• Nürnberger-Prozesse
  • anonym
  • 22.10.2024
  • Geschichte
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An­fang Au­gust 1945 be­grün­de­ten die Al­li­ier­ten einen In­ter­na­ti­o­na­len Mi­li­tär­ge­richts­hof zur Ver­ur­tei­lung von Kriegs­ver­bre­chern, Ver­bre­chen die Mensch­lich­keit und Ver­bre­chen gegen den Frie­den. Der Mi­li­tär­ge­richts­hof soll­te im Jus­tiz­pa­last Nürn­berg tagen. Des­sen Sit­zun­gen fan­den von 20. No­vem­ber 1945 bis 14. April 1949 statt; die Haupt­ver­ant­wort­li­chen für die NS-​Verbrechen, muss­ten sich - so­fern sie ge­fasst wer­den konn­ten -  in die­sen Nürn­ber­ger Pro­zes­sen unter an­de­rem für Kriegs­ver­bre­chen und Ver­bre­chen gegen die Mensch­lich­keit ver­ant­wor­ten.

Wel­che Pro­zes­se gab es?

Neben dem be­kann­tes­ten Pro­zess gegen die Haupt­kriegs­ver­bre­cher in Nürn­berg gab es zwölf wei­te­re Pro­zes­se, die so­ge­nann­ten Nach­fol­ge­pro­zes­se. Im Haupt­kriegs­ver­bre­cher­pro­zess klag­ten die Sie­ger­mäch­te des Zwei­ten Welt­kriegs (USA, Groß­bri­tan­ni­en, So­wjet­uni­on und Frank­reich) 24 Per­so­nen und sechs Or­ga­ni­sa­ti­o­nen vor dem In­ter­na­ti­o­nal Mi­li­ta­ry Tri­bu­nal (IMT) in Nürn­berg an. Er dau­ert vom 20. No­vem­ber 1945 bis 1. Ok­to­ber 1946. Die rest­li­chen zwölf Nach­fol­ge­pro­zes­se (1446-1949) be­strit­ten die USA in Al­lein­re­gie ohne In­ter­na­ti­o­na­les Mi­li­tär­tri­bu­nal.

Wur­den alle NS-​Verbrecher ver­ur­teilt?

Ins­ge­samt waren 209 Na­ti­o­nal­so­zi­a­lis­ten aus Po­li­tik, Ver­wal­tung, Mi­li­tär und Wirt­schaft an­ge­klagt, 36 davon wur­den zum Tod ver­ur­teilt. Ei­ni­ge Kriegs­ver­bre­cher, wie zum Bei­spiel Adolf Hit­ler, Josef Go­eb­bels oder Hein­rich Himm­ler ent­zo­gen sich be­reits im Vor­feld ihrer Be­stra­fung durch Selbst­mord. An­de­re tauch­ten unter und konn­ten flüch­ten. Das NSDAP-​Führerkorps, die Ge­sta­po, der SD und die SS (mit Aus­nah­me der Reiter-​SS) wur­den vom In­ter­na­ti­o­na­len Mi­li­tär­ge­richts­hof zu verr­bre­che­ri­schen Or­ga­ni­sa­ti­o­nen er­klärt.

Die zen­tra­len An­kla­ge­punk­te lau­te­ten, wie auch beim Haupt­pro­zess:

- Ver­bre­chen gegen den Frie­den

- Kriegs­ver­bre­chen

- Ver­bre­chen gegen die Mensch­lich­keit

Erst­mals in der Ge­schich­te war durch den Spruch von Nürn­berg der An­griffs­krieg zum Ver­bre­chen er­klärt wor­den, erst­mals waren Pol­ti­ker und füh­ren­de Mi­li­tärs per­sön­lich dafür zur Ver­ant­wor­tung ge­zo­gen wor­den. Das heu­ti­ge Völ­ker­straf­recht hatte sei­nen Aus­gangs­punkt im Nürn­ber­ger Pro­zess.

