• Nachschreiben:"Die Pest - Krise und Chance"
  • NBernhard
  • 22.05.2025
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Fas­sen Sie die zeit­ge­nös­si­chen Er­klä­rungs­an­sät­ze der Pest nach der Dar­stel­lung von Ka­tha­ri­na Wolff zu­sam­men. AFB I (30%)
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Stel­len Sie die Aus­wir­kun­gen der Pest auf die Ge­sell­schaft des Spät­mit­tel­al­ters dar. (30%)
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Be­wer­ten Sie die zeit­ge­nös­si­chen Er­klä­rungs­an­sät­ze der Pest an­hand ge­eig­ne­ter Kri­te­ri­en. Über­prü­fen Sie, in­wie­fern die Corona-​Pandemie mit der Pest des Spät­mit­tel­al­ters ver­gleich­bar ist.[40%]

Ka­tha­ri­na Wolff: Krank­heit, Kon­zept und Kol­lek­tiv 2019

Die mo­der­ne Ant­wort auf die Frage der Be­schaf­fen­heit der Pest lau­tet: Es han­delt sich um eine bak­te­ri­el­le Zoo­no­se [In­fek­ti­ons­krank­heit], aus­ge­löst durch Yer­si­nia pes­tis, ein Stäb­chen­bak­te­ri­um. Die Ant­wort der Me­di­zin auf die Dia­gno­se „Pest“ sind heute An­ti­bi­o­ti­ka.

Die Hu­moral­pa­tho­lo­gie, ein Sys­tem, das von der Exis­tenz vie­rer Kör­per­säf­te aus­ging, streb­te das Gleich­ge­wicht die­ser vier Säfte als Zu­stand der Ge­sund­heit an. Zu den Re­me­dia [Heil­mit­teln] ge­hör­te der Ader­lass aus be­stimm­ten Venen. Zu­grun­de lag die An­nah­me in Rich­tung einer Ver­meh­rung von Blut. Dem­entspre­chend öff­ne­te man die Venen und ließ das ver­meint­lich über­schüs­si­ge Blut ab. Hu­moral­pa­tho­lo­gie und Mi­as­men­the­o­rie wur­den häu­fig mit­ein­an­der ver­knüpft. Ein Mi­as­ma, grie­chisch für „übler Dunst, Ver­un­rei­ni­gung, An­ste­ckung“, wurde als krank­ma­chen­de, schlech­te Luft ge­dacht, die ein Un­gleich­ge­wicht der Kör­per­säf­te aus­zu­lö­sen [ver­moch­te]. Mi­as­men gin­gen der The­o­rie nach von stin­ken­den Orten, aber auch von er­krank­ten Per­so­nen aus. Die Pest als Mi­as­ma konn­te so von Mensch zu Mensch wan­dern, wes­halb man vom Auf­ent­halt in grö­ße­ren Men­schen­men­gen stets ab­riet. Man deu­te­te das Mi­as­ma auch als Ver­gif­tung, die mit der Ver­ab­rei­chung von An­ti­do­ten [Ge­gen­mit­teln] be­han­delt wurde. Das Öff­nen der Beu­len ver­such­te, dem Kör­per das Pest­gift zu ent­zie­hen. Die Viel­falt der Arz­nei­mit­tel war sehr groß: zahl­rei­che Heil­pflan­zen, Edel­stei­ne, ins Was­ser ge­legt oder als Pul­ver zer­rie­ben, den Spei­sen zu[ge­mischt] oder zur Stär­kung über das Herz [ge­legt].



So­wohl als her­ab­ge­sand­te Stra­fe eines über die Sünd­haf­tig­keit zür­nen­den Got­tes wie auch als Aus­weis des Trei­bens der Mäch­te des Bösen in der Welt wurde die Seu­che ge­deu­tet. Kon­kret setz­te man die theo­lo­gi­schen Kon­zep­te von der Pest meis­tens in Ge­be­ten, Klei­der­ord­nun­gen, über­flüs­si­gem Luxus ent­sa­gen [um] oder spen­de­te.



Eines der be­rüch­tigs­ten Kon­zep­te von der Pest stellt die den Juden vor­ge­wor­fe­ne Brun­nen­ver­gif­tung dar.

