Quellen sind ein zentrales Medium der Geschichtswissenschaft und erlauben es uns direkte Fragen an die Geschichte zu stellen. Um einen Mehrwert aus Quellen ziehen zu können müssen diese interpretiert werden können. In der mehrteiligen Methodenschule lernst du in den nächsten Stunden weswegen eine Quelleninterpretation wichtig ist, wie diese aufgebaut ist und auf was bei der Interpretation zu achten ist. Im ersten Teil lernst du was Darstellungen und Quellen sind und wie sich diese voneinander unterscheiden. Außerdem lernst du, weswegen diese Unterscheidung wichtig ist.
Q1: Auszug aus: Königlich privilegirte Berlinische Zeitung
Nr. 67 | Montag, 20. März 1848 Extrablatt der Freude
„Berlin, den 20sten März.
Am Abend des 19ten bot die ganze Stadt ein Bild der Freude dar. Alle Häuser waren beleuchtet, die Barrikaden verschwunden, das Volk, das durch seine beharrliche Tapferkeit den Sieg erfochten, wogte durch die Straßen. An allen Barrikaden beharrte der kühne Bürgermuth im heftigsten Kugelregen! [...]. Er erstreckte sich in alle Viertel der Stadt, überall wurde mit einer Ausdauer, einem Muth gefochten, der die höchsten Spitzen erreichte. In der Frankfurter Straße, in den Gärten der Gegend, war jeder Bewohner in Waffen. Überall fielen die Schüsse, und vom Dach herab die Steine auf die Angreifer. […] Freudig eilten die Bürger am Nachmittage zum Empfang der Waffen, um sich als Bürger-Corps zur Beschaffung der Ordnung und des Eigenthums zu organisieren. [...]. Den Versprechungen und Gewährungen, um die es sich zunächst handelt, hat tiefer Kampf die festesten Wurzeln gegeben, und er wird uns die Bürgschaft darbieten, daß in der Zukunft sich der Baum der Völkerfreiheit immer reicher entwickeln werde. […] Der 18. und 19. März sind große Tage, nicht nur in der Geschichte Preußens, sondern der Weltgeschichte. Alle Verhältnisse Deutschlands werden nun einen anderen Standpunkt gewinnen, zu dem sich in den west- und süddeutschen Staaten schon so vieles vorbereitet hat. [...] Und Berlins Bürger dürfen stolz darauf sein einen mächtigen Grundstein zu diesem herllichen Bau der Zukunft gelegt zu haben. [...]"
„Berlin, den 20sten März.
Am Abend des 19ten bot die ganze Stadt ein Bild der Freude dar. Alle Häuser waren beleuchtet, die Barrikaden verschwunden, das Volk, das durch seine beharrliche Tapferkeit den Sieg erfochten, wogte durch die Straßen. An allen Barrikaden beharrte der kühne Bürgermuth im heftigsten Kugelregen! [...]. Er erstreckte sich in alle Viertel der Stadt, überall wurde mit einer Ausdauer, einem Muth gefochten, der die höchsten Spitzen erreichte. In der Frankfurter Straße, in den Gärten der Gegend, war jeder Bewohner in Waffen. Überall fielen die Schüsse, und vom Dach herab die Steine auf die Angreifer. […] Freudig eilten die Bürger am Nachmittage zum Empfang der Waffen, um sich als Bürger-Corps zur Beschaffung der Ordnung und des Eigenthums zu organisieren. [...]. Den Versprechungen und Gewährungen, um die es sich zunächst handelt, hat tiefer Kampf die festesten Wurzeln gegeben, und er wird uns die Bürgschaft darbieten, daß in der Zukunft sich der Baum der Völkerfreiheit immer reicher entwickeln werde. […] Der 18. und 19. März sind große Tage, nicht nur in der Geschichte Preußens, sondern der Weltgeschichte. Alle Verhältnisse Deutschlands werden nun einen anderen Standpunkt gewinnen, zu dem sich in den west- und süddeutschen Staaten schon so vieles vorbereitet hat. [...] Und Berlins Bürger dürfen stolz darauf sein einen mächtigen Grundstein zu diesem herllichen Bau der Zukunft gelegt zu haben. [...]"
Q1: Auszug aus: Königlich privilegirte Berlinische Zeitung
Nr. 67 | Montag, 20. März 1848 Extrablatt der Freude
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Wogen: sich gleichmäßig auf und ab bewegen
Corps (alte Rechtschreibung, heute "Korps"): militärischer Zusammenschluss
- Welche Informationen gibt der Text über den Autor/ die Autorin?
- In welchem Kontext und zu welchem Zweck könnte der Artikel erschienen sein?
Bringe deine eigenen Gedanken und Fragen unbedingt ein!
M1: Auszug aus Werner Orths Artikel 18. März 1848: Gedenken und Mahnung
, erschienen in: Badische Neueste Nachrichten
Nr. 33, 18. März 1948.
