Fake Newsvon damals?
Q1: Darstellung der Audienz vom französischen Botschafter Benedetti (rechts) bei König Wilhelm I. 1870 in Bad Ems
Wikipedia, gemeinfrei, https://t1p.de/tscn
Geschichte,
Klassenstufe 11,
Berufliches
Gymnasium
Die Emser Depesche von 1870:
Der Einfluss medialer Berichterstattung auf das Politikgeschehen
2 x 45 min
Das vorliegende Material ist für die 11. Klassenstufe eines Beruflichen Gymnasiums in Sachsen konzipiert und dient der Vermittlung und der Reflexion von medialem Einfluss auf das politische Geschehen aus einer historischer Perspektive. Dafür soll exemplarisch das Ereignis der Emser Depesche von 1870 erarbeitet, in den zeitlichen Kontext eingeordnet und mit aktuellen medial-politischen Verflechtungen verknüpft werden.
Das Lernmaterial ist in drei thematische Blöcke untergliedert: Im ersten Abschnitt sollen die Schüler*innen die historische Vorgeschichte der 1860er Jahre mithilfe von zwei Erklärvideos kennenlernen und das neu erworbene Wissen anschließend in einem Lückentext überprüfen. Durch das Erstellen eines Schaubildes sollen die Schüler*innen anschließend die Verbindungen der beteiligten historischen Akteure und ihre jeweiligen Interessen ergründen.
Im zweiten thematischen Block erfolgt eine Textanalyse sowie ein Vergleich der originalen und bearbeiteten Fassung der Emser Depesche. Die Schüler*innen sollen formale und inhaltliche Änderungen erfassen und in einer Tabelle festhalten. Im Anschluss an die Analyse, werden die Schüler*innen zu einer Beurteilung der Änderungen aufgefordert. In Hinblick auf die Ergebnissicherung bietet es sich an, eine digitale Diskussion der Schüler*innen über ein kollaboratives EtherPad zu initiieren.
Der dritte Abschnitt greift das Schlüsselproblem
Fake News
auf und soll den Gegenwarts- und Lebensweltbezug der Thematik verdeutlichen.
Im Fokus des Lernmaterials stehen digitale Lern-Tools, mit denen die Schüler*innen sowohl in Einzelarbeit als auch kollaborativ arbeiten. Die digitalen Lernangebote fungieren als Informationsquelle (Einsatz von Youtube-Videos und einem Online-Artikel), aber auch als Hilfsmittel zur Aufgabenbearbeitung und Ergebnissicherung (Nutzung der Platform Padlet oder der Platform EtherPad). Durch die Nutzung der kostenlosen kollaborativen Online-Tools Padlet und EtherPad kann den Schüler*innen die Möglichkeit geboten werden, in einen Dialog zu treten und zu lernen, alternative Deutungsansätze und diverierende Perspektiven zu akzeptieren.
Erstellen eines kostenlosen kollaborativen EtherPad unter: https://yopad.eu
Erklärvideo: Der Weg ins Deutschen Kaiserreich
Erstellen einer kostenlosen Padlet-Pinnwand unter: https://de.padlet.com
digitaler Lückentext
Das Thema der Emser Depesche lässt sich in der Klassenstufe 11 dem Lernbereich 2 "Medien in Demokratie und Diktatur" zuordnen (Sächsisches Staatsministerium für Kultus 2017, S. 13).
In diesem Lernbereich sollen die Schüler*innen dazu angeregt werden, den "Einfluss von Medien auf verschiedene gesellschaftliche Entwicklungen" (Ebenda, S. 13) zu verstehen und zu beurteilen. Die Emser Depesche dient dabei als historisches Beispiel und soll den Charakter der Auswirkungen von Medien auf das Handeln politischer Akteure, neben ausgewählten Ereignissen wie der Kuba-Krise und dem Mauerfall, exemplarisch verdeutlichen.
