Q1) Auszüge aus dem Konzept Stadtguerilla
der RAF, verfasst von Ulrike Meinhof, Mai 1971.
Durch Entwicklungs- und Militärhilfe an den Aggresionskriegen der USA beteiligt, profitiert die Bundesrepublik von der Ausbeutung der Dritten Welt, ohne die Verantwortung für diese Kriege zu haben, ohne sich deswegen mit einer Opposition im Innern streiten zu müssen. Nicht weniger aggressiv als der US-Imperialismus ist sie doch weniger angreifbar.
(Es wurde der Studentenbewegung und Öffentlichkeit klar, dass) nicht 'Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit', keine Menschenrechte, keine UNO-Charta den Inhalt dieser Demokratie ausmachen; daß hier gilt, was für die kolonialistische und imperialistische Ausbeutung Lateinamerikas, Afrikas und Asiens immer gegolten hat: Disziplin, Unterordnung und Brutalität für die Unterdrückten, für die, die sich auf deren Seiten stellen, Protest erheben, Widerstand leisten, den antiimperialistischen Kampf führen.
Wir behaupten, daß die Organisierung von bewaffneten Widerstandsgruppen zu diesem Zeitpunkt in der Bundesrepublik und Westberlin richtig ist, möglich ist, gerechtfertigt ist, hier und jetzt Stadtguerilla zu machen.
Das Konzept Stadtguerilla stammt aus Lateinamerika. Es ist dort, was es auch hier nur sein kann: Die revolutionäre Interventionsmethode von insgesamt schwachen revolutionären Kräften.
Stadtguerilla ist ein bewaffneter Kampf (...) (gegen die Polizei) die rücksichtslos von der Schußwaffe Gebrauch macht und die Klassenjustiz, die Kurras freispricht und die Genossen lebendig begräbt, wenn wir sie nicht daran hindern. Stadtguerilla heißt, sich von der Gewalt des Systems nicht demoralisieren lassen.