• Portfolio - Emser Depesche (1870)
  • asc94
  • 10.09.2020
  • Geschichte
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Die Emser Depesche (1870) - Fake News von damals?

M1: Darstellung der Audienz vom französischen Botschafter Benedetti (rechts) bei König Wilhelm I. in Bad Ems (Wikipedia, gemeinfreI)

Kurzbeschreibung

Das vorliegende Material ist für die 11. Klassenstufe eines Beruflichen Gymnasiums in Sachsen konzipiert und dient der Vermittlung und dem Bewusstwerden von medialem Einfluss auf das politische Geschehen in historischer Perspektive. Dafür soll exemplarisch das Ereignis der Emser Depesche von 1870 erarbeitet, in den zeitlichen Kontext eingeordnet und mit aktuellen medial-politischen Verflechtungen verknüpft werden.



Das Material ist in drei Teilbereiche untergliedert. Im ersten Abschnitt sollen die Schülerinnen und Schüler die Vorgeschichte der 1860er mithilfe zweier Videos kennenlernen und ihr Wissen in einem Lückentext reproduzieren. Das Erstellen eines Schaubildes dient der Verknüpfung von beteiligten historischen Akteuren und ihren Interessen.

Unter 2. erfolgt eine Textanalyse sowie ein Vergleich der originalen und bearbeiteten Fassung der Emser Depesche. Hier sollen formale und inhaltliche Änderungen erfasst und mittels einer Tabelle gesichert werden. Anschließend ist eine Beurteilung dieser Änderungen vorgesehen, die in Form einer Diskussion mit den Mitschüler*innen über die digitale Plattform 'YoPad' stattfindet. Der 3. Teilbereich greift das Schlüsselproblem der "Fake News" auf und soll den Bezug der Thematik zum aktuellen Weltgeschehen verdeutlichen.



Im Fokus stehen hierbei digitale Lernmittel, mit denen die Schülerinnen und Schüler sowohl selbstständig als auch kollaborativ arbeiten. Sie bieten zum einen Informations-möglichkeiten wie beispielsweise Youtube-Videos und Online-Artikel, dienen aber auch der Aufgabenbearbeitung und Ergebnissicherung auf einer digitalen Klassentafel (Padlet) sowie dem interaktiven Austausch über Wertevorstellungen und verschiedene Lösungs-möglichkeiten. Die Schülerinnen und Schüler treten dadurch in Kontakt und lernen, alternative Deutungsansätze und andere Perspektiven zu akzeptieren.

1. Lehrplanverortung

Die Ausarbeitung des Materials basiert auf dem Sächsischen Lehrplan für Berufliche Gymnasien im Fach Geschichte/Gemeinschaftskunde in der Fassung von 2017. Das Thema der Emser Depesche lässt sich in der Klassenstufe 11 dem Lernbereich 2 "Medien in Demokratie und Diktatur" zuordnen (Lehrplan Berufliches Gymnasium 2017, S. 13).

Dieser soll den Schülerinnen und Schülern ermöglichen, den "Einfluss von Medien auf verschiedene gesellschaftliche Entwicklungen" zu verstehen und diesen zu beurteilen (LP BGY, S. 13). Die Emser Depesche dient dabei als historisches Beispiel und soll den Charakter der Auswirkungen von Medien auf das Handeln politischer Akteure, neben ausgewählten Ereignissen wie der Kuba-Krise und dem Mauerfall, exemplarisch verdeutlichen.