Das Lernmaterial entspricht in seiner Konzeption dem allgemeinen Bildungsziel der Klassenstufe. Das Material "bietet Möglichkeiten für eine konsequente Förderung [...] des kritischen Umgangs mit Medien und für die Entwicklung von demokratischer Diskussions- und Streitkultur" (Ebenda, S.13), da die Schüler*innen durch Textanalyse und Textvergleich eine historische Pressemeldung hinterfragen und auf ihrer Faktizität überprüfen. Daran anknüpfend kann eine Diskussion über die Erkenntnisse der Analyse in einem kollaborativen Forum angeregt werden. Eine solche Übung zielt auf die Förderung der demokratischen Diskussions- und Streitkultur ab. Durch dieses Vorgehen wird zudem ihre "Mündigkeit und Studierfähigkeit" gefördert, da sie durch die "selbstständige Nutzung [...] von Methoden" - wie dem tabellarischen Vergleich - lernen, "Autoritäten, Fakten und Entwicklungsprozesse" (Ebenda, S. 13) zu hinterfragen.
Das Lernmaterial orientiert sich ferner auch an den Grobzielen der Klassenstufe, da "grundlegendes Wissen über ausgewählte epochentypische Ereignisse" erlangt sowie "Möglichkeiten zur Einordnung historischer Ereignisse" (Ebenda, S.16) geschaffen werden. Dies erfolgt primär durch die Informationsentnahme aus spezifischen Erklärvideos und das anschließende Ausfüllen des Lückentextes. Durch die informativen Videos sollen die Schüler*innen die politischen Voraussetzungen im Europa der 1860er Jahre für das Zustandekommen der Emser Depesche kennenlernen und letztere als Auslöser für den Deutsch-Französischen Krieg und die Gründung des Kaiserreiches im Jahr 1871 verstehen. Hinter dem Vorgehen Bismarcks sollen sie die "Wirkungsabsichten und Wirkungsweisen von Medien" erkennen und die "Medien als integralen Bestandteil der politischen Meinungs- und Willensbildung im historischen Kontext betrachten" (Ebenda, S. 16).
Die verschiedenen digitalen Arbeits- und Lernmittel, die im Material integriert sind, dienen dazu, den Schüler*innen den "Umgang mit unterschiedlichen Quellenarten und Darstellungsformen" (Ebenda, S. 16) nahezubringen. Insbesondere die Kompetenz, schriftlichen Quellen Informationen zu entnehmen wird mit der Textanalyse der Emser Depesche angestrebt. Auch der Umgang mit Erklärvideos und Schaubildern als alternative Darstellungsformen soll mithilfe des Materials angeregt und gefördert werden.
Im dritten thematischen Block sollen die Schüler*innen „erkennen, dass Missbrauch und Manipulation zu den Risiken der Informationsgesellschaft gehören" (Ebenda, S. 18), indem sie die Vorbereitung der Irak-Invasion durch die USA mithilfe von Fake News analysieren. Des Weiteren sollen sie beurteilen, ob und inwiefern dieses Geschehen mit der Emser Depesche vergleichbar ist. Durch diesen Gegenwartsbezug wird die Fähigkeit gefördert, "begründete Urteile über politische Sachverhalte und ihre Deutungen in Vergangenheit und Gegenwart zu bilden“ (Ebenda, S. 13).
Sächsisches Staatsministerium für Kultus (Hrsg.). Lehrplan Berufliches Gymnasium. Geschichte/Gemeinschaftskunde, Dresden 2017. Verfügbar unter: https://t1p.de/myl9.
