• Reformation Luther
  • anonym
  • 08.03.2023
  • Geschichte
  • 7
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M1 Mar­tin Lu­ther ge­lang es 1517 durch die Le­gen­de des An­schla­ges von 95 The­sen an der Wit­ten­ber­ger Schloss­kir­che, die ka­tho­li­sche Kir­che in Auf­ruhr zu ver­set­zen. Mit einem Schlag sah sich der bis dato un­an­tast­ba­re Ka­tho­li­zis­mus einer Kon­kur­renz aus­ge­setzt, die nicht nur die Bibel dem ge­mei­nen Volk zu­gäng­lich mach­te, son­dern eben­so das ge­winn­träch­ti­ge Sys­tem des Ab­lass­han­dels zu ge­fähr­den ver­moch­te. Dar­über hin­aus führ­te der Zu­sam­men­schluss säch­si­scher Lan­des­her­ren zu einer sich ver­brei­ten­den Ak­zep­tanz und An­hän­ger­schaft von Lu­thers Leh­ren! Die ka­tho­li­sche Kir­che sah diese Tat als Af­front.

Die 95 The­sen Lu­thers an der Schloss­kir­che in Wit­ten­berg
CC by Wi­ki­me­dia: https://com­mons.wi­ki­me­dia.orgwikiFile:95The­sen2391.JPG
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Lies die fol­gen­den The­sen Lu­thers. (M2)
  • 1. Da unser Herr und Meis­ter Jesus Chris­tus spricht: Tut Buße! (Mt 4,17), will er, dass das ganze Leben sei­ner Gläu­bi­gen eine stete und un­auf­hör­li­che Buße sein soll.

  • 21. Daher irren all die Ab­lass­pre­di­ger, wel­che er­klä­ren, dass der Mensch durch den Ab­lass des Paps­tes von jeder Stra­fe los und frei werde

  • 28. Das ist ge­wiss: Fällt die Münze klin­gelnd in den Kas­ten, kön­nen Ge­winn und Hab­gier zu­neh­men. Die Für­bit­te der Kir­che aber liegt al­lein in Got­tes Er­mes­sen.

  • 36. Ein jeder Christ, der wahre Reue und Leid hat über seine Sünde, hat völ­li­gen Er­lass von Stra­fe und Schuld, der ihm auch ohne Ab­lass­brief zu­teil wird.

  • 43. Man soll die Chris­ten leh­ren, dass, wer den Armen gibt, oder dem Dürf­ti­gen leiht, bes­ser tut, als wenn er Ab­lass löst

  • 50. Man soll die Chris­ten leh­ren: Wenn der Papst wüss­te, wie die Ab­lass­pre­di­ger das Geld er­pres­sen, würde er die Pe­ters­kir­che lie­ber zu Asche ver­bren­nen, als sie mit Haut, Fleisch und Kno­chen sei­ner Scha­fe auf­zu­bau­en.

  • 62. Der wahre Schatz der Kir­che ist das al­ler­hei­ligs­te Evan­ge­li­um von der Herr­lich­keit und der Gnade Got­tes .

  • 86. Wie­der­um: Warum baut der Papst, des­sen Reich­tü­mer heute weit ge­wal­ti­ger sind als die der mäch­tigs­ten Rei­chen, nicht we­nigs­tens die eine Ba­si­li­ka des Hei­li­gen Pe­trus mehr von sei­nen ei­ge­nen Gel­dern als von denen der armen Gläu­bi­gen?
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Stel­le dir vor, du wür­dest am Tag des The­sen­an­schla­ges auf dem Wit­ten­ber­ger Markt­platz ste­hen und dem Ge­sche­hen in einer Men­schen­men­ge fol­gen. Im Ge­gen­satz zum Groß­teil der Zu­schau­er bist du des Le­sens mäch­tig. Daher sind viele Bür­ger dar­auf an­ge­wie­sen, dass ihnen er­klärt wird, was Lu­ther auf sei­nen The­sen­pa­pie­ren for­mu­liert hat. Ei­ni­ge der Zu­schau­er wir­ken auf dich auf­ge­bracht, an­de­re neu­gie­rig und wie­der an­de­re ver­wirrt. Du wirst in ein Ge­spräch ver­wi­ckelt und ver­suchst, die Fra­gen der Bür­ger mit den oben ge­nann­ten The­sen zu be­ant­wor­ten! (M3)

1. "Ich habe doch erst ges­tern einen Ab­lass­brief ge­kauft! Meint der Lu­ther jetzt, dass der Brief gar kei­nen Wert mehr hat? Warum soll­te das ei­gent­lich so sein?", fragt dich ein wohl­ge­klei­de­ter äl­te­rer Herr.



