Weltkulturerbe?
Dieses Lernmaterial wurde für eine 5. Klasse am Gymnasium entworfen. Darin geht es inhaltlich um den Pyramidenbau als Merkmal der ägyptischen "Hochkultur", der vor allem am Beispiel der Cheops-Pyramide nachvollzogen wird. Das Lernmaterial enthält eine differenzierte A- und B-Variante und ist dreigeteilt. In den ersten 45 Minuten erkunden die Schüler*innen die Cheops-Pyramide digital und stellen Hypothesen z.B. zu Höhe und Material der Pyramide auf. Methodisch steht die eigenständige Arbeit mit Google-Maps unterstützt durch ein Erklärvideo im Fokus. Anschließend sollen die Schüler*innen in einer Diskussion die Erfahrung einer virtuellen Erkundung reflektieren und beurteilen, ob virtuelle Erkundungen historischer Orte den Besuch vor Ort ersetzen können.
In weiteren 45 Minuten, die auch mit Teil 1 in einer Doppelstunde zusammengefasst werden können, werden die Hypothesen anhand eines Lernvideos überprüft, verschiedene Theorien zum Pyramidenbau herausgearbeitet und das erworbene Wissen in einem digitalen Quiz wiederholt und überprüft.
Teil 3 dreht sich inhaltlich um Weltkulturerbe-Stätten bzw. die Frage, ob der Weltkulturerbe-Titel der Pyramiden von Gizeh in den Augen der Schüler*innen berechtigt ist und warum. Dazu werden Kriterien für Weltkulturerbe erarbeitet und auf die Cheops-Pyramide angewendet. Methodisch steht das digitale Verfassen einer Stellungnahme in Partnerarbeit im Fokus.
Als Leistungsüberprüfung wird zum Abschluss der Einheit eine sonstige Leistung bestehend aus einer Gruppen-Präsentation vorgeschlagen. Die Schüler*innen sollen altägyptische Orte, die Anwärter auf den Weltkulturerbe-Titel sind, vorstellen und anschließend anhand der Merkmale der ägyptischen „Hochkultur“, die im Lernbereich erworben wurden, sowie den Kriterien für Weltkulturerbe beurteilen, ob eine Aufnahme in die Liste der Weltkulturerbe-Stätten erfolgen sollte oder nicht.
Ägyptische "Hochkultur",
Bau der Cheops-Pyramide,
"Weltkulturerbe"
4+45 min
+ 45 min Leistungs-überprüfung
5. Klasse,
Geschichte,
Gymnasium
M1: Erklärvideo zu Google-Maps
M2: Möglichkeit zur Selbstüberprüfung: Online-Quiz
Das Lernmaterial ist für die 5. Klasse des Gymnasiums konzipiert und lässt sich in den 2. Lernbereich "Von der Steinzeit zur Hochkultur - Menschen organisieren ihr Zusammenleben, ägyptische Hochkultur" einordnen.
Konkret auf den Lernbereich bezogen, lernen die Schüler*innen Merkmale der ägyptischen "Hochkultur" und dabei vor allem den Pyramidenbau, aber auch den Pharao, die Gesellschaft und die Religion kennen. Dies geschieht vorrangig durch die Analyse der Cheops-Pyramide, ein Lernvideo und darauf aufbauende Aufgaben im ersten und zweiten Teil des Lernmaterials. Im dritten Teil wird besonders die Außergewöhnlichkeit des Pyramidenbaus herausgestellt. Anstatt der im Lehrplan vorgeschlagenen Möglichkeit des Besuchs von Fundstätten oder Museen erkunden die Schüler*innen die Cheops-Pyramide in digitaler Form (Google-Maps). Die „Recherche von Informationen“ spielt bei der Erarbeitung verschiedener Bautheorien, der Überprüfung eigener Thesen (Teil 2) und den Kriterien für Weltkulturerbe (Teil 3) eine Rolle und durch das „Gestalten einer Präsentation“ zu einem ausgewählten altägyptischen historischen Ort (sonstige Leistung) wird ebenfalls die Medienkompetenz mit „informatischer Bildung“ umgesetzt. Weiterhin wird ein Bewusstsein für die Möglichkeiten und Grenzen bei der Nutzung gegenständlicher Quellen geschaffen, indem in Teil 2 deutlich gemacht wird, dass es zu den Pyramiden viele Theorien gibt, aber nicht alles endgültig belegt werden kann, da entweder Quellen fehlen, diese beschädigt sind, oder nicht entschlüsselt werden können (vgl. Lehrplan Gymnasium. Geschichte, S.9).
