Der Erzbischof Wilhelm von Tyrus (1130-1186) schrieb im 12. Jahrhundert eine Chronik über den Verlauf der Kreuzzüge. Über die Eroberung Jerusalems am 15. Juli 1099 durch die CHristen schreibt er:
Schon durchzogen der Herzog (Gottfried von Bouillon) und die Seinen [...] die Straßen und Plätze der Stadt; alle Feinde [...] streckten sie mit der Schärfe des Schwertes nieder, ohne auf Alter und Rang Rücksicht zu nehmen. [...] Und unsere Fürsten waren mit einer unermesslichen Menge des Volkes, das, ohnedies mordlustig, nach dem Blute der Ungläubigen besonders dürstete, auf verschiedenen Wegen, Unzählige niedermetzelnd, schon beinahe bis zur Mitte der Stadt gelangt. Der größte Teil des Volkes hatte sich nach der Halle des Tempels geflüchtet. Diese Flucht brachte ihnen aber keine Rettung, denn sogleich begab sich Herr Tankred² mit seinem großen Teil des Heeres dahin [...] und machte Unzählige nieder. Er soll eine unermessliche Menge von Gold, Silber und Edelsteinen hinweggenommen haben, [...] nachher jedoch alles wieder zurückgebracht haben. Sofort gingen auch die übrigen Fürsten, nachdem sie, was ihnen in den übrigen Stadtteilen unter die Hände gekommen war, niedergemacht hatten, nach dem Tempel, hinter dessen Umschanzung sich das Volk geflüchtet hatte [...] und stießen alle mit Schwertern nieder und erfüllten alles mit Blut. Es war dies ein gerechtes Urteil Gottes, dass die, welche das Heiligtum des Herrn mit ihren abergläubischen Bräuchen entweiht und dem gläubigen Volke entzogen hatten, es mit ihrem eigenen Blut reinigten und den Frevel mit ihrem Tode sühnen³ mussten. Als endlich auf diese Weise die Ordnung in der Stadt hergestellt war, legten sie die Waffen nieder, wuschen sich die Hände, zogen reine Kleider an und gingen dann demütigen [...] Herzens, unter Seufzen und Weinen, mit bloßen Füßen, an den ehrwürdigen Orten umher, welche der Erlöser durch seine Gegenwart heiligen und verherrlichen mochte, und küssten sie in größter Andacht.
Schon durchzogen der Herzog (Gottfried von Bouillon) und die Seinen [...] die Straßen und Plätze der Stadt; alle Feinde [...] streckten sie mit der Schärfe des Schwertes nieder, ohne auf Alter und Rang Rücksicht zu nehmen. [...] Und unsere Fürsten waren mit einer unermesslichen Menge des Volkes, das, ohnedies mordlustig, nach dem Blute der Ungläubigen besonders dürstete, auf verschiedenen Wegen, Unzählige niedermetzelnd, schon beinahe bis zur Mitte der Stadt gelangt. Der größte Teil des Volkes hatte sich nach der Halle des Tempels geflüchtet. Diese Flucht brachte ihnen aber keine Rettung, denn sogleich begab sich Herr Tankred² mit seinem großen Teil des Heeres dahin [...] und machte Unzählige nieder. Er soll eine unermessliche Menge von Gold, Silber und Edelsteinen hinweggenommen haben, [...] nachher jedoch alles wieder zurückgebracht haben. Sofort gingen auch die übrigen Fürsten, nachdem sie, was ihnen in den übrigen Stadtteilen unter die Hände gekommen war, niedergemacht hatten, nach dem Tempel, hinter dessen Umschanzung sich das Volk geflüchtet hatte [...] und stießen alle mit Schwertern nieder und erfüllten alles mit Blut. Es war dies ein gerechtes Urteil Gottes, dass die, welche das Heiligtum des Herrn mit ihren abergläubischen Bräuchen entweiht und dem gläubigen Volke entzogen hatten, es mit ihrem eigenen Blut reinigten und den Frevel mit ihrem Tode sühnen³ mussten. Als endlich auf diese Weise die Ordnung in der Stadt hergestellt war, legten sie die Waffen nieder, wuschen sich die Hände, zogen reine Kleider an und gingen dann demütigen [...] Herzens, unter Seufzen und Weinen, mit bloßen Füßen, an den ehrwürdigen Orten umher, welche der Erlöser durch seine Gegenwart heiligen und verherrlichen mochte, und küssten sie in größter Andacht.
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1. Ein ehemals jüdischer Temel auf dem Tempelberg, worauf im 7/8 Jahrhundert der muslimische Felsendom errichtet wurde
2. Tankred - Aus Süditalien stammender Normannenfürst/Ein bedeutender Kreuzfahrer
3 Sühnen - eine Schuld abbüßen, für ein begangenes Unrecht eine Strafe, Buße auf sich nehmen
Arbeitsauftrag: Angeklagter (Q1)
Stell dir vor:
Die Eroberung Jerusalems wird zum Gegenstand einer Verhandlung beim Internationalen Gerichtshof der UN in Den Haag. DU wirst als einer der führenden Kreuzfahrer angeklagt.
Urteilsfrage: Ist Gewalt im Namen Gottes legitimierbar?
