• Kopie von: Klassenarbeit Kurzgeschichten
  • anonym
  • 25.02.2025
  • Deutsch
  • 8
Um die Lizenzinformationen zu sehen, klicken Sie bitte den gewünschten Inhalt an.

Klas­sen­ar­beit: Kurz­ge­schich­ten

1
Lies die Kurz­ge­schich­te Eine schö­ne Be­zie­hung von Hen­ning Vens­ke aus dem Jahr 1983 auf­merk­sam durch.

Hen­ning Vens­ke (1983): Eine schö­ne Be­zie­hung

Grete Hehm­ke hatte das nord­frie­si­sche Dorf, in dem sie ge­bo­ren und auf­ge­wach­sen war, nur ein­mal in ihrem Leben für län­ge­re Zeit ver­las­sen: vor 50 Jah­ren, 1933, als eine drei­wö­chi­ge Hoch­zeits­rei­se ihr den un­aus­lösch­li­chen Ein­druck ver­mit­tel­te, dass es im süd­li­chen Harz immer reg­net. Ihr Mann war ja nun tot. Aber Grete Hehm­kes Lust zu leben war noch nicht er­schöpft. Es gab mehr als nur den einen Edeka-​Laden, das wuss­te sie genau.

Mit dem Au­to­bus in die Kreis­stadt - das war schon ein Er­leb­nis! Gie­rig nach neuen Ein­drü­cken warf sie sich en­er­gisch ins Ge­tüm­mel. Sie war auf­ge­regt, glück­lich, neu­gie­rig. Fut­ter für den alten Kopf. Wun­der­bar. Als Hö­he­punkt das Wa­ren­haus. Nein, so was Schö­nes aber auch!

Hun­ger! Re­stau­rant? Da! Ein fri­scher Tisch. Hand­ta­sche über die Stuhl­leh­ne hän­gen, Man­tel an den Haken, in Blick­rich­tung. Hin­set­zen, Er­leich­te­rung. Be­die­nung kommt nicht. Aha, es gibt gar keine Be­die­nung hier. Genau hin­se­hen, wie die an­de­ren das ma­chen. Ka­piert.

Grete Hehm­ke ver­lässt ihren Tisch, reiht sich ein in die Schlan­ge, greift sich das oran­ge­far­be­ne Ta­blett. Or­dert selbst­be­wusst Kohl­rou­la­den mit Salz­kar­tof­feln und einen Ka­ra­mel­pud­ding, eine Brau­se dazu, be­zahlt an der Kasse. Teuer ist es ja, muss man schon sagen. Trägt das Ta­blett zu ihrem Tisch, nimmt Platz. Die Kohl­rou­la­de sieht elend aus, man müss­te ihr mal was zu fut­tern geben - Grete Hehm­ke ist vol­ler Hei­ter­keit. Aber sie hat kein Be­steck. Wo be­kommt man hier denn Mes­ser und Gabel? Einen klei­nen Löf­fel braucht sie auch. Und eine Ser­vi­et­te. Aha, da neben den oran­ge­far­be­nen Ta­bletts. Auf­ste­hen, hin­ge­hen, holen. Grete Hehm­ke kommt an ihren Tisch zu­rück.

Sie stutzt, setzt sich. Auf ihrem Platz hockt ein Neger und isst von ihrem Tel­ler. Ganz ma­nier­lich. Es schmeckt ihm. Grete Hehm­ke nimmt ge­gen­über von dem schwar­zen Mann Platz. Der lä­chelt ein­la­dend. Grete Hehm­ke wun­dert sich über nichts mehr. Sie lä­chelt eben­falls freund­lich und zieht das oran­ge­far­be­ne Ta­blett be­hut­sam, aber be­stimmt in die Tisch­mit­te. Die Por­ti­o­nen in die­sem Kauf­haus sind ja reich­lich be­mes­sen, das reicht schon für zwei. Sie spei­sen. Tei­len jede Kar­tof­fel, er schiebt ihr ein be­son­ders ap­pe­tit­li­ches Gür­k­chen zu, sie über­lässt ihm ein grö­ße­res Stück Rou­la­de. Er ist schließ­lich ein kräf­ti­ger jun­ger Mann. Der Neger gießt gelbe Brau­se in sein Glas, bie­tet ihr zu­vor­kom­mend an, trinkt selbst aus der Fla­sche. Manch­mal klap­pern ihre Tee­löf­fel ge­gen­ein­an­der, wie sie sich den Pud­ding ge­schwis­ter­lich tei­len.