Allgemeiner auf die Ziele der 5. Klassenstufe bezogen, entwickeln die Schüler*innen die Fähigkeit mit „traditionellen und digitalen Medien umzugehen“, aus „gegenständlichen […] Quellen Informationen über Vergangenes zu entnehmen und die Grenzen ihres Informationsgehaltes zu erfassen“ und „Spuren früherer Epochen zu erkennen“. Im Lernmaterial werden verschiedene Formen digitaler Medien genutzt (Teil 1: Google-Maps, Teil 2: Erklärvideo und Quiz, Teil 3: Online Recherche, sonstige Leistung: Präsentationsgestaltung). Aber die Schüler*innen müssen sich bei der Recherche auch mit schriftlichem Input auseinandersetzen. Grenzen und Möglichkeiten digitaler Medien werden am Beispiel der virtuellen Erkundung mit Google-Maps (Aufgabe 1.5) diskutiert. Die Schüler*innen erkennen, dass „die technische Entwicklung die Lebensverhältnisse der Menschen beeinflusst“, indem mit verschiedenen Bautheorien (Aufgabe 2.2) versucht wird zu erklären, wie es überhaupt möglich ist, 2600 v. Chr. Bauwerke wie die Pyramiden zu errichten (vgl. S. 8).
Weiterhin entwickeln die Schüler*innen in Auseinandersetzung mit den Theorien zum Pyramidenbau ein Verständnis „für zeittypische Bedingungen und für Veränderungsprozesse auf der Grundlage historischen Wissens“ (S. 2). Vor diesem Hintergrund kommt es bei der Beurteilung des Weltkulturerbe-Status zu „einem besseren Verständnis der Gegenwart“ (S.1) sowie zu einer „Orientierungshilfe in Gegenwart und Zukunft“ (S. 1).
Unter Berücksichtigung der Ziele und Aufgaben des Gymnasiums, erlernen die Schüler*innen unteranderem „problembezogen [..] vorzugehen, Hypothesen zu bilden sowie zu überprüfen und gewonnene Erkenntnisse zu transferieren“ (S. VIII). So werden in Teil 1 durch die Analyse der Pyramide beim virtuellen Rundgang verschiedene Hypothesen aufgestellt, die in Teil 2 dann überprüft werden müssen. Gerade für die Auseinandersetzung mit den Bautheorien (Aufgabe 2.2) ist das erworbene Wissen dann relevant. In Teil 3 müssen erarbeitete Kriterien für Weltkulturerbe eigenständig angewandt und auf konkrete Beispiele bezogen werden. Bei der virtuellen Erkundung mit Google-Maps lernen die Schüler*innen durch den „Einsatz von […] digitalen Medien, diese kritisch für das selbstständige Lernen zu nutzen“ (S. IX) und besonders „moderne Informations- und Kommunikationstechnologien sicher, sachgerecht, situativ-zweckmäßig und verantwortungsbewusst zu [gebrauchen]“(S. IX). Durch verschiedene Aufgabentypen und unterschiedliche Sozialformen werden ebenfalls „Reflexions- und Diskursfähigkeit“ (S. IX), sowie „Kooperations- und Kommunikationstechniken“ (S. XIII) erworben.
