• Literaturepoche: Mittelalter 1
  • anonym
  • 05.12.2023
  • Deutsch
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Mittelhochdeutsche Literatur

Schrift, Sprache und Literatur im Mittelalter



In der langen Epoche des Mittelalters (6. - 15. Jahrhundert) existierten mehrere deutsche Sprachstufen, zu Beginn Althochdeutsch  (750-1050), im Hochmittelalter Mittelhochdeutsch (1050-1350), im Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit Frühneuhochdeutsch (1350-1650). Doch die Sprache der Gelehrten und Kleriker war weiterhin das Lateinische, denn das war auch die Sprache der Bibel und der Liturgie. Der vorhandene, deutschsprachige Textkorpus des Mittelalters ist, bedingt durch die Überlieferungsverhältnisse, sehr lückenhaft. Zudem wurden mittelalterliche Texte bis zur 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts ausschließlich handschriftlich verfasst, was einen immensen Arbeitsaufwand bedeutete. In den kulturellen Zentren, den Klöstern, schrieben die gelehrten Kleriker auf dem teuren Material Pergament. Eine der ältesten Textquellen ist der Abrogans aus dem 8. Jahrhundert, dabei handelt es sich um eine Lektürehilfe für lateinische Texten.



Mittelhochdeutsch ist wie Althochdeutsch ein Sammelbegriff für zahlreiche, verschiedene Dialekte, sie sind also nicht einheitlich. Das Mittelhochdeutsche unterscheidet sich vom Althochdeutschen etwa durch die Abschwächung der vollen Endsilbenvokale zu e (Bsp. ahd. mahhon : mhd. machen) und durch die Auslautverhärtung (b, d, g im Wortauslaut erscheinen mhd. als p, t, k - Bsp. ahd. lib : mhd. lîp).



Besonders deutlich wird dieser Unterschied beim den verschiedenen Fassungen des Apostolischen Glaubensbekenntnisses.



Lat.                      Credo                   in deum patrem             omnipotentem

Ahd.                    Gilaubiu               in got fater                       almahtigon

Mhd.                   Ich geloube         an got vater                     almechtigen

Frühnhd.           Ich gleube            an Gott den Vater           almechtigen

Mittelalterliche Lyrik: Minnesang und Sangspruchdichtung



Es wird angenommen, dass die mittelalterliche deutschsprachige Lyrik zum übergroßen Teil in gesungener Form rezipiert wurde. Viele Melodien sind aber verloren gegangen.

Der Minnesang ist Liebeslyrik aus der Perspektive der von der minne Betroffenen, die in adeligen Kreisen produziert und aufgeführt wurde. Ohne Bezug zur Wirklichkeit verherrlichen die Lieder die Frau, insbesondere die adelige Dame, die sich der Liebe des Mannes verweigert.

Die Sangspruchdichtung weist eine deutlich breitere inhaltliche Vielfalt auf. Es finden sich Strophen, die sich religiösen, politischen, didaktischen, satirischen und anderen Themen widmen.

Donauländischer Minnesang

Zeitgleich zu den Troubador in Südfrankreich gab es im 12. Jahrhundert auch frühe, deutschsprachige Minnesänger. Da diese vor allem an der Donau zwischen Ulm und Linz beheimatet waren, bezeichnet man diese Phase als Donauländischer Minnesang. Möglicherweise war die Mehrzahl der Autoren zeitweise am Wiener Hof des Babenbergers Herzog Heinrich Jasomirgott versammelt.



Codex Manesse / Große Heidelberger Liederhandschrift

  • 1. Häfte des 14. Jahrhundert, Zürich

  • Pergament, 426 Blätter, 138 ganzseitige Autorenbilder

  • Sammlung von Lieddichtungen

Meister Heinrich von Frauenlob, Codex Manesse

Ausspracheregeln beim Lesen mittelhochdeutscher Texte



 Vokale mit Zirkumflex (z.B. â, î): werden als lange Vokale ausgesprochen, alle anderen kurz

  • Die Diphthonge ei, ou, ie, uo und die Umlaute öu, eu, öi, üe sind als Zwielaute zu sprechen (so werden bei liebe die aufeinanderfolgenden Vokale i und e einzeln ausgesprochen)

  • Ausnahme iu: ist im Mittelalter ein langer Monophthong und wird als [y:], /ü/ ausgesprochen

  • Besonderheit beim Buchstabe h:

            - Im Silbenanlaut als Hauchlaut

            - Im Auslaut in Verbindung mit -lh, -rh, -hs, -ht oft als Reibelaut /ch/ ausgesprochen                      (z.B, durh, naht)

  • Besonderheit beim Buchstabe z:

            - Im Wortanlaut und nach Konsonanten als [ts] ausgesprochen (z.B. sitzen, Zeit)

            - Sonst immer als s gesprochen (etwa bei z.B. wazzer, daz)

  • Bei mittelhochdeutschen Konsonantenverbindungen st, sp, sl, sm, sn, sw behält das s seinen Lautwert (z.B. s-tein, statt « Schtein » Stein)

            - Die Konsonantenverbindungen sk, sc, sh, sch werden als /sch/ ausgesprochen

Editionsarbeit

Für eine bessere Lesbarkeit wurde die Schreibung in Editionen gegenüber der Handschrift verändert, so wurde die Interpunktion und die Groß-Kleinschreibung vereinheitlicht (nur am Satzanfang oder Eigennamen) und die Zusammen- und Getrenntschreibung am Neuhochdeutschen orientiert.

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