• Portfolio - Emser Depesche (1870)
  • anonym
  • 02.11.2020
  • Geschichte
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Die Emser Depesche -
Fake News von damals?

Handreichung für Lehrkräfte

Universität Leipzig - HISTOdigitaLE

Q1: Darstellung der Audienz vom französischen Botschafter Benedetti (rechts) bei König Wilhelm I. 1870 in Bad Ems

Wikipedia, gemeinfrei, https://t1p.de/tscn

Kurzbeschreibung

Geschichte,

Klassenstufe 11,

Berufliches  

Gymnasium

Die Emser Depesche von 1870:

Der Einfluss medialer Berichterstattung auf das Politikgeschehen

2 x 45 min

Das vorliegende Material ist für die 11. Klassenstufe eines Beruflichen Gymnasiums in Sachsen konzipiert und dient der Vermittlung und der Reflexion von medialem Einfluss auf das politische Geschehen in einer historischer Perspektive. Dafür soll exemplarisch das Ereignis der Emser Depesche von 1870 erarbeitet, in den zeitlichen Kontext eingeordnet und mit aktuellen medial-politischen Verflechtungen verknüpft werden.



Das Lernmaterial ist in drei thematische Blöcke untergliedert: Im ersten Abschnitt sollen die Schüler*innen die historische Vorgeschichte der 1860er Jahre mithilfe von zwei Erklärvideos kennenlernen und das neu erworbene Wissen anschließend in einem Lückentext überprüfen. Durch das Erstellen eines Schaubildes sollen die beteiligten historischen Akteuren und ihre jeweiligen Interessen verknüpft werden.

Im zweiten thematischen Block erfolgt eine Textanalyse sowie ein Vergleich der originalen und bearbeiteten Fassung der Emser Depesche. Die Schüler*innen sollen formale und inhaltliche Änderungen erfassen und in einer Tabelle festhalten. In Anschluss an die Analyse, werden die Schüler*innen zu einer Beurteilung der Änderungen initiiert. Die Beurteilung erfolgt in Form einer digitalen Diskussion mit den Mitschüler*innen über ein kollaboratives EtherPad.

Der dritte Abschnitt greift das Schlüsselproblem der Fake News auf und soll den Gegenwarts- und Lebensweltbezug der Thematik verdeutlichen.



Im Fokus des Lernmaterials stehen digitale Lern-Tools, mit denen die Schüler*innen sowohl in Einzelarbeit als auch kollaborativ arbeiten. Die digitalen Lernangebote fungieren als Informationsquelle (Einsatz von Youtube-Videos und einem Online-Artikel), aber auch als Hilfsmittel zur Aufgabenbearbeitung und Ergebnissicherung (Nutzung der Platform Padlet zum Erstellen einer digitalen Pinnwand und dem kollaborativen EtherPad). Durch die Nutzung der kollaborativen Online-Tools Padlet und EtherPad haben die Schüler*innen die Möglichkeit, in einen Dialog zu treten und lernen auf diese Weise, alternative Deutungsansätze und diverierende Perspektiven zu akzeptieren.

Erklärvideo: Der Weg ins Deutschen Kaiserreich

https://t1p.de/252a

digitaler Lückentext

https://t1p.de/be5d

Lehrplanverortung

Das Thema der Emser Depesche lässt sich in der Klassenstufe 11 dem Lernbereich 2 "Medien in Demokratie und Diktatur" zuordnen (Sächsisches Staatsministerium für Kultus 2017, S. 13).

In diesem Lernbereich sollen die Schüler*innen dazu angeregt werden, den "Einfluss von Medien auf verschiedene gesellschaftliche Entwicklungen" (Ebenda, S. 13) zu verstehen und zu beurteilen. Die Emser Depesche dient dabei als historisches Beispiel und soll den Charakter der Auswirkungen von Medien auf das Handeln politischer Akteure, neben ausgewählten Ereignissen wie der Kuba-Krise und dem Mauerfall, exemplarisch verdeutlichen.



