Sind Zoos sinnvoll und überhaupt noch zeitgemäß? Diese Frage ist spätestens nach dem Brand des Affenhauses im Krefelder Zoo, bei dem 50 Tiere qualvoll starben, mehr als berechtigt. Und ist die Haltung von Tieren im Zoo auf engem Raum überhaupt artgerecht? Es ist an der Zeit, dass wir die Vor- und Nachteile gegenüberstellen und überlegen, ob die Tierhaltung im Zoo heutzutage noch notwendig ist.
Allein in Deutschland gibt es insgesamt wahrscheinlich über 800 Zoos. Der Zoologische Garten Berlin ist dabei der größte Zoo Deutschlands und gleichzeitig auch der größte Zoo auf der Welt. Rund 36 Millionen Besucher schauen sich jedes Jahr die Zoos in Deutschland an. Der Verband der zoologischen Gärten Deutschland beschäftigt allein schon 6.000 Mitarbeiter in deutschen Zoos und hält fast 200.000 Wirbeltiere.
Es ist wichtig, sich erst einmal bewusst zu machen, warum sich Zoos in unserer Gesellschaft so großer Beliebtheit erfreuen und welchen Zweck sie erfüllen. Hier werden deshalb zuerst einige Pro-Argumente für die Tierhaltung in Zoos vorgestellt, die häufig genannt werden. In Vorträgen, die in Zoos sehr häufig gehalten werden, oder durch Informationstafeln und -filme sollen Menschen mehr über wilde Tiere lernen und erfahren. Viele Menschen, vor allem in Großstädten, sehen in ihrem Alltag nur wenige Tiere. In Zoos können sie Elefanten, Löwen, Tiger, Giraffen, Affen, Haie, Moränen und viele andere Wildtiere betrachten. Zoos können so die Begeisterung für die Natur und die Tierwelt erhöhen. Das kann unter Umständen mehr Menschen dazu bewegen, Tieren im Alltag mehr zu helfen bzw. sich im Allgemeinen mehr für Tierwohl zu interessieren. Zoos haben deshalb auch den Vorteil, dass Kinder in unmittelbarer Nähe zu ihrem Wohnort Tiere kennenlernen können. Durch die Abholzung der Regenwälder, die damit einhergehende Lebensraumzerstörung und durch übermäßige Wilderei sind immer mehr Tierarten auf dem Planeten vom Aussterben bedroht. Zoos sollen
als eine Art Auffangbecken für die spätere Auswilderung fungieren und dem Artensterben entgegenwirken. Zoos haben auch den Sinn, die Forschung an eigentlich wilden Tieren zu erleichtern. Vieles, was wir heute über Wildtiere wissen, stammt aus Beobachtungen und Untersuchungen von Zootieren. Zoos sind darüber hinaus aber auch ein Wirtschaftsunternehmen, das Arbeitsplätze schafft.
Neben diesen positiven Seiten, die Zoos haben, kommt es aber auch immer wieder zu Kritik, die gegenüber Zoos geäußert wird. Geparden können nicht sprinten, Elefanten nicht wandern. Doch Tierquälerei ist bei der Tierhaltung im Zoo nicht nur deshalb kritisch zu betrachten, weil Wildtiere dort zu wenig Platz haben und grundsätzlich nicht artgerecht gehalten werden können. Tiere werden auch zu Kunststücken gezwungen, um Zoobesucher zu unterhalten. So werden beispielsweise Elefantenbabys mit sogenannten „Elefantenhaken“ gequält, damit sie spuren.₆ Tiere in Zoos erleiden also körperlichen Schmerz. Zum einen haben wilde Tiere keine Wahl. Sie werden in der Wildnis betäubt und in den Zoo gesperrt. Zum anderen sind sie in ihren Gehegen wehrlos bei Katastrophen wie bei dem Brand im Krefelder Zoo. Die Wildtiere können auch für den Menschen gefährlich werden. Immer wieder einmal werden Mitarbeiter von Zoos durch menschliche Fehler von den wilden Tieren, die ihren natürlichen Instinkten folgen, verletzt oder getötet. Wenn ein Zoo einfach zu viele Tiere hat und nicht alle unterbringen kann, werden auch gesunde Tiere getötet. Das nennt man Populationsmanagement. Für weltweites Aufsehen haben zum Beispiel die Tötung der jungen Giraffe Marius im Kopenhagener Zoo oder die heimliche Tötung zweier Sunda-Ochsen im Tierpark Hellabrunn gesorgt.
Wenn Zoos nicht sinnvoll sind, was sind dann Alternativen? Wildparks sind beispielsweise eine Option die stärker berücksichtigt werden könnte. Es gibt bereits zahlreiche Wildparks und Wildgatter in Deutschland, die Natur- und Umweltschutz mit echten Naturerlebnissen und großräumiger, artgerechter Haltung von Tieren verbinden.