• Konstruieren wir unsere Wirklichkeit? Die Position des radikalen Konstruktivismus
  • anonym
  • 10.12.2024
  • Ethik
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Lies den Text und fasse seine Kern­aus­sa­gen in kur­zen Stich­punk­ten zu­sam­men.

Der ra­di­ka­le Kon­struk­ti­vis­mus ist eine span­nen­de Denk­rich­tung, die un­se­re all­täg­li­che Wahr­neh­mung und unser Ver­ständ­nis von Wis­sen in­fra­ge stellt. Im Zen­trum steht die Idee, dass wir die Welt nicht so er­ken­nen, wie sie tat­säch­lich ist, son­dern dass un­se­re Wahr­neh­mung und unser Wis­sen durch un­se­ren Geist kon­stru­iert wer­den. Wir er­le­ben die Welt also nicht ob­jek­tiv, son­dern er­schaf­fen un­se­re ei­ge­ne Wirk­lich­keit aus den In­for­ma­ti­o­nen, die wir über un­se­re Sinne auf­neh­men und in­ter­pre­tie­ren.

Der ra­di­ka­le Kon­struk­ti­vis­mus hat seine Wur­zeln in der Phi­lo­so­phie von Im­ma­nu­el Kant, der be­ton­te, dass unser Ver­stand die Welt ord­net und wir die Dinge nie­mals un­ab­hän­gig von un­se­rer Wahr­neh­mung er­ken­nen kön­nen. Im 20. Jahr­hun­dert grif­fen Wis­sen­schaft­ler wie Jean Pi­a­get und Heinz von Fo­ers­ter diese Ideen auf und ent­wi­ckel­ten sie wei­ter. Der Be­griff „ra­di­ka­ler Kon­struk­ti­vis­mus“ wurde schließ­lich durch Ernst von Gla­sers­feld ge­prägt.

Ernst von Gla­sers­feld (1917–2010) war ein österreichisch-​amerikanischer Phi­lo­soph und Wis­sen­schaft­ler, der sich in­ten­siv mit der Frage be­schäf­tig­te, wie Wis­sen ent­steht und wie wir die Welt wahr­neh­men. Für Gla­sers­feld ist Wis­sen keine Ab­bil­dung der Re­a­li­tät, son­dern eine Kon­struk­ti­on, die aus in­di­vi­du­el­len Er­fah­run­gen her­vor­geht. Sein Ziel war es, ein Ver­ständ­nis von Er­kennt­nis zu schaf­fen, das die sub­jek­ti­ve Natur un­se­rer Wahr­neh­mung be­tont und zeigt, dass Wis­sen immer kon­text­ab­hän­gig ist. Mit sei­nen Ar­bei­ten legte er die Grund­la­ge dafür, wie der ra­di­ka­le Kon­struk­ti­vis­mus heute in Phi­lo­so­phie, Psy­cho­lo­gie und Päd­ago­gik ver­stan­den wird.

Der ra­di­ka­le Kon­struk­ti­vis­mus ba­siert auf drei zen­tra­len Grund­an­nah­men, die unser Ver­ständ­nis von Wirk­lich­keit und Wis­sen prä­gen. Zu­nächst wird davon aus­ge­gan­gen, dass die Wirk­lich­keit eine Kon­struk­ti­on des Geis­tes ist. Das be­deu­tet, dass wir die Welt nicht so wahr­neh­men, wie sie tat­säch­lich ist, son­dern so, wie unser Ge­hirn sie in­ter­pre­tiert. Un­se­re Wahr­neh­mung ist also keine ob­jek­ti­ve Ab­bil­dung, son­dern eine sub­jek­ti­ve Kon­struk­ti­on. Au­ßer­dem ent­steht Wis­sen nicht durch die Ent­de­ckung einer ob­jek­ti­ven Re­a­li­tät, son­dern im Ver­lauf in­di­vi­du­el­ler Er­fah­run­gen. Jede Per­son formt auf die­ser Grund­la­ge ihr ei­ge­nes Ver­ständ­nis der Welt. Schließ­lich ist Wahr­heit im ra­di­ka­len Kon­struk­ti­vis­mus nicht ab­so­lut, son­dern funk­ti­o­nal. Was als „wahr“ gilt, hängt davon ab, ob es für die je­wei­li­ge Per­son in ihrer Le­bens­welt funk­ti­o­niert. Ab­so­lu­te Wahr­hei­ten wer­den ab­ge­lehnt, da sie aus kon­struk­ti­vis­ti­scher Sicht nicht exis­tie­ren.

Nach dem ra­di­ka­len Kon­struk­ti­vis­mus wird die Wirk­lich­keit durch un­se­re Wahr­neh­mung und Ver­ar­bei­tung von Sin­nes­ein­drü­cken kon­stru­iert. Wir kön­nen die „ob­jek­ti­ve“ Welt nie­mals di­rekt er­fah­ren, son­dern nur die Si­gna­le, die un­se­re Sinne auf­neh­men, und diese in­ter­pre­tiert unser Geist. Zum Bei­spiel er­scheint uns ein Apfel rot, weil unser Ge­hirn Licht­wel­len einer be­stimm­ten Wel­len­län­ge in die Wahr­neh­mung „Rot“ über­setzt. Der Apfel selbst ist je­doch farb­los. Eben­so wer­den kom­ple­xe­re Ideen wie Ge­rech­tig­keit oder Frei­heit nicht „ent­deckt“, son­dern ent­ste­hen durch die in­di­vi­du­el­le Aus­ein­an­der­set­zung mit Er­fah­run­gen und so­zi­a­len Kon­tex­ten. (Quel­le: unter Zu­hil­fe­nah­me von ChatGPT er­stellt)

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Stel­le zeich­ne­risch dar, wie die Welt­wahr­neh­mung aus Sicht des ra­di­ka­len Kon­struk­ti­vis­mus funk­ti­o­niert.

Zu­satz: Ver­glei­che den na­i­ven Re­a­lis­mus und den ra­di­ka­len Kon­struk­ti­vis­mus mit­ein­an­der.

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