Medien in Demokratie und Diktatur
Als Orientierung für eine mögliche Integration des Lernmaterials in den Lernbereich 2 dient die folgende tabellarische Lernbereichsplanung:
Stunde | Thema/Inhalt | methodischer Schwerpunkt |
---|---|---|
1+2 | Begriffe „Medium und Medien“ | Unterrichtsgespräch, Begriffsanalyse, Beispiele für Medientypen (Gruppenarbeit) |
3+4 | Fake News | virtuelle Erkundung von Strategien, Fake News selbst konzipieren |
+6 | Einfluss von Medien in der Geschichte I – „Emser Depesche - 'Fake News' von damals“ | Analyse von Textdokumenten, Arbeit mit digitalen Medien, Diskussion im Plenum |
7+8 | Einfluss von Medien in der Geschichte II – „Maueröffnung“ | Analyse von Ton- & Videodokumenten, Rollenspiel (Bürgerin, Politikerin, Berichterstatter*in) |
9+10 | Leistungskontrolle: Fake News von damals | Schriftliche Leistungsüberprüfung |
11+12 | Medien in der Gegenwart | Quellenanalyse, Pro- und Contra-Debatte |
13+14 | Manipulation durch Medien | Kooperatives Lernen: Vergleich von unterschiedlichen Medien und deren (Falsch-)Meldungen in Gruppen |
15+16 | Pressefreiheit | Textanalyse (Gesetze), Plenum |
17+18 | Leistungskontrolle: Medien und Presse der Gegenwart | Schriftliche Leistungsüberprüfung |
19+20 | Die vierte Gewalt – Begriffe rund um Medien | Modellfälle und Beispiele für Begriffe (Medienmonopol, Mediendemokratie/-diktatur) |
21+22 | Exkursion | Besuch der LVZ-Redaktion als Beispiel für ein lokales Medium |
23+24 | Social Media (Facebook, WhatsApp, Instagram) | Recherche und Präsentation eines Sozialen Netzwerkes (Steckbrief, Funktionsweise, Kritik = Sonstige Note) |
25+26 | Abschluss und Reflexion | Diskussionsforum |
T1 Lernbereichsplanung LB 2, Klasse 11 Berufliches Gymnasium
Aufgabe 1.1: Video M1 „Der Weg zum Deutschen Kaiserreich" und Video M2 „Die Hinführung zum Deutsch-Französischen Krieg“
Die Erklärvideos dienen dem inhaltlichen Input sowie der Hinführung zur Kernthematik: der Emser Depesche. In den Videos werden Informationen zur Vorgeschichte (Wie sah es zur Zeit der 1860er Jahre in Europa aus?) thematisiert beziehungsweise detaillierte Hintergrundinformationen zu den Ursachen des Deutsch-Französischen Kriegs erläutert. Zentral hierfür ist das Dokument, die Emser Depesche, welches die verkürzte Version eines Telegramms von Wilhelm I. bzw. seinem Geheimrat Abeken an Bismarck ist und das Anliegen Frankreichs über den Thronverzicht der Hohenzollern überspitzt darstellt. Es gilt als sogenannter "Auslöser" der Kriegserklärung Frankreichs an Preußen. Die informativen Videos M1 und M2 vermitteln das Wissen kompakt, anschaulich und arbeiten mit Schaubildern, was für Schüler*innen eine gute Verständnisbasis darstellt.
Aufgabe 1.2: Lückentext zur Emser Depesche
Der nächste Arbeitsschritt ist das Ausfüllen eines Lückentextes, in welchem die wichtigsten Informationen aus den Videos M1 und M2 in einem Fließtext wiederholt und gefestigt werden. Es wird erklärt, warum Bismarck die Absicht verfolgte, einen Krieg mit Frankreich zu provozieren, dass er bewusst das Telegramm Frankreichs verkürzte und warum diese Verkürzung „Emser Depesche“ genannt wird.
Aufgabe 1.3: Erstellen eines Schaubildes zu den wichtigsten Personen aus Frankreich, Preußen und Spanien
Das Erstellen des Schaubildes dient dazu, den Schüler*innen die genauen Beziehungsverhältnisse zwischen den verschiedenen Parteien bildlich aufzuführen. Es wird eine kompakte Übersicht über die Beziehungen der beteiligten historischen Personen sowie deren jeweilige Absichten und Positionen geschaffen. Dies ermöglicht eine Perspektivenübernahme beziehungsweise ein Hineinversetzen in die jeweiligen Gedankengänge und Handlungen.
