• Grundlagen zur Ethologie
  • Thomas J. Golnik
  • 12.02.2022
  • Allgemeine Hochschulreife
  • Biologie
  • Qualifikationsphase 4
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Grundlagen zur Ethologie
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Singendes Rotkehlchen

Begriffsbestimmung

  • Ethologie (Verhaltensbiologie) erforscht Funktionen, Muster und Ursachen von Verhaltensweisen



  • Verhalten: alle äußerlich feststellbaren Aktivitäten von Tieren und Menschen: Bewegungen, Lautäußerungen, Körperhaltungen, Veränderungen der Körperfärbung, Abgabe von Sekreten (z. B. Pheromone)

Die vier Grundfragen der Ethologie an ein Verhalten (Nikolaas Tinbergen)

  1. Wodurch wird es ausgelöst und gesteuert?
  2. Wie hat es sich beim Individuum entwickelt?
  3. Wie beeinflusst es die Fitness des Individuums?
  4. Wie ist es während der Evolution entstanden?

Ursachen von Verhalten

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Nikolaas Tinbergen (1907–1988), niederländischer Zoologe und Ethologe, Nobelpreis 1973
  • proximate („naheliegende“) Ursachen



Wodurch wird das Verhalten im konkreten Fall aus-gelöst? Wie läuft es beim betreffenden Individuum ab? Wie hat es sich bei ihm entwickelt?



  • ultimate („letztendliche“) Ursachen



Welche Bedeutung spielt das Verhalten für die Fit-ness der Individuen und somit für die evolutionäre Entwicklung der betreffenden Art? Was also ist sein „biologischer Sinn“?

Quellen eines Verhaltens

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Eichhörnchen benagt eine Haselnuss

genetisch bedingtes Verhalten

  • in Genen fixiert und somit erblich: „angeboren“
  • nur in sehr engen Grenzen oder auch gar nicht verän-derlich: „formstarr“
  • unterliegt – wie andere genetisch bedingte Merkmale – dem Wirken der Evolutionsfaktoren



erfahrungsbedingtes Verhalten

  • in der Auseinandersetzung mit der Umwelt erworben: „erlernt“
  • mehr oder weniger flexibel: „plastisch“
  • die Fähigkeit, ein Verhalten überhaupt erlernen zu kön-nen, ist genetisch bedingt (genetische Prädisposition)

Praktisch jede Verhaltensweise wird von Erbinformationen und Umwelteinflüssen bedingt. Der jeweilige Anteil der Einflussfaktoren ist jedoch je nach Verhaltensmuster unterschiedlich groß.

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Abhängigkeit der täglich bei der Nahrungssuche zurückgelegten Wegstrecke von der Gruppengröße bei Javaneraffen

Methoden der ethologischen Forschung

  • ausgiebige Beobachtung der Tiere unter natürlichen, aber auch unter künstlich vorgegebenen Bedingungen (Versuche)



  • Einsatz zahlreicher Hilfsmittel: Fernglas, Bild-, Video-, Tonaufzeichnung, kleine Sender, mit denen man die Tiere markiert, um sie auch ohne Sichtkontakt verfol-gen zu können, u. a. m.



  • Erstellung von Ethogrammen (möglichst vollständige Dokumentation der Verhaltensweisen einer Art)



  • Veranschaulichung der Beobachtungsergebnisse meist in Form von Diagrammen: Verhalten ist mehr oder we-niger individuell, sodass sich oft Punktwolken ergeben, die nur Tendenzen erkennen lassen.

Black-Box-Modell der Ethologie

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allgemeines Black-Box-Modell der Ethologie
  • Vorgänge im Inneren des Individuums nicht bzw. kaum beobachtbar: „Black Box“



  • tatsächlich beobachtbar und daher bekannt:











  • auf der Grundlage der bekannten Aspekte und nach Auswertung zahlreicher Beobachtungen: Erstellung ei-nes Modells zu den nicht-beobachtbaren Vorgängen, welches das Verhalten unter den bekannten Bedingun-gen widerspruchsfrei erklären kann: Black-Box-Modell



  • neue Beobachtungsdaten führen ggf. zur Notwendig-keit, das Modell zum Verhaltensmuster abzuändern



–  Reize aus der Umwelt (Input)

–  Verhalten als Reaktion (Output)

–  ggf. physiologische Bedingungen im Körper,

     z. B. Hormonkonzentrationen



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Abhängigkeit der Kopula-tionsdauer und damit der übertrage-nen Spermienmenge von der Größe des vom Männchen als „Hochzeits-geschenk“ überbrachten Beutetieres bei Mückenhaften, einer Insektenart

Kosten-Nutzen-Bilanz

Jedes Verhalten bringt Kosten und Nutzen mit sich:

  • Kosten: Aspekte, welche die Fitness senken, z. B.











  • Nutzen: Aspekte, welche die Fitness steigern, z. B.











  • optimales Verhalten (Nutzen übersteigt die Kosten höchstmöglich) führt zur maximal möglichen Fitness und schützt so am besten vor der Selektion: evolu-tionsstabiles Verhalten

–  erhöhter Zeit-, Material- und Energieaufwand

–  Verlust von Ressourcen

–  Eingehen eines Verletzungsrisikos

–  Anlocken von Fressfeinden

–  Zugewinn an Ressourcen

–  Einsparung von Energie

–  Vermeidung von Verletzungen und Infektionen

–  gesteigerte Attraktivität für Geschlechtspartner

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