• Martin Opitz: Buch der Deutschen Poeterey 1624
  • anonym
  • 21.03.2025
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Mit sei­nem Buch der Deut­schen Po­e­te­rey schuf Mar­tin Opitz ein rich­tungs­wei­sen­des Werk des Ba­rock, in dem er Re­geln und Grund­sät­ze für eine deut­sche Dicht­kunst for­mu­lier­te. In Ab­kehr von der la­tei­ni­schen Vers­leh­re for­der­te er etwa eine ei­ge­ne, der deut­schen Spra­che an­ge­mes­se­ne me­tri­sche Form zu fin­den, die sich an der na­tür­li­chen Wort­be­to­nung ori­en­tiert.

Nach­mals ist auch ein jeder verß ent­we­der ein iam­bi­cus oder tro­ch­ai­cus; nicht zwar das wir auff art der grie­chen vnnd la­tei­ner eine ge­wis­se groes­se der syl­benm ko­en­nen inn acht nemen; son­dern das wir aus den ac­cen­ten vnnd dem thone er­ken­nen / wel­che sylbe hoch vnnd wel­che nied­rig ge­setzt soll wer­den. Ein Jam­bus ist die­ser: ,Er­halt vns Herr bey dei­nem wort.´Der fol­gen­de ein Tro­cheus: ,Mit­ten wir im leben sind.' Dann in dem ers­ten verse die erste sylbe nied­rig / die andre hoch / die drit­te nied­rig / die vier­de hoch / vnd so fort­an / in dem an­de­ren verse die erste sylbe hoch / etc. auß­ge­spro­chen wer­den. Wie­wol nun mei­nes wis­sens noch nie­mand / ich auch vor der zeit sel­ber nicht / die­ses gena­we in acht ge­nom­men / schei­net es doch so hoch von noe­then zue sein / als hoch von noe­then ist / das die La­tei­ner nach dem quan­ti­ta­ti­bus oder groes­sen der syl­ben ihre verse rich­ten vnd re­gu­li­ren.

Nach­mals ist auch ein jeder verß ent­we­der ein iam­bi­cus oder tro­ch­ai­cus; nicht zwar das wir auff art der grie­chen vnnd la­tei­ner eine ge­wis­se groes­se der syl­benm ko­en­nen inn acht nemen; son­dern das wir aus den ac­cen­ten vnnd dem thone er­ken­nen / wel­che sylbe hoch vnnd wel­che nied­rig ge­setzt soll wer­den. Ein Jam­bus ist die­ser: ,Er­halt vns Herr bey dei­nem wort.´Der fol­gen­de ein Tro­cheus: ,Mit­ten wir im leben sind.' Dann in dem ers­ten verse die erste sylbe nied­rig / die andre hoch / die drit­te nied­rig / die vier­de hoch / vnd so fort­an / in dem an­de­ren verse die erste sylbe hoch / etc. auß­ge­spro­chen wer­den. Wie­wol nun mei­nes wis­sens noch nie­mand / ich auch vor der zeit sel­ber nicht / die­ses gena­we in acht ge­nom­men / schei­net es doch so hoch von noe­then zue sein / als hoch von noe­then ist / das die La­tei­ner nach dem quan­ti­ta­ti­bus oder groes­sen der syl­ben ihre verse rich­ten vnd re­gu­li­ren.

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Fas­sen Sie Opitz' Regel in ei­ge­nen Wor­ten zu­sam­men. Über­prü­fen Sie, in­wie­fern das ge­wähl­te Ge­dicht von An­dre­as Gry­phi­us diese Regel be­rück­sich­tigt.
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Oder: Ba­rock­ly­rik ist Re­gel­ly­rik Über­prü­fen Sie die Gül­tig­keit die­ser Aus­sa­ge und er­läu­tern Sie die Funk­ti­on der Re­gel­haf­tig­keit in der Ba­rock­dich­tung.
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