Das Material entspricht in seiner Konzeption dem allgemeinen Bildungsziel der Klassenstufe, dass die Schülerinnen und Schüler "Möglichkeiten [...] des kritischen Umgangs mit Medien und für die Entwicklung von demokratischer Diskussions- und Streitkultur" erwerben, da sie durch Textanalyse und -vergleich eine historische Pressemeldung hinterfragen und zugleich auf ihrer Faktizität überprüfen (LP BGY, S.13). Des Weiteren diskutieren sie über ihre Erkenntnisse in einem gemeinsamen Forum, was auf den zweiten Punkt abzielt. Auch wird durch dieses Vorgehen ihre "Mündigkeit und Studierfähigkeit" gefördert, da sie durch die "selbstständige Nutzung [...]  von Methoden" wie dem tabellarischen Vergleich lernen, "Autoritäten, Fakten und Entwicklungsprozesse" zu hinterfragen (LP BGY, S. 13).



Gleichermaßen orientieren sich die Aufgaben an den Grobzielen der Klassenstufe, "grund-legendes Wissen über ausgewählte epochentypische Ereignisse" sowie "Möglichkeiten zur Einordnung historischer Ereignisse" zu erlangen (LP BGY, S.16). Dies erfolgt primär durch die Informationsentnahme aus den verlinkten Youtube-Videos und das anschließende Vervollständigen des Lückentextes. Hier sollen die Schülerinnen und Schüler die politischen Voraussetzungen im Europa der 1860er Jahre für das Zustandekommen der Emser Depesche kennenlernen und letztere als Auslöser für den Deutsch-Französischen Krieg und die Gründung des Kaiserreiches 1871 verstehen. Hinter dem Vorgehen Bismarcks sollen sie die "Wirkungsabsichten und Wirkungsweisen von Medien" erkennen und die "Medien als integralen Bestandteil der politischen Meinungs- und Willensbildung im historischen Kontext betrachten" (LP BGY, S. 16).



Die verschiedenen digitalen Arbeits- und Lernmittel, die im Material integriert sind, dienen dazu, den Schülerinnen und Schülern den "Umgang mit unterschiedlichen Quellenarten und Darstellungsformen" nahezubringen (LP BGY, S. 16). Insbesondere die Kompetenz, schriftlichen Quellen Informationen zu entnehmen wird mit der Textanalyse der Emser Depesche angestrebt. Auch der Umgang mit Erklärvideos und Schaubildern als alternative Darstellungsformen soll mithilfe des Materials angeregt und gefördert werden.



Unter 3. sollen die Schülerinnen und Schüler „erkennen, dass Missbrauch und Manipulation zu den Risiken der Informationsgesellschaft gehören", indem sie die Vorbereitung der Irak-Invasion durch die USA mithilfe von Fake News analysieren (LP BGY, S. 18). Gleichermaßen sollen sie beurteilen, ob und inwiefern dieses Geschehen mit der Emser Depesche vergleichbar ist. Durch diesen Gegenwartsbezug wird die Fähigkeit gefördert, "begründete Urteile über politische Sachverhalte und ihre Deutungen in Vergangenheit und Gegenwart zu bilden“ (LP BGY, S. 13).

Lernbereichsplanung

Stunde

Thema/Inhalt

methodischer Schwerpunkt

1+2

Begriffe „Medium und Medien“

Unterrichtsgespräch, Begriffsanalyse, Beispiele für Medientypen (Gruppenarbeit)

3+4

Fake News

virtuelle Erkundung von Strategien, Fake News selbst konzipieren

5+6

Einfluss von Medien in der Geschichte I – „Emser Depesche“

Analyse von Textdokumenten, Arbeit mit digitalen Medien, Diskussion im Plenum

7+8

Einfluss von Medien in der Geschichte II – „Maueröffnung“

Analyse von Ton- & Videodokumenten, Rollenspiel (Bürger, Politiker, Berichterstatter)

9+10

Leistungskontrolle: Fake News von damals

Schriftliche Leistungsüberprüfung

11+12

Medien in der Gegenwart

Quellenanalyse, Pro- und Contra-Debatte

13+14

Manipulation durch Medien

Kooperatives Lernen: Vergleich von unterschiedlichen Medien und deren (Falsch-)Meldungen in Gruppen