Sächsisches Staatsministerium für Kultus (Hrsg.), Lehrplan Gymnasium. Geschichte, Dresden 2019, Verfügbar unter: https://t1p.de/xanj
Von der Steinzeit zur Hochkultur - Menschen organisieren ihr Zusammenleben
Zur Orientierung über eine mögliche Integration des Lernmaterials folgende tabellarische Lernbereichsplanung:
Stunde | Thema/Inhalt | methodischer Schwerpunkt |
---|---|---|
1+2 | Arbeits- und Lebensbedingungen in der Steinzeit – Jagen und Sammeln | Arbeit mit bildlichen Quellen |
3 | Jungsteinzeitliche Revolution + Möglichkeiten und Grenzen bei Arbeit mit gegenständlichen Quellen | Arbeit mit gegenständlichen Quellen |
4 | Metallzeit + Entwicklungsstufen zum Jetzmenschen | Zeitstrahl |
5 | Religion und Verbindung zur Natur + Leistungsbeurteilung | schriftlicher Test |
6+7 | Entstehen der ägyptischen Merkmale der ägyptischen "Hochkultur“ -staatliche Organisation | Geschichtskarten |
8 | Merkmale der ägyptischen "Hochkultur“ - Religion und Schriftlichkeit | Arbeit mit bildlichen Quellen |
9 | Merkmale der ägyptischen "Hochkultur“ -Zusammenleben und Bedeutung der Natur | Arbeit mit Schaubildern (Gesellschaftsschema) |
10+11 | Pyramidenbau als Merkmal der ägyptischen | VR-Rundgang |
12 | Geschichtskultur – Cheopspyramide als Weltkulturerbe | Recherche |
13 | Präsentationvorbereitung | Recherche |
14 | Präsentation ägyptischer Kulturstätten | Sonstige Leistung |
Im Lehrplan sind für LB 2 12 Unterrichtsstunden zu je 45 Minuten vorgesehen. Aufgrund der vorgeschlagenen sonstigen Leistung umfasst die Lernbereichsplanung insgesamt 14 Unterrichtsstunden. Um im Rahmen der im Lehrplan vorgesehenen Stunden zu bleiben, lässt sich die sonstige Leistung durch einen Test ersetzen, welcher dann in Stunde 12 des Lernbereichs geschrieben werden könnte.
Die Cheops-Pyramide ist Hauptbestandteil, des Lernmaterials. Als größte der drei Pyramiden von Gizeh bilden sie zusammen eines der 7 Weltwunder der Antike und tragen heute den Titel ‚Weltkulturerbe‘. Es lässt sich hier vor allem der Pyramidenbau der Ägypter thematisieren, aber es sind auch Bezüge zum Pharao, zur Gesellschaft und Religion vorhanden. Zuerst geht es um grundlegende Fakten zur Pyramide: Sie war 146m hoch (heute noch 139m) und wurde aus perfekt passenden Steinblöcken etwa 2600 v.Chr. gebaut.
Mit den damaligen technischen Möglichkeiten ist ein solches Bauwerk nahezu unvorstellbar zu bewerkstelligen. Die Werkzeuge, die genutzt wurden, waren aus Kupfer, Stein oder Holz und nutzten sich schnell ab. Die Baumaterialien mussten von unterschiedlichsten Orten herbeigeschafft werden, was eine enorme logistische Leistung darstellte. Die Steine wurden dabei zumeist auf Holzstämmen gerollt. Für die Erbauung und den Transport auf der Baustelle gibt es drei Theorien: 1. Die Rampentheorie geht davon aus, dass Rampen gebaut wurden, auf denen die Steine auf Schlitten mit Muskelkraft gezogen wurden. Diese Theorie erklärt aber nicht, wie die Steine an die Spitze kamen, da die Rampen zu steil gewesen wären. 2. Die Aufzugtheorie beschreibt, wie die Steine nach oben transportiert wurden, indem man sie mit einem Gegengewicht und Muskelkraft nach oben anhob. Dabei wird allerdings nicht erklärt, wie der Transport auf einer Ebene verlief. 3. Die Krantheorie ähnelt der 2. Theorie, geht aber nicht von der Verwendung eines Gegengewichts aus. Vermutlich wurden in der Realität die verschiedenen Theorien miteinander kombiniert. Die bebaute Fläche wurde zuerst eingeebnet und eine Art Fundament aus massiven Blöcken gesetzt. Darauf wurden die großen Steinblöcke der Pyramide geschichtet und anschließend verkleidet. Die Pyramide ist für die damaligen Verhältnisse sehr exakt nach geometrischen Vorstellungen gebaut, wofür vermutlich das Lot verwendet wurde, womit der exakte Steigungswinkel ermittelt werden konnte. Zusätzlich orientierten sich die Erbauer bei der Ausrichtung am Stand der Sonne. Der Bau dauerte etwa 25 Jahre und insgesamt sollen 100.000 Arbeiter beteiligt gewesen sein.
