• Industrialisierung und Kolonialismus vor der Haustür?
  • HISTOdigitaLE
  • 03.02.2023
  • Geschichte
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In­dus­tria­li­sie­rung und Ko­lo­nia­lis­mus vor der Haus­tür?

Die Sächsisch-​Thüringische Industrie-​ und Ge­wer­be­aus­stel­lung und die

Deutsch-​Ostafrikanische Aus­stel­lung 1897 in Leip­zig

Bild­post­kar­te zur Sächsisch-​Thüringischen Ge­wer­be­aus­stel­lung 1897 (ge­mein­frei)
Ver­frem­de­te Bild­post­kar­te" zur DOAA 1897/ 2022
(Stu­dent*innen der Uni­ver­si­tät Leip­zig, 2022, CC-0)

Kurz­be­schrei­bung

Das vor­lie­gen­de Lern­ma­te­ri­al ist das Er­geb­nis einer Ko­ope­ra­ti­on zwi­schen der Ge­schichts­di­dak­tik der Uni­ver­si­tät Leip­zig und dem Lan­des­film­dienst Sach­sen e.V.. Im Zuge des The­men­jah­res 2022 Leip­zig. Frei­raum für Bil­dung be­schäf­tig­ten sich Lehr­amts­stu­die­ren­de mit den his­to­ri­schen Hin­ter­grün­den der Sächsisch-​Thüringischen Industrie-​ und Ge­wer­be­aus­stel­lung (STIGA) im Jahr 1897 in Leip­zig. Dabei ent­wi­ckel­te Un­ter­richts­ideen wur­den mit Schü­ler*innen der 8. Klas­se an zwei Leip­zi­ger Gym­na­si­en er­probt.



Diese Hand­rei­chung prä­sen­tiert eine Zu­sam­men­schau me­tho­di­scher Ideen zur The­ma­ti­sie­rung der STIGA im Ge­schichts­un­ter­richt. Das Lern­ma­te­ri­al ver­steht sich als Im­puls, der ent­spre­chend je­weils spe­zi­fi­scher Be­din­gun­gen va­ria­bel um­ge­setzt wer­den kann. In­halt­lich bie­tet das Ma­te­ri­al ei­ner­seits Zu­gän­ge zur The­ma­ti­sie­rung öko­no­mi­scher Aspek­te der STIGA im Kon­text der In­dus­tria­li­sie­rung. An­de­rer­seits liegt ein Schwer­punkt auf der Deutsch-​Ostafrikanischen Aus­stel­lung (DOAA), die als Teil der STIGA zur glei­chen Zeit statt­ge­fun­den hat und die Mög­lich­keit bie­tet, das Thema Ko­lo­nia­lis­mus auf­zu­grei­fen. Die Autor*innen emp­feh­len einen ver­schrän­ken­den Zu­gang, der einen lo­kal­ge­schicht­li­chen Blick auf das Jahr 1897 und glo­ba­le Phä­no­me­ne im Span­nungs­feld zwi­schen In­dus­tria­li­sie­rung und Ko­lo­nia­lis­mus bie­tet.



Hier­zu be­inhal­tet das Ma­te­ri­al ein­zel­ne Mo­du­le, die fle­xi­bel ein­ge­setzt, aus­ge­wählt und bei­spiels­wei­se als Sta­ti­ons­ar­beit in­te­griert wer­den kön­nen. Eine Viel­zahl der Lern­ma­te­ria­li­en ist di­gi­tal ver­füg­bar und er­mög­licht damit An­satz­punk­te für ent­de­cken­des Ler­nen durch die Schü­ler*innen.



Anja Neu­bert (Ge­schichts­di­dak­tik, Uni­ver­si­tät Leip­zig) und Chris­toph Marx (Lan­des­film­dienst Sach­sen e.V.)

In­halts­ver­zeich­nis

Kurz­be­schrei­bung, In­halts­ver­zeich­nis, Nut­zungs­hin­weis..................................................... S. 2



Die Sächsisch-​Thüringische Ge­wer­be­aus­stel­lung 1897 ................ ...................................... S. 3



Die Deutsch-​Ostafrikanische Aus­stel­lung 1897 .................................................................... S. 5



Ex­kurs: Post­ko­lo­nia­lis­mus und his­to­ri­sches Ler­nen ............................................................ S. 7



Ge­schichts­di­dak­ti­sche Schwer­punk­te und me­tho­di­sche Um­set­zung ............................... S. 8



Das Lern­ma­te­ri­al im Über­blick I (Op­ti­on: Sta­tio­nen STIGA und DOAA) ............................. S. 9



Das Lern­ma­te­ri­al im Über­blick II (Op­ti­on: zwei Dop­pel­stun­den) ....................................... S. 10



Die Lern­ma­te­ria­li­en kon­kret ................................................................................................... S. 11



Im­pres­sum, wei­te­re In­for­ma­tio­nen und Ma­te­ria­li­en .......................................................... S. 31

Nut­zungs­hin­wei­se

In­dus­tria­li­sie­rung und Ko­lo­nia­lis­mus vor der Haus­tür?

von HIS­TO­di­gi­ta­LE (Uni­ver­si­tät Leip­zig) ist li­zen­ziert unter CC-​BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.de

Sie dür­fen das Ma­te­ri­al nut­zen, ver­än­dern, wei­ter­ge­ben und ver­öf­fent­li­chen. Vor­aus­set­zung für die Nut­zung ist die Nen­nung des Werk­ti­tels, die Na­mens­nen­nung HIS­TO­di­gi­ta­LE, ein Hin­weis auf Be­ar­bei­tun­gen und die Wei­ter­ga­be unter glei­chen Be­din­gun­gen. Das Recht auf Wei­ter­ga­be und Ver­öf­fent­li­chung gilt nicht für In­hal­te mit zu­sätz­li­cher Copyright-​Angabe.

Die Sächsisch-​Thüringische Industrie-​ und Ge­wer­be­aus­stel­lung 1897

Vor 125 Jah­ren zog die „Sächsisch-​Thüringische Industrie-​ und Ge­wer­be­aus­stel­lung“ (STIGA) auf dem Ge­län­de des heu­ti­gen Leip­zi­ger Clara-​Zetkin-Parks ein brei­tes Pu­bli­kum in ihren Bann. Heute wei­test­ge­hend ver­ges­sen, ist sie mit der Teil­ex­po­si­ti­on „Deutsch-​Ostafrikanische Aus­stel­lung“ (DOAA) und der zu­ge­hö­ri­gen „Völ­ker­schau“ Teil der ko­lo­nia­len Ver­gan­gen­heit Leip­zigs.

Die STIGA fiel in eine Zeit, die von star­kem Be­völ­ke­rungs­wachs­tum - ca. 32.000 Ein­woh­ner*innen zu Be­ginn des Jahr­hun­derts auf ca. 400.000 im Jahr der Aus­stel­lung (Vgl. Il­lus­trier­te Chro­nik, 1898, S. 1), Ein­ge­mein­dun­gen, einer Zu­nah­me der Be­trie­be (1871: 4.551, 1895: 18.156) und Fa­brik­fer­ti­gung ge­kenn­zeich­net war (Vgl. Hoch­muth 2012, 50f.). Erste An­re­gun­gen zur Um­set­zung der STIGA gehen auf das Jahr 1893 zurück, als die Leip­zi­ger Messe auf­grund einer Cholera-​Pandemie aus­fiel und eine Kon­zen­tra­ti­on des Mes­se­han­dels auf die Reichs­haupt­stadt Ber­lin droh­te (Vgl. Ebda., S. 66). Der 1892 gegründete Mess-​Ausschuss ent­wi­ckel­te die Idee, mit einer grö­ße­ren Industrie-​ und Ge­wer­be­aus­stel­lung die Rolle Leip­zigs als mer­kan­ti­les und in­dus­tri­el­les Zen­trum Mit­tel­deutsch­lands zu be­to­nen (Vgl. Ebda., S. 66).

Es ent­stand das Kon­zept einer er­wei­ter­ten säch­si­schen Lan­des­aus­stel­lung, zu der Aus­stel­ler aus Thü­rin­gen, der preu­ßi­schen Pro­vinz Sach­sen, des Her­zog­tums An­halt, des preu­ßi­schen Re­gie­rungs­be­zirks Lie­gnitz, der Mark Bran­den­burg und der drei frän­ki­schen Krei­se Bay­erns ein­ge­la­den wur­den (Vgl. Ebda.).

Der Kö­nig­lich Säch­si­sche Bau­rat Arwed Ross­bach legte im Mai 1894 einen Plan zur Ge­stal­tung des 400.000 Qua­drat­me­ter um­fas­sen­den Ge­län­des am Els­ter­flut­bett vor, das zu­nächst tro­cken­ge­legt und an­schlie­ßend an die Strom-​ und Was­ser­ver­sor­gung sowie die städ­ti­sche Stra­ßen­bahn und Säch­si­sche Staats­bahn an­ge­bun­den wurde.

Die Er­öff­nung er­folg­te am 24. April 1897 in An­we­sen­heit König Al­berts von Sach­sen. Bis zu ihrer Schlie­ßung am 19. Ok­to­ber 1897 wur­den für die STIGA rund 2.300.000 Ein­tritts­kar­ten ver­kauft (Vgl. Il­lus­trier­te Chro­nik 1899, S. 36).

Q2: Er­öff­nungs­fei­er mit säch­si­schem König am 24.4.1897 (aus: Il­lus­trier­te Chro­nik, 1899; SLUB Dres­den, ge­mein­frei) https://t1p.de/stiga1
Q3: Der Haupt­ein­gang der STIGA, 1897 (aus: Il­lus­trier­te Chro­nik, 1899; SLUB Dres­den, ge­mein­frei) https://t1p.de/stigaintro

Den Kern der STIGA bil­de­te die ei­gent­li­che In­dus­trie­aus­stel­lung, die mit über 3.000 Aus­stel­lern dar­auf ziel­te Dem In­land und Aus­land zu zei­gen, was die In­dus­trien und Ge­wer­be im Aus­stel­lungs­ge­biet zu leis­ten im stan­de sind (Il­lus­trier­te Chro­nik 1897, S. 49). Neben der Prä­sen­ta­ti­on in­dus­tri­el­ler und ge­werb­li­cher Er­zeug­nis­se waren u.a. ein Knei­pen­vier­tel, ein Vergnügungsviertel, eine Kunst­aus­stel­lung, eine eth­no­gra­fi­sche Prä­sen­ta­ti­on na­mens Thüringer Dörf­chen, die his­to­ri­sche Er­leb­nis­welt Alt­leip­zi­ger Mes­se­vier­tel und die be­reits er­wähn­te „Deutsch-​Ostafrikanische Aus­stel­lung“ (DOAA) an die STIGA an­ge­schlos­sen. Der Ein­gang zur DOAA be­fand sich di­rekt zu Be­ginn der STIGA (siehe Q3 links im Bild).

Q1: His­to­ri­sche Karte zur Lage der STIGA in Leip­zig, 1897 (aus: Of­fi­zi­el­ler Füh­rer der STIGA, 1899; SLUB Dres­den, ge­mein­frei) https://t1p.de/reisestiga

Einen guten Ein­blick in die Or­ga­ni­sa­ti­on und Durch­füh­rung der STIGA bie­ten ver­schie­de­ne Quel­len wie eine Il­lus­trier­te Chro­nik, ein Of­fi­zi­el­ler Füh­rer zur Aus­stel­lung sowie eine Serie von Licht­dru­cken. Diese sind als Di­gi­ta­li­sa­te in der Samm­lung der Säch­si­schen Landes-​ und Uni­ver­si­täts­bi­blio­thek Dres­den (SLUB) ver­füg­bar.

Zum Wei­ter­le­sen:

Hoch­muth, En­ri­co: Industrie-​ und Ge­wer­be­aus­stel­lun­gen in Sach­sen 1824 - 1914: ihr Bei­trag zur kom­mu­na­len und re­gio­na­len Stand­ort­bil­dung, Beu­cha Mark­klee­berg 2012.
Klun­kert, Ga­brie­le: Schau­stel­lun­gen und Volks­be­lus­ti­gun­gen auf Leip­zi­ger Mes­sen des 19. Jahr­hun­derts: Eine wirtschafts-​ und so­zi­al­ge­schicht­li­che Un­ter­su­chung, Chem­nitz 2009. (S. 240-269)
Web­site der Stadt Leip­zig zu 125 Jah­ren STIGA (2022): <https://stiga-​leipzig.de
>

Web­site der HTWK zur STIGA (2022): https://digiboard.htwk-leipzig.de/ausstellung/

Q4: Blick auf das Aus­stel­lungs­ge­län­de der STIGA, 1897 (aus: Il­lus­trier­te Chro­nik STIGA, 1899; SLUB Dres­den, ge­mein­frei) https://t1p.de/gelaende
Quel­len zur STIGA:















Of­fi­zi­el­ler Füh­rer der STIGA 1897

https://t1p.de/fuehrerstiga

Q5: In­dus­trie­hal­le STIGA, 1897 (aus: Il­lus­trier­te Chro­nik STIGA, 1899; SLUB Dres­den, ge­mein­frei) https://t1p.de/halle1



Il­lus­trier­te Chro­nik der STIGA 1899

https://t1p.de/chronik99



Of­fi­zi­el­ler Ka­ta­log der STIGA 1897

https://t1p.de/stigakatalog

Q6: La­ge­plan der Industrie-​ und Ma­schi­nen­hal­le der STIGA, 1897 (aus: Of­fi­zi­el­ler Füh­rer STIGA, 1897; SLUB Dres­den, ge­mein­frei) https://t1p.de/hallestiga



Licht­dru­cke STIGA 1897

https://t1p.de/lichtdrucke

Die Deutsch-​Ostafrikanische Aus­stel­lung in Leip­zig 1897

Zur Er­öff­nung der STIGA äu­ßer­te der Leip­zi­ger Stadt­rat Dodel den Wunsch, „dass die deut­sche In­dus­trie und das deut­sche Ge­wer­be ihren Sie­ges­lauf über die ganze Welt er­folg­reich wei­ter fort­set­zen (möge)." (Il­lus­trier­te Chro­nik STIGA 1899, S. 24f.)