Das Lernmaterial entspricht in seiner Konzeption dem allgemeinen Bildungsziel der Klassenstufe. Das Material "bietet Möglichkeiten für eine konsequente Förderung [...] des kritischen Umgangs mit Medien und für die Entwicklung von demokratischer Diskussions- und Streitkultur" (Ebenda, S.13), da die Schüler*innen durch Textanalyse und Textvergleich eine historische Pressemeldung hinterfragen und auf ihrer Faktizität überprüfen. Daran anknüpfend wird eine Diskussion über die Erkenntnisse der Analyse in einem kollaborativen Forum angeregt. Diese Übung zielt auf die Förderung der demokratiscen Diskussions- und Streitkultur ab. Durch dieses Vorgehen wird zudem ihre "Mündigkeit und Studierfähigkeit" gefördert, da sie durch die "selbstständige Nutzung [...] von Methoden" - wie dem tabellarischen Vergleich - lernen, "Autoritäten, Fakten und Entwicklungsprozesse" (Ebenda, S. 13) zu hinterfragen.



Das Lernmaterial orientiert sich ferner auch an den Grobzielen der Klassenstufe, da "grundlegendes Wissen über ausgewählte epochentypische Ereignisse" erlangt sowie "Möglichkeiten zur Einordnung historischer Ereignisse" (Ebenda, S.16)  geschaffen werden. Dies erfolgt primär durch die Informationsentnahme aus spezifiscen Erklärvideos und das anschließende Vervollständigen des Lückentextes. Durch die informativen Videos sollen die Schüler*innen die politischen Voraussetzungen im Europa der 1860er Jahre für das Zustandekommen der Emser Depesche kennenlernen und letztere als Auslöser für den Deutsch-Französischen Krieg und die Gründung des Kaiserreiches 1871 verstehen. Hinter dem Vorgehen Bismarcks sollen sie die "Wirkungsabsichten und Wirkungsweisen von Medien" erkennen und die "Medien als integralen Bestandteil der politischen Meinungs- und Willensbildung im historischen Kontext betrachten" (Ebenda, S. 16).



Die verschiedenen digitalen Arbeits- und Lernmittel, die im Material integriert sind, dienen dazu, den Schüler*innen den "Umgang mit unterschiedlichen Quellenarten und Darstellungsformen" (Ebenda, S. 16) nahezubringen. Insbesondere die Kompetenz, schriftlichen Quellen Informationen zu entnehmen wird mit der Textanalyse der Emser Depesche angestrebt. Auch der Umgang mit Erklärvideos und Schaubildern als alternative Darstellungsformen soll mithilfe des Materials angeregt und gefördert werden.



Im dritten thematischen Block sollen die Schüler*innen „erkennen, dass Missbrauch und Manipulation zu den Risiken der Informationsgesellschaft gehören" (Ebenda, S. 18), indem sie die Vorbereitung der Irak-Invasion durch die USA mithilfe von Fake News analysieren. Des Weiteren sollen sie beurteilen, ob und inwiefern dieses Geschehen mit der Emser Depesche vergleichbar ist. Durch diesen Gegenwartsbezug wird die Fähigkeit gefördert, "begründete Urteile über politische Sachverhalte und ihre Deutungen in Vergangenheit und Gegenwart zu bilden“ (Ebenda, S. 13).

Literaturhinweis

Sächsisches Staatsministerium für Kultus (Hrsg.). Lehrplan Berufliches Gymnasium. Geschichte/Gemeinschaftskunde, Dresden 2017. Verfügbar unter: https://t1p.de/myl9.

Lernbereichsplanung
Lernbereich 2: Medien in Demokratie und Diktatur

Als Orientierung für eine mögliche Integration des Lernmaterials in den Lernbereich 2 dient die folgende tabellarische Lernbereichsplanung:

Stunde

Thema/Inhalt

methodischer Schwerpunkt

1+2

Begriffe „Medium und Medien“

Unterrichtsgespräch, Begriffsanalyse, Beispiele für Medientypen (Gruppenarbeit)

3+4

Fake News

virtuelle Erkundung von Strategien, Fake News selbst konzipieren

5+6

Einfluss von Medien in der Geschichte I – „Emser Depesche“

Analyse von Textdokumenten, Arbeit mit digitalen Medien, Diskussion im Plenum

7+8

Einfluss von Medien in der Geschichte II – „Maueröffnung“

Analyse von Ton- & Videodokumenten, Rollenspiel (Bürger, Politiker, Berichterstatter)

9+10

Leistungskontrolle: Fake News von damals

Schriftliche Leistungsüberprüfung

11+12

Medien in der Gegenwart

Quellenanalyse, Pro- und Contra-Debatte

13+14

Manipulation durch Medien

Kooperatives Lernen: Vergleich von unterschiedlichen Medien und deren (Falsch-)Meldungen in Gruppen