Aufgabe 2.1: Vergleich des originalen Telegramms und Bismarcks verkürzter Version
In Form einer Tabelle wird auf die Punkte Wirkungsweise/erster Leseeindruck, Inhalt/Formales und Intention/Absichten der Autoren genauer eingegangen. Hierdurch wird den Schüler*innen direkt an den Dokumenten erkenntlich gemacht, welche Veränderungen vorgenommen wurden Die bewusste Manipulation wird deutlich und es wird aufgezeigt, wie die veröffentlichte Version der Emser Depesche vom Volk aufgenommen wurde.
Aufgabe 2.2: Beurteilung der These, dass die Emser Depesche keine Manipulation oder Provokation war, sondern eine einfache Aufbereitung für das Volk
Durch diese Aufgabe wird eine bewusste Beurteilung und Argumentation der Schüler*innen intendiert. Sie sollen mit Hilfe des erworbenen Wissens ihre eigene Meinung begründen.
Aufgabe 3.1: Spiel zu Fake News
Der Schwerpunkt dieser Aufgabe sind sogenannte "Fake News". Die Schüler*innen sollten bereits über Vorwissen zu Merkmalen und Strategien von Fake News verfügen. Das Spiel soll der Auflockerung und Wiederholung der bereits bekannten Strategien dienen. Im Spiel werden Informationen durch Strategien wie verdrehen, lügen, fälschen, hetzen, manipulieren, kürzen, provozieren, verschleiern […] bewusst verändert.
Aufgabe 3.2: Anwendung des Spiels/ der Strategien auf die Emser Depesche
Mithilfe dieser Aufgabenstellung soll für die Schüler*innen ein Wissenstransfer geschaffen werden. Es erfolgt eine Verknüpfung der Strategien von Fake News mit der Emser Depesche. Sie sollen selbstständig entscheiden, wodurch beziehungsweise mit welchen Mitteln die Emser Depesche manipuliert wurde.
Aufgabe 3.3 und 3.4: Lesen des Online Artikels und Vergleich mit der Emser Depesche
Es wird ein Gegenwartsbezug zu einem aktuellen Ereignis aufgebaut: die Vorbereitung der Invasion in den Irak durch die USA (2003). Durch den Artikel erfolgt noch einmal eine übergreifende Wissenssicherung in Bezug auf die Emser Depesche und das Thema Fake News in der Vergangenheit und Gegenwart.
Das vorliegende Lernmaterial zum Thema „Die Emser Depesche - Fake News von damals?“ kann sowohl als digitales Lernpaket für das selbstverantwortliche Lernen eingesetzt, als auch in den regulären Präsenzunterricht eingebunden werden. Das Format des Lernmaterials sieht primär ein individuelles, selbstgesteuertes Lernen vor, es ist jedoch auch möglich, einzelne Aufgaben in Partner- bzw. Gruppenarbeit - per Videokonferenz oder im Klassenplenum - zu bearbeiten. Die Nutzung einer digitalen Klassentafel über die Platform Padlet kann als virtuelles Klassenzimmer fungieren.
Die zahlreichen digitalen Tools und Online-Angebote des Lernmaterials ermöglichen ein entdeckendes und selbstgesteuertes Lernen und schulen ferner auch den Umgang mit digitalen Medien. Die Schüler*innen werden mit einer Medien- und Methodenvielfalt konfrontiert und können sich mit verschiedensten digitalen Lernangeboten im Internet aktiv und selbstständig auseinandersetzen.
Das Lernmaterial ist in drei thematische Blöcke gegliedert: 1. "Die Vorgeschichte zur Emser Depesche sowie die Situation in Europa und bedeutsame politische Akteure", 2. "Kriegserklärung per Telegramm - die Emser Depesche" und 3. "Mit Manipulation zum Krieg - damals und heute".
Es empfiehlt sich, die thematischen Blöcke in gegebener Reihenfolge zu bearbeiten, da die Aufgabensets entsprechend des Prozesses Historischen Lernens nach Jeismann (Sachanalyse, Sachurteil und Werturteil) prozessual aufeinander aufbauen. Das Lernmaterial zielt folglich darauf ab, das Geschichtsbewusstsein der Schüler*innen zu fördern.
Wie wird mit dem Material das Geschichtsbewusstsein gefördert/weiterentwickelt?