15+16

Pressefreiheit

Textanalyse (Gesetze), Plenum

17+18

Leistungskontrolle: Medien und Presse der Gegenwart

Schriftliche Leistungsüberprüfung

19+20

Die vierte Gewalt – Begriffe rund um Medien

Modellfälle und Beispiele für Begriffe (Medienmonopol, Mediendemokratie/-diktatur)

21+22

Exkursion

Besuch der LVZ-Redaktion als Beispiel für ein lokales Medium

23+24

Social Media (Facebook, WhatsApp, Instagram)

Recherche und Präsentation eines Sozialen Netzwerkes (Steckbrief, Funktionsweise, Kritik = Sonstige Note)

25+26

Abschluss und Reflexion

Diskussionsforum

T1: Lernbereichsplanung LB 2, Klasse 11 Berufliches Gymnasium

2. Inhaltliche Schwerpunktsetzung/ Sachanalyse

Aufgabe 1.1: Video M1 „Der Weg zum Deutschen Kaiserreich und Video M2 „Die Hinführung zum Deutsch-Französischen Krieg“

Die Videos dienen dem inhaltlichen Input und sind die Hinführung zur großen Kern-thematik: der Emser Depesche. Hierbei handelt es sich um die Informationsvermittlung der Vorgeschichte (Wie sah es zur Zeit der 1860er Jahre in Europa aus?) und der detaillierten Hintergrundgeschichte, wie es zum Deutsch-Französischen Krieg kam. Zentral hierfür ist das Dokument, die Emser Depesche, welches die verkürzte Version eines Telegramms von Wilhelm I. bzw. seinem Geheimrat Abeken an Bismarck ist und das Anliegen Frankreichs über den Thronverzicht der Hohenzollern überspitzt darstellt. Es gilt als sogenannter Auslöser der Kriegserklärung Frankreichs an Preußen. Die Videos vermitteln das Wissen kompakt, sehr anschaulich und arbeiten mit Schaubildern, was für SuS eine gute Verständnisbasis liefert.



Aufgabe 1.2: Lückentext zur Emser Depesche

Der nächste Arbeitsschritt ist das Ausfüllen eines Lückentextes, in dem die wichtigsten Informationen aus den vorherigen Videos in einem Fließtext visualisiert sind. Dieser Lückentext dient der spielerischen Vertiefung. Es wird erklärt, warum Bismarck die Absicht verfolgte, einen Krieg mit Frankreich zu provozieren, dass er bewusst das Telegramm Frankreichs verkürzte und warum diese Verkürzung „Emser Depesche“ genannt wird.



Aufgabe 1.3: Erstellen eines Schaubildes zu den wichtigsten Personen aus Frankreich, Preußen und Spanien

Die Erstellung des Schaubildes dient dazu, den SuS die genauen Beziehungsverhältnisse zwischen den verschiedenen Parteien bildlich aufzuführen. Es wird eine kompakte Übersicht der Personen und deren Absichten/Positionen bzw. Beziehungen untereinander erstellt. Das ermöglicht eine Perspektivübernahme und das Hineinversetzen in die unterschiedlichen Gedankengänge/Handlungen.



Aufgabe 2.1: Vergleich des originalen Telegramms und Bismarcks verkürzter Version

In Form einer Tabelle wird auf die Punkte: Wirkungsweise/ erster Leseeindruck, Inhalt/ Formales und Intention/ Absichten der Autoren genauer eingegangen. Hierdurch wird den SuS direkt an den Dokumenten bewusst gemacht, was verändert wurde. Die bewusste Manipulation wird deutlich und es wird aufgezeigt, wie die veröffentlichte Version der Emser Depesche vom Volk aufgenommen wurde.



Aufgabe 2.2: Beurteilung der These, dass die Emser Depesche keine Manipulation/ Provokation war, sondern eine einfache Aufbereitung für das Volk

Durch diese Aufgabe wird eine bewusste Beurteilung und Argumentation der SuS intendiert. Sie sollen mit Hilfe des erworbenen Wissens ihre eigene Meinung begründen und kooperativ Bezug auf die Beiträge ihrer Mitschüler*innen nehmen.