15+16

Pressefreiheit

Textanalyse (Gesetze), Plenum

17+18

Leistungskontrolle: Medien und Presse der Gegenwart

Schriftliche Leistungsüberprüfung

19+20

Die vierte Gewalt – Begriffe rund um Medien

Modellfälle und Beispiele für Begriffe (Medienmonopol, Mediendemokratie/-diktatur)

21+22

Exkursion

Besuch der LVZ-Redaktion als Beispiel für ein lokales Medium

23+24

Social Media (Facebook, WhatsApp, Instagram)

Recherche und Präsentation eines Sozialen Netzwerkes (Steckbrief, Funktionsweise, Kritik = Sonstige Note)

25+26

Abschluss und Reflexion

Diskussionsforum

T1: Lernbereichsplanung LB 2, Klasse 11 Berufliches Gymnasium

Sachanalyse

Aufgabe 1.1: Video M1 „Der Weg zum Deutschen Kaiserreich" und Video M2 „Die Hinführung zum Deutsch-Französischen Krieg“

Die Videos dienen dem inhaltlichen Input und sind die Hinführung zur großen Kernthematik: der Emser Depesche. Hierbei handelt es sich um die Informationsvermittlung der Vorgeschichte (Wie sah es zur Zeit der 1860er Jahre in Europa aus?) und der detaillierten Hintergrundgeschichte, wie es zum Deutsch-Französischen Krieg kam. Zentral hierfür ist das Dokument, die Emser Depesche, welches die verkürzte Version eines Telegramms von Wilhelm I. bzw. seinem Geheimrat Abeken an Bismarck ist und das Anliegen Frankreichs über den Thronverzicht der Hohenzollern überspitzt darstellt. Es gilt als sogenannter Auslöser der Kriegserklärung Frankreichs an Preußen. Die Erklärvideos M1 und M2 vermitteln das Wissen kompakt, anschaulich und arbeiten mit Schaubildern, was für SuS eine gute Verständnisbasis liefert.



Aufgabe 1.2: Lückentext zur Emser Depesche

Der nächste Arbeitsschritt ist das Ausfüllen eines Lückentextes, in welchem die wichtigsten Informationen aus den Videos M1 und M2 in einem Fließtext wiederholt und gefestigt werden. Es wird erklärt, warum Bismarck die Absicht verfolgte, einen Krieg mit Frankreich zu provozieren, dass er bewusst das Telegramm Frankreichs verkürzte und warum diese Verkürzung „Emser Depesche“ genannt wird.



Aufgabe 1.3: Erstellen eines Schaubildes zu den wichtigsten Personen aus Frankreich, Preußen und Spanien

Die Erstellung des Schaubildes dient dazu, den Schüler*innen die genauen Beziehungsverhältnisse zwischen den verschiedenen Parteien bildlich aufzuführen. Es wird eine kompakte Übersicht der Personen und deren Absichten, Positionen und Beziehungen untereinander erstellt. Dies ermöglicht eine Perspektivenübernahme bzw. ein Hineinversetzen in die jeweiligen Gedankengänge und Handlungen.



Aufgabe 2.1: Vergleich des originalen Telegramms und Bismarcks verkürzter Version

In Form einer Tabelle wird auf die Punkte: Wirkungsweise/erster Leseeindruck, Inhalt/Formales und Intention/Absichten der Autoren genauer eingegangen. Hierdurch wird den SuS direkt an den Dokumenten erkenntlic gemacht, was verändert wurde. Die bewusste Manipulation wird deutlich und es wird aufgezeigt, wie die veröffentlichte Version der Emser Depesche vom Volk aufgenommen wurde.



Aufgabe 2.2: Beurteilung der These, dass die Emser Depesche keine Manipulation oder Provokation war, sondern eine einfache Aufbereitung für das Volk

Durch diese Aufgabe wird eine bewusste Beurteilung und Argumentation der Schüler*innen intendiert. Sie sollen mit Hilfe des erworbenen Wissens ihre eigene Meinung begründen und in kooperativ Bezug auf die Beiträge ihrer Mitschüler*innen nehmen.



