• Falkenlied
  • anonym
  • 10.03.2025
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Der von Kü­ren­berg im Codex Ma­nes­se um 1300 n.Chr.

Der von Kü­ren­berg: Fal­ken­lied

(über­lie­fert in der Gro­ßen Hei­del­ber­ger Lie­der­hand­schrift um 1300 n.Chr., ent­stan­den ver­mut­lich im 12. Jh in Ober­bay­ern oder Ös­ter­reich)

Ich zôch mir einen val­ken mêre danne ein jâr.

dô ich in ge­za­me­te als ich in wolte hân

und ich im sîn ge­vi­de­re mit golde wol be­want,

er huop sich ûf vil hôhe und floug in an­de­riu lant.



Sît sach ich den val­ken schône flie­gen:

er fu­or­te an sînem fuoze sîdîne rie­men,

und was im sîn ge­vi­de­re alrôt guldîn.

got sende si ze­sa­mene die gerne ge­liep wel­len sîn!

Ich zôch mir einen val­ken mêre danne ein jâr.

dô ich in ge­za­me­te als ich in wolte hân

und ich im sîn ge­vi­de­re mit golde wol be­want,

er huop sich ûf vil hôhe und floug in an­de­riu lant.



Sît sach ich den val­ken schône flie­gen:

er fu­or­te an sînem fuoze sîdîne rie­men,

und was im sîn ge­vi­de­re alrôt guldîn.

got sende si ze­sa­mene die gerne ge­liep wel­len sîn!

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Dar­stel­lung der Fal­ken­jagd aus dem Codex Ma­nes­se

Z. 1 danne: denn, als (im Kom­pe­ra­tiv als Ver­gleich ge­braucht)

Z. 2 ge­za­me­te: von zäh­men, ab­rich­ten

Z. 3 be­want: ge­schmückt, um­wun­den (ver­wandt mit Ge­wandt, also Klei­dung)



Z. 6 si­di­ne rie­men: sei­de­ne Rie­men (der teure Jagd­schmuck eines Fal­ken war Sta­tus­sym­bol des ade­li­gen Be­sit­zer und er­mög­lich­te es auch, den Fal­ken wie­der­zu­er­ken­nen.)

Z.7 im: ihm (des Fal­ken)

Z.7 alrot: all-​rot, voll­stän­dig rot, ganz rot

Z.7 gul­din: gül­den, gol­den

Z.8 ge­liep: ge­liebt, ein­an­der lieb

Z.8 wel­len: Kon­junk­tiv von wol­len im Mit­tel­hoch­deut­schen

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