Aufgabe 3.1: Spiel zu Fake News

Der Schwerpunkt dieser Aufgabe sind sogenannte Fake News. Die SuS haben die Merkmale und Strategien von Fake News bereits behandelt. Das Ziel dieses Spiels ist es, eine kleine Auflockerung zu schaffen und die bewusste Wiederholung der bereits bekannten Strategien anzuregen. Informationen werden bewusst verändert durch z. B. verdrehen, lügen, fälschen, hetzen, manipulieren, kürzen, provozieren, verschleiern[…].



Aufgabe 3.2: Anwendung des Spiels/ der Strategien auf die Emser Depesche

Mit Hilfe dieser Aufgabe soll für die SuS ein Wissenstransfer geschaffen werden. Es erfolgt eine Verknüpfung der Strategien von Fake News mit der Emser Depesche. Sie entscheiden selbstständig, wodurch/ mit welchen Mitteln die Emser Depesche manipuliert wurde.



Aufgabe 3.3 und 3.4: Lesen des Online Artikels und Vergleich mit der Emser Depesche

Es wird ein Gegenwartsbezug zu einem aktuellen Ereignis aufgebaut: die Vorbereitung der Invasion in den Irak durch die USA (2003). Durch den Artikel erfolgt noch einmal eine komplette Wissenssicherung in Bezug auf die Emser Depesche und Fake News in der Geschichte bzw. heute.

Hinweise für die Lehrkraft
Online-Tools & genutzte Materialien:
  • Digitale Klassenpinnwand-/tafel: https://padlet.com
  • Lückentexte/andere Formate erstellen: LearningApps.org (Startseite mit Tutorial zur Erstellung)
  • Schaubilder erstellen: awwapp.com (selbsterklärende Symbole)
  • Textquellen: http://www.documentarchiv.de/nzjh/ndbd/emser-depesche.html
  • Diskussionsforum: yopad.eu (gemeinsames Sichern/ Austausch von Informationen)
  • Spiel: https://www.getbadnews.de/#intro (relativ weit unten Erklärung des Spiels für Lehrkräfte)
  • Online Artikel: https://www.deutschlandfunk.de/auf-luegen-gebaut.871.de.html?dram:article_id=236062

3. Didaktische Schwerpunktsetzung

Das vorliegende Unterrichtsmaterial „ Die Emser Depesche- Fake News von damals?“ wurde für die Arbeit von SuS von Zuhause aus bzw. als 90-minütige Blockeinheit konzipiert. Wir standen im ständigen Austausch mit der Lehrkraft einer Klasse des beruflichen Gymnasiums, welche das Fach Geschichte/ Gemeinschaftskunde unterrichtet. Aufgrund der COVID-19 Situation wurde das Material größtenteils auf die Sozialform Einzelarbeit ausgelegt, es ist jedoch möglich, einige Aufgaben in digitaler Partner- bzw. Gruppenarbeit per Videochat oder im Plenum/vor Ort in der Klasse zu bearbeiten. Einige der Aufgaben sind speziell für die von uns betreute Klasse ausgerichtet (z. B. der "Fake News"-Teil des Arbeitsblattes) und wurden nach den Wünschen der Lehrkraft gestaltet. Es war uns wichtig, das Material anknüpfend an vorherige Unterrichtseinheiten verwenden zu können. (logische Reihenfolge)

Durch die Vielzahl an digitalen Tools und Online-Angeboten haben wir den Fokus stark auf entdeckendes und selbstgesteuertes Lernen gelegt und schulen gleichzeitig den Umgang mit digitalen Medien. Die SuS entdecken neue Aufgabensettings, setzen sich aktiv mit neuen Funktionen/ Angeboten im Internet auseinander und bearbeiten alles größtenteils selbstständig. (Medien- und Methodenvielfalt)