Für die Sachanalyse wurden in das Lernmaterial zwei Erklärvideos integriert. Die Aufgaben 2 und 3 dienen ebenfalls der Aneignung beziehungsweise Festigung von relevantem fachlichen Wissen. In Aufgabe 2 sollen die Schüler*innen mit Hilfe der Informationen aus den Videos einen Lückentext vervollständigen. Durch die Aufgabenstellung werden die auditiven Eindrücke noch einmal verarbeitet und visualisiert bzw. das neu erlangte Wissen schriftlich gesichert. In der darauf folgenden Aufgabe sollen die Schüler*innen ein Schaubild mit den wichtigsten Akteuren vor 1870 in Europa erstellen. Die Schüler*innen transferieren ihr Wissen aus den vorherigen Aufgaben auf das Schaubild und vertiefen es somit. Sie erstellen eigenständig ein Beziehungsgefüge mit Absichten und Positionen der Akteure untereinander. Das Erstellen des Schaubildes beinhaltet eine Handlungsorientierung und soll den Schüler*innen einen multiperspektivischen Blick auf die Thematik gewähren.
Der zweite thematische Block soll die Ausbildung eines Sachurteils anregen. Die Schüler*innen sollen zunächst den Originaltext Wilhelms I. mit der abgeänderten Version Bismarcks (Emser Depesche) tabellarisch vergleichen. Diese Aufgabenstellung dient der Förderung der Interpretationskompetenz, Methodenkompetenz sowie Texterschließungskompetenz. Das Festhalten der Erkenntnisse in der Tabelle dient der Ergebnissicherung. In der darauffolgenden Aufgabe sollen die Schüler*innen begründet Stellung zu der nachfolgenden These nehmen: „Die Emser Depesche ist eine simple Aufbereitung eines sehr umfangreichen Telegramms für die allgemeine Presse. Von einer Manipulation oder gar Instrumentalisierung zum Krieg kann keine Rede sein.“ Die Schüler*innen werden folglich dazu angeregt, sich unter Einbezug gegenwärtiger Normen zur aufgeführten These zu positionieren und ein Werturteil abzugeben. Im Zuge der anschließenden Diskussion der individuellen Urteile soll die Reflexionskompetenz geschult werden.
Im letzten thematischen Block des Materials soll der Gegenwarts- und Lebensweltbezug der Thematik in den Fokus gerückt werden. Das Thema lautet: „Mit Manipulation zum Krieg - damals und heute“.
Das Aufgabenset sieht zunächst die Absolvierung eines Spiels zum Thema Fake News vor, das der Vorwissensaktivierung dienen soll. Die Schüler*innen sollten also bereits mit Merkmalen und Strategien von Fake News vertraut sein. Das Spiel arbeitet mit einer Multiple-Choice-Aufgabe, bei der die Schüler*innen die zutreffenden Manipulations-Strategien der Emser Depesche bestimmen sollen. Durch die Absolvierung des Spiels soll die Orientierungskompetenz gefördert sowie durch die Verknüpfung von den Thematiken Fake News und Emser Depesche ein Sachurteil gebildet werden.
In den letzten beiden Aufgaben des Lernmaterials sollen die Schüler*innen den Online-Artikel „Die Vorbereitung der Invasion in den Irak durch die USA im Jahr 2003“ erschließen und anschließend Bezugspunkte beziehungsweise Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen der Emser Depesche und der Vorbereitung der Irak-Invasion durch die USA herausfiltern. Diese Aufgabenstellungen zeigen den Lebenswelt- und Gegenwartsbezug der Thematik auf. Das Werturteil, das im Zuge der letzten Aufgabe angeregt wird, soll als abschließende Ergebnissicherung fungieren. Das Werturteil kann darüber hinaus als Anhaltspunkt für eine anschließende Diskussion verstanden werden.
