• Herrscherbild Ludwigs XIV.
  • anonym
  • 04.02.2023
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Be­trach­tet die vier Bil­der Lud­wigs XIV. genau (M 1–M 4).
  • For­mu­liert in der lin­ken Spal­te der Ta­bel­le vier Fra­gen, die sich für euch bei der Be­trach­tung und bis­he­ri­gen Un­ter­su­chung der Bil­der er­ge­ben!
  • Tauscht euch an­schlie­ßend mit einem Part­ner aus. For­mu­liert ge­mein­sam in der rech­ten Spal­te mög­li­che Ant­wor­ten auf eure Fra­gen (so ge­nann­te „Hy­po­the­sen“).

Meine Fra­gen an die Bil­der

Un­se­re Hy­po­the­sen zu den Fra­gen

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Lest die In­for­ma­ti­o­nen zu den Bil­dern, zu denen ihr Fra­gen no­tiert habt!
  • Über­prüft, wel­che der Fra­gen ihr mit Hilfe der In­for­ma­ti­o­nen be­ant­wor­ten könnt!
  • Mar­kiert die Frage und die pas­sen­den Text­stel­len in der glei­chen Farbe!

Zu M 1: Das Bild zeigt den an­ti­ken grie­chi­schen Son­nen­gott Apoll in sei­nem Son­nen­wa­gen, mit dem er die Sonne tags­über über den Him­mel lenkt. Be­glei­tet wird er von Au­ro­ra, Göt­tin der Mor­gen­rö­te, und von Frau­en mit Flü­geln, die die Ta­ges­stun­den dar­stel­len. Das Ge­sicht des Got­tes ist ein­deu­tig als das Lud­wigs XIV. zu er­ken­nen. Mit der Selbst­dar­stel­lung als an­ti­ker Son­nen­gott will Lud­wig XIV. ei­ner­seits seine Herr­schaft als Nach­fol­ge der rö­mi­schen Kai­ser dar­stel­len und an­de­rer­seits seine Ein­zig­ar­tig­keit und be­son­de­re Po­si­ti­on be­to­nen. Die strah­len­de Sonne als Sym­bol des Kö­nigs ver­wen­det Lud­wig auch in an­de­ren Bil­dern und in der Ar­chi­tek­tur sei­nes Schlos­ses Ver­sailles.

Zu M 1: Das Bild zeigt den an­ti­ken grie­chi­schen Son­nen­gott Apoll in sei­nem Son­nen­wa­gen, mit dem er die Sonne tags­über über den Him­mel lenkt. Be­glei­tet wird er von Au­ro­ra, Göt­tin der Mor­gen­rö­te, und von Frau­en mit Flü­geln, die die Ta­ges­stun­den dar­stel­len. Das Ge­sicht des Got­tes ist ein­deu­tig als das Lud­wigs XIV. zu er­ken­nen. Mit der Selbst­dar­stel­lung als an­ti­ker Son­nen­gott will Lud­wig XIV. ei­ner­seits seine Herr­schaft als Nach­fol­ge der rö­mi­schen Kai­ser dar­stel­len und an­de­rer­seits seine Ein­zig­ar­tig­keit und be­son­de­re Po­si­ti­on be­to­nen. Die strah­len­de Sonne als Sym­bol des Kö­nigs ver­wen­det Lud­wig auch in an­de­ren Bil­dern und in der Ar­chi­tek­tur sei­nes Schlos­ses Ver­sailles.

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Zu M 2: In der Mitte des Bil­des thront Lud­wig XIV., ge­klei­det in eine an­ti­ke Rüs­tung. In der rech­ten Hand hält er die Ru­der­pin­ne eines an­ti­ken Schif­fes. Dies sym­bo­li­siert, dass er selbst den Staat wie ein Schiff steu­ert. Links von Lud­wig sind Fi­gu­ren zu sehen, die Frank­reich und Wohl­stand sym­bo­li­sie­ren, ein Engel bringt ihm die Krone Frank­reichs. Lud­wig rich­tet sei­nen Blick aber auf die Krone des ewi­gen Ruh­mes, die ihm Glo­ria, die Göt­tin des Ruh­mes, prä­sen­tiert. Rechts ober­halb des Kö­nigs sitzt die Göt­tin der Weis­heit. Der Gott in Rüs­tung und rotem Man­tel ist der Kriegs­gott Mars. Beide ste­hen für Ei­gen­schaf­ten, die für einen König als wich­tig er­ach­tet wur­den: Weis­heit und Stär­ke. Die Sand­uhr, die der Sen­sen­mann – er sym­bo­li­siert die ver­rin­nen­de Le­bens­zeit – ihm prä­sen­tiert, scheint Lud­wig nicht zu be­mer­ken. Mit Weis­heit und Stär­ke wird er als Al­lein­herr­scher Frank­reich re­gie­ren und ewi­gen Ruhm er­lan­gen, so die Bild­aus­sa­ge.