Das Arbeitsblatt ist in drei Abschnitte gegliedert: 1. Die Vorgeschichte zur Emser Depesche, die Situation in Europa und die Akteure, 2. Kriegserklärung per Telegramm - die Emser Depesche und 3. Mit Manipulation zum Krieg - damals und heute. Alles sollte in gegebener Reihenfolge bearbeitet werden, da die Aufträge aufeinander aufbauen entsprechend der Förderung von Geschichtsbewusstsein nach Jeismann (Sachanalyse, Sachurteil und Werturteil) erstellt wurden.  

Wie wird mit dem Material das Geschichtsbewusstsein gefördert/weiterentwickelt? Als Input bzw. Vorwissensaktivierung und Vermittlung von neuen Wissensinhalten haben wir zwei Erklärvideos (Aufgabe 1) gewählt, welche sich auf die Zeit der 1860er Jahre in Europa beziehen und historsiche Ereignisse wie die Gründung des Norddeutschen Bundes und Konflikte innerhalb Europas bis hin zum Deutsch-Französischen Krieg […] einschließen. Die Sachanalyse findet über die 2. bzw. teilweise 3. Aufgabe statt. In Aufgabe 2 geht es darum, mit Hilfe der gelernten Informationen aus den Videos einen Lückentext auszufüllen. Dadurch werden auditive Eindrücke noch einmal verarbeitet und visualisiert (Ansprechen verschiedener Lerntypen) bzw. das Wissen schriftlich gesichert (zum Nachlesen für den Hefter).

Die nächste Aufgabe fordert die Erstellung eines Schaubildes mit den wichtigsten Akteuren vor 1870 in Europa. Hierzu zählen Napoleon III., Wilhelm I., Leopold von Hohenzollern und Otto von Bismarck. Die SuS transferieren ihr Wissen aus den Videos und dem Lückentext auf das Schaubild und vertiefen es somit. Sie erstellen eigenständig ein Beziehungsgefüge mit Absichten/ Positionen etc. der Akteure untereinander und können sich kreativ ausleben. Der Lückentext und die Aufgabe zum Schaubild sind beide sehr handlungsorientiert, da die SuS viel selber machen müssen (Pfeile ziehen, Bilder anordnen etc.) und aktiv gestalten.  

Der nächste Teil des Arbeitsblattes zielt auf die Bildung eines Sachurteils. Aufgabe ist es, den Originaltext Wilhelms I. mit der abgeänderten Version Bismarcks (Emser Depesche) tabellarisch zu vergleichen. Hiermit wird die Interpretationskompetenz, Methoden-kompetenz und Texterschließungskompetenz der SuS (erster Leseeindruck, Heraus-suchen von Merkmalen, Hineinversetzen/Deuten/Interpretieren) geschult. Außerdem helfen die Textarbeit und die Erstellung des Schaubildes dabei, Perspektivübernahme von Akteuren zu üben und Multiperspektivität wahrzunehmen. Gleichermaßen erfolgt dadurch eine Ergebnissicherung.

Weiterführend in Bezug auf die Auseinandersetzung mit der Emser Depesche wird die These gegeben: „Die Emser Depesche ist eine simple Aufbereitung eines sehr umfangreichen Telegramms für die allgemeine Presse. Von einer Manipulation oder gar Instrumentalisierung zum Krieg kann keine Rede sein.“ Diese Aufgabe dient dazu, die SuS anzuregen, sich zu positionieren und ein Werturteil zu der ganzen Thematik abzugeben. Sie bietet Raum für eine digitale Diskussion und schult die Reflexionskompetenz.  