Aufgabe 3.1: Spiel zu Fake News

Der Schwerpunkt dieser Aufgabe sind sogenannte Fake News. Die Schüler*innen sollten die Merkmale und Strategien von Fake News bereits zuvor behandelt haben. Das Ziel dieses Spiels ist es, eine kleine Auflockerung zu schaffen und die bewusste Wiederholung der bereits bekannten Strategien anzuregen. Informationen werden bewusst verändert durch z. B. verdrehen, lügen, fälschen, hetzen, manipulieren, kürzen, provozieren, verschleiern […].



Aufgabe 3.2: Anwendung des Spiels/ der Strategien auf die Emser Depesche

Mit Hilfe dieser Aufgabe soll für die SuS ein Wissenstransfer geschaffen werden. Es erfolgt eine Verknüpfung der Strategien von Fake News mit der Emser Depesche. Sie entscheiden selbstständig, wodurch bzw. mit welchen Mitteln die Emser Depesche manipuliert wurde.



Aufgabe 3.3 und 3.4: Lesen des Online Artikels und Vergleich mit der Emser Depesche

Es wird ein Gegenwartsbezug zu einem aktuellen Ereignis aufgebaut: die Vorbereitung der Invasion in den Irak durch die USA (2003). Durch den Artikel erfolgt noch einmal eine übergreifende Wissenssicherung in Bezug auf die Emser Depesche und Fake News in der Vergangenheit und Gegenwart.



Didaktische Schwerpunktsetzung

Das vorliegende Unterrichtsmaterial zum Thema „Die Emser Depesche - Fake News von damals?“ kann sowohl als digitales Lernpaket für das selbstverantwortliche Lernen eingesetzt, als auch in den regulären Präsenzunterricht eingebunden werden. Das Format des Lernmaterials sieht primär ein individuelles, selbstgesteuertes Lernen vor, es ist jedoch auch möglich, einzelne Aufgaben in Partner- bzw. Gruppenarbeit - per Videokonferenz oder im Klassenplenum - zu bearbeiten. Die Nutzung einer digitalen Klassentafel über die Platform Padlet kann als virtuelles Klassenzimmer fungieren.  



Die zahlreichen digitalen Tools und Online-Angebote des Lernmaterials ermöglichen ein entdeckendes und selbstgesteuertes Lernen und schulen ferner auch den Umgang mit digitalen Medien. Die Schüler*innen werden mit einer Medien- und Methodenvielfalt konfrontiert und können sich mit verschiedensten digitalen Lernangeboten im Internet aktiv und selbstständig auseinandersetzen.



Das Lernmaterial ist in drei thematische Blöcke gegliedert: 1. "Die Vorgeschichte zur Emser Depesche sowie die Situation in Europa und bedeutsame politische Akteure", 2. "Kriegserklärung per Telegramm - die Emser Depesche" und 3. "Mit Manipulation zum Krieg - damals und heute".

Es empfiehlt sich, die thematischen Blöcke in gegebener Reihenfolge zu bearbeiten, da die Aufgabensets entsprechend des Prozesses Historischen Lernens nach Jeismann (Sachanalyse, Sachurteil und Werturteil) prozessual aufeinander aufbauen. Das Lernmaterial zielt darauf ab, das Geschichtsbewusstsein der Schüler*innen zu fördern.



Wie wird mit dem Material das Geschichtsbewusstsein gefördert/weiterentwickelt?  

Für die Sachanalyse wurden in das Lernmaterial zwei Erklärvideos integriert. Auch Aufgabe 2 und 3 dienen der Aneignung beziehungsweise Festigung von relvantem fachlichen Wissen. In Aufgabe 2 sollen die Schüler*innen mit Hilfe der Informationen aus den Videos einen Lückentext ausfüllen. Durch die Aufgabenstellung werden die auditiven Eindrücke noch einmal verarbeitet und visualisiert bzw. das neu erlangte Wissen schriftlich gesichert. In der darauf folgenden Aufgabe soll ein Schaubild mit den wichtigsten Akteuren vor 1870 in Europa erstellt werden. Die SuS transferieren ihr Wissen aus den vorherigen Aufgaben auf das Schaubild und vertiefen es somit. Sie erstellen eigenständig ein Beziehungsgefüge mit Absichten und Positionen der Akteure untereinander. Das Erstellen des Schaubildes beinhaltet eine Handlungsorientierung und soll den Schüler*innen einen multiperspektivischen Blick auf die Thematik gewähren.  



