Die Grundzüge der vormodernen Welt
Auf dem Land
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts lebten immer noch 90% der Menschen auf dem Land. Reichtum und Macht der zahlenmäßig dünnen Oberschicht waren an den Besitz von Land und Leuten gebunden. Für die bäuerliche Gemeinschaft typisch war der Selbstversorgerhof (Subsistenzwirtschaft), auf dem fast alle Dinge für das tägliche Leben selbst hergestellt wurden. Die geringen Überschüsse, die die Landbevölkerung erwirtschaftete, ernährten die in das agrarische Umfeld eingebetteten nahen Städte. Die wenigen Handwerker produzierten ausschließlich für die Dorfgemeinschaft oder den lokalen Grundherren. Missernten, Naturkatastrophen und Kriege bedrohten die Menschen, die von Ernte zu Ernte planten und lebten.
Die überwältigende Mehrheit der Menschen konnte weder lesen noch schreiben. Ihr Denken und Tun orientierte sich an den Traditionen und Erfahrungen ihrer Eltern und Großeltern. Der Erfahrungshorizont endete für die meisten an der Dorfgrenze. Die uns geläufige Trennung von Arbeits- und Freizeit war den Menschen fremd. Körperliche Arbeit wurde als Strafe Gottes für den Sündenfall verstanden und von der herrschenden Schicht verachtet. Es gab nur die natürlichen Kraftquellen: Mensch, Tier, Wasser und Wind. Zwar hatte es im Laufe des Mittelalters technische Fortschritte gegeben, aber diese stellten sich über lange Zeiträume ein und waren für den Einzelnen kaum wahrnehmbar. So vereinfachte vom 7. Jahrhundert an der Räderpflug die Arbeit auf dem Feld und ab dem 12. Jahrhundert nutzten Mühlen die Windenergie.
Auf dem Dorf
In der Stadt
Zusammenleben der Menschen
Wirtschaft und Arbeit
Denken und Empfinden in der Bevölkerung
Voraussetzungen für den Industrialisierungsprozess in England
geografisch-wirtschaftliche Faktoren
politische Faktoren
gesellschaftliche Faktoren
Die Grundzüge der vormodernen Welt
In der Stadt
Die meisten Städte des Mittelalters waren klein und ländlich geprägt. Dort lebten und arbeiteten Handwerker sowie einige Dienstleister wie Schreiber, Bader, Fuhrleute, Händler und. Der Handwerker bildete unter einem Dach mit Lehrlingen, Gesinde, Großeltern und Kindern eine Zweckgemeinschaft. Arbeitsplatz und Wohnung waren nicht räumlich voneinander getrennt. Das Werkstück wurde als Einzelstück per Hand unter Zuhilfenahme einfacher Werkzeuge hergestellt. Der Handwerker produzierte ausschließlich auf Bestellung oder für den Bedarf der näheren Umgebung, jedoch immer nur so viel, damit sein Auskommen gesichert war. Die Handwerker hatten sich in Zünften organisiert, welche in ihrem lokal begrenzten Verteilungsraum streng darauf achteten, ihren Mitgliedern ein geregeltes Einkommen zu ermöglichen. Jede Konkurrenz und jede Neuerung war den Zünften unlieb.
Es gab einige Fernhandelskaufleute, welche ihre kostbaren und seltenen Waren mit Gewinn verkauften und in der Stadt als Patrizier großen Einfluss hatten. Die Mehrzahl aber waren Händler, deren Käufer aus der Stadt oder der Region stammten. Die geringe Nachfrage und das geringe Angebot begrenzten den Handel ebenso wie die beschränkten Transportmöglichkeiten abseits der Schifffahrtsrouten und Flussläufe.
Auf dem Dorf
In der Stadt
Zusammenleben der Menschen
Wirtschaft und Arbeit
Denken und Empfinden in der Bevölkerung
Voraussetzungen für den Industrialisierungsprozess in England
geografisch-wirtschaftliche Faktoren
politische Faktoren
gesellschaftliche Faktoren
Wirtschaftsliberalismus nach Adam Smith
Q1: Adam Smith 1776 über die freie Wirtschaft in Großbritannien
Im Jahr 1776 erläuterte der schottische Aufklärer Adam Smith in seinem Werk “Untersuchung über die Natur und die Ursachen des Nationalreichtums” seine Vorstellung des liberalen Wirtschaftsliberalismus. Diese diente als Grundlage für die Entwicklung der freien Marktwirtschaft und des Kapitalismus:
Da nun aber der Zweck jeder Kapitalanlage Gewinnerzielung ist, so wenden sich die Kapitalien den rentabelsten Anlagen zu, d. h. denjenigen, in denen die höchsten Gewinne erzielt werden. Indirekt wird aber auf diese Weise auch die Produktivität der Volkswirtschaft am besten gefördert. Jeder glaubt nur sein eigenes Interesse im Auge zu haben, tatsächlich aber erfährt so indirekt auch das Gesamtwohl der Volkswirtschaft die beste Förderung. […] Verfolgt er nämlich sein eigenes Interesse, so fördert er damit indirekt das Gesamtwohl viel nachhaltiger, als wenn die Verfolgung des Gesamtinteresses unmittelbar sein Ziel gewesen wäre. Ich habe nie viel Gutes von denen gesehen, die angeblich für das allgemeine Beste tätig waren. Welche Kapitalanlage wirklich die vorteilhafteste ist, das kann jeder Einzelne besser beurteilen als etwa der Staat oder eine sonstwie übergeordnete Instanz.
Jeder kluge Familienvater befolgt den Grundsatz, niemals etwas zu Hause anzufertigen, was er billiger kaufen kann. Dem Schneider fällt es nicht ein, sich die Schuhe selbst zu machen, sondern er kauft sie vom Schuhmacher; dem Schuhmacher andererseits fällt es nicht ein, sich die Kleider selbst herzustellen, sondern er gibt sie beim Schneider in Auftrag, und dem Landwirt kommt es nicht in den Sinn, sich dies oder jenes selbst zu machen, sondern auch er setzt die einzelnen Handwerker in Nahrung. Alle sehen den Vorteil darin, ihre Arbeitskraft ganz in der Weise zu betätigen, in der sie etwas vor ihren Nachbarn voraushaben und sich mit einem Teil des Ertrages oder, was dasselbe ist, mit dem Preis dafür das zu kaufen, was sie darüber hinaus brauchen.
Was aber in der Wirtschaftsführung eines Familienhaushaltes klug ist, das kann auch im Ganzen einer großen Volkswirtschaft kaum Torheit sein. Wenn uns nämlich ein anderes Land mit einer Ware billiger versorgen kann, als wir sie selbst herzustellen imstande sind, so ist es vorteilhafter, dass wir dem betreffenden Lande diese Ware gegen Produkte unseres eigenen Gewerbefleißes, in denen wir vor dem Auslande etwas voraushaben, abkaufen. Die natürlichen Produktionsvorteile, die ein Land hinsichtlich bestimmter Waren vor einem anderen voraushat, sind mitunter so groß, dass es, wie alle Welt weiß, vergeblich sein würde, dagegen ankämpfen zu wollen. […]
Auszüge zitiert nach: Funkkolleg Sozialer Wandel 2, Weinheim und Basel 1974, S. 19 f.