Zu M 2: In der Mitte des Bil­des thront Lud­wig XIV., ge­klei­det in eine an­ti­ke Rüs­tung. In der rech­ten Hand hält er die Ru­der­pin­ne eines an­ti­ken Schif­fes. Dies sym­bo­li­siert, dass er selbst den Staat wie ein Schiff steu­ert. Links von Lud­wig sind Fi­gu­ren zu sehen, die Frank­reich und Wohl­stand sym­bo­li­sie­ren, ein Engel bringt ihm die Krone Frank­reichs. Lud­wig rich­tet sei­nen Blick aber auf die Krone des ewi­gen Ruh­mes, die ihm Glo­ria, die Göt­tin des Ruh­mes, prä­sen­tiert. Rechts ober­halb des Kö­nigs sitzt die Göt­tin der Weis­heit. Der Gott in Rüs­tung und rotem Man­tel ist der Kriegs­gott Mars. Beide ste­hen für Ei­gen­schaf­ten, die für einen König als wich­tig er­ach­tet wur­den: Weis­heit und Stär­ke. Die Sand­uhr, die der Sen­sen­mann – er sym­bo­li­siert die ver­rin­nen­de Le­bens­zeit – ihm prä­sen­tiert, scheint Lud­wig nicht zu be­mer­ken. Mit Weis­heit und Stär­ke wird er als Al­lein­herr­scher Frank­reich re­gie­ren und ewi­gen Ruhm er­lan­gen, so die Bild­aus­sa­ge.

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Zu M 3: Die Sta­tue zeigt Lud­wig XIV. als rö­mi­schen Kai­ser, nach an­ti­ker Reit­wei­se ohne Sat­tel. Den Blick leicht nach oben ge­rich­tet und mit der Hand wei­send, sym­bo­li­siert die Sta­tue die Sou­ve­rä­ni­tät und Au­to­ri­tät des Kö­nigs. Das Pferd ist im Schritt­gang mit er­ho­be­nem rech­tem Vor­der­bein dar­ge­stellt. Dies soll der Sta­tue einen dy­na­mi­schen, ak­ti­ven Ein­druck ver­lei­hen. Vor­bild war eine Rei­tersta­tue des an­ti­ken rö­mi­schen Kai­sers Mar­cus Au­re­li­us. Die Sta­tue selbst war sie­ben Meter hoch, hinzu kam ein rund zehn Meter hoher So­ckel, der mit Sie­ges­sze­nen und al­le­go­ri­schen Fi­gu­ren ge­schmückt war. Das Rei­ter­stand­bild war Vor­bild für eine Serie ähn­li­cher Sta­tu­en, die ab 1685 an öf­fent­li­chen Plät­zen in Paris und vie­len Pro­vinz­städ­ten Frank­reichs auf­ge­stellt wer­den soll­ten. Sie soll­ten die All­ge­gen­wart des Kö­nigs sym­bo­li­sie­ren.