Der zweiten thematischen Block soll die Ausbildung eines Sachurteils anregen. Die Schüler*innen sollen zunächst den Originaltext Wilhelms I. mit der abgeänderten Version Bismarcks (Emser Depesche) tabellarisch vergleichen. Diese Aufgabenstellung dient der Förderung der Interpretationskompetenz, Methodenkompetenz sowie Texterschließungskompetenz. Das Festhalten der Erkenntnisse in der Tabelle dient der Ergebnissicherung. In der darauf folgenden Aufgabe werden die Schüler*innen mit der These: „Die Emser Depesche ist eine simple Aufbereitung eines sehr umfangreichen Telegramms für die allgemeine Presse. Von einer Manipulation oder gar Instrumentalisierung zum Krieg kann keine Rede sein.“ konfrontiert. Die Aufgabenstellung dient dazu, die Schüler*innen anzuregen, sich unter Einbezug gegenwärtiger Normen zum Sachverhalt zu positionieren und ein Werturteil abzugeben. Im Zuge der anschließenden Diskussion soll  die Reflexionskompetenz geschult werden.



Im letzten thematischen Block des Materials soll der Gegenwarts- und Lebensweltbezug der Thematik in den Fokus gerückt  werden. Das Thema lautet: „Mit Manipulation zum Krieg - damals und heute“.

Das Aufgabenset sieht zunächst die Absolvierung eines Spiels zum Thema Fake News vor, das der Vorwissensaktivierung dienen soll. Die Schüler*innen sollten also bereits mit Merkmalen und Strategien von Fake News vertraut sein. Das Spiel arbeitet mit Multiple-Choice-Aufgabe zur Fragestellung, welche Strategien im Zuge der Emser Depesche genutzt wurden. Durch die Absolvierung des Spiels soll die Orientierungskompetenz gefördert sowie durch die Verknüpfung von den Thematiken Fake News und Emser Depesche ein Sachurteil gebildet werden.

In den letzten beiden Aufgaben des Lernmaterials sollen die Schüler*innen den Online-Artikel „Die Vorbereitung der Invasion in den Irak durch die USA im Jahr 2003“  erschließen und anschließend Bezugspunkte bzw. Gemeinsamkeut  und Unterschiede zwischen der Emser Depesche und der Vorbereitung der Irak- Invasion durch die USA herausfiltern.



Diese Aufgabenstellungen betonen den Lebenswelt- und Gegenwartsbezug der Thematik. Das Werturteil, dass im Zuge der letzten Aufgabe angeregt wird, soll als abschließende Ergebnissicherung fungieren. Das Werturteil kann darüber hinaus als Anhaltspunkt für eine anschließende Diskussion verstanden werden.



Wie bereits zuvor erläutert  wurde, liegt das Material in zwei Schwierigkeitsgraden vor. Die Differenzierung der beiden Niveaustufen erfolgt beispielsweise durch die Variierung der Steuerung durch Hilfestellungen (z.B. Aufgabe 1: Bereitstellung Zusatzmaterial bzw. Textquellen, Aufgabe 2: Anzeigen von Lösungswörtern in vermischter Reihenfolge). Bei der Textarbeit sowie bei der Tabelle besteht die Möglichkeit, diese in Partnerarbeit ausfüllen zu lassen oder ggf. eine Zusatzaufgabe zu geben, in der die Vergleichskriterien in einem zusammenhängenden Fließtext formuliert werden müssen. Des Weiteren besteht die Möglichkeit, bei der Thesenpositionierung eine kontroverse, zweite These bereitzustellen und die Aufgabe zu formulieren, sich für eine Position begründend entscheiden zu müssen.



Zur  Überprüfung des Lernerfolgs kann nach der Absolvierung des Material eine schriftliche Leistungsüberprüfung durchgeführt werden. In der schriftlichen Leistungskontrolle sollen die Schüler*innen zunächst den Begriff Manipulation definieren. In der zweiten Aufgabe sollen die Akteure, der Inhalt, der Zeitpunkt sowie das Ergebnis und die Folgen der Emser Depesche erläutert werden. In der folgenden Aufgabe müssen die Schüler*innen ein anderes Beispiel der Manipulation in der Geschichte anführen (z.B. Legitimation des Irakkriegs, Dolchstoßlegende, Mauerbau, Protokolle der Weisen von Zion). Die letzte Aufgabe umfasst die Interpretation einer Karikatur.