2. Eine der Markt­frau­en rich­tet ihr Wort an dich: "Wie kann ich denn nun den Stra­fen des Fe­ge­feu­ers ent­kom­men? Wir ma­chen uns doch alle Sor­gen!"



3. Ein jun­ger Bur­sche, wahr­schein­lich ein Stu­dent, ruft laut in der Menge: "Was sol­len wir denn jetzt tun, um Jesus Chris­tus nach Mar­tin Lu­thers Auf­fas­sung un­se­re Reue zu be­wei­sen?"



4. "Von wel­chem Schatz redet Lu­ther über­haupt, wenn er sagt, der wahre Schatz der Kir­che sei das al­ler­hei­ligs­te Evan­ge­li­um von der Gnade Got­tes?", fragt ein ver­wun­der­ter Bür­ger, der of­fen­sicht­lich lesen kann.



5. Ein Kind läuft aus der Menge her­vor und stößt ver­wirrt her­aus: "Aber wer sind denn jetzt laut Mar­tin Lu­ther die Bösen?"

M4 Nach­dem Lu­ther seine The­sen sowie drei wei­te­re re­for­ma­to­ri­sche Schrif­ten (1520) ver­öf­fent­licht hatte, wurde er von der ka­tho­li­schen Kir­che und Kai­ser Karl V. mehr­fach auf­ge­for­dert, seine Ideen zu­rück­zu­neh­men. Dies tat er aber nicht. Statt­des­sen griff Lu­ther die Au­to­ri­tät des Paps­tes an. Die­ser sah sich dazu ver­an­lasst, den Kir­chen­bann in Form einer Bulle über Lu­ther zu ver­hän­gen. Mit die­sem Bann ver­bun­den ist immer auch die Reichs­acht (die Er­klä­rung der Recht­lo­sig­keit) durch den Kai­ser. Lu­ther bekam auf dem Worm­ser Reichs­tag 1521 eine letz­te Chan­ce, seine Lehre und den An­griff auf den Papst zu wi­der­ru­fen.

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Fasse die Stand­punk­te Lu­thers (Q1) und Kai­ser Karl V. (Q2) auf dem Reichs­tag in Worms 1521 mit ei­ge­nen Wor­ten zu­sam­men.

Q2: Aus dem „Worm­ser Edikt“* vom 26. Mai 1521

Da … Mar­tin Lu­ther also ganz ver­här­tet und ver­kehrt in sei­nem

of­fen­kun­di­gen ket­ze­ri­schen Auf­fas­sun­gen ver­harrt … (haben wir) ent­spre­chend der Bulle, die unser Hei­li­ger Vater, der Papst … ver­kün­det hat, fest­ge­setzt, dass Ihr den er­wähn­ten Mar­tin Lu­ther als … einen of­fen­ba­ren Ket­zer ken­net und er­klä­ret, … dass Ihr al­le­samt und jeder Ein­zel­ne … den vor­ge­nann­ten Mar­tin Lu­ther nicht in euer Haus auf­nehmt … ihm weder zu essen noch zu trin­ken gebt, ihn nicht ver­steckt, ihm nicht mit Wor­ten und Wer­ken heim­lich noch öf­fent­lich ir­gend­ei­ne Hilfe … er­weist, son­dern wo Ihr ihn be­kom­men, ihn er­grei­fen und sei­ner mäch­tig wer­den könnt, ihn ge­fan­gen nehmt und uns wohl­be­wahrt zu­sen­det.

Q1: Lu­ther er­klär­te am 17. April 1521 vor dem Worm­ser Reichs­tag:

Wenn ich nicht über­wun­den werde durch die Zeug­nis­se der Schrift oder durch of­fen­sicht­li­che Ver­nunft­grün­de, denn ich glau­be weder dem Papst noch den Kon­zi­li­en al­lein, weil fest­steht, dass sie sich oft ge­ir­ret und sich selbst wi­der­spro­chen haben, (…) kann und will ich nicht ir­gend­et­was wi­der­ru­fen, weil es weder ge­fahr­los noch heil­sam ist, gegen das Ge­wis­sen zu han­deln. Ich kann nicht an­ders, hier stehe ich, Gott helfe mir. Amen.

ver­ein­facht nach: Karin Borr­kamm/Ger­hard Ebe­ling (hrsg.), Mar­tin Lu­ther, Aus­ge­wähl­te Schrif­ten, Bd. 1: Auf­bruch zur Re­for­ma­ti­on, Frank­furt/M. 1995, S. 268f.

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