Man be­schul­dig­te Mit­glie­der der jü­di­schen Ge­mein­den man­cher Städ­te, Gift­ge­bin­de in die Brun­nen ge­wor­fen zu haben, [die] ge­schän­de­te Hos­ti­en [Op­fer­ga­ben] ent­hal­ten, so er­hielt die Brun­nen­ver­gif­tungs­the­o­rie zu­sätz­lich eine ma­gi­sche Kom­po­nen­te, da man ge­schän­de­ten Hos­ti­en eine ne­ga­ti­ve Wir­kung zu­schrieb.

Die mo­der­ne Ant­wort auf die Frage der Be­schaf­fen­heit der Pest lau­tet: Es han­delt sich um eine bak­te­ri­el­le Zoo­no­se [In­fek­ti­ons­krank­heit], aus­ge­löst durch Yer­si­nia pes­tis, ein Stäb­chen­bak­te­ri­um. Die Ant­wort der Me­di­zin auf die Dia­gno­se „Pest“ sind heute An­ti­bi­o­ti­ka.

Die Hu­moral­pa­tho­lo­gie, ein Sys­tem, das von der Exis­tenz vie­rer Kör­per­säf­te aus­ging, streb­te das Gleich­ge­wicht die­ser vier Säfte als Zu­stand der Ge­sund­heit an. Zu den Re­me­dia [Heil­mit­teln] ge­hör­te der Ader­lass aus be­stimm­ten Venen. Zu­grun­de lag die An­nah­me in Rich­tung einer Ver­meh­rung von Blut. Dem­entspre­chend öff­ne­te man die Venen und ließ das ver­meint­lich über­schüs­si­ge Blut ab. Hu­moral­pa­tho­lo­gie und Mi­as­men­the­o­rie wur­den häu­fig mit­ein­an­der ver­knüpft. Ein Mi­as­ma, grie­chisch für „übler Dunst, Ver­un­rei­ni­gung, An­ste­ckung“, wurde als krank­ma­chen­de, schlech­te Luft ge­dacht, die ein Un­gleich­ge­wicht der Kör­per­säf­te aus­zu­lö­sen [ver­moch­te]. Mi­as­men gin­gen der The­o­rie nach von stin­ken­den Orten, aber auch von er­krank­ten Per­so­nen aus. Die Pest als Mi­as­ma konn­te so von Mensch zu Mensch wan­dern, wes­halb man vom Auf­ent­halt in grö­ße­ren Men­schen­men­gen stets ab­riet. Man deu­te­te das Mi­as­ma auch als Ver­gif­tung, die mit der Ver­ab­rei­chung von An­ti­do­ten [Ge­gen­mit­teln] be­han­delt wurde. Das Öff­nen der Beu­len ver­such­te, dem Kör­per das Pest­gift zu ent­zie­hen. Die Viel­falt der Arz­nei­mit­tel war sehr groß: zahl­rei­che Heil­pflan­zen, Edel­stei­ne, ins Was­ser ge­legt oder als Pul­ver zer­rie­ben, den Spei­sen zu[ge­mischt] oder zur Stär­kung über das Herz [ge­legt].



So­wohl als her­ab­ge­sand­te Stra­fe eines über die Sünd­haf­tig­keit zür­nen­den Got­tes wie auch als Aus­weis des Trei­bens der Mäch­te des Bösen in der Welt wurde die Seu­che ge­deu­tet. Kon­kret setz­te man die theo­lo­gi­schen Kon­zep­te von der Pest meis­tens in Ge­be­ten, Klei­der­ord­nun­gen, über­flüs­si­gem Luxus ent­sa­gen [um] oder spen­de­te.



Eines der be­rüch­tigs­ten Kon­zep­te von der Pest stellt die den Juden vor­ge­wor­fe­ne Brun­nen­ver­gif­tung dar.

Man be­schul­dig­te Mit­glie­der der jü­di­schen Ge­mein­den man­cher Städ­te, Gift­ge­bin­de in die Brun­nen ge­wor­fen zu haben, [die] ge­schän­de­te Hos­ti­en [Op­fer­ga­ben] ent­hal­ten, so er­hielt die Brun­nen­ver­gif­tungs­the­o­rie zu­sätz­lich eine ma­gi­sche Kom­po­nen­te, da man ge­schän­de­ten Hos­ti­en eine ne­ga­ti­ve Wir­kung zu­schrieb.

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Quel­le: Wolff, K.: Krank­heit, Kon­zept und Kol­lek­tiv, in: Pest! Eine Spu­ren­su­che, hrsg. v. LWL-​Museum für Ar­chäo­lo­gie, West­fä­li­sches Lan­des­mu­se­um Herne,

Darm­stadt 2019, S.230-241.





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