Walther von der Vogelweide:
‚Kranzlied‘ (51)
I
‚Nement, frowe, disen cranz‘
alsô sprach ich zeiner wol getânen maget,
‚sô zieret ir den tanz
mit den schoenen bluomen, als irs ûffe traget.‘
het ich vil edele gesteine,
daz mües ûf iuwer houbet,
obe ir mirs geloubet.
sênt mîne triuwe, daz ich ez meine.
II
Ir sît sô wol getân,
daz ich iu mîn schappel gerne geben wil,
daz beste, daz ich hân.
wîzer unde rôter bluomen weiz ich vil,
die stênt sô verre in jener heide.
dâ si schône entspringent
und die vogele singent,
dâ suln wir si brechen beide.‘
III
Si nam, daz ich ir bôt,
einem kinde vil gelîch, daz êre hât.
ir wangen wurden rôt
same diu rôse, dâ si bî der liljen stât,
des erschamten sich ir liehten ougen.
doch neic si mir vil schône.
daz wart mir ze lône.
wirt mirs iht mêre, daz trage ich tougen.
IV
Mich dûhte, daz mir nie
lieber wurde, danne mir ze muote was.
die bluomen vielen ie
von den boumen bî uns nider an daz gras.
seht, dô muoste ich von fröiden lachen,
dô ich sô wunneclîche
was in troume rîche,
dô taget ez und muose ich wachen.
V
Mir ist von ir geschehen,
daz ich disen sumer allen meiden muoz
vaste under diu ougen sehen.
lîhte wirt mir eine, sô ist mir sorgen buoz.
waz ob si gêt an disem tanze?
frowe, dur iuwer güete
rucket ûf die hüete.
owê, gesæhe ichs under cranze!
zeiner: zu einer
sênt: seht
stênt: stehen
des: dessen
wirt mirs iht mêre: bekomme ich noch mehr
dûhte: mir scheint
lîhte wirt mir eine: vielleicht treffe ich die Eine
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