Zu M 3: Die Sta­tue zeigt Lud­wig XIV. als rö­mi­schen Kai­ser, nach an­ti­ker Reit­wei­se ohne Sat­tel. Den Blick leicht nach oben ge­rich­tet und mit der Hand wei­send, sym­bo­li­siert die Sta­tue die Sou­ve­rä­ni­tät und Au­to­ri­tät des Kö­nigs. Das Pferd ist im Schritt­gang mit er­ho­be­nem rech­tem Vor­der­bein dar­ge­stellt. Dies soll der Sta­tue einen dy­na­mi­schen, ak­ti­ven Ein­druck ver­lei­hen. Vor­bild war eine Rei­tersta­tue des an­ti­ken rö­mi­schen Kai­sers Mar­cus Au­re­li­us. Die Sta­tue selbst war sie­ben Meter hoch, hinzu kam ein rund zehn Meter hoher So­ckel, der mit Sie­ges­sze­nen und al­le­go­ri­schen Fi­gu­ren ge­schmückt war. Das Rei­ter­stand­bild war Vor­bild für eine Serie ähn­li­cher Sta­tu­en, die ab 1685 an öf­fent­li­chen Plät­zen in Paris und vie­len Pro­vinz­städ­ten Frank­reichs auf­ge­stellt wer­den soll­ten. Sie soll­ten die All­ge­gen­wart des Kö­nigs sym­bo­li­sie­ren.

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Zu M 4: Das Bild ist in drei un­ter­schied­li­che Teile ge­glie­dert. Auf der rech­ten Seite thront der König, ober­halb von ihm die Pi­e­tas (Ver­kör­pe­rung der Fröm­mig­keit). Rechts hin­ter Lud­wig sitzt Ius­ti­tia, die Al­le­go­rie (= Per­so­ni­fi­zie­rung) der Ge­rech­tig­keit. Die Fi­gu­ren in der Bild­mit­te stel­len von rechts nach links die ka­tho­li­sche Kon­fes­si­on (Figur mit päpst­li­cher Tiara/ Drei­fach­kro­ne), den christ­li­chen Glau­ben und die Wahr­heit dar, die dem König das Edikt von Fon­taine­bleau zeigt. In die­sem Be­schluss hob der König die Re­li­gi­ons­frei­heit für Pro­tes­tan­ten in Frank­reich auf, die die­sen 1598 im Edikt von Nan­tes ge­währt wor­den war. Die Pro­tes­tan­ten sind links unten als Al­le­go­rien der Ei­tel­keit (Maske), der Zwie­tracht (Fa­ckel) und des Auf­ruhrs (Lanze) dar­ge­stellt, die in die Flam­men der Hölle ge­stürzt wer­den. Ent­schlos­sen weist der König als Be­schüt­zer der ka­tho­li­schen Kon­fes­si­on auf  sein Edikt und ver­treibt den pro­tes­tan­ti­schen Glau­ben.

Zu M 4: Das Bild ist in drei un­ter­schied­li­che Teile ge­glie­dert. Auf der rech­ten Seite thront der König, ober­halb von ihm die Pi­e­tas (Ver­kör­pe­rung der Fröm­mig­keit). Rechts hin­ter Lud­wig sitzt Ius­ti­tia, die Al­le­go­rie (= Per­so­ni­fi­zie­rung) der Ge­rech­tig­keit. Die Fi­gu­ren in der Bild­mit­te stel­len von rechts nach links die ka­tho­li­sche Kon­fes­si­on (Figur mit päpst­li­cher Tiara/ Drei­fach­kro­ne), den christ­li­chen Glau­ben und die Wahr­heit dar, die dem König das Edikt von Fon­taine­bleau zeigt. In die­sem Be­schluss hob der König die Re­li­gi­ons­frei­heit für Pro­tes­tan­ten in Frank­reich auf, die die­sen 1598 im Edikt von Nan­tes ge­währt wor­den war. Die Pro­tes­tan­ten sind links unten als Al­le­go­rien der Ei­tel­keit (Maske), der Zwie­tracht (Fa­ckel) und des Auf­ruhrs (Lanze) dar­ge­stellt, die in die Flam­men der Hölle ge­stürzt wer­den. Ent­schlos­sen weist der König als Be­schüt­zer der ka­tho­li­schen Kon­fes­si­on auf  sein Edikt und ver­treibt den pro­tes­tan­ti­schen Glau­ben.

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Lest die bei­den Quel­len Q1 & Q2 zum Selbst-​ und Fremd­bild Lud­wigs XIV.!
  • Er­klärt, wie der König zu herr­schen be­ab­sich­tig­te!
  • Be­ur­teilt, ob der König seine Ab­sich­ten durch­set­zen konn­te!

