„Der Mensch als Maschine“ von Paul Henri Thiry d’Holbach (1770)
Der Mensch ist das Werk der Natur, er ist ihren Gesetzen unterworfen, er kann sich nicht von ihr frei machen, er kann nicht einmal durch das Denken von ihr loskommen. Für ein Ding, das durch die Natur geformt ist, existiert nichts außerhalb des großen Ganzen. Die Dinge, von denen man annimmt, daß sie über der Natur stehen oder daß sie von ihr verschieden sind, werden immer Trugbilder sein, von denen wir uns niemals wirkliche Ideen machen können. Der Mensch ist ein rein physisches Wesen; der moralische Mensch ist nichts anderes als dieses physische Wesen, betrachtet unter einem bestimmten Gesichtspunkt. Sein Körperbau ist das Werk der Natur. Seine sichtbaren Handlungen, ebenso wie die unsichtbaren Bewegungen, sind natürliche Wirkungen seines eigentümlichen Mechanismus. Alles, was er nach und nach erfunden hat, war immer nur eine notwendige Folge des ihm eigentümlichen Wesens. Ebenso ist es mit all unseren Ideen. Die Kunst ist nur die Natur, die durch von ihr selbst geschaffene Werkzeuge wirkt. Alles, was wir tun, ist nur Antrieb der Natur. Auf das Physische und auf die Erfahrung muß der Mensch bei allen seinen Forschungen zurückgehen. Die Natur wirkt nach einfachen Gesetzen. Sobald wir die Erfahrung verlassen, führt uns unsere Einbildungskraft irre. So hat man sich aus Mangel an Erfahrung unvollkommene Ideen von der Materie gemacht. Die menschliche Trägheit findet Genüge darin, sich lieber durch das Beispiel, das Herkömmliche, die Autorität führen zu lassen als durch die Erfahrung, welche Tätigkeit verlangt, und durch die Vernunft, welche Überlegung erfordert. Daher jene Abneigung gegen alles, was von den Regeln abweicht, daher der Respekt vor den Institutionen des Altertums. Unerfahrenheit bringt Leichtgläubigkeit mit sich. Nehmen wir die Erfahrung zum Führer; betrachten wir die sichtbare Welt: Sie zeigt uns überall nur Materie und Bewegung. Die Bewegung allein ist es, die Beziehungen zwischen unseren Organen und den in uns und um uns befindlichen Dingen herstellt. Eine Ursache ist ein Ding, das ein anderes in Bewegung setzt oder das irgendeine Veränderung in ihm hervorruft. Die Wirkung ist die Veränderung, die ein Körper in einem anderen vermittelst der Bewegung hervorruft. Auf welche Art ein Körper auch auf uns wirken mag, wir haben von ihm nur Kenntnis durch irgendeine Veränderung, die er in uns hervorgerufen hat. Von den im Innern des Menschen vor sich gehenden Bewegungen, von seinen Gedanken, seinen Leidenschaften, seinem Willen können wir uns auf Grund der Handlungen Ideen machen. So vermuten wir, wenn wir einen Menschen fliehen sehen, daß er von Furcht getrieben wird. [...]
Die Seele folgt denselben Gesetzen wie der Körper, sie entsteht mit dem Körper, ist schwach in der Kindheit, sie teilt seine Freuden und Leiden, ist gesund oder krank, wirksam oder schlaff, wachsam oder schläfrig wie er. Infolgedessen überredete man sich, daß diese Seele nicht sterben würde. Da die Natur allen Menschen die Liebe zu ihrem Dasein eingepflanzt hat, ließ sie der Wunsch, darin zu verharren, zufrieden an eine unsterbliche Seele glauben.
Der Mensch ist das Werk der Natur, er ist ihren Gesetzen unterworfen, er kann sich nicht von ihr frei machen, er kann nicht einmal durch das Denken von ihr loskommen. Für ein Ding, das durch die Natur geformt ist, existiert nichts außerhalb des großen Ganzen. Die Dinge, von denen man annimmt, daß sie über der Natur stehen oder daß sie von ihr verschieden sind, werden immer Trugbilder sein, von denen wir uns niemals wirkliche Ideen machen können. Der Mensch ist ein rein physisches Wesen; der moralische Mensch ist nichts anderes als dieses physische Wesen, betrachtet unter einem bestimmten Gesichtspunkt. Sein Körperbau ist das Werk der Natur. Seine sichtbaren Handlungen, ebenso wie die unsichtbaren Bewegungen, sind natürliche Wirkungen seines eigentümlichen Mechanismus. Alles, was er nach und nach erfunden hat, war immer nur eine notwendige Folge des ihm eigentümlichen Wesens. Ebenso ist es mit all unseren Ideen. Die Kunst ist nur die Natur, die durch von ihr selbst geschaffene Werkzeuge wirkt. Alles, was wir tun, ist nur Antrieb der Natur. Auf das Physische und auf die Erfahrung muß der Mensch bei allen seinen Forschungen zurückgehen. Die Natur wirkt nach einfachen Gesetzen. Sobald wir die Erfahrung verlassen, führt uns unsere Einbildungskraft irre. So hat man sich aus Mangel an Erfahrung unvollkommene Ideen von der Materie gemacht. Die menschliche Trägheit findet Genüge darin, sich lieber durch das Beispiel, das Herkömmliche, die Autorität führen zu lassen als durch die Erfahrung, welche Tätigkeit verlangt, und durch die Vernunft, welche Überlegung erfordert. Daher jene Abneigung gegen alles, was von den Regeln abweicht, daher der Respekt vor den Institutionen des Altertums. Unerfahrenheit bringt Leichtgläubigkeit mit sich. Nehmen wir die Erfahrung zum Führer; betrachten wir die sichtbare Welt: Sie zeigt uns überall nur Materie und Bewegung. Die Bewegung allein ist es, die Beziehungen zwischen unseren Organen und den in uns und um uns befindlichen Dingen herstellt. Eine Ursache ist ein Ding, das ein anderes in Bewegung setzt oder das irgendeine Veränderung in ihm hervorruft. Die Wirkung ist die Veränderung, die ein Körper in einem anderen vermittelst der Bewegung hervorruft. Auf welche Art ein Körper auch auf uns wirken mag, wir haben von ihm nur Kenntnis durch irgendeine Veränderung, die er in uns hervorgerufen hat. Von den im Innern des Menschen vor sich gehenden Bewegungen, von seinen Gedanken, seinen Leidenschaften, seinem Willen können wir uns auf Grund der Handlungen Ideen machen. So vermuten wir, wenn wir einen Menschen fliehen sehen, daß er von Furcht getrieben wird. [...]
Die Seele folgt denselben Gesetzen wie der Körper, sie entsteht mit dem Körper, ist schwach in der Kindheit, sie teilt seine Freuden und Leiden, ist gesund oder krank, wirksam oder schlaff, wachsam oder schläfrig wie er. Infolgedessen überredete man sich, daß diese Seele nicht sterben würde. Da die Natur allen Menschen die Liebe zu ihrem Dasein eingepflanzt hat, ließ sie der Wunsch, darin zu verharren, zufrieden an eine unsterbliche Seele glauben.
„Der Mensch als Maschine“ von Paul Henri Thiry d’Holbach (1770)
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