Wie bereits zuvor erläutert wurde, liegt das Material in zwei Schwierigkeitsgraden vor. Die Differenzierung der beiden Niveaustufen erfolgt beispielsweise durch die Variierung der Steuerung durch Hilfestellungen (z.B. Aufgabe 1: Bereitstellung Zusatzmaterial bzw. Textquellen, Aufgabe 2: Anzeigen von Lösungswörtern in vermischter Reihenfolge). Bei Arbeit mit den beiden Textquellen Q1 und Q2 besteht die Möglichkeit, diese in Partnerarbeit ausfüllen zu lassen oder ggf. eine Zusatzaufgabe zu geben, in der die Vergleichskriterien in einem zusammenhängenden Fließtext formuliert werden müssen. Des Weiteren besteht die Möglichkeit, bei der Stellungsnahme zur These eine kontroverse, zweite These bereitzustellen.
Zur Überprüfung des Lernerfolgs kann nach der Bearbeitung des Lernmaterials, die für die Materialien konzipierte schriftliche Leistungsüberprüfung durchgeführt werden. Der Inhalt und die Anforderungen der Leistungskontrolle werden im letzten Abschnitt dieser Handreichung skizziert.
Digitale Medien: Grosch, Waldemar: Der Einsatz digitaler Medien in historischen Lernprozessen, In: Barricelli, Michele/Lücke, Martin (Hrsg.): Handbuch Praxis des Geschichtsunterrichts, Bd. 2, Schwalbach 2012, S.125-145.
Entdeckendes Lernen: Henke-Brockschatz, Gerhard: Forschend-entdeckendes Lernen, In: Mayer, Ulrich/Pandel, Hans-Jürgen/Schneider, Gerhard (Hrsg.): Handbuch Methoden im Geschichtsunterricht, Schwalbach 2007, S. 15-29.
Gegenwartsorientierung: Bergmann, Klaus: Gegenwarts- und Zukunftsbezug. In: Mayer,
Ulrich/Pandel, Hans-Jürgen/Schneider, Gerhard (Hrsg.): Handbuch Methoden im
Geschichtsunterricht, Schwalbach 2007, S. 91-112.
Geschichtsbewusstsein: Jeismann, Karl-Ernst: "Geschichtsbewußtsein": Überlegungen zu
einer zentralen Kategorie eines neuen Ansatzes der Geschichtsdidaktik. In: Süssmuth, Hans
(Hg.): Geschichtsdidaktische Positionen, Paderborn u.a. 1980, S. 179-222.
Handlungsorientierung: Völkel, Bärbel: Handlungsorientierung. In: Mayer, Ulrich/Pandel,
Hans-Jürgen/Schneider, Gerhard (Hrsg.): Handbuch Methoden im Geschichtsunterricht,
Schwalbach 2007, S.49-64.
Interkulturelles Lernen: Von Reeken, Dietmar: Interkulturelles Lernen im Geschichtsunterricht. Möglichkeiten und Grenzen eines Faches, Vortrag auf der Konferenz „Mit Vielfalt umgehen lernen - Interkulturelle Bildung als Herausforderung für Unterricht und Schulalltag.
Kompetenzmodelle: Baumgärtner, Ulrich: Wegweiser Geschichtsdidaktik. Historisches Lernen in der Schule, Paderborn 2015, S. 57-87.
Multiperspektivität: Lücke, Martin: Multiperspektivität, Kontroversität, Pluralität.
Schwalbach 2012.
In der folgenden Übersicht werden die Lernziele zum Lernmaterial vorgestellt. Die Lernzielformulierung orientiert sich am in Sachsen gebräuchlichen WKW-Modell, welches alle drei Anforderungsbereiche umfasst.