Die Pyramiden dienten den alten Ägyptern wohl als Grabstätten für ihre Pharaonen, welche sie als Gottheiten verehrten. Neben Grabstätten könnten sie auch als Tempel genutzt worden sein, was die enorme Größe erklären würde. Eine völlig andere Theorie geht davon aus, dass mit Hilfe der engen Gänge durch die Pyramide Wasser nach oben gepumpt wurde.
Welche Theorien stimmen, wie genau die Pyramiden gebaut wurden, wie die Arbeitsverhältnisse waren, wie sich die Masse an Arbeitern zusammensetzte und vieles Weitere kann oft nicht mit Gewissheit gesagt werden, da aus dieser Zeit generell nicht viele Quellen vorhanden sind, diese teilweise vom Verfall oder von Grabräubern beschädigt wurden, oder einfach auf Grund der Hieroglyphen nicht zu entschlüsseln sind.
Ein weiterer inhaltlicher Schwerpunkt neben den Merkmalen und Bautheorien zur Pyramide ist das Weltkulturerbe. Die Weltkulturerbe-Stätten, zu denen die Pyramiden zählen, liegen über den ganzen Globus verteilt und die Titel werden von der internationalen Organisation UNSESCO nach folgenden Kriterien vergeben. Die Güter sollen u.a.:
oder
F. Müller-Römer: Der Bau der Pyramiden im Alten Ägypten. Utz Verlag München, 2011.
H. Illig, F. Löhner: Der Bau der Cheops-Pyramide. Mantis-Verlag, Gräfelfing 1998.
Website der UNESCO: Welterbe werden
, https://t1p.de/9exh
Das Thema der Unterrichtseinheit „Die Cheops-Pyramide – ein Weltkulturerbe?“ nähert sich den ägyptischen Pyramiden über eine Problemorientierung (zu Problemorientierung: Bongertmann et.al., Leitfaden Referendariat, S. 53-56). Als Schlüsselproblem ist dabei der geschichtskulturelle Umgang mit historischen Orten anzusehen, indem die Schüler*innen den Weltkulturerbe-Status der Cheops-Pyramide hinterfragen. Durch das Erschließen von Merkmalen und verschiedenen Bautheorien zur Pyramide sollen sie in die Lage versetzt werden, anhand von Kriterien beurteilen zu können, ob der Weltkulturerbe-Status der Pyramide berechtigt ist. Damit werden sie zur Teilhabe an Geschichtskultur befähigt, was einen zentralen Aspekt historischen Lernens als Förderung von Geschichtsbewusstsein darstellt (Baumgärtner, Wegweiser Geschichtsdidaktik, S. 41-44). Dieses übergeordnete Ziel der Teilhabe an Geschichtskultur schafft zudem eine Gegenwartsorientierung der Unterrichtseinheit, die v.a. in Teil 3 des Lernmaterials in den Vordergrund tritt.
