Im Jahr 1782 schreibt Moses Mendelssohn einen Brief an seinen Freund, den in Wien lebenden jüdischen Gelehrten Herz Homberg. Homberg hatte zuvor die erhoffte Stelle an der Universität Wien nach Einspruch Kaiser Josephs II. nicht erhalten. Auf diesen Umstand geht Mendelssohn in seinem Brief ein:
Ich habe, wie Sie wissen, ein ähnliches Schicksal gehabt. Die Academie hat mich zum Mitgliede gewählt, der König aber die Wahl nicht bestätigt. Warum? das weiß ich eben so wenig, als Sie jetzt wissen, warum Sie der Kaiser nicht zum Universitätslehrer haben will. Religionshass ist es doch sicherlich nicht. Aber müde machen sollen uns selbst die Großmächtigsten nicht! Je größere Schwierigkeiten, desto mehr Kräfte müssen wir anstrengen. Es müssen Mehrere und immer Mehrere unter uns aufstehen, die sich ohne Geräusch hervortun, und Verdienste zeigen, ohne lauten Anspruch zu machen. Lassen Sie dann nur die Gelehrten an den Universitäten menschenfreundlich genug sein, das Verdienst anzuerkennen; die Majestät [der König bzw. der Kaiser] wird am Ende dennoch der gelehrten Exzellenz nachfolgen müssen.
(Brief von M. Mendelssohn an Herz Homberg vom 20. November 1784, aus: Moses Mendelssohn's Gesammelte Schriften. Bd. 5, S. 679f.)
Ich habe, wie Sie wissen, ein ähnliches Schicksal gehabt. Die Academie hat mich zum Mitgliede gewählt, der König aber die Wahl nicht bestätigt. Warum? das weiß ich eben so wenig, als Sie jetzt wissen, warum Sie der Kaiser nicht zum Universitätslehrer haben will. Religionshass ist es doch sicherlich nicht. Aber müde machen sollen uns selbst die Großmächtigsten nicht! Je größere Schwierigkeiten, desto mehr Kräfte müssen wir anstrengen. Es müssen Mehrere und immer Mehrere unter uns aufstehen, die sich ohne Geräusch hervortun, und Verdienste zeigen, ohne lauten Anspruch zu machen. Lassen Sie dann nur die Gelehrten an den Universitäten menschenfreundlich genug sein, das Verdienst anzuerkennen; die Majestät [der König bzw. der Kaiser] wird am Ende dennoch der gelehrten Exzellenz nachfolgen müssen.
(Brief von M. Mendelssohn an Herz Homberg vom 20. November 1784, aus: Moses Mendelssohn's Gesammelte Schriften. Bd. 5, S. 679f.)
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Bedenke, dass Friedrich II. von Preußen sich öffentlich als König der Aufklärung und der Religionstoleranz dargestellt hat. Jeder Bürger sollte sich unabhängig von seiner Religion frei entfalten können. Mendelssohn dagegen war als Jude in Preußen nur geduldet. Ihm und seiner Familie drohte bei Verstößen gegen die Judengesetze die Abschiebung.
Anzeichen für Toleranz
Anzeichen für Intoleranz
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