Eine Un­ter­hal­tung fin­det dar­über hin­aus nicht statt. Nur ge­le­gent­lich ein Blick des Ein­ver­ständ­nis­ses. Seele essen Angst auf. Mit den Pa­pier­ser­vi­et­ten die Mün­der ab­wi­schen, ein lie­bens­wür­di­ges Kopf­ni­cken, der Neger steht auf und geht.

Na, dan­ke­schön hätte er ja we­nigs­tens sagen kön­nen. Grete Hehm­ke hat doch Grund, an den Um­gangs­for­men der Schwar­zen zu zwei­feln. Ihre Hand­ta­sche ist weg. Sie hing über der Lehne des Stuhls, auf dem die­ser Neger saß. Auf, auf! Hin­ter­her! Hal­tet den Dieb! Eben geht er hin­aus.

Grete Hehm­ke dreht sich um, stößt an den Stuhl in ihrem Rü­cken. Gott sei Dank! Da hängt ja die Hand­ta­sche. Es gibt auch an­stän­di­ge Neger. Die Kohl­rou­la­de auf dem oran­ge­far­be­nen Ta­blett auf dem Ne­ben­tisch ist lei­der schon etwas kalt. Aber den Ka­ra­mell­pud­ding könn­te sie noch essen. Na, und eine halbe Brau­se schafft sie wohl auch noch...

2
Brin­ge die Ge­scheh­nis­se in die rich­ti­ge Rei­hen­fol­ge.
(1-6)
6 / 6
  • Als sie zu­rück­kommt, sitzt ein Schwar­zer an ihrem Platz. Sie wun­dert sich, dass ein Mann mit dunk­ler Haut­far­be so gute Tisch­ma­nie­ren haben kann.
  • Grete Hehm­ke sucht in einer Stadt ein Selbst­be­die­nungs­re­stau­rant.
  • Nach dem Essen stellt sie fest, dass ihre Hand­ta­sche fehlt. Sie meint, dass er sie ge­klaut haben müsse.
  • Sie setzt sich zu ihm an den Tisch. Die bei­den tei­len sich das Essen, ohne dabei ein Wort zu wech­seln.
  • Als sie die Ver­fol­gung auf­neh­men will, fin­det sie ihre Hand­ta­sche am Ne­ben­tisch, wo auch ihr Ta­blett mit dem Essen steht.
  • Nach­dem sie ihr Essen an den Tisch ge­bracht hat, steht sie er­neut auf, um Be­steck zu holen.
3
Be­ant­wor­te die W-​Fragen zur Kurz­ge­schich­te in Stich­punk­ten auf dei­nem se­pa­ra­ten Blatt.
10 / 10
  • Wer sind die Haupt­fi­gu­ren?
  • Was er­fah­ren wir über die Haupt­fi­gu­ren?
  • Was pas­siert zwi­schen den Fi­gu­ren?
  • Wo spielt die Hand­lung?
  • Wann spielt die Ge­schich­te?
4
Nenne 6 Merk­ma­le von Kurz­ge­schich­ten und be­schrei­be, in­wie­weit diese in Eine schö­ne Be­zie­hung von Hen­ning Vens­ke vor­kom­men. Schrei­be hier­für am bes­ten in eine Ta­bel­le.
12 / 12
5
Über­le­ge dir, was Hen­ning Vens­ke mit sei­ner Kurz­ge­schich­te zum Aus­druck brin­gen möch­te.
2 / 2
6
Stel­le dir vor, der schwar­ze Mann denkt an die­sem Abend noch ein­mal in Ruhe über die Ge­scheh­nis­se nach. Schrei­be sei­nen Ta­ge­buch­ein­trag.
Be­ant­wor­te in den Ta­ge­buch­ein­trag die fol­gen­den Leit­fra­gen.
Denke daran den Ta­ge­buch­ein­trag in Ein­lei­tung, Haupt­teil und Schluss zu glie­dern.
20 / 20
  • Was ist pas­siert und wer war be­tei­ligt?
  • Was fühlt und denkt er?
  • Wel­che Aus­wir­kun­gen haben die Er­eig­nis­se?
  • Was wird wohl in Zu­kunft pas­sie­ren?
/ 50
Note
Un­ter­schrift
x