Die Bezeichnung Stillleben (ndrl.: stilleven, frz.: nature morte = tote Natur, ital.: natura morta) umfasst die Darstellung lebloser oder unbewegter Gegenstände (z.B. Blumen, Früchte, Jagdbeute, Geräte aller Art), die nach formalkünstlerischen und ästhetischen Gesichtspunkten angeordnet sind.
Der Begriff Stillleben wurde erstmals um 1650 in einem holländischen Bilderverzeichnis erwähnt. Dabei bilden Komposition, Form und Farbe den Schwerpunkt der künstlerischen Gestaltung. Nach den Inhalten werden Blumenstillleben, Küchenstück und Jagdstück unterschieden. Seit dem 17. Jahrhundert ist die Stilllebenmalerei eine selbstständige Disziplin.
Motive in der Art des Stilllebens befinden sich schon in der spätantiken Dekorationsmalerei (Pompeji; Herculaneum), hingegen kaum in der mittelalterlichen Kunst, denn die absichtslose Darstellung eines Gegenstandes war mit ihrem Grundprinzip, der „sprechenden“ Bildaussage, nicht vereinbar.
Den traditionellen Bedeutungsgehalt des Vanitasbildes (lat.: vanitas = Leere, nichtiges Treiben, Prahlerei, Eitelkeit) bewahrte das Vanitasstillleben. Mit dem Totenkopf als Symbol menschlicher Sterblichkeit trat die Vanitas seit dem 15. Jahrhundert in Zusammenhang mit Bildnissen auf und bildete mit Motiven wie erloschener Kerze, Sanduhr, Briefen, welkende Blumen und Insekten seit dem 17. Jahrhundert vor allem in der niederländischen Kunst einen eigenen Typus des Stilllebens aus. Auch Einsiedler- und Büßerszenen (Hieronymus, Magdalena) werden als Allegorien der Vanitas gedeutet.
Vanitas nimmt Bezug auf das Buch Kohelet (Der Prediger Salomo) des Alten Testaments und symbolisiert so die Verbindung von vollem satten Leben mit dem Tod oder Todesboten.
„Vanitas vanitatum et omnia vanitas“ = „Eitelkeiten der Eitelkeit, und alles ist Eitelkeit!“ oder „Es ist alles eitel.“
Zu allgemeiner Blüte kam das Stillleben im 17. Jahrhundert, gleichzeitig mit den emblematischen Darstellungen, aber weniger in Italien als in Spanien und vor allem in den Niederlanden. In den verschiedenen Regionen der Niederlande entwickelten sich spezifische Stilllebenmotive, einige Maler wandten sich bestimmten Motiven zu, so der nach seinen Blumenstücken benannte „Blumenbruegel“ (JAN BRUEGEL DER ÄLTERE).
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gewann das Stillleben erneut an Bedeutung, als die Realisten und Impressionisten ihre spezifischen bildnerischen Mittel im Stillleben umsetzten. Die Realisten, an einer genauen Naturbeobachtung interessiert, lehnten eine tiefe allegorische Bedeutung ab.
Die Impressionisten waren weniger an den Objekten interessiert als an ihrer optischen Erscheinung in der Atmosphäre und im Wechsel des Lichts. VAN GOGHs gegenständliche Stillleben zeugen von einer starken Emotionalität.
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