Im letzten Teil des Materials steht der Lebensweltbezug bzw. der geschichtliche Gegenwartsbezug im Fokus. Die Thematik lautet „Mit Manipulation zum Krieg - damals und heute“.  Auflockernd, damit die SuS noch einmal für die letzten Aufgaben motiviert werden, wurde ein Spiel zu Fake News integriert. Durch die Lehrkraft haben wir erfahren, dass die SuS der Klasse 11 bereits Vorwissen zu diesem Thema haben, dieses lediglich aufgefrischt werden muss. Sie kennen die Merkmale und Strategien von Fake News und bekommen mit Hilfe des Spiels die Möglichkeit, diese zu wiederholen. Es folgt eine Multiple-Choice-Aufgabe auf Basis der Fragestellung, welche Strategien im Zuge der Emser Depesche genutzt wurden. Dadurch soll die Orientierungskompetenz, eine Verknüpfung zwischen Fake News und der Emser Depesche hergestellt und ein Sachurteil gebildet werden.

Den Abschluss des Materials bilden die letzten beiden Aufgaben, in denen erst die Erschließung des Online-Artikels „Die Vorbereitung der Invasion in den Irak durch die USA im Jahr 2003“ (Texterschließungskompetenz) und dann ein Vergleich zwischen dem Online-Artikel und der Emser Depesche stattfinden soll. Zum einen ist uns hier der geschichtliche Gegenwartsbezug (aktueller Artikel in Bezug auf die Thematik Fake News) sehr wichtig, zum anderen wird auf interkulturelles Lernen (global, Irak/ USA) und den Lebensweltbezug der SuS eingegangen. Es erfolgt eine abschließende Ergebnissicherung mit Werturteil und eigener Positionierung und darüber hinaus wird Spielraum für eine Diskussion/ Austausch offen gelassen. Bezogen auf die Sozialformen (wie bereits im ersten Abschnitt angesprochen) lässt sich Folgendes sagen: größtenteils ist das Arbeitsblatt auf Einzelarbeit ausgelegt, wir haben jedoch versucht, so viel wie möglich kooperativ bzw. kollaborativ zu gestalten. Deshalb sollten die SuS alle Ergebnisse auf einer digitalen Klassentafel hochladen, damit eine Art virtuelles Klassenzimmer aufgebaut wird. Wir haben der Lehrkraft viele Ideen unterbreitet, digitale Partnerarbeiten, z. B. bei der Erstellung des Schaubildes oder der tabellarischen Textarbeit, vorzunehmen (in Form eines Videotelefonates mit Bildschirm-Teilen und gemeinsamer Arbeit). Außerdem hat die Lehrkraft versucht, einen direkten Vergleich zu schaffen, indem die Aufgaben von einer Klasse (A und B Klasse) komplett Zuhause erledigt wurden und die andere Klasse einige Aufgaben im Plenum erarbeitet hat (z. B. Erstellung des Schaubildes, Positionierung in Bezug auf die These, Diskussion über den Textvergleich etc.). Diese Erfahrungen wurden mit uns geteilt und es ging daraus hervor, dass das Material eher für digitale Heimarbeit ausgelegt ist, worauf wir aufgrund der COVID-19 Situation auch unseren Schwerpunkt gesetzt hatten.

Als Differenzierungsmöglichkeiten haben wir uns diverse Angebote überlegt. Für Aufgabe 1 haben wir weiteres Zusatzmaterial und würden bei Verständnisproblemen Textquellen zur Verfügung stellen. Der Lückentext bietet Differenzierung durch die Glühbirne oben in der Ecke, mit welcher die SuS sich die Lösungswörter in vermischter Reihenfolge anzeigen lassen können. Eine weitere Möglichkeit, das Niveau zu steigern wäre, die Sätze zu mischen und in der richtigen Reihenfolge anordnen zu lassen. Zur Textarbeit und der Tabelle besteht die Möglichkeit, diese in Partnerarbeit ausfüllen zu lassen oder ggf. eine Zusatzaufgabe zu geben, in der die Vergleichskriterien in einem zusammenhängenden Fließtext formuliert werden müssen. Außerdem besteht die Möglichkeit, bei der Thesenpositionierung eine kontroverse, zweite These in den Raum zu geben und die Aufgabe zu formulieren, sich für eine Position begründend entscheiden zu müssen.