Q1: Selbst­bild

In sei­nen Me­moi­ren schreibt König Lud­wig XIV. (1638–1715) über das Herr­schen als Rat­schlag an sei­nen Nach­fol­ger:



„Ich woll­te die obers­te Lei­tung ganz al­lein in mei­ner Hand zu­sam­men­fas­sen. […] Ich bin über alles un­ter­rich­tet. […] Ich re­ge­le die Ein­nah­men und Aus­ga­ben des Staa­tes; ich halte meine An­ge­le­gen­hei­ten so ge­heim wie das kein an­de­rer vor mir getan hat, ver­tei­le Gna­de­ner­wei­se nach mei­ner Wahl. [...] Man soll­te wich­ti­ge Ent­schei­dun­gen nie­mals tref­fen, ohne nach Mög­lich­keit die auf­ge­klär­tes­ten, ver­nünf­tigs­ten und klügs­ten un­se­rer Un­ter­ta­nen zu Rate zu zie­hen. […] Aber wenn sie uns nun alle Vor­tei­le und Ge­gen­grün­de vor­ge­tra­gen haben, dann ist es an uns, mein Sohn, zu ent­schei­den, was nun wirk­lich ge­sche­hen soll. Und diese Ent­schei­dung kann nie­mand bes­ser tref­fen als wir. Denn die Ent­schei­dung be­darf des Herr­scher­geis­tes.“

Q1: Selbst­bild

In sei­nen Me­moi­ren schreibt König Lud­wig XIV. (1638–1715) über das Herr­schen als Rat­schlag an sei­nen Nach­fol­ger:



„Ich woll­te die obers­te Lei­tung ganz al­lein in mei­ner Hand zu­sam­men­fas­sen. […] Ich bin über alles un­ter­rich­tet. […] Ich re­ge­le die Ein­nah­men und Aus­ga­ben des Staa­tes; ich halte meine An­ge­le­gen­hei­ten so ge­heim wie das kein an­de­rer vor mir getan hat, ver­tei­le Gna­de­ner­wei­se nach mei­ner Wahl. [...] Man soll­te wich­ti­ge Ent­schei­dun­gen nie­mals tref­fen, ohne nach Mög­lich­keit die auf­ge­klär­tes­ten, ver­nünf­tigs­ten und klügs­ten un­se­rer Un­ter­ta­nen zu Rate zu zie­hen. […] Aber wenn sie uns nun alle Vor­tei­le und Ge­gen­grün­de vor­ge­tra­gen haben, dann ist es an uns, mein Sohn, zu ent­schei­den, was nun wirk­lich ge­sche­hen soll. Und diese Ent­schei­dung kann nie­mand bes­ser tref­fen als wir. Denn die Ent­schei­dung be­darf des Herr­scher­geis­tes.“

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Q2: Fremd­bild

Der fran­zö­si­sche Po­li­ti­ker und Schrift­stel­ler Saint-​Simon (1675–1755) lebte viele Jahre am Hofe Lud­wigs XIV. und schrieb nach des­sen Tod seine Me­moi­ren, in denen er viele per­sön­li­che In­for­ma­ti­o­nen über den König preis­gab:



