Der von Kürenberg: Falkenlied
(überliefert in der Großen Heidelberger Liederhandschrift um 1300 n.Chr., entstanden vermutlich im 12. Jh in Oberbayern oder Österreich)
Ich zôch mir einen valken mêre danne ein jâr.
dô ich in gezamete als ich in wolte hân
und ich im sîn gevidere mit golde wol bewant,
er huop sich ûf vil hôhe und floug in anderiu lant.
Sît sach ich den valken schône fliegen:
er fuorte an sînem fuoze sîdîne riemen,
und was im sîn gevidere alrôt guldîn.
got sende si zesamene die gerne geliep wellen sîn!
Ich zôch mir einen valken mêre danne ein jâr.
dô ich in gezamete als ich in wolte hân
und ich im sîn gevidere mit golde wol bewant,
er huop sich ûf vil hôhe und floug in anderiu lant.
Sît sach ich den valken schône fliegen:
er fuorte an sînem fuoze sîdîne riemen,
und was im sîn gevidere alrôt guldîn.
got sende si zesamene die gerne geliep wellen sîn!
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Z. 1 danne: denn, als (im Komperativ als Vergleich gebraucht)
Z. 2 gezamete: von zähmen
, abrichten
Z. 3 bewant: geschmückt, umwunden (verwandt mit Gewandt, also Kleidung)
Z. 6 sidine riemen: seidene Riemen (der teure Jagdschmuck eines Falken war Statussymbol des adeligen Besitzer und ermöglichte es auch, den Falken wiederzuerkennen.)
Z.7 im: ihm (des Falken)
Z.7 alrot: all-rot, vollständig rot, ganz rot
Z.7 guldin: gülden, golden
Z.8 geliep: geliebt, einander lieb
Z.8 wellen: Konjunktiv von wollen
im Mittelhochdeutschen