Die Leistungsüberprüfung würden wir in Absprache mit der Lehrkraft in Form eines Tests/ einer schriftlichen Leistungskontrolle durchführen, da einige Aufgaben des Materials sehr kollaborativ und dadurch schwer überprüfbar sind. (Die SuS haben Zugriff auf die Aussagen ihrer Mitschüler, können sich Ideen/ Anregungen von ihnen holen.) Hierfür würden wir verschiedene Aufgabenstellungen vorgeben. Zu Beginn eine Definitionsaufgabe zum Begriff Manipulation, dann Erläuterungsaufgaben zur Emser Depesche (Akteure, Inhalt, zeitliche Einordnung, Ergebnis, Folgen etc.) und einem weiteren Beispiel der Manipulation in der Geschichte (bereits Vorwissen in der Klasse: Legitimation des Irakkriegs, Dolchstoßlegende, Mauerbau, Protokolle der Weisen von Zion) und abschließend die Interpretation einer thematisch passenden Karikatur.

Literaturhinweise



Digitale Medien: Grosch, Waldemar: Der Einsatz digitaler Medien in historischen Lernprozessen, In: Barricelli, Michele/Lücke, Martin (Hrsg.): Handbuch Praxis des Geschichtsunterrichts, Bd. 2, Schwalbach 2012, S.125-145.



Entdeckendes Lernen: Henke-Brockschatz, Gerhard: Forschend-entdeckendes Lernen, In: Mayer, Ulrich/Pandel, Hans-Jürgen/Schneider, Gerhard (Hrsg.): Handbuch Methoden im Geschichtsunterricht, Schwalbach 2007, S. 15-29.



Gegenwartsorientierung: Bergmann, Klaus: Gegenwarts- und Zukunftsbezug. In: Mayer,

Ulrich/Pandel, Hans-Jürgen/Schneider, Gerhard (Hrsg.): Handbuch Methoden im

Geschichtsunterricht, Schwalbach 2007, S. 91-112.



Geschichtsbewusstsein: Jeismann, Karl-Ernst: "Geschichtsbewußtsein": Überlegungen zu

einer zentralen Kategorie eines neuen Ansatzes der Geschichtsdidaktik. In: Süssmuth, Hans

(Hg.): Geschichtsdidaktische Positionen, Paderborn u.a. 1980, S. 179-222.



Handlungsorientierung: Völkel, Bärbel: Handlungsorientierung. In: Mayer, Ulrich/Pandel,

Hans-Jürgen/Schneider, Gerhard (Hrsg.): Handbuch Methoden im Geschichtsunterricht,

Schwalbach 2007, S.49-64.



Interkulturelles Lernen: Von Reeken, Dietmar: Interkulturelles Lernen im Geschichtsunterricht. Möglichkeiten und Grenzen eines Faches, Vortrag auf der Konferenz „Mit Vielfalt umgehen lernen - Interkulturelle Bildung als Herausforderung für Unterricht und Schulalltag.



Kompetenzmodelle: Baumgärtner, Ulrich: Wegweiser Geschichtsdidaktik. Historisches Lernen in der Schule, Paderborn 2015, S. 57-87.



Multiperspektivität: Lücke, Martin: Multiperspektivität, Kontroversität, Pluralität.

Schwalbach 2012.

4. Lernzielformulierung

Zur Übersicht über die Lernziele folgende Lernzielformulierung entsrechend des in Sachsen verwendeten WKW-Modells:

Wissen

Können

Werten

Die SuS kennen wichtige Begriffe und Ereignisse der 1860er Jahre (Deutscher Krieg, Norddeutscher Bund, Spanischer Thronstreit, ...).