Damit rückt die STIGA in den Kon­text na­tio­na­len und im­pe­ria­len Sen­dungs­be­wusst­seins des Kai­ser­reichs. Doch nicht nur die Leis­tungs­schau hie­si­ger In­dus­trie ist in die­sem Zu­sam­men­hang zu sehen. Viel­mehr gerät mit der als Teil der STIGA durch­ge­führ­ten „Deutsch-​Ostafrikanischen Aus­stel­lung" (DOAA) ein wei­te­rer Aspekt des Im­pe­ria­lis­mus und Ko­lo­nia­lis­mus die­ser Zeit in den Fokus.



So­ge­nann­te „Völ­ker­schau­en“ waren zur Zeit der STIGA weit ver­brei­tet und konn­ten in Deutsch­land und Eu­ro­pa auf eine lange Tra­di­ti­on und zu­neh­men­de Kon­junk­tur zu­rück­bli­cken (Vgl. Löff­ler 2021, 56). Für die Jahre zwi­schen 1874 und 1932 kann von einem Schätz­wert von 60 „Völ­ker­schau­en“ mit ins­ge­samt 2.648 zur Schau ge­stell­ten Men­schen aus­ge­gan­gen wer­den (Vgl. Klun­kert 2010, 242). Klun­kert ver­weist dar­auf, dass der Be­griff „Völ­ker­schau­en“ zeit­ge­nös­sisch und ent­spre­chend zu hin­ter­fra­gen ist, au­ßer­dem auch erst spät Ver­wen­dung fand und teil­wei­se über­ge­ne­ra­li­sie­rend ver­wen­det wurde (Vgl. Ebda., S. 240).

Das Deut­sche Reich hat im Laufe sei­ner ver­gleichs­wei­se kurz wäh­ren­den ko­lo­nia­len Ge­schich­te zahl­rei­che Ge­bie­te in Afri­ka for­mell oder in­for­mell unter sei­nen „Schutz“ ge­stellt, deren Be­woh­ner*innen auch aus un­ter­neh­me­ri­schen Be­weg­grün­den in deut­schen Städ­ten einer in­ter­es­sier­ten Be­su­cher*in­nen­schaft prä­sen­tiert wur­den. Im Jahr 1896 wurde im Rah­men der Ber­li­ner Ge­wer­be­aus­stel­lung im Trep­tower Park die erste deut­sche Kolonial-​Ausstellung an­ge­glie­dert (Vgl. Ebda., S. 77). Der fi­nan­zi­el­le Er­folg der Ber­li­ner Aus­stel­lung wurde von den Leip­zi­ger Aus­stel­lungs­or­ga­ni­sa­to­ren wahr­ge­nom­men und be­för­der­te die Hoff­nun­gen auf den Er­folg der DOAA. Zu­nächst ver­spra­chen sich die Or­ga­ni­sa­tor*innen also Ein­nah­men aus der exo­ti­sie­ren­den Dar­stel­lung der Men­schen und eine lo­cken­de Wir­kung auf die Lei­zi­ger*innen (Vgl. Löff­ler 2021, 66).

Zudem ver­ban­den sich mit der Aus­stel­lung auch ko­lo­ni­al­po­li­ti­sche In­ter­es­sen (vgl. Hoch­muth, 2012, S.72). Im Of­fi­zi­el­len Füh­rer zur DOAA heißt es dazu: „Zum Schluss geben wir uns der Hoff­nung hin, dass diese Aus­stel­lung dem ko­lo­nia­len In­ter­es­se über­haupt und ins­be­son­de­re dem für das viel­ver­spre­chen­de deutsch-​ostafrikanische Schutz­ge­biet Nut­zen bringt." (Of­fi­zi­el­ler Füh­rer zur Deutsch-​Ostafrikanischen Aus­stel­lung 1897, S. 65).

Q7: His­to­ri­sche Karte Aus­stel­lungs­ge­län­de STIGA 1897 (aus: Of­fi­zi­el­ler Füh­rer STIGA, SLUB Dres­den ge­mein­frei) https://t1p.de/lagestiga

Das 20.000 m² große Ge­län­de der DOAA be­fand sich links vom Ein­gang der STIGA zwi­schen heu­ti­gem Kreis­ver­kehr und der Gas­tro­no­mie Glas­haus und glie­der­te sich in zwei Be­rei­che. Zu­sätz­lich zum Ein­tritt für die STIGA war von den Be­su­cher*innen hier­für ein Preis von 30 Pfen­ni­gen zu ent­rich­ten. Ins­ge­samt be­such­ten 635.000 Men­schen die DOAA, also fast jede*r vier­te Be­su­cher*in der STIGA und bei­spiels­wei­se über sechs Mal mehr als Be­su­cher*innen der Kunst­aus­stel­lung (Vgl. Il­lus­trier­te Chro­nik 1899, S. 36).

Neben einer Reihe von Nach­bau­ten bei­spiels­wei­se der Han­dels­stra­ße von Da­r­e­sa­lam und der Plan­ta­gen­sta­ti­on Usun­gu­la sowie Samm­lun­gen eth­no­gra­phi­scher Pro­duk­te bil­de­te eine „Völ­ker­schau" den Kern der DOAA. Mit Ge­neh­mi­gung von Gou­ver­neur von Lie­bert war hier­für der Hand­lungs­rei­sen­de Karl Kauf­mann am 27.12.1896 „von Ber­lin zur An­wer­bung von Ein­ge­bo­re­nen nach Da­r­e­sa­lam ab­ge­reist und am 16. April (...) in Leip­zig mit 47 Ein­ge­bo­re­nen ein­ge­trof­fen (...) “ (Of­fi­zi­el­ler Führer DOAA, 1897, S. 6).

Au­ßer­dem wurde mit dem Ort der Aus­stel­lung, an­ders als mit dem Zoo, eine di­rek­te Ver­bin­dung zwi­schen der re­gio­na­len Wirt­schaft und ko­lo­nia­len Be­sit­zun­gen und Un­ter­neh­mun­gen her­ge­stellt. Die­ser Idee fol­gend wur­den nicht nur Men­schen, son­dern auch aus den Ko­lo­nien stam­men­de Pro­duk­te vor­ge­führt (Löff­ler 2021, S. 66). Mög­li­che Er­klä­run­gen für den Er­folg der DOAA als Teil der STIGA lie­gen in der kon­tras­tie­ren­den Ge­gen­über­stel­lung von in­dus­tri­el­lem Fort­schritt ei­ner­seits und ver­meint­li­cher Rück­stän­dig­keit der Ko­lo­ni­al­ge­bie­te an­de­rer­seits sowie in der all­ge­mei­nen Fas­zi­na­ti­on am „Exo­ti­schen“.



Kon­tras­tie­ren­de Ge­gen­über­stel­lung auf Bild­post­kar­ten:









In re­gel­mä­ßi­gen Ver­an­stal­tun­gen führ­ten sie den in­ter­es­sier­ten Be­su­cher*innen Schau­kämp­fe, Tänze oder „ty­pi­sche" Ar­bei­ten vor.

Q10: Col­la­ge DOAA 1897 (aus: Licht­dru­cke STIGA 1899, SLUB Dres­den ge­mein­frei) https://t1p.de/doaa1
Q8: Bild­post­kar­te DOAA 1897, Autor un­be­kannt, Ver­lag Louis Gla­ser Leip­zig, be­reit­ge­stellt von: Universitäts-​ und Stadt­bi­blio­thek Köln https://t1p.de/nio2j (ge­mein­frei)

Auf der „Deutsch-​Ostafrika-Ausstellung“ ver­starb einer der aus­ge­stell­ten Men­schen, ver­mut­lich in Folge der kli­ma­ti­schen Be­din­gun­gen. Er wurde in Leip­zig bei­gesetzt (Vgl. Löff­ler 2021, S. 66).

So­wohl die zu Wer­be­zwe­cken ein­ge­setz­ten Bild­post­kar­ten als auch die Texte im Be­gleit­heft zur DOAA zeu­gen von ste­reo­ty­pen und ras­si­fi­zie­ren­den Dar­stel­lun­gen. Selbst­zeug­nis­se der aus­ge­stell­ten Men­schen sind nicht über­lie­fert.

Quel­len als Di­gi­ta­li­sa­te ver­füg­bar















Of­fi­zi­el­ler Füh­rer zur Deutsch-​Ostafrikanischen Aus­stel­lung 1897

https://t1p.de/fuehrerdoaa

Q9: Bild­post­kar­te zur Sächsisch-​Thüringischen Ge­wer­be­aus­stel­lung 1897 (ge­mein­frei)
Q9: Typen aus Deutsch-​Ostafrika - Ab­bil­dung im Aus­stel­lungs­füh­rer der STIGA 1897 (aus: Licht­dru­cke STIGA, SLUB Dres­den, ge­mein­frei) https://is.gd/1cqrFv
Q11: Ti­tel­bild Füh­rer DOAA 1897 (aus: Füh­rer DOAA, SLUB Dres­den ge­mein­frei)
https://t1p.de/fuehrerdoaa

Die „Deutsch-​Ostafrikanische Aus­stel­lung" auf der STIGA um­fass­te meh­re­re Stra­ßen­zü­ge, Läden, ein Re­stau­rant, eth­no­gra­phi­sche und ko­lo­nia­le Ob­jek­te, ein Ge­wächs­haus sowie das „Ost­afri­ka­ni­sche Dorf“ mit den 47 an­ge­wor­be­nen Ein­woh­ner:innen ver­schie­de­ner Stäm­me.









Li­te­ra­tur

Löff­ler, Kat­rin: Leip­zig und der Ko­lo­nia­lis­mus. Eine Spu­ren­su­che, Leip­zig 2021.

Hoch­muth, En­ri­co: Von der Dschun­gel­hüt­te zum Glas­haus. In: Leip­zi­ger Blät­ter, Nr. 39 (2001), S. 29–31.

Ex­kurs: Post­ko­lo­nia­lis­mus und his­to­ri­sches Ler­nen

Post­ko­lo­nia­lis­mus...

„Post­ko­lo­nia­le Theo­rie in­ter­ve­niert in die eu­ro­zen­tri­schen Nar­ra­ti­ve und die damit zu­sam­men­hän­gen­de Amne­sie Eu­ro­pas, um he­ge­mo­nia­le Struk­tu­ren zu trans­for­mie­ren.“ (Hug­gan 2013, S. 12)

Post­ko­lo­nia­lis­mus kann nicht als etwas ge­dacht wer­den, dass nach dem Ko­lo­nia­lis­mus kam, son­dern muss viel mehr als Wi­der­stands­form gegen ko­lo­nia­le Herr­schaft und ihre Kon­se­quen­zen be­trach­tet wer­den. Die post­ko­lo­nia­le Theo­rie wen­det sich also den Kom­ple­xi­tä­ten und Wi­der­sprü­chen his­to­ri­scher Pro­zes­se zu, an­statt Ge­schich­te als li­nea­re Pro­gres­si­on zu be­trach­ten. Dem­entspre­chend ist der Pro­zess der De­ko­lo­ni­sie­rung zwar ein kon­ti­nu­ier­li­cher, er lässt sich aber kei­nes­falls als fort­schrei­tend dar­stel­len. Statt­des­sen zei­gen Neo­ko­lo­nia­lis­mus und Re­ko­lo­ni­sie­rungs­ten­den­zen, dass der Ko­lo­nia­lis­mus immer neue Wege fin­det und Stra­te­gien ent­wirft, um sich die Res­sour­cen der vor­mals ko­lo­ni­sier­ten Län­der zu si­chern. So sind spe­zi­fi­sche Un­ter­drü­ckungs­for­men wei­ter­hin ak­tu­ell, wäh­rend an­de­re immer wie­der re­vi­ta­li­siert wer­den (Vgl. do Mar Cas­tro Va­re­la; Dha­wan 2015, S. 16).

In der an­glo­pho­nen Ge­schichts­wis­sen­schaft wird Ko­lo­nia­lis­mus meist als Herr­schafts­ver­hält­nis mit sen­dungs­ideo­lo­gi­schen Recht­fer­ti­gungs­dok­tri­nen ver­stan­den, die auf der Über­zeu­gung von kul­tu­rel­ler Hö­her­wer­tig­keit be­ruht (Vgl. Os­ter­ham­mel 2012, S 8f.)

Diese he­ge­mo­nia­le Struk­tur einer eu­ro­päi­schen Wis­sens­ord­nung führ­te dazu, dass die Eu­ro­pä­er die Ko­lo­ni­sier­ten stets als Ge­gen­pol ihrer selbst kon­stru­ier­ten und so Di­cho­to­mien und hier­ar­chi­sche Be­zie­hun­gen schaff­ten, die dis­kur­siv bis heute nicht über­wun­den sind.