Literaturhinweise

Digitale Medien: Grosch, Waldemar: Der Einsatz digitaler Medien in historischen Lernprozessen, In: Barricelli, Michele/Lücke, Martin (Hrsg.): Handbuch Praxis des Geschichtsunterrichts, Bd. 2, Schwalbach 2012, S.125-145.



Entdeckendes Lernen: Henke-Brockschatz, Gerhard: Forschend-entdeckendes Lernen, In: Mayer, Ulrich/Pandel, Hans-Jürgen/Schneider, Gerhard (Hrsg.): Handbuch Methoden im Geschichtsunterricht, Schwalbach 2007, S. 15-29.



Gegenwartsorientierung: Bergmann, Klaus: Gegenwarts- und Zukunftsbezug. In: Mayer,

Ulrich/Pandel, Hans-Jürgen/Schneider, Gerhard (Hrsg.): Handbuch Methoden im

Geschichtsunterricht, Schwalbach 2007, S. 91-112.



Geschichtsbewusstsein: Jeismann, Karl-Ernst: "Geschichtsbewußtsein": Überlegungen zu

einer zentralen Kategorie eines neuen Ansatzes der Geschichtsdidaktik. In: Süssmuth, Hans

(Hg.): Geschichtsdidaktische Positionen, Paderborn u.a. 1980, S. 179-222.



Handlungsorientierung: Völkel, Bärbel: Handlungsorientierung. In: Mayer, Ulrich/Pandel,

Hans-Jürgen/Schneider, Gerhard (Hrsg.): Handbuch Methoden im Geschichtsunterricht,

Schwalbach 2007, S.49-64.



Interkulturelles Lernen: Von Reeken, Dietmar: Interkulturelles Lernen im Geschichtsunterricht. Möglichkeiten und Grenzen eines Faches, Vortrag auf der Konferenz „Mit Vielfalt umgehen lernen - Interkulturelle Bildung als Herausforderung für Unterricht und Schulalltag.



Kompetenzmodelle: Baumgärtner, Ulrich: Wegweiser Geschichtsdidaktik. Historisches Lernen in der Schule, Paderborn 2015, S. 57-87.



Multiperspektivität: Lücke, Martin: Multiperspektivität, Kontroversität, Pluralität.

Schwalbach 2012.

Lernzielformulierung

In der folgenden Übersicht werden die Lernziele zum Lernmaterial vorgestellt. Die Lernzielformulierung orientiert sich am in Sachsen gebräuchlichen WKW-Modell, welches alle drei Anforderungsbereiche umfasst.

Wissen

Können

Werten

Die SuS kennen wichtige Begriffe und Ereignisse der 1860er Jahre (Deutscher Krieg, Norddeutscher Bund, Spanischer Thronstreit, ...).

Die SuS können Erklärvideos Informationen entnehmen.

Die SuS beurteilen die von Bismarck vorgenommenen Änderungen an der Emser Depesche (Manipulation, Instrumentalisierung, ...).

Die SuS kennen die Akteure im Spanischen Thronstreit und ihre Interessen (Napoleon III., Leopold von Hohenzollern, Bismarck, Wilhelm I.)

Die SuS können die Akteure des Spanischen Thronstreits und ihre Interessen in einem Schaubild darstellen.

Die SuS beurteilen die Auswirkungen der Emser Depesche auf das Verhältnis zwischen Deutschland und Frankreich 1870.

Die SuS kennen den Zusammenhang zwischen dem Spanischen Thronstreit und der Emser Depesche.

Die SuS können schriftlichen Quellen Informationen entnehmen.

Die SuS beurteilen mögliche Bezugspunkte zwischen der Emser Depesche und der Vorbereitung zur Irak-Invasion durch die USA.

Die SuS kennen die originale und verkürzte Fassung der Emser Depesche.

Die SuS können formale und inhaltliche Änderungen der Emser Depesche beschreiben und tabellarisch anordnen.

Die SuS erkennen die Emser Depesche als Auslöser für den Deutsch-Französischen Krieg.

Die SuS können Darstellungstexten Informationen entnehmen.

Die SuS kennen Strategien für Fake News.

Die SuS können digitale Medien zur Ergebnissicherung und Diskussion nutzen (Padlet, Word, EtherPad.

T2: Lernziele

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