Ausgangspunkt des Lernmaterials ist die Cheops-Pyramide als historischer Ort, die von den Schüler*innen selbstständig virtuell erkundet werden soll. Dabei wird zugleich die Methoden- bzw. Medienkompetenz der Schüler*innen gefördert, da sie die Funktionsweisen von Google-Maps für die Erkundung und spätere Analyse historischer Orte kennen und anwenden lernen (zu historischer Methodenkompetenz nach dem FUER-Kompetenzmodell: Baumgärtner, Wegweiser Geschichtsdidaktik, S. 79-81). Diese Kompetenz wird in zwei Schritten aufgebaut, indem sich die Schüler*innen in Aufgabe 1.1 in einem Erklärvideo über die Funktion von Google-Maps informieren (Wissen) und diese in Aufgabe 1.2 und 1.3 anwenden (Können) sollen. Die virtuelle Erkundung ist dabei in zwei Schritte aufgegliedert, indem Aufgabe 1.2 zunächst nur auf die Wahrnehmungskompetenz (zu den Kompetenzen nach Gautschi: Baumgärtner, Wegweiser Geschichtsdidaktik, S. 81-82) zielt, während in Aufgabe 1.3 durch eine gezieltere Erkundung grundlegende Merkmale der Pyramide erschlossen werden sollen (Erschließungskompetenz). Diese Merkmale können hier zwar z.T. nur geschätzt werden, werden aber in Teil 2 des Lernmaterials überprüft (Aufgabe 2.1). Das Erschließen der Merkmale Höhe, Lernmaterial und Grundfläche stellt zugleich die Sachanalyse (zum Dreischritt nach Jeismann: Baumgärtner, Wegweiser Geschichtsdidaktik, S. 33) des historischen Ortes dar. Vor dem Hintergrund der Frage, wie die alten Ägypter die Pyramide gebaut haben, müssen in Aufgabe 1.4 die erschlossenen Merkmale der Pyramide in den historischen Kontext eingeordnet werden (Sachurteil und Interpretationskompetenz). Der historische Kontext wird dabei in einer Hintergrundnarration zu Aufgabe 1.4 vorgegeben, in der die Erbauung der Pyramide nicht nur zeitlich eingeordnet, sondern auch auf die grundlegenden bautechnischen Möglichkeiten dieser Zeit eingegangen wird. Hierbei wird das Temporal- sowie Historizitätsbewusstsein nach Pandel (zu den Dimensionen von Geschichtsbewusstsein nach Pandel: Baumgärtner, Wegweiser Geschichtsdidaktik, S. 36) und somit letztlich Geschichtsbewusstsein gefördert, da sich die Schüler*innen in der Zeit orientieren können (2600 v. Chr. – heute) und ihnen bewusst gemacht wird, dass sich bautechnische Möglichkeiten von damals und heute grundlegend unterscheiden bzw. gewandelt haben. Teil 1 des Lernmaterials schließt mit einer auf die Orientierungskompetenz der Schüler*innen abzielenden Aufgabe, in der sie virtuelle Erkundungen historischer Orte im Vergleich zu echten Besuchen vor Ort beurteilen sollen (Werturteil zur Geschichtskultur). In Variante B des Lernmaterials sind dabei mögliche Aussagen vorgegeben, welche die Schüler*innen begründet ablehnen und oder mit einer weiterführenden Begründung annehmen können. Dadurch soll trotz der Hilfestellung die Möglichkeit der eigenen Meinungsbildung erhalten bleiben, indem die Aussagen nur als Denkanstöße gedacht sind. Während die vorherigen Aufgaben als Einzelarbeit angelegt sind, soll den Schüler*innen in Aufgabe 1.5 durch die Diskussion im Plenum zudem eine Pluralitätserfahrung ermöglicht werden (zu Pluralität nach Lücke: Lücke, Multiperspektivität, Kontroversität, Pluralität, S. 258).