Ge­ra­de in Schul­bü­chern und Lehr­plä­nen wird Ko­lo­nia­lis­mus wei­ter­hin sehr ein­di­men­sio­nal aus eu­ro­päi­scher Per­spek­ti­ve be­trach­tet. Die Ko­lo­ni­sier­ten blei­ben häu­fig auf eine pas­si­ve Rolle re­du­ziert oder spie­len gar keine Rolle. Be­son­ders au­gen­schein­lich wird dies mit Blick auf den Säch­si­schen Lehr­plan, der für die Klas­sen­stu­fe 8 im Lern­be­reich 4 mit dem „Ken­nen im­pe­ria­lis­ti­scher Be­stre­bun­gen von Groß­mäch­ten, „Selbst-​ und Fremd­wahr­neh­mung ver­schie­de­ner Groß­mäch­te oder der vor­ge­schla­ge­nen „Fall­stu­die - kon­kur­rie­ren­de Ko­lo­ni­al­po­li­tik" aus­schließ­lich eu­ro­zen­tris­ti­sche In­hal­te vor­sieht (Vgl. SMK Lehr­plan Ge­schich­te 2019, S. 21).







































und his­to­ri­sches Ler­nen

Die post­ko­lo­nia­len Be­we­gun­gen be­zie­hen sich ins­be­son­de­re auf ein stär­ker kul­tu­rel­les Ver­ständ­nis von Ko­lo­nia­lis­mus und fra­gen daher de­zi­diert nach den (Rück-) Wir­kun­gen des Ko­lo­nia­lis­mus auf die eu­ro­päi­schen Ge­sell­schaf­ten. Hier­aus er­gibt sich gleich­zei­tig die wich­tigs­te Her­aus­for­de­rung der Ge­schichts­di­dak­tik in Bezug auf die post­ko­lo­nia­le Theo­rie und die DOAA 1897. Wird näm­lich die kul­tu­rel­le Di­men­si­on von Ko­lo­nia­lis­mus stär­ker als die re­al­po­li­ti­sche Seite ak­zen­tu­iert – Ko­lo­nia­lis­mus also als eine men­ta­le Struk­tur be­grif­fen – er­ge­ben sich an­de­re Fra­gen und Be­zie­hun­gen, als es der Fall wäre, wenn man den Ko­lo­nia­lis­mus mit der Un­ab­hän­gig­keit der meis­ten ehe­ma­li­gen Ko­lo­nien als ein ab­ge­schlos­se­nes Phä­no­men be­greift.

Eine wei­te­re Her­aus­for­de­rung der Ge­schichts­di­dak­tik zeigt sich in den Nar­ra­ti­ven zum Ko­lo­nia­lis­mus, wel­che die Ent­wick­lung au­ßer­eu­ro­päi­scher Ge­sell­schaf­ten und ihrer po­li­ti­scher Sys­te­me oft als de­fi­zi­tär be­schrei­ben und gleich­zei­tig die mo­der­ne Ge­schich­te als Aus­brei­tung eu­ro­päi­scher Er­run­gen­schaf­ten (z.B. Ka­pi­ta­lis­mus als Markt­wirt­schaft, Chris­ten­tum, ra­tio­na­les Den­ken der Auf­klä­rung, Bil­dungs­in­sti­tu­tio­nen etc.) er­zäh­len. Ent­wick­lun­gen in den Ko­lo­nien und spä­ter in den ehe­ma­li­gen Ko­lo­ni­al­ge­bie­ten kön­nen vor die­sem Mo­der­ni­sie­rungs­nar­ra­tiv dem­nach nur de­fi­zi­tär be­wer­tet wer­den und füh­ren so zur Be­stä­ti­gung ko­lo­nia­ler Ste­reo­ty­pe (Vgl. Grewe 2016, S. 25f.).







































Li­te­ra­tur

Eckert, A.: Post­ko­lo­nia­le Zeit­ge­schich­te?, In: Zeit­his­to­ri­sche For­schun­gen 3 (2020). https://t1p.de/u91w, zu­letzt auf­ge­ru­fen: 02.09.2022

Do Mar Cas­tro, M.; Dha­wan, N.: Post­ko­lo­nia­le Theo­rie. Eine kri­ti­sche Ein­füh­rung, Bie­le­feld 2015.

Grewe, B.-S. (Hg.): Ge­schichts­di­dak­tik post­ko­lo­ni­al, in: Zeit­schrift für Ge­schichts­di­dak­tik 15 (2016).

Hug­gan, G.: Ox­ford Hand­book of Post­co­lo­ni­al Stu­dies. Ox­ford; New York 2013.

Os­ter­ham­mel, J.; Jan­sen, J. C.: Ko­lo­nia­lis­mus. Ge­schich­te, For­men, Fol­gen, Mün­chen 2012.

Wei­ter­füh­rend zu post­ko­lo­nia­len In­itia­ti­ven in Leip­zig und Sach­sen

Web­site Leip­zig post­ko­lo­ni­al https://leipzig-postkolonial.de/themen/

In­sta­gram In­itia­ti­ve Re­tel­ling DOAA (Leip­zig) https://www.instagram.com/retelling_doaa/?hl=de

Web­site Dres­den post­ko­lo­ni­al http://dresden-postkolonial.de/karte/











Ge­schichts­di­dak­ti­sche Schwer­punk­te und me­tho­di­sche Um­set­zung

M1:Ver­frem­de­te Bild­post­kar­te zur DOAA
(His­to­di­gi­ta­LE, 2022, CC-0)

Die Lern­ma­te­ria­li­en zur DOAA neh­men die für di­ver­si­täts­sen­si­bles his­to­ri­sches Ler­nen re­le­van­te Dif­fe­renz­ka­te­go­rie „race" in den Blick und er­öff­nen zu Be­ginn einen ge­gen­warts­ori­en­tier­ten An­satz­punkt zur The­ma­ti­sie­rung von Ras­sis­mus als eine Form grup­pen­be­zo­ge­ner Men­schen­feind­lich­keit (Vgl. Gent­ner 2019, S. 48). -> siehe Modul 6



Bodo von Bor­ries be­nennt u.a. „Fremd­heit als Dif­fe­renz­er­fah­rung und Pro­jek­ti­ons­me­cha­nis­mus (hier DOAA: Exo­ti­sie­rung in­di­ge­ner Men­schen) sowie „in­di­vi­du­el­le und kol­lek­ti­ve Iden­ti­täts­bil­dungs­pro­zes­se (hier STIGA: na­tio­na­le Leis­tungs­schau) als ge­eig­ne­te The­men­fel­der für in­ter­kul­tu­rel­les Ler­nen (Zit. nach: von Ree­ken 2003, S. 239). In die­sem Sinne bie­tet das Lern­ma­te­ri­al die Mög­lich­keit der Ver­schrän­kung der the­ma­ti­schen Zu­gän­ge In­dus­tria­li­sie­rung bzw. STIGA ei­ner­seits -> siehe Mo­du­le 1-5 und Ko­lo­nia­lis­mus bzw. DOAA an­de­rer­seits -> siehe Mo­du­le 6-13 an­de­rer­seits. Den Zu­sam­men­hang von ge­sell­schaft­lich kon­stru­ier­ten Macht­struk­tu­ren bzw. Selbst­wahr­neh­mung und der Kon­struk­ti­on kul­tu­rel­ler Un­gleich­heit bzw. Fremd­zu­schrei­bun­gen kann ein Ver­gleich von his­to­ri­schen Bild­post­kar­ten Rech­nung tra­gen. -> siehe Mo­du­le 9, 10, 12

Die Aus­ein­an­der­set­zung bzw. Ana­ly­se und In­ter­pre­ta­ti­on von his­to­ri­schen Bild­post­kar­ten zielt zudem auf die För­de­rung von Me­tho­den­kom­pe­tenz.





Auf viel­fäl­ti­ge Weise bie­ten die Lern­ma­te­ria­li­en An­satz­punk­te zur Re­cher­che von Quel­len bzw. Di­gi­ta­li­sa­ten zur STIGA bzw. DOAA bzw. zum hand­lungs­ori­en­tier­ten Ler­nen mit di­gi­ta­len Me­di­en. Damit wird ein Bei­trag zur Me­di­en­bil­dung im Kon­text der Di­gi­ta­li­sie­rung (SMK 2019) ge­leis­tet.

-> siehe Mo­du­le 1, 2, 4, 10, 13



Das Lern­ma­te­ri­al zur Spu­ren­su­che im heu­ti­gen Leip­zi­ger Clara-​Park zielt auf die Wahr­neh­mungs­kom­pe­tenz der SuS und un­ter­streicht zudem die Be­deu­tung lo­kal­ge­schicht­li­chen his­to­ri­schen Ler­nens.-> siehe Modul 11



Die Frage nach dem heu­ti­gem Um­gang mit der DOAA er­öff­net die Per­spek­ti­ve ge­schichts­kul­tu­rel­ler Kom­pe­tenz und bie­tet Chan­cen in­di­vi­du­el­ler Wert­ur­teils­bil­dung sowie Sen­si­bi­li­sie­rung für di­ver­si­tätäs­sen­si­ble Ge­schichts­dar­stel­lun­gen. Ent­spre­chend pro­ble­ma­ti­siert das Lern­ma­te­ri­al die heu­ti­ge Tra­die­rung ko­lo­nia­ler Per­spek­ti­ven und Zu­schrei­bun­gen, indem SuS hand­lungs­ori­en­tiert auf­ge­for­dert wer­den, be­reits the­ma­ti­sier­te his­to­ri­sche Bild­post­kar­ten vi­su­ell zu ver­frem­den.

-> siehe Modul 13

Im Sinne in­ter­kul­tu­rel­ler Kom­pe­tenz trägt das Lern­ma­te­ri­al ins­ge­samt ei­ner­seits zu his­to­ri­schem Fremd­ver­ste­hen (Wie sind Zu­ord­nun­gen und Ab­gren­zun­gen von uns und den an­de­ren ent­stan­den?) und an­de­rer­seits zu ver­än­der­tem Selbst­ver­ste­hen (ei­ge­ner Um­gang mit kul­tu­rel­ler Viel­falt heute) bei (Vgl. Ree­ken 2009, S. 238)























An­zu­mer­ken ist das Feh­len mul­ti­per­spek­ti­vi­scher Zu­gän­ge, die auf­grund der un­zu­rei­chen­den Quel­len­la­ge (z.B. Per­spek­ti­ve der „Aus­ge­stell­ten") nicht rea­li­siert wer­den konn­ten. Auf fik­tio­na­li­sier­te Per­spek­ti­ven wurde den­noch be­wusst ver­zich­tet. Statt­des­sen soll­te mit der De­kon­struk­ti­on von Fremd­zu­schrei­bun­gen oder der Pro­ble­ma­ti­sie­rung un­re­flek­tier­ter Wei­ter­ga­be ste­reo­ty­per ko­lo­nia­ler Bild­mo­ti­ve dem De­fi­zit mul­ti­per­spek­ti­vi­scher Quel­len be­geg­net wer­den.







M2: Stu­den­tin be­ar­bei­tet Bild­post­kar­te am Ta­blet
(HIS­TO­di­gi­ta­LE, 2022, CC-0)
Li­te­ra­tur

Gent­ner, E.: In­ter­kul­tu­rel­les Ler­nen im Ge­schichts­un­ter­richt, Frank­furt 2019.

Ree­ken, von D.: In­ter­kul­tu­rel­les Ler­nen, In: Günther-​Arndt, H. u.a. (Hg.): Geschichts-​Didaktik, 8. Aufl., Ber­lin 2020, S. 238-246.

Säch­si­sches Mi­nis­te­ri­um für Kul­tus (Hg.): Kom­pe­tenz­rah­men Me­di­en­bil­dung Sach­sen 2019) https://t1p.de/krmbsachsen



Das Lern­ma­te­ri­al im Über­blick I (Op­ti­on: Sta­tio­nen STIGA und DOAA)

Die vor­lie­gen­den Lern­ma­te­ria­li­en be­rück­sich­ti­gen so­wohl das The­men­feld „In­dus­tria­li­sie­rung (STIGA) als auch „Ko­lo­nia­lis­mus (DOAA). Die unten ge­nann­te Rei­hen­fol­ge sowie die An­zahl der zu be­ar­bei­ten­den Ma­te­ria­li­en stel­len keine Vor­ga­be im Sinne einer Chro­no­lo­gie des Ein­satz im Un­ter­richt dar. Viel­mehr ver­ste­hen sich die Ma­te­ria­li­en als Im­puls, der je nach spe­zi­fi­schem Ein­satz­sze­na­rio bzw. Vor­aus­set­zun­gen der Lern­grup­pe ar­ran­giert und bei­spiels­wei­se als Sta­ti­ons­ar­beit um­ge­setzt wer­den kann. Denk­bar ist auch die Durch­füh­rung einer 180 mi­nü­ti­gen Ein­heit (siehe Fol­ge­sei­te).

Modul

Thema

Inhalte und Methoden

1

Mit historischen Karten lernen:

Der Standort der Sächsisch-Thüringischen Gewerbeausstellung (STIGA)

- Textquelle (Infrastruktur Leipzig), historische Karten (Ausstellungsgelände), virtuelles Kartenforum (digital)

2

In einer digitalen Sammlung recherchieren:

Eine Medaille zur STIGA kennenlernen

- virtueller Münzkatalog (digital), Bildquelle (Medaille)

3

Mit historischen Anzeigen lernen:

Leitsektoren der Industrialisierung

- historische Zeitungsanzeigen, Lageplan Industriehalle STIGA

4

Informationen präsentieren:

Durch die Industrieausstellung der STIGA führen

- Illustrierte Chronik der STIGA (digital), Präsentation erarbeiten

5

Eine Ausstellung typisch Kaiserzeit?

Textquellen untersuchen

- Eröffnungsrede STIGA und Begleitheft zur DOAA, Wortwolke erstellen (digital)

6

Impuls: Rassismus heute?