Wissen | Können | Werten |
---|---|---|
Die Schüler*innen kennen wichtige Begriffe und Ereignisse der 1860er Jahre (Deutscher Krieg, Norddeutscher Bund, Spanischer Thronstreit, ...). | Die Schüler*innen können Erklärvideos Informationen entnehmen. | Die Schüler*innen beurteilen die von Bismarck vorgenommenen Änderungen an der Emser Depesche (Manipulation, Instrumentalisierung, ...). |
Die Schüler*innen kennen die Akteure im Spanischen Thronstreit und ihre Interessen (Napoleon III., Leopold von Hohenzollern, Bismarck, Wilhelm I.) | Die Schüler*innen können die Akteure des Spanischen Thronstreits und ihre Interessen in einem Schaubild darstellen. | Die Schüler*innen beurteilen die Auswirkungen der Emser Depesche auf das Verhältnis zwischen Deutschland und Frankreich 1870. |
Die Schüler*innen kennen den Zusammenhang zwischen dem Spanischen Thronstreit und der Emser Depesche. | Die Schüler*innen können schriftlichen Quellen Informationen entnehmen. | Die Schüler*innen beurteilen mögliche Bezugspunkte zwischen der Emser Depesche und der Vorbereitung zur Irak-Invasion durch die USA. |
Die Schüler*innen kennen die originale und verkürzte Fassung der Emser Depesche. | Die Schüler*innen können formale und inhaltliche Änderungen der Emser Depesche beschreiben und tabellarisch anordnen. | |
Die Schüler*innen kennen die Emser Depesche als Auslöser für den Deutsch-Französischen Krieg. | Die Schüler*innen können Darstellungstexten Informationen entnehmen. | |
Die Schüler*innen kennen Strategien für Fake News. | Die Schüler*innen können digitale Medien zur Ergebnissicherung und Diskussion nutzen (Padlet, Word, EtherPad). |
T2 Lernziele
Zur Überprüfung des Lernerfolgs bietet es sich an, nach der Bearbeitung des Lernmaterials zum Thema Emser Depesche - 'Fake News' von damals?
, eine Leistungsüberprüfung durchzuführen.
Im Anhang der vorliegenden Handreichung befindet sich eine für das Lernmaterial konzipierte schriftliche Leistungskontrolle inklusive eines Erwartungshorizonts sowie eines Bewertungsmaßstabs. Die schriftliche Leistungskontrolle ist für einen Zeitrahmen von 60 Minuten konzipiert.
Im Folgenden sollen der Inhalt sowie die Anforderungen der Leistungskontrolle knapp skizziert werden:
In der ersten Aufgabe (2 Bewertungseinheiten) sollen die Schüler*innen den Begriff Manipulation definieren. Die Schüler*innen sollen die im Zuge des Lernmaterials erarbeitete Merkmale beziehungsweise Strategien und Muster von Manipulation reproduzieren. Die Aufgabenstellung kann folglich dem Anforderungsbereich 1 zugeordnet werden.
In der zweiten Aufgabe (10 Bewertungseinheiten) sollen die Schüler*innen das Ereignis der Emser Depesche (Akteure, Inhalt, Schauplätze, Folgen etc) erläutern. Die Aufgabe soll demnach den Wissenstransfer beziehungsweise die Anwendung des gelernten Wissens über das geschichtliche Ereignis anregen. Die Aufgabenstellung kann dem Anforderungsbereich 2 zugeordnet werden.
Die dritte Aufgabe (8 Bewertungseinheiten) verfolgt das Ziel, das Vorwissens der Schüler*innen in Bezug auf das Thema Manipulation in der Geschichte zu überprüfen. Die Schüler*innen werden dazu angehalten, ein weiteres, selbst gewähltes historisches Beispiel von Manipulation zu nennen und zu erläutern. Die Aufgabenstellung kann ebenfalls dem Anforderungsbereich 2 zugeordnet werden.
In der letzten Aufgabe (8 Bewertungseinheiten) der Leistungskontrolle sollen die Schüler*innen eine von drei zur Auswahl stehenden Karikaturen analysieren und interpretieren. Die ausgewählten Karikaturen befassen sich mit den Themen Manipulation, Fake News beziehunsgweise Emser Depesche (Spanischer Thronstreit) und bieten somit ein breites Themenspektrum für die Schüler*innen. Die Aufgabenstellung kann den Anforderungsbereichen 2 und 3 zugeordnet werden.
Prozentuale Verteilung der Aufgaben:
Aufgabe 1: 2 BE = 7 %
Aufgabe 2: 10 BE = 36 %
Aufgabe 3: 8 BE = 28,5 %
Aufgabe 4: 8 BE = 28,5 %
______________________________________
Gesamtpunktzahl: 28 BE = 100%
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