Teil 2 des Lernmaterials dient der Überprüfung und Vertiefung des Erarbeiteten aus Teil 1 ausgehend von einem Lernvideo (M4) zur Cheops-Pyramide. In Aufgabe 2.1 sollen zunächst die Merkmale zur Pyramide aus Aufgabe 1.2 überprüft werden (Höhe, Lernmaterial, Grundfläche). Im Folgenden (Aufgabe 2.2.) sollen die Schüler*innen die drei verschiedenen Bautheorien aus dem Lernvideo erschließen (Erschließungskompetenz) und in eigenen Worten in eine Tabelle eintragen. In Variante B sind hierbei Kategorien zum Erschließen vorgegeben sowie der Umfang von drei auf zwei Theorien reduziert. Die Krantheorie ist dabei als Beispiel vorgegeben, sodass auch in Variante B Wissen zu allen drei Theorien erworben werden kann. Weiterhin erfahren die Schüler*innen in Auseinandersetzung mit den verschiedenen Bautheorien Kontroversität bei der Interpretation von Quellen bzw. den daraus resultierenden Darstellungen von Geschichte (zu Kontroversität nach Lücke: Lücke, Multiperspektivität, Kontroversität, Pluralität, S. 285). In einem auswertenden Unterrichtsgespräch könnte die Lehrkraft hier auch nochmals betonen, dass alle drei Theorien nicht vollständig zu belegen sind
und auch die Wissenschaft nicht ohne ein gewisses Maß an Vorstellung auskommt. Damit würde das Wirklichkeitsbewusstsein als Doppelkategorie von Realität und Fiktion nach Pandel aufgegriffen, was ebenfalls die Ausbildung von Geschichtsbewusstsein und damit historisches Lernen an sich fördert. Weiterhin können die Aufgaben 2.1 und 2.2 der Förderung von Methoden- bzw. Medienkompetenz zugeordnet werden, da die Schüler*innen aus einer digitalen Geschichtsdarstellung (Lernvideo M4) Informationen herausarbeiten sollen (Methodenkompetenz Geschichte NRW, MK2, S. 21). Aufgabe 2.3 dient dazu, dass die Schüler*innen die von ihnen erarbeiteten Inhalte zur Cheops-Pyramide selbstständig überprüfen und zugleich wiederholen können.
Teil 3 greift den geschichtskulturellen Zugriff sowie die Problemorientierung der Einheit auf. Ziel ist es hier, dass die Schüler*innen die Bedeutung des Weltkulturerbe-Status sowie Kriterien für Weltkulturerbe kennen und im Folgenden auf Grundlage ihrer Kenntnisse aus Teil 1 und 2 beurteilen können, ob der Weltkulturerbe-Status der Cheops-Pyramide berechtigt ist. In Einzelarbeit sollen die Schüler*innen zunächst überlegen, welche Kriterien relevant für ein Weltkulturerbe sind und diese in Aufgabe 3.1 ankreuzen. In der folgenden Aufgabe 3.2 sollen sie dies durch eine selbstständige Recherche auf der Wikipedia-Seite zu Weltkulturerben überprüfen sowie die sechs dort aufgeführten Kriterien knapp in eigene Worte fassen. In Variante B kann die Think-Phase reduziert werden, indem die sechs Kriterien schon leicht vereinfacht vorgegeben sind und von den Schüler*innen nur noch knapper und in eigenen Worten formuliert werden müssen. In der folgenden Pair-Phase (Aufgabe A-3.3 bzw. B-3.2) sollen die Schüler*innen anhand ihrer Kriterien in Partnerarbeit beurteilen, ob der Weltkulturerbe-Titel für die Cheops-Pyramide berechtigt ist und dazu mit Hilfe von M7 eine Stellungnahme verfassen. Damit zielt die Aufgabe auf die Orientierungskompetenz sowie das Formulieren eines Werturteils ab. In einer anschließenden Share-Phase können die Schüler*innen Pluralität erfahren, indem verschiedene Gruppen ihre Stellungnahmen vorlesen.