- Werbung heute, Begriffe, Kolonien, Geschichtskarte

7

Historischer Hintergrund: STIGA und DOAA

- Vorlage Präsentation Lehrer*innenvortrag

8

Menschen als Ausstellungsobjekte?

Die Deutsch-Ostafrikanische Ausstellung 1897

- Text- und Bildquellen zur DOAA, Werturteil (Erklärung der Menschenrechte 1948)

9

Bildpostkarten vergleichen:

Die STIGA und DOAA im Bild

- historische Bildpostkarten zur STIGA und DOAA vergleichen

10

War das Rassismus?

Historische Bildpostkarten analysieren

- Positionslinie, historische Bildpostkarten digital recherchieren und analysieren

11

Spurensuche vor Ort: Der Clara-Zetkin-Park als ehemaliges Gelände der STIGA

- lokalgeschichtliche Erkundung, Fotografien anfertigen, Wahrnehmungskompetenz

12

„WIR und die „ANDEREN? Die STIGA zwischen Industrialisierung und Kolonialismus

- Schaubild erstellen, Sachurteil

13

Rassismus heute #teilen? Eine historische Bildpostkarte verfremden

- Handlungsorientierung (Tablet), Medienbildung, Werturteil

Lehr­plan­ver­or­tung:

Klas­sen­stu­fe 8 GYM Sach­sen LB 4: Ko­lo­nia­lis­mus, Fall­stu­die, ak­tu­el­le gesellschaftlich-​relevante The­men; Kom­pe­tenz­ent­wick­lun­gen: Ana­ly­se und Be­ur­tei­lung ver­schie­de­ner Quellen-​ und Dar­stel­lungs­for­men

Klas­sen­stu­fe 8 GYM Sach­sen LB 2: In­dus­tria­li­sie­rung als wie­der­ho­len­der Rück­griff : Leit­sek­to­ren Hoch­in­dus­tria­li­sie­rung; Kom­pe­tenz­ent­wick­lung: in­for­ma­ti­sche Bil­dung Re­cher­che von In­for­ma­tio­nen



Das Lern­ma­te­ri­al im Über­blick II (Op­ti­on: zwei Dop­pel­stun­den)

Die Lern­ma­te­ria­li­en zur „Deutsch-​Ostafrikanischen Aus­stel­lung" 1897 in Leip­zig wur­den mit Schü­ler*innen ver­schie­de­ner 8. Klas­sen des Gym­na­si­ums er­probt. Die fol­gen­de Über­sicht stellt daher einen Vor­schlag dar, mit dem vor­lie­gen­den Lern­ma­te­ri­al eine Un­ter­richts­ein­heit von ca. 180 Mi­nu­ten zu ge­stal­ten.



Un­ter­richts­block­lock I (90 Mi­nu­ten)

Phase

Inhalt

Sozial-

form

Medien/ Methoden

Einstieg

(10´)

Ist das rassistisch?

Gegenwartsorientierung - Aktivierung -Vorerfahrung - Präkonzepte Rassismus

UG

Beispiele Rassismus in der Werbung

Positionslinie, Diskussion

Modul 6, Aufgabe 1

Gelenk

(10´)

Zwischen Industrialisierung und Kolonialismus

Historischer Hintergrund STIGA/ DOAA

LV

Vorlage Präsentation für Lehrer*innenvortrag

Modul 7

Erarbeitung I

60´

Stationsarbeit

1) Bildpostkarten (P)

2) Textquellen zur STIGA bzw. DOAA (P)

3) Historische Karten (WP)

4) Unternehmen Industrialisierung (WP)

5) Medaille Gewerbeausstellung (WP)

=> P=Pflicht, WP=Wahlpflicht (insg. 3SuS)/

EA/ PA



1) Modul 9 oder bzw. und 10

2) Modul 5

3) Modul 1

4) Modul 3

5) Modul 2

HA

10´

Spurensuche

Orte der STIGA/ DOAA, Gedenkstele

UG

historische Karte, Foto, padlet oder taskcards Modul 11

Un­ter­richts­block­lock II (90 Mi­nu­ten)

Phase

Inhalt

Sozial-

form

Medien

EINSTIEG

10´

Vergleich HA, Geschichte vor der Haustür

UG

Fotos Modul 11

Sicherung Ia

20´

gegenseitiges Vorstellen Ergebnisse Erarbeitung I/ Stationsarbeit

GA

Module 1, 2, 3, 5, 9, 10

Sicherung Ib

15´

„WIR und die „ANDEREN? Die STIGA zwischen Industrialisierung und Kolonialismus

UG

Zusammenhang STIGA und DOAA, Diskussion, Tafelbild Modul 12

Gelenk

Frage: Rassismus #teilen?

UG

Geschichtskultur Modul 13, Aufg. 1

Erarbeitung II

25´

Rassismus heute #teilen?

Eine historische Bildpostkarte verfremden

EA/ PA

Handlungsorientierung, Werturteil, z.B. App Sketchbook auf Tablet Modul 13

Sicherung II

15´

Präsentieren der Bildpostkarten

UG



Mit his­to­ri­schen Kar­ten ler­nen:
Der Stand­ort der Sächsisch-​Thüringischen Ge­wer­be­aus­stel­lung (STIGA)

15-20 Min.

1
Lies die Weg­be­schrei­bung zur Aus­stel­lung Q1.

Q1: Aus­zug aus der Weg­be­schrei­bung zur Sächsisch-​Thüringischen Ge­wer­be­aus­stel­lung, 1897

Die Stadt Leip­zig be­sitzt, wie es ihrer Be­deu­tung als Handels-​ und In­dus­trie­stadt ent­spricht, vor­züg­li­che Bahn­ver­bin­dun­gen [...]. Sechs Bahn­li­ni­en lau­fen hier zu­sam­men [...]. Lei­der ist Leip­zig noch nicht im Be­sit­ze eines Cen­trahl­bahn­ho­fes, so­dass jede die­ser sechs Li­ni­en in einem be­son­de­ren Bahn­ho­fe mün­det, von denen drei, der Dres­de­ner, Mag­de­bur­ger und Thü­rin­ger Bahn­hof, am nörd­li­chen Pro­me­na­den­rin­ge in nächs­ter Nähe der in­ne­ren Stadt lie­gen, wäh­rend die drei üb­ri­gen, der Ber­li­ner, Baye­ri­sche und Ei­len­bur­ger Bahn­hof von die­sen [...] ziem­lich weit ent­fernt sind. [..] Wohl die meis­ten auf den Bahn­hö­fen an­kom­men­den Frem­den, wel­che so­fort die Aus­stel­lung be­su­chen wol­len, wer­den sich dazu ent­we­der der Drosch­ken* oder der elek­trisch be­trie­be­nen Stra­ßen­bah­nen be­die­nen. 1) Die große Leip­zi­ger Stra­ßen­bahn (blaue Wagen): Vom Blü­cher­platz (Thü­rin­ger, Mag­de­bur­ger, Dresd­ner Bahn­hof) über Göthe­stra­ße und Obst­markt zur Carl Tauch­nitz­stra­ße (Aus­stel­lung). [...] 2.) Leip­zi­ger Elek­tri­sche Stra­ßen­bahn (rote Wagen): Vom Blü­cher­platz

Aus: Of­fi­zi­el­ler Füh­rer zur STIGA 1897, S. 3. (SLUB Dres­den, ge­mein­frei) https://t1p.de/wegstiga

Die Stadt Leip­zig be­sitzt, wie es ihrer Be­deu­tung als Handels-​ und In­dus­trie­stadt ent­spricht, vor­züg­li­che Bahn­ver­bin­dun­gen [...]. Sechs Bahn­li­ni­en lau­fen hier zu­sam­men [...]. Lei­der ist Leip­zig noch nicht im Be­sit­ze eines Cen­trahl­bahn­ho­fes, so­dass jede die­ser sechs Li­ni­en in einem be­son­de­ren Bahn­ho­fe mün­det, von denen drei, der Dres­de­ner, Mag­de­bur­ger und Thü­rin­ger Bahn­hof, am nörd­li­chen Pro­me­na­den­rin­ge in nächs­ter Nähe der in­ne­ren Stadt lie­gen, wäh­rend die drei üb­ri­gen, der Ber­li­ner, Baye­ri­sche und Ei­len­bur­ger Bahn­hof von die­sen [...] ziem­lich weit ent­fernt sind. [..] Wohl die meis­ten auf den Bahn­hö­fen an­kom­men­den Frem­den, wel­che so­fort die Aus­stel­lung be­su­chen wol­len, wer­den sich dazu ent­we­der der Drosch­ken* oder der elek­trisch be­trie­be­nen Stra­ßen­bah­nen be­die­nen. 1) Die große Leip­zi­ger Stra­ßen­bahn (blaue Wagen): Vom Blü­cher­platz (Thü­rin­ger, Mag­de­bur­ger, Dresd­ner Bahn­hof) über Göthe­stra­ße und Obst­markt zur Carl Tauch­nitz­stra­ße (Aus­stel­lung). [...] 2.) Leip­zi­ger Elek­tri­sche Stra­ßen­bahn (rote Wagen): Vom Blü­cher­platz

Q1: Aus­zug aus der Weg­be­schrei­bung zur Sächsisch-​Thüringischen Ge­wer­be­aus­stel­lung, 1897





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Aus: Of­fi­zi­el­ler Füh­rer zur STIGA 1897, S. 3. (SLUB Dres­den, ge­mein­frei) https://t1p.de/wegstiga
Aus: Of­fi­zi­el­ler Füh­rer zur STIGA 1897, S. 3. (SLUB Dres­den, ge­mein­frei) https://t1p.de/wegstiga
2
Mar­kie­re in der his­to­ri­schen Karte Q2 die in Q1 ge­nann­ten Bahn­hö­fe, den Stra­ßen­bahn­weg und das Aus­stel­lungs­ge­län­de.
Q2: His­to­ri­sche Karte aus dem Aus­stel­lungs­füh­rer zur STIGA, 1897 (SLUB Dres­den, ge­mein­frei)
Tipp:
Du kannst die Quel­le Q2 auch on­line
ab­ru­fen und so z.B. näher zoo­men.
https://t1p.de/reisestiga
3
No­tie­re mit Hilfe von Q2 die Namen der 2 Stra­ßen, die das Aus­stel­lungs­ge­län­de der STIGA be­grenzt haben.

Q2: His­to­ri­sche Karte di­gi­tal

https://t1p.de/reisestiga

Für Ex­pert*innen: Eine der bei­den Stra­ßen heißt heute Ferdinand-​Lassalle-Straße. Kreu­ze an, wel­che.
4
Überprüfe mit Hilfe des virtuellen Kartenforums Q3 die Aussagen zum Namen und Entstehungszeitraum des Ausstellungsgeländes der STIGA. Kreuze die korrekte Lösung an.
M1: Screen­shot Vir­tu­el­les Kar­ten­fo­rum der SLUB Dres­den

Q3: Vir­tu­el­les Kar­ten­fo­rum

https://t1p.de/stigakarte

Tipp:
Du kannst rechts Kar­ten ein- und aus­blen­den. So sind meh­re­re Zei­ten ver­gleich­bar.

Ent­ste­hungs­zeit­raum des Aus­stel­lungs­ge­län­des

Name des Aus­stel­lungs­ge­län­des

Q4: Blick auf das Aus­stel­lungs­ge­län­de der STIGA, 1897 (aus: Il­lus­trier­te Chro­nik STIGA, 1899; SLUB Dres­den, ge­mein­frei) https://t1p.de/gelaende
5
Markiere in der historischen Karte Q4 die genannten Ausstellungsbereiche der STIGA.

In­dus­trie­hal­le - Haupt­ein­gang - Deutsch-​Ostafrikanische Aus­stel­lung - Leucht­spring­brun­nen - Ver­gnü­gungs­vier­tel

Q4: His­to­ri­sche Karte Aus­stel­lungs­ge­län­de STIGA 1897 (aus: Of­fi­zi­el­ler Füh­rer STIGA, SLUB Dres­den ge­mein­frei) https://t1p.de/lagestiga
Tipp:
Rufe Q4 on­line auf. Mit Hilfe des Zoom kannst du die Be­schrif­tun­gen bes­ser er­ken­nen.
https://t1p.de/lagestiga
Für Ex­pert*innen: Wie sieht das ehe­ma­li­ge Aus­stel­lungs­ge­län­de der STIGA heute aus? Begib dich in den Clara-​Zetkin-Park und fo­to­gra­fie­re die oben ge­nann­ten Be­rei­che.

In einer di­gi­ta­len Samm­lung re­cher­chie­ren:
Eine Me­dail­le zu zur STIGA ken­nen­ler­nen

15-20 Min.

1
Recherchiere im virtuellen Münzkatalog M1 die Medaille Q1 zur Sächsisch-Thüringischen Gewerbeausstellung 1897 in Leipzig.
Tipp:
Über­le­ge dir zu­nächst mög­li­che Such­be­grif­fe und schrän­ke die Er­geb­nis­lis­te zeit­lich ein.

M1: Vir­tu­el­ler Münz­ka­ta­log

https://www.kenom.de/

2
Beschreibe die Medaille Q1 mit Hilfe der Zoom-Funktion und den Angaben im virtuellen Münzkatalog M1. Beschrifte die Bildelemente (1-6) und ergänze Informationen zu Gewicht und Material der Medaille.

4
1
2
5
6
3

Q1: Me­dail­le zur Sächsisch-​Thüringischen Ge­wer­be­aus­stel­lung, 1897

(von: Kul­tur­stif­tung Sachsen-​Anhalt, Kunst­mu­se­um Mo­ritz­burg Halle (Saale), CC BY-​NC-SA 3.0 DE)

Ma­te­ri­al der Münze:

Ge­wicht der Münze:

3
Diskutiert über die Behauptungen (A-C) zur Verwendung der Medaille Q1 im Rahmen der STIGA.
Nennt Argumente, die für bzw. gegen die jeweilige Behauptung sprechen.

