­li­me in die­ser er­ha­be­nen hei­li­gen Stadt er­lit­ten hat­ten: Die Män­ner ge­tö­tet, Frau­en und Kin­der ge­fan­gen, alle Habe ge­plün­dert. Wegen des schwe­ren Un­glücks, das sie er­dul­det hat­ten, bra­chen sie sogar das Fas­ten.

Die Fran­ken wand­ten sich also gegen Je­ru­sa­lem [...] und hiel­ten es nach ihrer An­kunft mehr als vier­zig Tage lang ein­ge­schlos­sen. Sie er­rich­te­ten zwei Türme, einen davon auf der Seite Zions¹, aber die Mus­li­me ver­brann­ten ihn und tö­te­ten alle, die in ihm waren. Kaum hatte sie ihn ver­brannt, als die alten Bot ein einen Hil­fe­ruf kam die Stadt sei von der an­de­ren Seite her ge­nom­men. Die Fran­ken nah­men sie (die Stadt) tat­säch­lich von der Nord­sei­te, mor­gens an einem Frei­tag (dem nach christ­li­cher Zeit­rech­nung der 15. Juli 1099). Die Ein­woh­ner wur­den als Schwer­ter ge­lie­fert, und die Fran­ken blie­ben eine Woche in der Stadt, wäh­rend der sie die Ein­woh­ner mor­de­ten. Eine Grup­pen von die­sen such­te Schutz in Da­vids Bet­haus, ver­schanz­te sich dort und leis­te­te ei­ni­ge Tage Wi­der­stand. Nach­dem die Fran­ken ihnen das Leben zu­ge­si­chert hat­ten, er­ga­ben sie sich: die Fran­ken hiel­ten den Ver­trag, und sie flo­h­en­te tat­säch­lich in Rich­tung As­kal­on². [...] In der Al-​Aqsa-​Moschee da­ge­gen tö­te­ten die Fran­ken mehr als sieb­zig­tau­send Mus­li­me, unter ihnen viele Imame, Re­li­gi­ons­ge­lehr­te, From­me und As­ke­ten³, die ihr Land ver­las­sen hat­ten, um in from­mer Zu­rück­ge­zo­gen­heit an die­sem hei­li­gen Ort zu leben. Aus dem Fel­sen­dom raub­ten die Fran­ken mehr als 40 Sil­ber­leuch­ter, [...] und an­de­re un­er­mess­li­che Beute. Die Flücht­lin­ge er­reich­ten Bag­dad im Ra­ma­dan [...] Am Frei­tag kamen sie in die Haupt­mo­schee und fleh­ten um Hilfe, sie waren in Trä­nen und rühr­ten zu Trä­nen bei der Er­zäh­lung, was die Mus­li­me in die­ser er­ha­be­nen hei­li­gen Stadt er­lit­ten hat­ten: Die Män­ner ge­tö­tet, Frau­en und Kin­der ge­fan­gen, alle Habe ge­plün­dert. Wegen des schwe­ren Un­glücks, das sie er­dul­det hat­ten, bra­chen sie sogar das Fas­ten.

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Fremd­wör­ter

1. Zion - An­de­re Be­zeich­nung für Je­ru­sa­lem

2. Stadt an der süd­öst­li­chen Mit­tel­meer­küs­te

3. Asket - ein streng und selbst­stän­dig sei­nen Glau­ben aus­le­ben­der Mensch

Ar­beits­auf­trag: An­klä­ger (Q2)



Stell dir vor:

Die Er­obe­rung Je­ru­sa­lems wird zum Ge­gen­stand einer Ver­hand­lung beim In­ter­na­ti­o­na­len Ge­richts­hof der UN in Den Haag. DU klagst den Kreuz­fah­rer für die Er­eig­nis­se des 15. Juli 1099 an.



Ur­teils­fra­ge: Ist Ge­walt im Namen Got­tes le­gi­ti­mier­bar?

Ar­gu­men­te An­klä­ger:

1. Lies beide Quel­len auf­merk­sam durch.

2. For­mu­lie­re auf Grund­la­ge dei­ner Quel­le (Q2) und dei­nes Wis­sens Ar­gu­men­te, wel­che deine je­wei­li­ge Rolle ver­tre­ten könn­te und trage sie unten ein.

3. Nehme auf Grund­la­ge dei­ner Ar­gu­men­te bei der fik­ti­ven Ver­hand­lung Stel­lung zur Ur­teils­fra­ge aus der Per­spek­ti­ve des An­klä­gers (mus­li­mi­scher Ver­tei­di­ger)

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