• Klausur Geschichte II: "Die Pest - Krise und Chance"
  • NBernhard
  • 22.05.2025
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Fas­sen Sie die Aus­füh­run­gen von Mar­tin Din­ges zu­sam­men. AFB I (20%)
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Er­läu­tern Sie aus­ge­hend vom Text die zeit­ge­nös­si­schen Er­klä­rungs­an­sät­ze der Pest und die Aus­wir­kun­gen der Pest auf die Ge­sell­schaft des Spät­mit­tel­al­ters. (40%)
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Über­prü­fen Sie unter Be­ach­tung von Zeile 20ff. („Mit die­sem neuen Wis­sen muss­ten die Ob­rig­kei­ten zwi­schen der För­de­rung des See­len­heils und der Ver­mei­dung wei­te­rer An­ste­ckun­gen ab­wä­gen.“), in­wie­fern wäh­rend der Corona-​Pandemie ähn­li­che Ab­wä­gungs­pro­zes­se von Sei­ten der Re­gie­ren­den statt­ge­fun­den haben. [40%]

Mar­tin Din­ges: Co­ro­na ist doch nicht die Pest (2020)

Prof. Dr. Mar­tin Din­ges schreibt im Jahr 2020 einen Zeit­schrif­ten­ar­ti­kel für die US-​amerikanische Na­ti­o­nal­bi­blio­thek der Me­di­zin, der hier aus­zugs­wei­se vor­liegt:

[…] Um die Ent­ste­hung der Krank­heit [ge­meint ist: die Pest, Anm.] zu er­klä­ren, griff man im Spät­mit­tel­al­ter auf drei Wis­sens­for­men zu­rück, die als gleich­wer­tig gal­ten. […]

  1. Wis­sen­schaft­li­ches Wis­sen: Schlech­te Dämp­fe aus dem Boden und von Ab­fäl­len ver­trieb man durch Feuer, räu­cher­te Woh­nun­gen von Pest­kran­ken aus und zwang die An­woh­ner zur Stra­ßen­rei­ni­gung. Seit der An­ti­ke gab es die Idee einer An­ste­ckung durch Krank­heits­kei­me, aber sie wurde nie em­pi­risch be­legt. 

  2. Theo­lo­gi­sche Er­klä­run­gen: Die ka­tho­li­sche Kir­che deu­te­te die Pest als Stra­fe Got­tes. Die Re­for­ma­to­ren sahen sie nur als Glau­bens­prü­fung. Beten und Buße tun waren das Gebot der Stun­de. […] 

  3. Ge­naue Be­ob­ach­tung: In ober­ita­li­e­ni­schen Städ­ten fiel bald auf, dass die ers­ten Fälle in den är­me­ren Vier­teln ge­mel­det wur­den und sich von dort aus­brei­te­ten. Die Po­li­zei ent­deck­te die Be­deu­tung von am­bu­lan­ten [um­her­wan­dern­den, Anm.] Händ­lern und Bett­lern. Ver­bo­te rich­te­ten sich des­halb vor allem gegen diese Grup­pen. Man han­del­te also, ob­wohl man noch nicht alle Zu­sam­men­hän­ge durch­schaut hatte. 

Was war wich­ti­ger? Das per­sön­li­che und kol­lek­ti­ve See­len­heil oder die öf­fent­li­che Ge­sund­heits­vor­sor­ge? Kon­kret wur­den sol­che Kon­flik­te, wenn der Bi­schof einen Bitt­got­tes­dienst oder eine Pro­zes­si­on [ka­tho­li­sche Kir­chen­fei­er, Anm.] vor­schlug. Da die Seu­che eine Stra­fe Got­tes sein konn­te, waren sol­che Maß­nah­men durch­aus ra­ti­o­nal. Zeit­gleich be­ob­ach­te­ten Ärzte die An­ste­ckungs­ver­läu­fe in der Stadt genau: Die Suche nach ein­deu­ti­gen Sym­pto­men - etwa Pest­beu­len - zeig­ten Ver­brei­tungs­mus­ter von Per­son zu Per­son, Haus zu Haus. Tref­fen von meh­re­ren Per­so­nen gal­ten bald als An­ste­ckungs­her­de. Mit die­sem neuen Wis­sen muss­ten die Ob­rig­kei­ten zwi­schen der För­de­rung des See­len­heils und der Ver­mei­dung wei­te­rer An­ste­ckun­gen ab­wä­gen. […]

[…] Um die Ent­ste­hung der Krank­heit [ge­meint ist: die Pest, Anm.] zu er­klä­ren, griff man im Spät­mit­tel­al­ter auf drei Wis­sens­for­men zu­rück, die als gleich­wer­tig gal­ten. […]

  1. Wis­sen­schaft­li­ches Wis­sen: Schlech­te Dämp­fe aus dem Boden und von Ab­fäl­len ver­trieb man durch Feuer, räu­cher­te Woh­nun­gen von Pest­kran­ken aus und zwang die An­woh­ner zur Stra­ßen­rei­ni­gung. Seit der An­ti­ke gab es die Idee einer An­ste­ckung durch Krank­heits­kei­me, aber sie wurde nie em­pi­risch be­legt. 

  2. Theo­lo­gi­sche Er­klä­run­gen: Die ka­tho­li­sche Kir­che deu­te­te die Pest als Stra­fe Got­tes. Die Re­for­ma­to­ren sahen sie nur als Glau­bens­prü­fung. Beten und Buße tun waren das Gebot der Stun­de. […] 

  3. Ge­naue Be­ob­ach­tung: In ober­ita­li­e­ni­schen Städ­ten fiel bald auf, dass die ers­ten Fälle in den är­me­ren Vier­teln ge­mel­det wur­den und sich von dort aus­brei­te­ten. Die Po­li­zei ent­deck­te die Be­deu­tung von am­bu­lan­ten [um­her­wan­dern­den, Anm.] Händ­lern und Bett­lern. Ver­bo­te rich­te­ten sich des­halb vor allem gegen diese Grup­pen. Man han­del­te also, ob­wohl man noch nicht alle Zu­sam­men­hän­ge durch­schaut hatte. 

Was war wich­ti­ger? Das per­sön­li­che und kol­lek­ti­ve See­len­heil oder die öf­fent­li­che Ge­sund­heits­vor­sor­ge? Kon­kret wur­den sol­che Kon­flik­te, wenn der Bi­schof einen Bitt­got­tes­dienst oder eine Pro­zes­si­on [ka­tho­li­sche Kir­chen­fei­er, Anm.] vor­schlug. Da die Seu­che eine Stra­fe Got­tes sein konn­te, waren sol­che Maß­nah­men durch­aus ra­ti­o­nal. Zeit­gleich be­ob­ach­te­ten Ärzte die An­ste­ckungs­ver­läu­fe in der Stadt genau: Die Suche nach ein­deu­ti­gen Sym­pto­men - etwa Pest­beu­len - zeig­ten Ver­brei­tungs­mus­ter von Per­son zu Per­son, Haus zu Haus. Tref­fen von meh­re­ren Per­so­nen gal­ten bald als An­ste­ckungs­her­de. Mit die­sem neuen Wis­sen muss­ten die Ob­rig­kei­ten zwi­schen der För­de­rung des See­len­heils und der Ver­mei­dung wei­te­rer An­ste­ckun­gen ab­wä­gen. […]

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Quel­le: Na­ti­o­nal Li­bra­ry of Me­di­ci­ne. On­line unter: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7256474/ [letz­ter Auf­ruf am 11.05.2023].





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