Die Me­dail­le wurde zu Wer­be­zwe­cken an die Leip­zi­ger Be­völ­ke­rung ver­teilt,....

Mit der Me­dail­le hat man den Ein­tritt zur STIGA be­zahlt, ...

Die Me­dail­le war eine Aus­zeich­nung für her­vor­ra­gen­de Aus­stel­ler bzw. Un­ter­neh­men auf der STIGA, ...

Für Ex­pert*innen: Nur in Leip­zig? Über­prü­fe mit Hilfe des vir­tu­el­len Münz­ka­ta­log M1, in­wie­fern an­de­re Städ­te im 19. Jahr­hun­dert eben­falls Industrie-​ und Ge­wer­be­aus­stel­lun­gen durch­ge­führt haben.

Mit his­to­ri­schen An­zei­gen ler­nen: Leit­sek­to­ren der In­dus­tria­li­sie­rung

1
Notiere anhand des Ausstellungsplans Q1 Industriezweige, die auf der STIGA ausgestellt haben.

15 Min.

Q1: La­ge­plan der Industrie-​ und Ma­schi­nen­hal­le der STIGA, 1897 (aus: Of­fi­zi­el­ler Füh­rer STIGA; SLUB Dres­den, ge­mein­frei) https://t1p.de/hallestiga
Tipp:
Rufe Q1 on­line auf. Mit Hilfe des Zoom kannst du die Be­schrif­tun­gen bes­ser er­ken­nen.
https://t1p.de/hallestiga
Industriezweige:
2
Ordne die Anzeigen aus dem offiziellen Ausstellungsführer der STIGA (Q2-Q6) einzelnen Industriezweigen bzw. dem Raum im Lageplan Q1 zu.
Für Ex­pert*innen: Re­cher­chie­re in der Chro­nik zur STIGA Q7 die An­zahl der Un­ter­neh­men in der In­dus­trie­aus­stel­lung. Kreu­ze an.

Q7: Chro­nik STIGA

https://t1p.de/stigachronik

Re­cher­chie­ren und prä­sen­tie­ren:
Durch die In­dus­trie­aus­stel­lung der STIGA füh­ren

1
Bereitet eine Führung durch die Industriehalle der STIGA vor:
a) Recherchiert ausgehend von Q1 und Q2 arbeitsteilig zu Aufbau und Gestaltung der Industriehalle (A) sowie ausgewählten Ausstellungsgruppen (B)
b) Bezieht mindestens 4 konkrete Beispiele ausstellender Unternehmen ein (siehe Tabelle C).
c) Ergänzt eure Präsentation um Bilder.
d) Präsentiert vor der Klasse.

60 Min.

Q1: Il­lus­trier­te Chro­nik -​Ausstellungsgruppen

https://t1p.de/stigagruppen

Q2: Of­fi­zi­el­ler Füh­rer STIGA -
In­dus­trie­hal­le

https://t1p.de/industriehalle

A) Auf­bau und Ge­stal­tung In­dus­trie­hal­le

- Stich­punk­te zu Größe, Auf­bau und Aus­se­hen ein­zel­ner Aus­stel­lungs­hal­len

- Bil­der der In­dus­trie­hal­le innen und außen

B) aus­ge­wähl­te Aus­stel­lungs­grup­pen

- Stich­punk­te zu Aus­stel­lern, Zah­len und The­men von 3-4 Aus­stel­lungs­grup­pen

- Bil­der von Stän­den aus­ge­wähl­ter Un­ter­neh­men

Industrie-

zweig

Name Unternehmen

angebotene Produkte

Bild

chemische Industrie

chemische Fabrik von Heyden Dresden

Säuren, Süssstoffe u.s.w.

































Tabelle C: Ausstellende Unternehmen auf der STIGA
3
Diskutiert in der Klasse, inwiefern es sich bei der STIGA um eine fortschrittliche Ausstellung handelte, die Industriezweige der zweiten Phase der Industriellen Revolution präsentierte.
Tipp:
An der zwei­ten Phase der In­dus­tria­li­sie­rung waren gegen Ende des 19. Jahr­hun­derts vor allem Un­ter­neh­men der Elek­tro­in­dus­trie, der che­mi­schen In­dus­trie und des Ma­schi­nen­baus be­tei­ligt.

Eine Aus­stel­lung ty­pisch Kai­ser­zeit? Text­quel­len un­ter­su­chen

1
Er­klärt euch in Part­ner­ar­beit je­weils zwei der vier Be­grif­fe in ei­ge­nen Wor­ten.

25-30 Min.





Na­tio­na­lis­mus

Über­stei­ger­tes Be­wusst­sein vom po­li­ti­schen, wirt­schaft­li­chen und mi­li­tä­ri­schen Wert der ei­ge­nen Na­ti­on.

Im­pe­ria­lis­mus

Stre­ben einer Groß­macht, ihren po­li­ti­schen, mi­li­tä­ri­schen und wirt­schaft­li­chen Ein­fluss wei­ter aus­zu­deh­nen z.B. durch Ko­lo­nien.



Ras­sis­mus

Dis­kri­mi­nie­rung, wo­durch Men­schen z.B. wegen ihrer Her­kunft oder ihrer Haut­far­be aus­ge­grenzt oder ab­ge­wer­tet wer­den.



Ob­rig­keits­staat

Der Herr­scher (z.B. König/Kai­ser), hö­he­re Schich­ten und Be­am­te sind wich­ti­ger als das Volk.

2
Lies die Quel­le Q1 oder Q2. Mar­kie­re an­schlie­ßend Schlüs­sel­wor­te, die einem der oben ge­nann­ten Be­grif­fe ent­spre­chen. Nutze die ent­spre­chen­de Farbe.

Q1: Rede Stadt­rat Dodel zur Er­öff­nung der Sächsisch-​Thüringischen-Industrie- und Ge­wer­be Aus­stel­lung, Leip­zig, 24.4.1897

Nach mehr als drei­jäh­ri­ger ar­beits­rei­cher Vor­be­rei­tung ist heute der Tag ge­kom­men, an dem (...) die Er­öff­nung der Sächsisch-​Thüringischen Industrie-​ und Gewerbe-​Ausstellung vor sich gehen soll. Die­sem Tag wird die höchs­te Weihe da­durch ge­ge­ben, dass Ew. Ma­jes­tät und ihre kö­nig­li­chen Ho­hei­ten die Prin­zen der Er­öff­nung un­se­rer Aus­stel­lung al­ler­höchst bei­zu­woh­nen ge­ru­hen. (...) Leip­zig fei­ert im Som­mer die­ses Jah­res die 400jäh­ri­ge Wie­der­kehr des Tages, an dem Kai­ser Ma­xi­mi­li­an I. das Pri­vi­le­gi­um der Leip­zi­ger Mes­sen be­stä­tig­te und hier­durch den Grund zu der gross­ar­ti­gen Ent­wick­lung des Leip­zi­ger Han­dels­ver­kehrs legte (...). Die­ses Ju­bi­lä­um fei­er­lich zu be­ge­hen, hat wohl ganz Deutsch­land die volls­te Ur­sa­che, denn es gibt keine an­de­re städ­ti­sche Ein­rich­tung, wel­che durch mehr als fünf Jahr­hun­der­te hin­durch so viel dazu bei­getra­gen hat, um die Er­zeug­nis­se deut­schen Ge­wer­be­flei­ßes in alle Län­der der Welt zu ver­brei­ten und den Ruhm der deut­schen In­dus­trie zu ver­kün­den (...) Be­reits ein­mal im Jahre 1852 hat in Leip­zigs Mau­ern eine Säch­si­sche Industrie-​Ausstellung statt­ge­fun­den. (...) Wäh­rend 1852 die Räume der Cen­tral­hal­le hier den Aus­stel­lungs­zwe­cken ge­nüg­ten, er­for­der­te die dies­jäh­ri­ge Aus­stel­lung einen Raum von 400.000 qm mit mehr als 60.000 qm über­bau­ter Flä­che in den Hal­len, um den 3.500 Aus­stel­lern Raum zur Schau­stel­lung ihrer Pro­duk­te zu ge­wäh­ren (...). Und zum Schluss dankt der ge­schäfts­füh­ren­de Aus­schuss allen Aus­stel­lern, wel­che (...) keine Mühen und Kos­ten ge­spart haben, um ein um­fas­sen­des Bild des hohen Stan­des der In­dus­trie, des Ge­wer­bes und der Kunst (...) den Zu­schau­ern vor Augen zu füh­ren. Möge (...) die Aus­stel­lung dazu bei­tra­gen, das Selbst­ge­fühl der deut­schen In­dus­trie wei­ter zu heben, und mögen die rei­chen Früch­te un­se­res Un­ter­neh­mens darin be­stehen, dass die deut­sche In­dus­trie und das deut­sche Ge­wer­be ihren Sie­ges­lauf über die ganze Welt er­folg­reich wei­ter fort­set­zen. Das walte Gott!

Il­lus­trier­te Chro­nik STIGA, 1897 S. 24f. (ge­kürzt) https://t1p.de/stigarede

Nach mehr als drei­jäh­ri­ger ar­beits­rei­cher Vor­be­rei­tung ist heute der Tag ge­kom­men, an dem (...) die Er­öff­nung der Sächsisch-​Thüringischen Industrie-​ und Gewerbe-​Ausstellung vor sich gehen soll. Die­sem Tag wird die höchs­te Weihe da­durch ge­ge­ben, dass Ew. Ma­jes­tät und ihre kö­nig­li­chen Ho­hei­ten die Prin­zen der Er­öff­nung un­se­rer Aus­stel­lung al­ler­höchst bei­zu­woh­nen ge­ru­hen. (...) Leip­zig fei­ert im Som­mer die­ses Jah­res die 400jäh­ri­ge Wie­der­kehr des Tages, an dem Kai­ser Ma­xi­mi­li­an I. das Pri­vi­le­gi­um der Leip­zi­ger Mes­sen be­stä­tig­te und hier­durch den Grund zu der gross­ar­ti­gen Ent­wick­lung des Leip­zi­ger Han­dels­ver­kehrs legte (...). Die­ses Ju­bi­lä­um fei­er­lich zu be­ge­hen, hat wohl ganz Deutsch­land die volls­te Ur­sa­che, denn es gibt keine an­de­re städ­ti­sche Ein­rich­tung, wel­che durch mehr als fünf Jahr­hun­der­te hin­durch so viel dazu bei­getra­gen hat, um die Er­zeug­nis­se deut­schen Ge­wer­be­flei­ßes in alle Län­der der Welt zu ver­brei­ten und den Ruhm der deut­schen In­dus­trie zu ver­kün­den (...) Be­reits ein­mal im Jahre 1852 hat in Leip­zigs Mau­ern eine Säch­si­sche Industrie-​Ausstellung statt­ge­fun­den. (...) Wäh­rend 1852 die Räume der Cen­tral­hal­le hier den Aus­stel­lungs­zwe­cken ge­nüg­ten, er­for­der­te die dies­jäh­ri­ge Aus­stel­lung einen Raum von 400.000 qm mit mehr als 60.000 qm über­bau­ter Flä­che in den Hal­len, um den 3.500 Aus­stel­lern Raum zur Schau­stel­lung ihrer Pro­duk­te zu ge­wäh­ren (...). Und zum Schluss dankt der ge­schäfts­füh­ren­de Aus­schuss allen Aus­stel­lern, wel­che (...) keine Mühen und Kos­ten ge­spart haben, um ein um­fas­sen­des Bild des hohen Stan­des der In­dus­trie, des Ge­wer­bes und der Kunst (...) den Zu­schau­ern vor Augen zu füh­ren. Möge (...) die Aus­stel­lung dazu bei­tra­gen, das Selbst­ge­fühl der deut­schen In­dus­trie wei­ter zu heben, und mögen die rei­chen Früch­te un­se­res Un­ter­neh­mens darin be­stehen, dass die deut­sche In­dus­trie und das deut­sche Ge­wer­be ihren Sie­ges­lauf über die ganze Welt er­folg­reich wei­ter fort­set­zen. Das walte Gott!

Q1: Rede Stadt­rat Dodel zur Er­öff­nung der Sächsisch-​Thüringischen-Industrie- und Ge­wer­be Aus­stel­lung, Leip­zig, 24.4.1897





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Il­lus­trier­te Chro­nik STIGA, 1897 S. 24f. (ge­kürzt) https://t1p.de/stigarede
Il­lus­trier­te Chro­nik STIGA, 1897 S. 24f. (ge­kürzt) https://t1p.de/stigarede

Q2: Be­gleit­heft zur Deutsch-​Ostafrikanischen Aus­stel­lung in Leip­zig, 1897

Die Ver­wirk­li­chung der Idee, in Ver­bin­dung mit der Sächsisch-​Thüringischen Industrie-​ und Gewerbe-​Ausstellung zu Leip­zig eine „Deutsch-​Ostafrikanische Aus­stel­lung" zu schaf­fen, wurde er­mög­licht durch das Ent­ge­gen­kom­men des Aus­wär­ti­gen Amtes, Kolonial-​Abteilung, und des Kai­ser­li­chen Gou­ver­neur für Deutsch-​Ostafrika Herrn Oberst Lie­bert (...). Hof­fent­lich ist es ge­lun­gen, (...) durch die Aus­stel­lung ein Stück des größ­ten und zu­kunfts­träch­tigs­ten Schutz­ge­bie­tes (...) zu zei­gen, und so­weit es mög­lich ist, (...) auch die Be­stre­bun­gen die Ko­lo­nien nutz­brin­gend dem deut­schen Va­ter­lan­de zu ge­stal­ten (...) Am 27. De­zem­ber 1896 ist Herr Karl Kauf­mann von Ber­lin zur An­wer­bung von Ein­ge­bo­re­nen nach Da­r­e­sa­lam ab­ge­reist und am 16. April über Mar­seil­le in Leip­zig mit 47 Ein­ge­bo­re­nen ein­ge­trof­fen (...). Zum Schluss geben wir uns der Hoff­nung hin, dass diese Aus­stel­lung dem ko­lo­nia­len In­ter­es­se über­haupt und ins­be­son­de­re dem für das viel­ver­spre­chen­de deutsch-​ostafrikanische Schutz­ge­biet Nut­zen bringt.