Die SuS können Erklärvideos Informationen entnehmen.

Die SuS beurteilen die von Bismarck vorgenommenen Änderungen an der Emser Depesche (Manipulation, Instrumentalisierung, ...).

Die SuS kennen die Akteure im Spanischen Thronstreit und ihre Interessen (Napoleon III., Leopold von Hohenzollern, Bismarck, Wilhelm I.)

Die SuS können die Akteure des Spanischen Thronstreits und ihre Interessen in einem Schaubild darstellen.

Die SuS beurteilen die Auswirkungen der Emser Depesche auf das Verhältnis zwischen Deutschland und Frankreich 1870.

Die SuS kennen den Zusammenhang zwischen dem Spanischen Thronstreit und der Emser Depesche.

Die SuS können schriftlichen Quellen Informationen entnehmen.

Die SuS beurteilen mögliche Bezugspunkte zwischen der Emser Depesche und der Vorbereitung zur Irak-Invasion durch die USA.

Die SuS kennen die originale und verkürzte Fassung der Emser Depesche.

Die SuS können formale und inhaltliche Änderungen der Emser Depesche beschreiben und tabellarisch anordnen.

Die SuS erkennen die Emser Depesche als Auslöser für den Deutsch-Französischen Krieg.

Die SuS können Darstellungstexten Informationen entnehmen.

Die SuS kennen Strategien für Fake News.

Die SuS können digitale Medien zur Ergebnis-sicherung und Diskussion nutzen (Padlet, Word, YoPad).

T2: Lernziele

Da es sich um Material mit Schwerpunkt Medienkompetenz handelt folgende Übersicht über einzelne Aufgaben und deren Verortung im Medienkompetenzrahmen NRW:

Aufgabe

Medienkompetenzrahmen NRW

Aufgabe 1.1: Recherche mithilfe der Youtube-Videos

MK 2: Die SuS ermitteln zielgerichtet Informationen und Daten in Geschichtsbüchern, digitalen Medienangeboten und in ihrem schulischen Umfeld zu ausgewählten Fragestellungen.

Aufgabe 1.2: Lückentext vervollständigen



Aufgabe 1.3: Schaubild erstellen

MK 6: Die SuS präsentieren in analoger und digitaler Form (fach-)sprachlich angemessene Arbeitsergebnisse zu einer historischen Fragestellung.

Aufgabe 2.1: Quellenvergleich Emser Depesche



Aufgabe 2.2: Kommentar verfassen im digitalen Diskussionsforum

MK 4: Die SuS wenden grundlegende Schritte der Interpretation von Quellen unterschiedlicher Gattungen auch unter Einbeziehung digitaler Medien aufgabenbezogen an.



MK 6: Die SuS präsentieren in analoger und digitaler Form (fach-)sprachlich angemessene Arbeitsergebnisse zu einer historischen Fragestellung.

Aufgabe 3.1: Fake News Spiel



Aufgabe 3.2: Strategien von Fake News benennen

MK2: Die SuS ermitteln zielgerichtet Informationen und Daten in Geschichtsbüchern, digitalen Medienangeboten und in ihrem schulischen Umfeld zu ausgewählten Fragestellungen.

Aufgabe 3.3: Recherche im Online-Artikel zur Vorbereitung der Irak-Invasion durch die USA



Aufgabe 3.4: Beurteilung der Vergleichbarkeit von Emser Depesche und Irak-Invasion

MK 5: Die SuS wenden grundlegende Schritte der Analyse von und kritischen Auseinandersetzung mit auch digitalen historischen Darstellungen aufgabenbezogen an.



MK 6: Die SuS präsentieren in analoger und digitaler Form (fach-)sprachlich angemessene Arbeitsergebnisse zu einer historischen Fragestellung.

T3: Aufgaben und Medienkompetenzrahmen NRW
Medienkompetenz NRW
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