• EWH: Selbstlernpfad zum Thema Satire anhand einer Stationsarbeit
  • anonym
  • 15.08.2022
  • Deutsch
  • 10
Um die Lizenzinformationen zu sehen, klicken Sie bitte den gewünschten Inhalt an.
EWH: Selbstlernpfad zum Thema Satire anhand einer Stationsarbeit

Übersichtsblatt

Bei dieser Stationsarbeit sollst du dir grundlegende Kenntnisse über Satiren und Parodien aneignen und diese an einem Beispiel festigen.

Nach diesen Aufgaben solltest du:

  • die wesentlichen Merkmale von Satiren und Parodien kennen und diese an einem Text nachweisen können.
  • Parodien anhand von unterschiedlichen Aspekten untersuchen und interpretieren können.
Hinweis

Am Ende der Stationsarbeit kannst du deine Lösungen mit dem Erwartungs-horizont vergleichen.

Dabei gehst du wie folgt vor:

  1. Erarbeite dir an Station 1 grundlegende Kenntnisse über Satire und festige diese mithilfe der Aufgaben 1-3.
  2. Erweitere dein Wissen an Station 2, indem du Parodien kennenlernst und auch hier die wesentlichen Erkennungsmerkmale herausarbeitest. (Aufgaben 4 und 5)
  3. Festige deine angeeigneten Kenntnisse an Station 3, indem du eine Parodie analysiert und interpretiert. (Aufgabe 1-3)



Viel Spaß :)!

Die feinste Satire ist unstrittig die, deren Spott mit so weniger Bosheit und so vieler Überzeugung verbunden ist, dass er selbst diejenigen zum Lächeln nötigt, die er trifft.

Georg Christoph Lichtenberg (1742-1799), deutscher Physiker und Meister des Aphorismus

Station 1 : Die Satire

1
Erarbeite dir grundlegende Kenntnisse über Statire, indem du dir das folgende Video (QR-Code 1) anschaust und eine eigene Definition des Begriffs Satire formulierst.
Abb. 1: Beispiel für eine Satire zum Rheinbund

Lösung: Satire ist eine Erzählung, die bestimmte Ereignisse, Personen oder Umstände kritisiert. Dafür wird vieles in einer Satire ironisch oder überspitzt dargestellt.

2
Wie jede andere Form der schriftlichen Gestaltung hat auch Satire bestimmte Merkmale.
  • Überlege zunächst in Einzelarbeit, welche Merkmale Satire hat. Schreibe deine Ideen auf ein Extrablatt.
  • Finde dich nun mit einem*er Mitschüler*in zusammen und vergleicht eure erarbeite-ten Merkmale. Notiert eure Ergebnisse.

Lösung:

  • Übertreibung, Untertreibung, Ironie, Sarkasmus, pathetisch
  • Kritik
  • zum Nachdenken anregen
  • Thema: Gesellschaft, Politik, Konflikte, menschliche  Eigenschaften
  • oft an Autoritäten gerichtet
3
Schau dir zum Abschluss dieses kurze Video (QR-Code 2) an. Ergänze und vergleiche deine Aufzeichnungen zu den Merkmalen bzw. der Definition von Satire.

Station 2: Die Parodie

4
Es gibt nicht nur Satiren als kritische Darstellungsweise. Lies dir die Definition von Parodien durch. Überlege gemeinsam mit einem*er Partner*in, ob euch Parodien einfallen, welche euch in eurem Alltag begegnet sind.
Parodie

Eine Parodie (griechisch παρῳδίαparōdía „Gegenlied“ oder „verstellt gesungenes Lied“) ist eine verzerrende, übertreibende oder verspottende Nachahmung eines Werks, eines Genres oder einer Person(engruppe), in deren wiedererkennbarem Stil.

5
Lies dir den Informationstext I1 durch und bearbeite folgende Aufgaben.
  • Markiere dir im Text Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Satiren und Parodien.
  • Trage diese in die Tabelle 1 ein. Nutze dafür auch dein Wissen aus den vorherigen Aufgaben.
Hilfe (zu 5.)

Solltest du Startschwierig-keiten haben, schaue dir die kleinen Stichpunkte unter dem Informationstext an.



Gemeinsamkeiten

Unterschiede

- Verwendung von Ironie

- Ähnlicher Aufbau

- Kritik an etwas üben

- Überspitzte Darstellung

- Dinge/Handlungen/Genres ins Lächerliche ziehen

- Satire ist immer wertend

- bezieht sich auf Elemente außerhalb von Texten

- Satire enthält Kritik, Parodie oft als Komik

- Satire sei eine Unterrichtsstunde

- Parodie sei ein Spiel

I1

In einer Parodie werden charakteristische Eigenschaften des Originals überzeichnend nachgeahmt. Dies hat häufig eine komische Wirkung. Eine Parodie braucht nicht zwingend abwertenden Charakter zu haben, denn sie bestätigt die Bedeutung des Originals. Oft kann sie sogar eine Hommage für den parodierten Gegenstand sein.

Parodien benötigen nicht zwingend ein konkretes Original. Auch ein Genre als Ganzes kann parodiert werden, wenn es gut wieder erkennbar ist. Da für die komische Wirkung die Kenntnis des Originals unerlässlich ist, lässt sich die Parodie literaturtheoretisch als eine Form des intertextuellen Schreibens begreifen.