Be­gleit­heft Deutsch-​Ost-Afrikanische Aus­stel­lung, 1897 https://t1p.de/fuehrerdoaa

Die Ver­wirk­li­chung der Idee, in Ver­bin­dung mit der Sächsisch-​Thüringischen Industrie-​ und Gewerbe-​Ausstellung zu Leip­zig eine „Deutsch-​Ostafrikanische Aus­stel­lung" zu schaf­fen, wurde er­mög­licht durch das Ent­ge­gen­kom­men des Aus­wär­ti­gen Amtes, Kolonial-​Abteilung, und des Kai­ser­li­chen Gou­ver­neur für Deutsch-​Ostafrika Herrn Oberst Lie­bert (...). Hof­fent­lich ist es ge­lun­gen, (...) durch die Aus­stel­lung ein Stück des größ­ten und zu­kunfts­träch­tigs­ten Schutz­ge­bie­tes (...) zu zei­gen, und so­weit es mög­lich ist, (...) auch die Be­stre­bun­gen die Ko­lo­nien nutz­brin­gend dem deut­schen Va­ter­lan­de zu ge­stal­ten (...) Am 27. De­zem­ber 1896 ist Herr Karl Kauf­mann von Ber­lin zur An­wer­bung von Ein­ge­bo­re­nen nach Da­r­e­sa­lam ab­ge­reist und am 16. April über Mar­seil­le in Leip­zig mit 47 Ein­ge­bo­re­nen ein­ge­trof­fen (...). Zum Schluss geben wir uns der Hoff­nung hin, dass diese Aus­stel­lung dem ko­lo­nia­len In­ter­es­se über­haupt und ins­be­son­de­re dem für das viel­ver­spre­chen­de deutsch-​ostafrikanische Schutz­ge­biet Nut­zen bringt.

Q2: Be­gleit­heft zur Deutsch-​Ostafrikanischen Aus­stel­lung in Leip­zig, 1897





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Be­gleit­heft Deutsch-​Ost-Afrikanische Aus­stel­lung, 1897 https://t1p.de/fuehrerdoaa
Be­gleit­heft Deutsch-​Ost-Afrikanische Aus­stel­lung, 1897 https://t1p.de/fuehrerdoaa
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Ver­gleicht ge­gen­sei­tig die Mar­kie­run­gen in den Quel­len Q1 und Q2.
M1: Wort­wol­ke zu Quel­le Q1
4
Er­läu­tert mit Hilfe der Wort­wol­ke M1, in­wie­fern die Rede des Stadt­ra­tes Dodel (Q1) ob­rig­keits­staat­li­che, na­tio­na­lis­ti­sche und im­pe­ria­lis­ti­sche Ge­dan­ken ent­hält.
Ob­rig­keits­staat: Ma­jes­tät, Kai­ser, Prin­zen, kö­nig­li­chen, Ho­hei­ten
Na­tio­na­lis­mus: deut­sche(n), Ruhm, Deutsch­land, Selbst­ge­fühl
Im­pe­ria­lis­mus: Welt, Sie­ges­lauf
M2: Wort­wol­ken di­gi­tal
Mit Hilfe der An­wen­dung M2 könnt ihr Wort­wol­ken di­gi­tal er­stel­len. Tragt dazu dort die Be­grif­fe bzw. Zi­ta­te aus Q2 ein.
https://www.wortwolken.com/
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Er­stellt mit Hilfe der Mar­kie­run­gen aus Q2 eine Wort­wol­ke. No­tiert zu­nächst Zi­ta­te aus Q2 und ord­net sie den Be­rif­fen zu.
Ihr könnt mit Hilfe von M2 auch di­gi­tal ar­bei­ten.
Ob­rig­keits­staat:

Na­tio­na­lis­mus:

Im­pe­ria­lis­mus:

Ras­sis­mus:



Wort­wol­ke zu Quel­le Q2 zeich­nen:

M2: Wort­wol­ken di­gi­tal

https://www.wortwolken.com/

6
Prä­sen­tiert die Wort­wol­ke M2 vor der Klas­se und er­läu­tert dabei die Quel­le Q2.
Für Ex­pert*innen: Ver­gleicht die Quel­len Q1 und Q2. Be­ur­teilt, in­wie­fern von einer Auf­wer­tung der ei­ge­nen Kul­tur und der Ab­wer­tung an­de­rer Kul­tu­ren ge­spro­chen wer­den kann.

Im­puls: Ras­sis­mus heute?

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Po­si­tio­niert euch im Klas­sen­raum zu den Wer­bun­gen M1 - M4 auf einer Po­si­ti­ons­li­nie. Be­grün­det eure Mei­nung.

Das ist voll pro­ble­ma­tisch!

Hä? Ich sehe hier kein Pro­blem!





M1: Wer­bung true fruits (2019)

https://t1p.de/43g11

M2: Wer­bung H&M (2017)

https://t1p.de/hundm





M3: Wer­bung VW (2020)

https://t1p.de/vwwerbung

M4: Wer­bung Dove (2017)

https://t1p.de/dove1

2
Be­rich­tet in der Klas­se über Si­tua­tio­nen oder Er­fah­run­gen, in denen euch Ras­sis­mus im All­tag be­geg­net ist.
3
Er­gän­ze den Lü­cken­text zum Thema Ras­sis­mus. Nutze die Be­grif­fe unten.

Das Kon­zept der Ras­sen lässt sich auf die Na­tur­wis­sen­schaft aus dem 19. Jahrhundert zu­rück­füh­ren (→ gilt heute als wie­der­legt). Es ist dabei eng mit der Kolonialisierung Afrikas und Südamerikas ver­bun­den. Die De­mü­ti­gung, Ver­fol­gung und Er­mor­dung be­trof­fe­ner Men­schen in Deutsch­land gip­fel­te in der Vernichtungspolitik der Nationalsozialisten. Dabei ist jede Pra­xis ras­sis­tisch, wel­che Men­schen dis­kri­mi­niert, be­lei­digt, be­droht, ver­leum­det oder an Leib und Leben ge­fähr­det wegen gruppenbezogener, körperlicher Merk­ma­le (wie Haut­far­be), ihrer ethnischen bzw. nationalen Her­kunft und/oder be­stimm­ter kultureller Merk­ma­le (wie Spra­che, Re­li­gi­on, Le­bens­stil oder Namen). Or­ga­ni­sa­tio­nen wie Black Lives Matter setz­te sich bis heute gegen Ge­walt gegen Schwar­ze bzw. Peo­ple of Color ein.



Black Lives Mat­ter - grup­pen­be­zo­ge­ner, kör­per­li­cher - 19. Jahr­hun­dert - Ver­nich­tungs­po­li­tik der Na­tio­nal­so­zia­lis­ten - kul­tu­rel­ler - Ko­lo­nia­li­sie­rung Afri­kas und Süd­ame­ri­kas - eth­ni­schen bzw. na­tio­na­len

4
Ordne den bei­den De­fi­ni­tio­nen die Be­grif­fe Ko­lo­nia­lis­mus und Ras­sis­mus zu.



_______________________________________

Po­li­tik der In­be­sitz­nah­me und Aus­beu­tung frem­der, meist über­see­ischer Ge­bie­te vor allem durch eu­ro­päi­sche Län­der zwi­schen dem 16. und 20. Jahr­hun­dert.



_______________________________________

Be­stimm­te Art von Dis­kri­mi­nie­rung, bei der Men­schen z.B. wegen ihrer Her­kunft, Haut­far­be, Haare, Spra­che oder ihres Na­mens dis­kri­mi­niert, aus­ge­grenzt und ab­ge­wer­tet wer­den.

4
Re­cher­chie­re mit Hilfe eines Ge­schichts­at­las' oder einer di­gi­ta­len Karte, wel­che Ko­lo­nien das Deut­sche Reich in Afri­ka hatte und wel­che Län­der sich heute auf deren Ter­ri­to­ri­en der be­fin­den.
1)

2)

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4)
K1: Ge­schichts­kar­te eu­ro­päi­sche Ko­lo­nien in Afri­ka um 1913 (Eric Gaba, Wi­ki­me­dia Com­mons, CC-​BY-SA 3.0) https://t1p.de/xor40
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Er­gän­ze den Lü­cken­text zur ehe­ma­li­gen Ko­lo­nie Deutsch-​Ostafrika. Nutze die Be­grif­fe unten.

Die ehe­ma­li­ge Ko­lo­nie Deutsch-​Ostafrika be­stand von 1885 bis 1918/19 und war nach Flä­che und Be­völ­ke­rungs­zahl die größte Ko­lo­nie des Deut­schen Kai­ser­reichs. Heute be­fin­den sich auf ihrem eins­ti­gen Ter­ri­to­ri­um die Staa­ten Tansania, Burundi und Ruanda sowie ein Teil von Mosambik.

größ­te - Tan­sa­nia - 1885 - Ru­an­da - 1918/19 - Bu­run­di - Mo­sam­bik



His­to­ri­scher Hin­ter­grund:
Sächsisch-​Thüringische Ge­wer­be­aus­stel­lung und Deutsch-​Ostafrikanische Aus­stel­lung 1879 in Leip­zig

Auf der Web­site zur Lern­ma­te­ria­li­en von HIS­TO­di­gi­ta­LE ist eine Prä­sen­ta­ti­ons­vor­la­ge ab­ruf­bar. Diese kann bei­spiels­wei­se für einen Leh­rer*in­nen­vor­trag zur STIGA bzw. DOAA ge­nutzt wer­den.



M1: Prä­sen­ta­ti­on STIGA bzw. DOAA

https://t1p.de/vorlagestiga

Die Prä­sen­ta­ti­on ba­siert auf fol­gen­den Ori­gi­nal­quel­len bzw. Di­gi­ta­li­sa­ten:



























Of­fi­zi­el­ler Füh­rer zur Deutsch-​Ostafrikanischen Aus­stel­lung 1897

https://t1p.de/fuehrerdoaa



Of­fi­zi­el­ler Füh­rer der STIGA 1897

https://t1p.de/fuehrerstiga



Il­lus­trier­te Chro­nik der STIGA 1899

https://t1p.de/chronik99

Ti­tel­bild Füh­rer DOAA 1897 (aus: Füh­rer DOAA, SLUB Dres­den ge­mein­frei)
https://t1p.de/fuehrerdoaa



Of­fi­zi­el­ler Ka­ta­log der STIGA 1897

https://t1p.de/stigakatalog



Licht­dru­cke STIGA 1897

https://t1p.de/lichtdrucke

Men­schen als Aus­stel­lungs­ob­jek­te?
Die Deutsch-​Ostafrikanische Aus­stel­lung 1897 in Leip­zig

25 Min.

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Lies die Quel­len Q1-Q4.
Mar­kie­re Text­stel­len, die der in­di­ge­nen Be­völ­ke­rung Deutsch-​Ostafrikas Ei­gen­schaf­ten zu­schrei­ben. Fasse an­schlie­ßend die Quel­len in ei­ge­nen Wor­ten zu­sam­men.

Q1: Über die Deutsch-​Ostafrikanische Aus­stel­lung, 1897

Mit Ge­neh­mi­gung des Deut­schen Aus­wär­ti­gen Amtes (...) wur­den 47 Ein­ge­bo­re­ne Ost­afri­kas, An­ge­hö­ri­ge von vier Stäm­men, für die Aus­stel­lung ge­wor­ben (...). Dazu zeig­ten die Schwar­zen mit Eifer ihre Ge­schick­lich­keit in der Her­stel­lung von Waf­fen, Schnitz­ar­bei­ten und bunt­far­bi­gen Mat­ten und bau­ten sich die Hüt­ten im Walde oder führ­ten Tänze und Kriegs­spie­le auf. (...) was zu­gleich das In­ter­es­se der zahl­rei­chen Be­su­cher zu fes­seln wuss­te. Für die Un­ter­hal­tung der Be­su­cher wird aus­ser durch die Vor­füh­run­gen der Ein­ge­bo­re­nen noch durch Kon­zer­te einer Mi­li­tär­ka­pel­le (...) ge­sorgt. Die Zahl der Be­su­cher die­ser Son­der­aus­stel­lung ist auf 635.000 Per­so­nen ge­stie­gen.

Aus: Of­fi­zi­el­ler Füh­rer zur STIGA 1897, S. 100ff.

Mit Ge­neh­mi­gung des Deut­schen Aus­wär­ti­gen Amtes (...) wur­den 47 Ein­ge­bo­re­ne Ost­afri­kas, An­ge­hö­ri­ge von vier Stäm­men, für die Aus­stel­lung ge­wor­ben (...). Dazu zeig­ten die Schwar­zen mit Eifer ihre Ge­schick­lich­keit in der Her­stel­lung von Waf­fen, Schnitz­ar­bei­ten und bunt­far­bi­gen Mat­ten und bau­ten sich die Hüt­ten im Walde oder führ­ten Tänze und Kriegs­spie­le auf. (...) was zu­gleich das In­ter­es­se der zahl­rei­chen Be­su­cher zu fes­seln wuss­te. Für die Un­ter­hal­tung der Be­su­cher wird aus­ser durch die Vor­füh­run­gen der Ein­ge­bo­re­nen noch durch Kon­zer­te einer Mi­li­tär­ka­pel­le (...) ge­sorgt. Die Zahl der Be­su­cher die­ser Son­der­aus­stel­lung ist auf 635.000 Per­so­nen ge­stie­gen.