Als Leistungsüberprüfung ist eine sonstige Leistung in Form einer Präsentation vorgesehen. Diese erweitert die Problemorientierung der Einheit auf weitere historische Orte im heutigen Ägypten, indem die Schüler*innen ausgewählte Stätten von der ägyptischen Tentativliste vorstellen und beurteilen sollen, ob die vorgeschlagenen Orte den Weltkulturerbe-Titel erhalten sollten. Dafür müssen die Schüler*innen
neben der selbstständigen Online-Recherche und Präsentation vor der Klasse auch ihr erworbenes Wissen zu den Kriterien für Weltkulturerbe sowie die im Lernbereich erarbeiteten Merkmale der ägyptischen Hochkultur
auf einen neuen historischen Ort anwenden. Durch diesen Transfer ist gewährleistet, dass im Rahmen der Weltkulturerbe-Thematik auch der Lehrplanstoff zum alten Ägypten abgefragt wird. Zudem ist hierbei eine verstärkte Gegenwartsorientierung enthalten, da die Stätten im Gegensatz zur Cheops-Pyramide noch nicht auf der Weltkulturerbe-Liste stehen, sondern die Schüler*innen in Anlehnung an das Welterbekomitee begründet entscheiden sollen, ob der Weltkulturerbe-Titel vergeben werden soll.
Bongertmann, Ulrich, Erbar, Ralph, Lamprecht, Niko, Schweppenstette, Frank, Semmet, Sylvia: Leitfaden Referendariat im Fach Geschichte, SchwalbachTs. 2017.
Baumgärtner, Ulrich: Wegweiser Geschichtsdidaktik. Historisches Lernen in der Schule, Paderborn 2015.
Lücke, Martin: Multiperspektivität, Kontroversität, Pluralität. In: Barricelli, Lücke: Handbuch Praxis des Geschichtsunterrichts (Bd. 1), SchwalbachTs. 2012, S. 281-288.
Ministerium für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfahlen, Kompetenzerwartungen, In: Kernlehrplan für die Sekundarstufe I Gymnasium in Nordrhein-Westfalen. Geschichte, 2019, S.20-22, https://t1p.de/obe9 (Stand: 19.08.20).
Zur Übersicht über die Lernziele folgende Lernzielformulierung entsprechend des in Sachsen
verwendeten WKW-Modells:
Wissen Die Schüler*innen kennen... | Können Die Schüler*innen können... | Werten Die Schüler*innen beurteilen... |
---|---|---|
...grundlegende Merkmale der Cheops-Pyramide (Entstehungszeit, Höhe, Material, Form der Grundfläche, Bauzeit). | ...einen historischen Ort (Cheops-Pyramide) eigenständig digital erkunden und auf Basis ihrer Beobachtungen Schätzungen zu Merkmalen des Ortes (Höhe, Material) abgeben. | ...Möglichkeiten und Grenzen von digitalen Erkundungen historischer Orte gegenüber echten Besuchen vor Ort. |
...drei verschiedene Theorien zum Pyramidenbau um 2600 v. Chr. als Merkmal der ägyptischen | ...ihre Beobachtungen aus der virtuellen Erkundung vor dem Hintergrund der Entsstehungszeit interpretieren und daraus Vermutungen zu Bauzeit und Bauart ableiten. | ...beurteilen anhand von Kriterien die Rechtfertigung des Weltkulturerbe-Titels für die Pyramiden von Gizeh. |
...den Begriff Weltkulturerbe sowie die Bedeutung des Weltkulturerbe-Titels (Vergabe durch UNESCO, für Menschheit bedeutende und schützenswerte Orte). | ...eigene Schätzungen und Vermutungen mit Hilfe eines Lernvideos selbstständig überprüfen und korrigieren. | ...beurteilen anhand von Kriterien für Weltkulturerbe sowie ihrem im Lernbereich erworbenen Wissen zur ägyptischen |
...Kriterien für Weltkulturerbestätten (Meisterwerk, Zeugnis einer außergewöhnlichen Kultur usw.). | ...Informationen aus einem Lernvideo (M4) herausarbeiten. | |
...die Funktionsweise von Google-Maps (Sichtfeld drehen, laufen, Kartenfunktion). | ...Kriterien für Weltkulturerbe auf verschiedene historische Orte aus dem alten Ägypten anwenden (Cheops-Pyramide, ägyptische Tentativliste). | |
...ihre Meinung in Diskussionen im Plenum sowie in einer digital verfassten Stellungnahme begründet darlegen. | ||
...auf Basis von Eigenrecherche eine Präsentation erstellen und halten. |
Die sonstige Leistung umfasst alle drei Anforderungsbereiche.