Der Parodie nahe verwandte Formen sind die Travestie, die nicht den Stil der Vorlage nachahmt, sondern ihren Inhalt in komisch veränderter Form wiedergibt, und das Pastiche. Travestie und Parodie werden häufig unter dem Oberbegriff Persiflage zusammengefasst. Pastiche und Parodie leben beide von ihrer Nähe zum Originaltext, wobei das Pastiche die Gemeinsamkeiten betont und die Parodie die Unterschiede. Eine Sonderform der Parodie ist das Cento.

Als eine der frühesten Parodien der abendländischen Literatur gilt die Homer zugeschriebene, tatsächlich aber aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. stammende „Batrachomyomachie“ (Froschmäusekrieg), wo in parodistischer Manier unter anderem die Kriegsszenen der Ilias  nachgeahmt werden.

Parodie kann nicht nur als Genre betrachtet werden, sondern auch als Schreibweise. Als solche kann sie auch in anderen Gattungen auftreten. Gerade die Satire verwendet häufig parodistische Verfahren, was eine eindeutige Unterscheidung zwischen Parodie und Satire erschwert. Beide Genres bzw. Schreibweisen nutzen Ironie als Stilmittel mit unterschiedlicher Wirkung. Im Gegensatz zur Parodie bezieht sich die Satire auf Elemente außerhalb von Texten und ist immer wertend: Sie enthält notwendig eine Kritik, während eine Parodie auch nur auf Komik beruhen kann. Viele Parodien wurden jedoch auch in der Absicht verfasst, die Unzulänglichkeiten des parodierten Originals zu kritisieren oder sie polemisch der Lächerlichkeit preiszugeben. Vladimir Nabokov brachte den Unterschied in der Sentenz auf den Punkt, Satire sei eine Unterrichtsstunde, Parodie sei ein Spiel.

Meist textgebunden/ nicht textgebunden

Übertrei-bung

Ironie

Verhöhnung

Sehr gut, du hast es geschafft. Den Theorieteil hast du größtenteils hinter dir. Jetzt erwartet dich eine Parodie zu einem alt-bekannten Thema. Bearbeite die Aufgaben gründlich und vergleiche im Anschluss deine Lösungen mit dem Erwartungshorizont. Die Aufgaben kannst du gemeinsam mit einem\*er Partner\*in bearbeiten.



Auf der nächsten Seite findest du deine Aufgaben.

Keine Nation hat die Satire weiter getrieben, wie die Engländer und Franzosen; es gab in ihren Monarchien fast keinen bekannten Mann, der nicht vorübergehend von jenem Kothe bespritzt worden wäre.

Friedrich II., der Große (1712 - 1786), preußischer König, "Der alte Fritz"

In nichts haben gewisse Tagesschriftsteller ihr Vorbild, die Franzosen, mehr erreicht, als in der Kunst, Dinge und Menschen mit einer kurzen spöttischen Definition zu erledigen.

Karl Gutzkow (1811 - 1878), deutscher Schriftsteller und Journalist

Station 3: Faust. Der Tragödie dritter Teil.

6
Lies dir die folgenden Abschnitte aus Friedrich Theodor Vischers Parodie Faust. Der Tragödie dritter Teil. durch.
7
Markiere in den gegebenen Texten jeweils mindestens ein Merkmal der Satire oder der Parodie. Erläutere diese kurz.

Faust I:

Christ ist erstanden!

Freude dem Sterblichen, den die verderblichen, schleichenden, erblichen Mängel umwanden.



Faust III:

Glücklich erstanden!

Selig der Sterbsliche, welcher die herbsliche, beinah verderbsliche, Heil doch erwerbsliche, knallende, erbsliche, (…) Prüfung bestanden.

Lösung:

Goethes Versstil wird im übertriebenen Maße eingesetzt.

Faust II:

Alles Vergängliche Ist nur ein Gleichnis;

Das Unzulängliche Hier wird's Ereignis;

Das Unbeschreibliche Hier ist es getan;

Das Ewig-Weibliche Zieht uns hinan.



Faust III:

Das Abgeschmackteste, Hier ward es geschmeckt,

Das Allervertrackteste, Hier war es bezweckt;

Das Unverzeihliche, Hier sei es verziehn;

Das ewig Langweilige Zieht uns dahin!

Lösung:

  • Abstrakta mit höher wertigen Konnotationen werden auf minderwertige Vorstellungen reduziert und „lächerlich“ gemacht (Vergänglichkeit zu Abgeschmackteste)
8
Analysiere die Auszüge aus Faust I, Faust II und Faust III auf ein Stilmittel deiner Wahl und erkläre die Wirkung anhand des Textes.

Lösung:

  • Hyperbeln, Alliteration: „Selig der Sterbsliche“ -  kann die Zusammengehörigkeit mehrerer verknüpfter Ausdrücke unterstreichen und bewirkt eine bessere Einprägsamkeit

Du hast nun alle Aufgaben geschafft!

Der Workshop ist hiermit für dich beendet und du kannst dir einmal kräftig auf die eigene Schulter klopfen.

9
Wenn deine Klasse noch nicht fertig ist, kannst du dir diese bekannte Parodie des Liedes „DJ Got Us Falling in Love Again“ (QR-Code 3) mit Kopfhörern anhören und dich etwas ausruhen.

Viel Spaß!

QR-Code 2

QR-Code 2


x