Argumente: Angeklagter
Der muslimische Geschichtsschreiber Ibn al-Atir (1160-1233) schrieb im 13. Jahrhundert in seinem Werk „Das Vollkommende in der Geschichte“ über die Kreuzzüge folgendes:
Die Franken wandten sich also gegen Jerusalem [...] und hielten es nach ihrer Ankunft mehr als vierzig Tage lang eingeschlossen. Sie errichteten zwei Türme, einen davon auf der Seite Zions¹, aber die Muslime verbrannten ihn und töteten alle, die in ihm waren. Kaum hatte sie ihn verbrannt, als die alten Bot ein einen Hilferuf kam die Stadt sei von der anderen Seite her genommen. Die Franken nahmen sie (die Stadt) tatsächlich von der Nordseite, morgens an einem Freitag (dem nach christlicher Zeitrechnung der 15. Juli 1099). Die Einwohner wurden als Schwerter geliefert, und die Franken blieben eine Woche in der Stadt, während der sie die Einwohner mordeten. Eine Gruppen von diesen suchte Schutz in Davids Bethaus, verschanzte sich dort und leistete einige Tage Widerstand. Nachdem die Franken ihnen das Leben zugesichert hatten, ergaben sie sich: die Franken hielten den Vertrag, und sie flohente tatsächlich in Richtung Askalon². [...] In der Al-Aqsa-Moschee dagegen töteten die Franken mehr als siebzigtausend Muslime, unter ihnen viele Imame, Religionsgelehrte, Fromme und Asketen³, die ihr Land verlassen hatten, um in frommer Zurückgezogenheit an diesem heiligen Ort zu leben. Aus dem Felsendom raubten die Franken mehr als 40 Silberleuchter, [...] und andere unermessliche Beute. Die Flüchtlinge erreichten Bagdad im Ramadan [...] Am Freitag kamen sie in die Hauptmoschee und flehten um Hilfe, sie waren in Tränen und rührten zu Tränen bei der Erzählung, was die Muslime in dieser erhabenen heiligen Stadt erlitten hatten: Die Männer getötet, Frauen und Kinder gefangen, alle Habe geplündert. Wegen des schweren Unglücks, das sie erduldet hatten, brachen sie sogar das Fasten.
Die Franken wandten sich also gegen Jerusalem [...] und hielten es nach ihrer Ankunft mehr als vierzig Tage lang eingeschlossen. Sie errichteten zwei Türme, einen davon auf der Seite Zions¹, aber die Muslime verbrannten ihn und töteten alle, die in ihm waren. Kaum hatte sie ihn verbrannt, als die alten Bot ein einen Hilferuf kam die Stadt sei von der anderen Seite her genommen. Die Franken nahmen sie (die Stadt) tatsächlich von der Nordseite, morgens an einem Freitag (dem nach christlicher Zeitrechnung der 15. Juli 1099). Die Einwohner wurden als Schwerter geliefert, und die Franken blieben eine Woche in der Stadt, während der sie die Einwohner mordeten. Eine Gruppen von diesen suchte Schutz in Davids Bethaus, verschanzte sich dort und leistete einige Tage Widerstand. Nachdem die Franken ihnen das Leben zugesichert hatten, ergaben sie sich: die Franken hielten den Vertrag, und sie flohente tatsächlich in Richtung Askalon². [...] In der Al-Aqsa-Moschee dagegen töteten die Franken mehr als siebzigtausend Muslime, unter ihnen viele Imame, Religionsgelehrte, Fromme und Asketen³, die ihr Land verlassen hatten, um in frommer Zurückgezogenheit an diesem heiligen Ort zu leben. Aus dem Felsendom raubten die Franken mehr als 40 Silberleuchter, [...] und andere unermessliche Beute. Die Flüchtlinge erreichten Bagdad im Ramadan [...] Am Freitag kamen sie in die Hauptmoschee und flehten um Hilfe, sie waren in Tränen und rührten zu Tränen bei der Erzählung, was die Muslime in dieser erhabenen heiligen Stadt erlitten hatten: Die Männer getötet, Frauen und Kinder gefangen, alle Habe geplündert. Wegen des schweren Unglücks, das sie erduldet hatten, brachen sie sogar das Fasten.
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1. Zion - Andere Bezeichnung für Jerusalem
2. Stadt an der südöstlichen Mittelmeerküste
3. Asket - ein streng und selbstständig seinen Glauben auslebender Mensch
Arbeitsauftrag: Ankläger (Q2)
Stell dir vor:
Die Eroberung Jerusalems wird zum Gegenstand einer Verhandlung beim Internationalen Gerichtshof der UN in Den Haag. DU klagst den Kreuzfahrer für die Ereignisse des 15. Juli 1099 an.
Urteilsfrage: Ist Gewalt im Namen Gottes legitimierbar?
Argumente Ankläger:
1. Lies beide Quellen aufmerksam durch.
2. Formuliere auf Grundlage deiner Quelle (Q2) und deines Wissens Argumente, welche deine jeweilige Rolle vertreten könnte und trage sie unten ein.
3. Nehme auf Grundlage deiner Argumente bei der fiktiven Verhandlung Stellung zur Urteilsfrage aus der Perspektive des Anklägers (muslimischer Verteidiger)