„Auf zwei Ziele richtete sich die Sehnsucht der Massen: auf die Freiheit des Staatsbürgers und die Einheit Deutschlands. Die Zeit war reif […]. Der Untertan wollte zum Staatsbürger, wollte nicht mehr nur regiert werden, sondern selbst mitbestimmen, wenn es um die Früchte seines Fleißes, um sein politisches und persönliches Schicksal ging […].
Der 18. März gilt uns heute nach einem Jahrhundert als der Tag der Revolution.
[…] An jenem 18. Mai spätestens begann die Reaktion zu erstarken, wurde das Errungene, wenn auch nicht absichtlich, so doch tatsächlich preisgegeben. Als der König von Preußen die ihm […] aus den Händen des Volkes angebotene deutsche Kaiserkrone […] ablehnte, konnte er seiner Verachtung des Volkes keinen größeren Ausdruck geben. […]
Es ist die beste Erinnerung an das Jahr 1848, wenn wir uns an die Brust schlagen und geloben, nicht nur mit schönen Worten und Festen derer zu gedenken, die […] dem Staatsbürger die Freiheit erkämpfen wollten, sondern wenn wir unablässig bemüht sind, endlich, endlich ernst zu machen mit diesen ewigen Postulaten fortschrittlichen Geistes. Wieder geht unser aller Sehnsucht auf ein einiges Deutschland. Aber noch können nicht wir es schaffen; denn noch sind wir - nicht ohne eigene Schuld - außerstande, souverän über unser Schicksal zu entscheiden. […]
Denken wir in Dankbarkeit und Verehrung an die Kämpfer von 1848! Vergessen wir niemals ihre hohen Ideale, lernen wir aber auch aus ihren Fehlern! […] Die Forderungen des Tages sind ein Jahrhundert nach ihrer ersten revolutionären Manifestation fast so jung wie damals. […] Sie heißen für das durch die Katastrophe zu einem Volk der Arbeiter gewordene Deutschland damals wie heute: Einiges Deutschland, demokratische Freiheit!“
„Auf zwei Ziele richtete sich die Sehnsucht der Massen: auf die Freiheit des Staatsbürgers und die Einheit Deutschlands. Die Zeit war reif […]. Der Untertan wollte zum Staatsbürger, wollte nicht mehr nur regiert werden, sondern selbst mitbestimmen, wenn es um die Früchte seines Fleißes, um sein politisches und persönliches Schicksal ging […].
Der 18. März gilt uns heute nach einem Jahrhundert als der Tag der Revolution.
[…] An jenem 18. Mai spätestens begann die Reaktion zu erstarken, wurde das Errungene, wenn auch nicht absichtlich, so doch tatsächlich preisgegeben. Als der König von Preußen die ihm […] aus den Händen des Volkes angebotene deutsche Kaiserkrone […] ablehnte, konnte er seiner Verachtung des Volkes keinen größeren Ausdruck geben. […]
Es ist die beste Erinnerung an das Jahr 1848, wenn wir uns an die Brust schlagen und geloben, nicht nur mit schönen Worten und Festen derer zu gedenken, die […] dem Staatsbürger die Freiheit erkämpfen wollten, sondern wenn wir unablässig bemüht sind, endlich, endlich ernst zu machen mit diesen ewigen Postulaten fortschrittlichen Geistes. Wieder geht unser aller Sehnsucht auf ein einiges Deutschland. Aber noch können nicht wir es schaffen; denn noch sind wir - nicht ohne eigene Schuld - außerstande, souverän über unser Schicksal zu entscheiden. […]
Denken wir in Dankbarkeit und Verehrung an die Kämpfer von 1848! Vergessen wir niemals ihre hohen Ideale, lernen wir aber auch aus ihren Fehlern! […] Die Forderungen des Tages sind ein Jahrhundert nach ihrer ersten revolutionären Manifestation fast so jung wie damals. […] Sie heißen für das durch die Katastrophe zu einem Volk der Arbeiter gewordene Deutschland damals wie heute: Einiges Deutschland, demokratische Freiheit!“
M1: Auszug aus Werner Orths Artikel 18. März 1848: Gedenken und Mahnung
, erschienen in: Badische Neueste Nachrichten
Nr. 33, 18. März 1948.
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Postulate: Forderungen
Reaktion: Gegenreaktion/ Gegenrevolution der bisherigen Machthaber
Wogen: sich gleichmäßig auf und ab bewegen
Corps (alte Rechtschreibung, heute "Korps"): militärischer Zusammenschluss
Wenn du willst kannst du Aufgabe 5 in Aufgabe 6 integrieren!
Wenn es dir leichter Fällt bearbeite beide Aufgaben einzeln!
- Was kannst du über die Art der Texte sagen?
- Was könnten die Art der Texte für Auswertung & Informationen der Texte bedeuten?
- Können beide Texte zur Informationsgewinnung genutzt werden?
Bringe deine eigenen Gedanken unbedingt ein!
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