„Er (Lud­wig) hatte den Grund­satz, selbst zu re­gie­ren; auf ihn tat er sich am meis­ten zu­gu­te, und ihn ver­moch­te er am al­ler­we­nigs­ten in die Tat um­zu­set­zen. Von Natur aus war er we­ni­ger als mit­tel­mä­ßig be­gabt, aber fähig, sei­nen Geist zu bil­den. Er zog un­end­lich gro­ßen Nut­zen aus dem Um­stand, dass er sein gan­zes Leben lang von Leu­ten der guten Ge­sell­schaft um­ge­ben war, die über­aus hohe Be­ga­bung und viel­sei­ti­ge Kennt­nis­se be­sa­ßen. Es stan­den ihm auf allen Ge­bie­ten aus­ge­zeich­ne­te Män­ner zur Ver­fü­gung. Seine Mi­nis­ter und Di­plo­ma­ten waren die fä­higs­ten in Eu­ro­pa; seine Feld­her­ren die größ­ten. Er woll­te selbst herr­schen, und er wach­te stets über seine Rech­te mit einer ei­fer­süch­ti­gen Auf­merk­sam­keit, die an Schwä­che grenz­te. Er herrsch­te tat­säch­lich in den klei­nen Din­gen; in den gro­ßen Din­gen er­reich­te er dies nie, und sogar in den klei­nen Din­gen wurde er oft re­giert. Seine Mi­nis­ter, Feld­her­ren, Mä­tres­sen und Höf­lin­ge er­kann­ten seine Schwä­che für den Ruhm. Die Schmei­che­lei­en ge­fie­len ihm sehr. Nur so kamen seine Mi­nis­ter zu sol­cher  Macht, hat­ten sie doch stän­dig Ge­le­gen­heit, ihn glau­ben zu ma­chen, von ihm hät­ten sie alles ge­lernt. Die Mi­nis­ter konn­ten mit etwas Ge­schick be­wir­ken, dass von ihm selbst zu kom­men schien, was sie sel­ber woll­ten. Die Ei­tel­keit und der Stolz, die man beim König ohne Un­ter­lass ver­mehr­te, ohne dass er es merk­te, wur­den zu dem Grund, auf dem sich seine Mi­nis­ter über ihn er­he­ben konn­ten. Sie ver­moch­ten ihm ge­schickt ein­zu­re­den, dass ihre Größe die seine sei, wel­che in ihm sei­nen Hö­he­punkt er­reicht habe.“

Q2: Fremd­bild

Der fran­zö­si­sche Po­li­ti­ker und Schrift­stel­ler Saint-​Simon (1675–1755) lebte viele Jahre am Hofe Lud­wigs XIV. und schrieb nach des­sen Tod seine Me­moi­ren, in denen er viele per­sön­li­che In­for­ma­ti­o­nen über den König preis­gab:



„Er (Lud­wig) hatte den Grund­satz, selbst zu re­gie­ren; auf ihn tat er sich am meis­ten zu­gu­te, und ihn ver­moch­te er am al­ler­we­nigs­ten in die Tat um­zu­set­zen. Von Natur aus war er we­ni­ger als mit­tel­mä­ßig be­gabt, aber fähig, sei­nen Geist zu bil­den. Er zog un­end­lich gro­ßen Nut­zen aus dem Um­stand, dass er sein gan­zes Leben lang von Leu­ten der guten Ge­sell­schaft um­ge­ben war, die über­aus hohe Be­ga­bung und viel­sei­ti­ge Kennt­nis­se be­sa­ßen. Es stan­den ihm auf allen Ge­bie­ten aus­ge­zeich­ne­te Män­ner zur Ver­fü­gung. Seine Mi­nis­ter und Di­plo­ma­ten waren die fä­higs­ten in Eu­ro­pa; seine Feld­her­ren die größ­ten. Er woll­te selbst herr­schen, und er wach­te stets über seine Rech­te mit einer ei­fer­süch­ti­gen Auf­merk­sam­keit, die an Schwä­che grenz­te. Er herrsch­te tat­säch­lich in den klei­nen Din­gen; in den gro­ßen Din­gen er­reich­te er dies nie, und sogar in den klei­nen Din­gen wurde er oft re­giert. Seine Mi­nis­ter, Feld­her­ren, Mä­tres­sen und Höf­lin­ge er­kann­ten seine Schwä­che für den Ruhm. Die Schmei­che­lei­en ge­fie­len ihm sehr. Nur so kamen seine Mi­nis­ter zu sol­cher  Macht, hat­ten sie doch stän­dig Ge­le­gen­heit, ihn glau­ben zu ma­chen, von ihm hät­ten sie alles ge­lernt. Die Mi­nis­ter konn­ten mit etwas Ge­schick be­wir­ken, dass von ihm selbst zu kom­men schien, was sie sel­ber woll­ten. Die Ei­tel­keit und der Stolz, die man beim König ohne Un­ter­lass ver­mehr­te, ohne dass er es merk­te, wur­den zu dem Grund, auf dem sich seine Mi­nis­ter über ihn er­he­ben konn­ten. Sie ver­moch­ten ihm ge­schickt ein­zu­re­den, dass ihre Größe die seine sei, wel­che in ihm sei­nen Hö­he­punkt er­reicht habe.“

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