Der In­ter­na­ti­o­na­le Mi­li­tär­ge­richts­hof IMT

Ro­bert H. Jack­son ver­trat die Ver­ei­nig­ten Staa­ten als „Öf­fent­li­cher Haupt­an­klä­ger“. Die Grund­sät­ze, die ihn dabei lei­te­ten, legte er am 21. No­vem­ber 1945 in sei­ner Ein­füh­rungs­re­de dar:





„Die Un­ta­ten, die wir zu be­ur­tei­len und zu be­stra­fen su­chen, waren so aus­ge­klü­gelt, so böse und von so ver­wüs­ten­der Wir­kung, dass die mensch­li­che Zi­vi­li­sa­ti­on es nicht dul­den kann, sie un­be­ach­tet zu las­sen, sie würde sonst eine Wie­der­ho­lung sol­chen Un­heils nicht über­le­ben.“ ...

„Dass vier große Na­ti­o­nen, er­füllt von ihrem Siege und schmerz­lich ge­pei­nigt von dem ge­sche­he­nen Un­recht, nicht Rache üben, son­dern ihre ge­fan­ge­nen Fein­de frei­wil­lig dem Richt­spruch der Ge­set­ze über­ge­ben, ist eines der be­deut­sams­ten Zu­ge­ständ­nis­se, die die Macht je­mals der Ver­nunft ein­ge­räumt hat.“

Ro­bert H. Jack­son
Fazit

Die Al­lier­ten zeig­ten mit den Pro­zes­sen, dass sie nicht dem deut­schen Volk als Kol­lek­tiv die Schuld für die grau­sa­men Ver­bre­chen Nazi-​Deutschlands zu­schrie­ben, son­dern ein­zel­nen Han­deln­den.

Au­ßer­dem woll­ten sie den ge­ra­de erst von einer Di­ka­tur be­frei­ten Deut­schen an­hand eines fai­ren Ge­richts­pro­zes­ses vor Augen füh­ren, wie De­mo­kra­tie und Rechts­staat funk­ti­o­nie­ren.

Die Pro­zes­se tru­gen zur Auf­klä­rung der NS-​Verbrechen bei. Erst­mals wur­den Po­li­ti­ker und Mi­li­tärs per­sön­lich be­straft und ihre in­di­vi­du­el­le Schuld un­ter­sucht. Seit­her ist eine Ver­fol­gung durch das Völ­ker­straf­recht mög­lich, selbst wenn die Ver­bre­cher ein hohes Amt in­ne­hat­ten oder die Ge­set­ze eines Staa­tes die Ver­bre­chen zu­lie­ßen. Der erste Pro­zess vor dem In­ter­na­ti­o­na­len Mi­li­tär­ge­richts­hof be­rei­te­te dem heu­ti­gen In­ter­na­ti­o­na­len Straf­ge­richts­hof im nie­der­län­di­schen Den Haag den Weg. Er war es­sen­zi­ell für das mo­der­ne Völ­ker­straf­recht.

Auf­ga­ben
1
Wel­che Mo­ti­ve ver­fol­gen die USA in den Nürn­ber­ger Pro­zes­sen? Lies den Quel­len­aus­zug von Ro­bert H. Jack­sons Rede und no­tie­re stich­punkt­ar­tig.
2
Be­ur­tei­le, ob es die rich­ti­ge Ent­schei­dung der Al­li­ier­ten war, die NS-​Verbrechen in den Nürn­ber­ger Pro­zes­sen zu be­stra­fen. No­tie­re stich­punkt­ar­tig (zu­stim­men­de und re­la­ti­vie­ren­de Ar­gu­men­te und deine ei­ge­ne Mei­nung).
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Be­wer­te wie wich­tig es ist, dass heute der In­ter­na­ti­o­na­le Straf­ge­richts­hof in Den Haag exis­tiert.
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