Als Leistungsüberprüfung ist eine sonstige Leistung in Form einer Gruppenpräsentation vorgesehen. Die Schüler*innen stellen dabei in fünf Gruppen mit jeweils ca. 5 Personen einen historischen Ort von der ägyptischen Tentativliste (Vorschlagsliste für Weltkulturerbe) kurz vor und beurteilen, ob sie der Stätte den Weltkulturerbe-Titel verleihen würden. Aufgrund des Zeitaspekts bei der Vorstellung vor der Klasse sowie der Tatsache, dass die ägyptische Tentativliste nur eine begrenzte Anzahl von Stätten mit Bezug zur ägyptischen "Hochkultur" bzw. ausreichend Informationen bietet, soll die Präsentation als Gruppenarbeit durchgeführt werden. Gleichzeitig kann damit der Bezug zum Welterbekomitee verstärkt werden, da auch dort eine Versammlung über die Vergabe des Weltkulturerbe-Titels entscheidet.
Um zu einem Urteil gelangen zu können, müssen die Schüler*innen nicht nur die Kriterien für Weltkulturerbe auf einen neuen historischen Ort anwenden, sondern auch Bezüge des Ortes zu Merkmalen der ägyptischen „Hochkultur“ herstellen. Damit überprüft die sonstige Leistung nicht nur Inhalte und Kompetenzen aus der Einheit zur Cheops-Pyramide als Weltkulturerbe, sondern zugleich die Lehrplan-Inhalte zum alten Ägypten insgesamt. Indem die Schüler*innen z.B. das Kriterium für Weltkulturerbe anwenden, dass die Stätte Zeugnis einer außergewöhnlichen Kultur sein soll, müssen sie diese Aussage mit Merkmalen der ägyptischen „Hochkultur“, die sie an ihrem historischen Ort wiederfinden, belegen. Neben dem Pyramidenbau als Merkmal können dabei u.a. Bezüge zur Gesellschaftsstruktur, der Religion, der Bedeutung des Pharaos sowie dem Verhältnis der alten Ägypter zur Natur hergestellt werden. Auf die Lernbereichsplanung bezogen prüft die sonstige Leistung damit Inhalte aus Stunde 6 bis 12.
Zur Vorbereitung stehen den Schüler*innen ca 20 Minuten von Stunde 12 sowie weitere 45 Minuten (Stunde 13) zur Verfügung. Den Gruppen sollte dabei die Recherche an Schulcomputern ermöglicht, sowie Material für mögliche Plakate bereit gestellt werden (A3-Blatt + Möglichkeit, Bilder zu drucken).
Die Präsentation in Stunde 14 sollte etwa 5-7 Minuten dauern und wahlweise durch ein Plakat oder eine PowerPoint-Präsentation unterstützt werden. Dabei soll trotz der kurzen Zeit jedes Gruppenmitglied in den Vortrag involviert sein, um ein Mindestmaß an Beteiligung bei allen Schüler*innen voraussetzen zu können. Die sonstige Leistung wird als Gruppenleistung bewertet. Um hierbei Transparenz zu ermöglichen, erhalten die Schüler*innen die Bewertungskriterien auf dem Aufgabenblatt.
Gruppenpräsentation:
Gruppengröße: ca. 5 Personen
Erarbeitungszeit: insgesamt ca. 65 Minuten
Präsentation: ca. 5-7 Minuten
Methode: Online-Recherche
Medien: Plakat / PowerPoint
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