Q1: Über die Deutsch-​Ostafrikanische Aus­stel­lung, 1897





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Aus: Of­fi­zi­el­ler Füh­rer zur STIGA 1897, S. 100ff.
Aus: Of­fi­zi­el­ler Füh­rer zur STIGA 1897, S. 100ff.

Q2: Über den Stamm der Wadoe,1897

In dem Hin­ter­land von Saa­da­ni (...) woh­nen die Wadoe, be­son­ders in­ter­es­sant da­durch, dass sie in dem Rufe ste­hen, Men­schen­fres­ser zu sein (...). Zwil­lin­ge, die man als un­heil­brin­gend an­sieht, wer­den aus­ge­setzt; Glei­ches ge­schieht den Lepra-​ und Geis­tes­kran­ken, die in der Wild­nis zu Grun­de gehen.

S. 26f. Be­gleit­heft zu\r Deutsch-​Ostafrikanischen Aus­stel­lung 1897, hier S. 26. https://t1p.de/fuehrerdoaa

In dem Hin­ter­land von Saa­da­ni (...) woh­nen die Wadoe, be­son­ders in­ter­es­sant da­durch, dass sie in dem Rufe ste­hen, Men­schen­fres­ser zu sein (...). Zwil­lin­ge, die man als un­heil­brin­gend an­sieht, wer­den aus­ge­setzt; Glei­ches ge­schieht den Lepra-​ und Geis­tes­kran­ken, die in der Wild­nis zu Grun­de gehen.

Q2: Über den Stamm der Wadoe,1897





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S. 26f. Be­gleit­heft zu\r Deutsch-​Ostafrikanischen Aus­stel­lung 1897, hier S. 26. https://t1p.de/fuehrerdoaa
S. 26f. Be­gleit­heft zu\r Deutsch-​Ostafrikanischen Aus­stel­lung 1897, hier S. 26. https://t1p.de/fuehrerdoaa

Q3: Über den Stamm der Wa­sa­ra­mo, 1897

Die Wohl­ha­ben­heit der Wa­sa­ra­mo ist eine sehr be­schei­de­ne, da sie sich an und für sich mit mög­lichst wenig Ar­beit be­hel­fen (...). Ihre ge­werb­li­che Tä­tig­keit be­steht in der An­fer­ti­gung von ir­de­nen Töp­fen, Ha­cken, Bogen und Pfei­len etc.. In der Aus­übung der Jagd sind die Wa­sa­ra­mo sehr ge­schickt (...).

Be­gleit­heft zur Deutsch-​Ostafrikanischen Aus­stel­lung 1897, hier S. 28. https://t1p.de/fuehrerdoaa

Die Wohl­ha­ben­heit der Wa­sa­ra­mo ist eine sehr be­schei­de­ne, da sie sich an und für sich mit mög­lichst wenig Ar­beit be­hel­fen (...). Ihre ge­werb­li­che Tä­tig­keit be­steht in der An­fer­ti­gung von ir­de­nen Töp­fen, Ha­cken, Bogen und Pfei­len etc.. In der Aus­übung der Jagd sind die Wa­sa­ra­mo sehr ge­schickt (...).

Q3: Über den Stamm der Wa­sa­ra­mo, 1897





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Be­gleit­heft zur Deutsch-​Ostafrikanischen Aus­stel­lung 1897, hier S. 28. https://t1p.de/fuehrerdoaa
Be­gleit­heft zur Deutsch-​Ostafrikanischen Aus­stel­lung 1897, hier S. 28. https://t1p.de/fuehrerdoaa

Q4: Über den Stamm der Wanyam­we­si, 1897

Irr­sinn schreibt man na­tür­lich einem bösen Geist zu, den man durch Tänze, Bier­ge­la­ge und Höl­len­lärm aus dem Kör­per des Be­fal­le­nen her­aus­treibt, falls Schwit­zen und Be­strei­chen mit Mehl­brei nichts hilft. (...) Dieb­stahl wird mit drei­fa­chem Er­satz des Ge­stoh­le­nen, Mord durch Er­schla­gen mit der Keule be­straft. Die Braut wird von dem Vater ver­kauft; in der Regel be­trägt das Kauf­geld 10 Zie­gen, 10 Lap­pen, 1 Och­sen und 10 Ha­cken (...).

Be­gleit­heft zur Deutsch-​Ostafrikanischen Aus­stel­lung 1897, hier S. 32. https://t1p.de/fuehrerdoaa

Irr­sinn schreibt man na­tür­lich einem bösen Geist zu, den man durch Tänze, Bier­ge­la­ge und Höl­len­lärm aus dem Kör­per des Be­fal­le­nen her­aus­treibt, falls Schwit­zen und Be­strei­chen mit Mehl­brei nichts hilft. (...) Dieb­stahl wird mit drei­fa­chem Er­satz des Ge­stoh­le­nen, Mord durch Er­schla­gen mit der Keule be­straft. Die Braut wird von dem Vater ver­kauft; in der Regel be­trägt das Kauf­geld 10 Zie­gen, 10 Lap­pen, 1 Och­sen und 10 Ha­cken (...).

Q4: Über den Stamm der Wanyam­we­si, 1897





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Be­gleit­heft zur Deutsch-​Ostafrikanischen Aus­stel­lung 1897, hier S. 32. https://t1p.de/fuehrerdoaa
Be­gleit­heft zur Deutsch-​Ostafrikanischen Aus­stel­lung 1897, hier S. 32. https://t1p.de/fuehrerdoaa
3
Be­schrei­be die bei­den Bild­quel­len zur gleich­zei­tig in un­mit­tel­ba­rer Nähe statt­fin­den­den Sächsisch-​Thüringischen Ge­wer­be­aus­stel­lung (Q5) und zur Deutsch-​Ostafrikanischen Aus­stel­lung (Q6) mit Hilfe der Ta­bel­le T1.
Tipp:
Du kannst die Quel­len Q5 und Q6 di­gi­tal ab­ru­fen und damit das Bild ver­grö­ßern.
Q5: https://t1p.de/gelaende
Q6: https://t1p.de/doaa11
Q5: Blick auf das Aus­stel­lungs­ge­län­de der STIGA, 1897 (aus: Il­lus­trier­te Chro­nik STIGA, 1899; SLUB Dres­den, ge­mein­frei) https://t1p.de/gelaende
Q6: Die Ein­ge­bo­re­nen beim Wa­schen (aus: Be­gleit­heft zur Deutsch-​Ostafrikanischen Aus­stel­lung, 1897, S. 36 ; SLUB Dres­den, ge­mein­frei) https://t1p.de/doaa11



Q5: Sächsisch-​Thüringische

Ge­wer­be­aus­stel­lung (STIGA)

Q6: Deutsch-​Ostafrikanische Aus­stel­lung

(DOAA)

Bild­be­schrei­bung





















Zusammen-​fassung



















3
Er­läu­te­re zu­sam­men­fas­send, wel­ches Bild von der deut­schen Kul­tur und der Kul­tur der afri­ka­ni­schen Stäm­me in den Quel­len Q1-Q5 ver­mit­telt wird (T1).
Ras­sis­mus

Be­stimm­te Art von Dis­kri­mi­nie­rung, bei der Men­schen z.B. wegen ihrer Her­kunft, Haut­far­be, Spra­che oder ihres Na­mens dis­kri­mi­niert, aus­ge­grenzt und ab­ge­wer­tet wer­den.

4
Be­ur­teilt mit Hilfe des Be­griffs­kas­tens, in­wie­fern das Aus­stel­len frem­der Völ­ker in Völ­ker­schau­en wie der Deutsch-​Ostafrika Aus­stel­lung als ras­sis­tisch zu be­zeich­nen ist.
5
Dis­ku­tiert dar­über, in­wie­fern heu­ti­ge ras­sis­ti­sche Wis­sens­be­stän­de (M1) his­to­risch ge­prägt sind und Aus­stel­lun­gen wie die DOAA auch nach über 125 Jah­ren nach­wir­ken.

M1: Des Wei­te­ren sind Vor­stel­lun­gen von ‚kul­tur­be­ding­ten‘ bzw. ‚na­tür­li­chen‘ Rang­un­ter­schie­den weit ver­brei­tet. Ein Drit­tel der Be­völ­ke­rung (33 Pro­zent) be­jaht, dass ge­wis­se eth­ni­sche Grup­pen oder Völ­ker „von Na­tur­aus flei­ßi­ger (seien) als an­de­re“, wäh­rend etwa 27 Pro­zent glau­ben, dass „be­stimm­te Kul­tu­ren viel bes­ser (seien) als an­de­re“.

Deut­sches Zen­trum für Integrations-​ und Mi­gra­ti­ons­for­schung: Auf­takt­stu­die zum Na­tio­na­len Diskriminierungs-​ und Ras­sis­mus­mo­ni­tor, S. 6 (2022).

Bild­post­kar­ten ver­glei­chen: In­dus­tria­li­sie­rung und Ko­lo­nia­lis­mus im Bild

1
Un­ter­su­che Q1 oder Q2 an­hand der Ar­beits­schrit­te in T1.

20 Min.

Q1: Bild­post­kar­te zur Sächsisch-​Thüringischen Ge­wer­be­aus­stel­lung 1897 (ge­mein­frei)
Q2: Bild­post­kar­te zur „Deutsch-​Ostafrikanischen-Ausstellung" 1897
Autor un­be­kannt, Ver­lag Louis Gla­ser Leip­zig, be­reit­ge­stellt von: Universitäts-​ und Stadt­bi­blio­thek Köln https://t1p.de/nio2j (ge­mein­frei)



Q1

Q2

1. Beschreiben

- Erfasse den Titel, das Thema, die Bildgattung und Entstehungsort und -zeit des Bildes.

- Benenne einzelne Bildelemente (Personen, Gegenstände, Text,...).

- Gib den ersten Eindruck des Bildes in eigenen Worten wieder.



























2. Untersuchen

- Erkläre den Bildaufbau, verwende geeignete Formulierungen (im Vordergrund, in der Bildmitte), achte auch auf Größenverhältnisse einzelner Bildelemente.

- Analysiere, welche Bedeutung einzelne Bildelemente haben bzw. wofür sie stehen.























3. Deuten

- Ordne das Bild in den geschichtlichen Zusammenhang ein.

- Erläutere, welche „Botschaft" das Bild möglicherweise vermitteln soll.





T1: Bildquellen vergleichend untersuchen
2
Ver­glei­che deine Er­geb­nis­se mit denen dei­nes Lern­part­ners. Tauscht euch über Ge­mein­sam­kei­ten (grün) und Un­ter­schie­de (rot) der bei­den Bild­quel­len aus und mar­kiert diese in der Ta­bel­le.
3
Dis­ku­tiert zu zweit, wel­chem Ur­teil ihr in Bezug auf den Ver­gleich der bei­den Bild­post­kar­ten zu­stimmt. Be­grün­det in ei­ge­nen Wor­ten.

„Die Bild­post­kar­te Q? möch­te vor allem tech­ni­schen Fort­schritt der In­dus­tria­li­sie­rung zei­gen."

„Die Bild­post­kar­te Q? ver­mit­telt mehr Zi­vi­li­sa­ti­on als die Bild­post­kar­te Q?."

„Im Ver­gleich zur Bild­post­kar­te Q? sieht man auf Q? eher „ein­fa­che Ge­bäu­de und Per­so­nen, was für we­ni­ger Fort­schritt ste­hen soll.

„Die Bild­post­kar­te Q? ver­mit­telt ein ras­sis­ti­sches Men­schen­bild."

War das Ras­sis­mus? His­to­ri­sche Bild­post­kar­ten ana­ly­sie­ren

1
Po­si­tio­niert euch auf einer Po­si­ti­ons­li­nie im Klas­sen­raum zu den Mo­ti­ven der Bild­post­kar­ten (Q1-Q7). Be­grün­de deine Mei­nung je­weils.

30 Min.

Hä? Ich sehe hier kein Pro­blem!

Das ist voll pro­ble­ma­tisch!

Q1: Bild­post­kar­te zur „Deutsch-​Ostafrikanischen-Ausstellung" 1897 https://t1p.de/nio2j
Q2: Kul­tur­trä­ger - So­li­des­ter, daher im Ge­brauch bil­ligs­ter Ho­sen­trä­ger, 1910 https://t1p.de/traeger
Q3: Gruss aus dem Aschanti-​Dorf, Leip­zig 1899 https://t1p.de/dorf1
Q4: Mis­sio­nar zeigt den Masai das Neue Tes­ta­ment, ca. 1905 https://t1p.de/missionar
Q5: Quer­fur­ter Sei­fen­fa­brik, 1903
https://t1p.de/querfurt
Q6: An­denken... , 1930
https://t1p.de/dmmzf
Q7: Lie­bes­wer­ben in Afri­ka, 1911
https://t1p.de/werben
2
Re­cher­chie­re wei­te­re Bild­post­kar­ten in der di­gi­ta­len Samm­lung Q8. Über­prü­fe, ob die Bild­post­kar­ten ras­sis­ti­sche Zu­schrei­ben­den ent­hal­ten. Kreu­ze an und er­gän­ze, wenn nötig.
weiße Per­so­nen
schwar­ze Per­so­nen
gut ge­klei­det
her­vor­ste­chen­de Merk­ma­le
im Ge­sicht/ Kör­per
Nackt­heit/ wenig be­klei­det
lei­ten­de Tä­tig­kei­ten/ Be­ru­fe
ein­fa­che Tä­tig­kei­ten

Q8: Di­gi­ta­le Samm­lung

Bild­post­kar­ten https://t1p.de/26w5z

3
No­tie­re zu einer Bild­post­kar­te aus der di­gi­ta­len Samm­lung wei­te­re In­for­ma­tio­nen.
Ver­gleicht die In­for­ma­tio­nen in der Klas­se, indem ihr die Orte und In­for­ma­tio­nen auf einer Karte zum Kai­ser­reich ein­tragt.
Ver­sand­ort
Emp­fän­ger­ort
Ent­ste­hungs­jahr
Text
4
Dis­ku­tiert an­hand der Er­geb­nis­se in der di­gi­ta­len Tafel fol­gen­de bei­den The­sen (A, B). Ar­bei­tet di­gi­tal mit M2.

A) Mit der Nut­zung die­ser Bild­post­kar­ten wur­den im gan­zen Reich ras­sis­ti­sche Ste­reo­ty­pe quasi auf dem Post­weg ver­brei­tet.

M2: di­gi­tal dis­ku­tie­ren

https://zumpad.zum.de/

B) Die Men­schen im Kai­ser­reich haben die Bild­post­kar­ten ein­fach zum Be­schrei­ben ge­nutzt. Das ist noch lange nicht ras­sis­tisch.

Spu­ren­su­che vor Ort: Der heu­ti­ge Clara-​Zetkin-Park als ehe­ma­li­ges Ge­län­de der STIGA

30 Min.

1
Er­kun­de den heu­ti­gen Clara-​Zetkin-Park in Leip­zig mit Hilfe der his­to­ri­schen Karte des STIGA Ge­län­des (Q1). Fo­to­gra­fie­re die heu­ti­ge An­sicht ehe­ma­li­ger Stand­or­te der STIGA.
1. Ge­län­de der Deutsch-​Ostafrikanischen Aus­stel­lung - 2. Stand­ort der In­dus­trie­hal­le - 3. Blick auf die Fon­taine - 4. Ein­gangs­be­reich der STIGA
Für Ex­pert*innen: Im Clara-​Park fin­den sich heute 2 Ste­len zur Er­in­ne­rung an die STIGA. Fo­to­gra­fie­re sie. Tipp: In der Nähe des Ein­gangs/ Teich
Q1: His­to­ri­sche Karte Aus­stel­lungs­ge­län­de STIGA 1897 (aus: Of­fi­zi­el­ler Füh­rer STIGA, SLUB Dres­den ge­mein­frei) https://t1p.de/lagestiga

„WIR und die „AN­DE­REN? In­dus­tria­li­sie­rung und Ko­lo­nia­lis­mus

1
Ver­gleicht die Er­geb­nis­se eurer bis­he­ri­gen Be­schäf­ti­gung mit der Sächsisch-​Thüringischen Industrie-​ und Ge­wer­be­aus­stel­lung (STIGA) und der Deutsch-​Ostafrikanischen Aus­stel­lung (DOAA).
Er­gänzt dazu die Ta­bel­le T1.



Informationen zur STIGA

Informationen zur DOAA



Ort, Zeitpunkt der Ausstellung

































Beteiligte Aussteller und
Themen der Ausstellung























Ziel der Ausstellung





T1: Informationen zur STIGA und DOAA 1897 in Leipzig
2
Ord­net die bei­den Quel­len Q1 und Q2 der STIGA bzw. der DOAA zu.

Q1:

Und zum Schluss dankt der ge­schäfts­füh­ren­de Aus­schuss allen Aus­stel­lern, wel­che (...) keine Mühen und Kos­ten ge­spart haben, um ein um­fas­sen­des Bild des hohen Stan­des der In­dus­trie, des Ge­wer­bes und der Kunst (...) den Zu­schau­ern vor Augen zu füh­ren. Möge (...) die Aus­stel­lung dazu bei­tra­gen, das Selbst­ge­fühl der deut­schen In­dus­trie wei­ter zu heben, und mögen die rei­chen Früch­te un­se­res Un­ter­neh­mens darin be­stehen, dass die deut­sche In­dus­trie und das deut­sche Ge­wer­be ihren Sie­ges­lauf über die ganze Welt er­folg­reich wei­ter fort­set­zen. Das walte Gott!

Il­lus­trier­te Chro­nik STIGA, 1897 S. 24f. (ge­kürzt) https://t1p.de/stigarede

Und zum Schluss dankt der ge­schäfts­füh­ren­de Aus­schuss allen Aus­stel­lern, wel­che (...) keine Mühen und Kos­ten ge­spart haben, um ein um­fas­sen­des Bild des hohen Stan­des der In­dus­trie, des Ge­wer­bes und der Kunst (...) den Zu­schau­ern vor Augen zu füh­ren. Möge (...) die Aus­stel­lung dazu bei­tra­gen, das Selbst­ge­fühl der deut­schen In­dus­trie wei­ter zu heben, und mögen die rei­chen Früch­te un­se­res Un­ter­neh­mens darin be­stehen, dass die deut­sche In­dus­trie und das deut­sche Ge­wer­be ihren Sie­ges­lauf über die ganze Welt er­folg­reich wei­ter fort­set­zen. Das walte Gott!

Q1:





5




10




Il­lus­trier­te Chro­nik STIGA, 1897 S. 24f. (ge­kürzt) https://t1p.de/stigarede
Il­lus­trier­te Chro­nik STIGA, 1897 S. 24f. (ge­kürzt) https://t1p.de/stigarede

Q2:

Dazu zeig­ten die Schwar­zen mit Eifer ihre Ge­schick­lich­keit in der Her­stel­lung von Waf­fen, Schnitz­ar­bei­ten und bunt­far­bi­gen Mat­ten und bau­ten sich die Hüt­ten im Walde oder führ­ten Tänze und Kriegs­spie­le auf. (...) was zu­gleich das In­ter­es­se der zahl­rei­chen Be­su­cher zu fes­seln wuss­te. Für die Un­ter­hal­tung der Be­su­cher wird aus­ser durch die Vor­füh­run­gen der Ein­ge­bo­re­nen noch durch Kon­zer­te einer Mi­li­tär­ka­pel­le (...) ge­sorgt. (...) Zum Schluss geben wir uns der Hoff­nung hin, dass diese Aus­stel­lung dem ko­lo­nia­len In­ter­es­se über­haupt und ins­be­son­de­re dem für das viel­ver­spre­chen­de deutsch-​ostafrikanische Schutz­ge­biet Nut­zen bringt.

Aus: Of­fi­zi­el­ler Füh­rer zur STIGA und DOAA, 1897 (ge­mein­frei)

Dazu zeig­ten die Schwar­zen mit Eifer ihre Ge­schick­lich­keit in der Her­stel­lung von Waf­fen, Schnitz­ar­bei­ten und bunt­far­bi­gen Mat­ten und bau­ten sich die Hüt­ten im Walde oder führ­ten Tänze und Kriegs­spie­le auf. (...) was zu­gleich das In­ter­es­se der zahl­rei­chen Be­su­cher zu fes­seln wuss­te. Für die Un­ter­hal­tung der Be­su­cher wird aus­ser durch die Vor­füh­run­gen der Ein­ge­bo­re­nen noch durch Kon­zer­te einer Mi­li­tär­ka­pel­le (...) ge­sorgt. (...) Zum Schluss geben wir uns der Hoff­nung hin, dass diese Aus­stel­lung dem ko­lo­nia­len In­ter­es­se über­haupt und ins­be­son­de­re dem für das viel­ver­spre­chen­de deutsch-​ostafrikanische Schutz­ge­biet Nut­zen bringt.

Q2:





5




10




Aus: Of­fi­zi­el­ler Füh­rer zur STIGA und DOAA, 1897 (ge­mein­frei)
Aus: Of­fi­zi­el­ler Füh­rer zur STIGA und DOAA, 1897 (ge­mein­frei)
3
Er­läu­tert an­schlie­ßend den Zu­sam­men­hang zwi­schen bei­den Aus­stel­lun­gen. Nutzt dazu fol­gen­de Be­grif­fe.
Selbst­wahr­neh­mung (WIR) - na­tio­na­les Sen­dungs­be­wusst­sein - „Völ­ker­schau" - Im­pe­ria­lis­mus -
Machthier­ar­chie - Fremd­wahr­neh­mung (die AN­DE­REN)- Ko­lo­nia­lis­mus - In­dus­trie

Ras­sis­mus heute #tei­len?

1
Ver­gleicht die bei­den Bild­post­kar­ten Q1 und M1. Nennt ge­mein­sam­kei­ten und Un­ter­schie­de.
Q1: Bild­post­kar­te DOAA 1897, Autor un­be­kannt, Ver­lag Louis Gla­ser Leip­zig; Universitäts-​ und Stadt­bi­blio­thek Köln https://t1p.de/nio2j CC-0
M1:Bild­post­kar­te" zur DOAA 2022
(Stu­dent*innen der Uni­ver­si­tät Leip­zig, 2022, CC-0)
2
Er­läu­tert mög­li­che Grün­de, wes­halb M1 be­ar­bei­tet wor­den sein könn­te.
3
Wählt in der di­gi­ta­len Samm­lung Q1 eine Bild­post­kar­te aus. No­tiert Bild­ele­men­te, die ihr be­ar­bei­ten wür­det und no­tiert wes­halb eine Be­ar­bei­tung für euch wich­tig wäre.

Q1: Di­gi­ta­le Samm­lung https://t1p.de/26w5z

Titel der Bild­post­kar­te:

Ent­ste­hungs­jahr
der Bild­post­kar­te:
Bild­ele­men­te zur Be­ar­bei­tung:


Be­grün­dung:
4
Be­ar­bei­tet die ge­wähl­te Bild­post­kar­te mit einem Bild­be­ar­bei­tungs­pro­gramm (z.B. mit der App Sketch­book).
M2: Stu­den­tin be­ar­bei­tet Bild­post­kar­te am Ta­blet
(HIS­TO­di­gi­ta­LE, 2022, CC-0)
Tipp:
Spei­chert die Bild­post­kar­te auf einem Ta­blet oder Com­pu­ter.
Ihr könnt auch mit Pa­pier ar­bei­ten:
Druckt dazu die Karte aus und ver­wen­det Stif­te und an­de­res Bild­ma­te­ri­al für eine Col­la­ge.
5
Prä­sen­tiert die ver­frem­de­te Post­kar­te und er­klärt euren Mit­schü­ler*innen die Bot­schaft der neu­ge­stal­te­ten Post­kar­te.

Im­pres­sum, wei­te­re In­for­ma­tio­nen und Ma­te­ria­li­en

Die Lern­ma­te­ria­li­en sind das Er­geb­nis eines ge­schichts­di­dak­ti­schen Se­mi­nars an der Uni­ver­si­tät Leip­zig im Som­mer 2022. Im Zuge der Lehr­amts­bil­dung am Fach­be­reich Ge­schichts­di­dak­tik der Uni­ver­si­tät Leip­zig er­stel­len Stu­die­ren­de des 6.-7. Fach­se­mes­ters Lern­ma­te­ria­li­en, die an­wen­dungs­ori­en­tiert für einen Ein­satz in der Schul­pra­xis kon­zi­piert wer­den. Sämt­li­che Lern­ma­te­ria­li­en ste­hen auf der Platt­form HIS­TO­di­gi­ta­LE unter https://oer.uni-leipzig.de/ zum kos­ten­frei­en Down­load sowie unter frei­er Li­zenz zur An­pas­sung an in­di­vi­du­el­le Klas­sen­si­tua­tio­nen zur Ver­fü­gung. Mit HIS­TO­di­gi­ta­LE zielt die Ge­schichts­di­dak­tik in Leip­zig auf eine me­di­en­kom­pe­ten­z­ori­en­tier­te Leh­rer*in­nen­bil­dung sowie auf An­wen­dungs­ori­en­tie­rung im Sinne eines ver­stärk­ten Theorie-​Praxis-Transfers zwi­schen Uni­ver­si­tät und Schul­pra­xis.

Ab­bil­dung: Screen­shot Por­tal HIS­TO­di­gi­ta­LE 2022 (CC-​BY-SA 4.0)



Die Lern­ma­te­ria­li­en zur Sächsisch-​Thüringischen Industrie-​ und Ge­wer­be­aus­stel­lung kön­nen unter fol­gen­dem Link an­ge­se­hen und her­un­ter­ge­la­den wer­den:



Zudem ist das Ma­te­ri­al bei https://www.tutory.de/ ab­ruf­bar und kann dort be­ar­bei­tet wer­den.

Lern­ma­te­ri­al on­line ab­ru­fen:

https://t1p.de/oerstigadoaa



IM­PRES­SUM

Her­aus­ge­ber: Uni­ver­si­tät Leip­zig (Ge­schichts­di­dak­tik) und Lan­des­film­dienst Sach­sen e.V.

Autor*innen: Stu­die­ren­de Lehr­amt Ge­schich­te

Re­dak­ti­on: Anja Neu­bert

Er­schei­nungs­jahr: 2023

KON­TAKT

Anja Neu­bert

(Uni­ver­si­tät Leip­zig, Ge­schichts­di­dak­tik):

anja.neu­bert@uni-​leipzig.de

Chris­toph Marx

Lan­des­film­dienst Sach­sen e.V.

cmarx@landesfilmdienst-​sachsen.de

https://www.landesfilmdienst-sachsen.de/

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