• Tierethik Einführung
  • anonym
  • 13.02.2023
  • Ethik
  • 7
Um die Lizenzinformationen zu sehen, klicken Sie bitte den gewünschten Inhalt an.

Die In­ter­es­sen der Tiere
- ge­nau­so wich­tig wie die von Men­schen?

Ar­ti­kel der Bun­des­zen­tra­le für po­li­ti­sche Bil­dung. Dr. Frie­de­ri­ke Schmitz ar­gu­men­tiert für eine glei­che Be­rück­sich­ti­gung der

In­ter­es­sen von Tie­ren und Men­schen.

Die Ar­gu­men­ta­ti­on voll­zieht sich in meh­re­ren Schrit­ten und be­ginnt mit einer ethi­schen Po­si­ti­on, die gar nicht be­son­ders um­strit­ten sein soll­te. Ich gehe davon aus, dass viele Tiere, dar­un­ter die ty­pi­schen Nutz­tie­re, emp­fin­den­de Le­be­we­sen sind, d. h. dass sie die Welt be­wusst wahr­neh­men und Schmerz und Leid eben­so wie Freu­de und Zu­frie­den­heit er­fah­ren kön­nen. Mit dem Be­wusst­sein und der Fä­hig­keit, etwas zu emp­fin­den, geht dann, so die Idee, ein An­spruch auf ethi­sche Be­rück­sich­ti­gung ein­her: Wir müs­sen die Aus­wir­kun­gen un­se­res Han­delns auf Tiere be­den­ken, wenn sie unter die­sen Aus­wir­kun­gen lei­den kön­nen. Dies wird, wie schon ge­sagt, kaum je­mand be­strei­ten.

Viele Men­schen wür­den auch zu­stim­men, dass die In­ter­es­sen der Tiere auf der­sel­ben Skala wie die In­ter­es­sen von Men­schen ge­mes­sen wer­den müs­sen – dass es also z. B. nicht ak­zep­ta­bel ist, Tie­ren mas­siv zu scha­den, nur um eher un­wich­ti­ge­re mensch­li­che In­ter­es­sen zu be­frie­di­gen, also In­ter­es­sen, die für die Men­schen sel­ber nicht von gro­ßer Be­deu­tung sind bzw. ihr Wohl­be­fin­den und Leben nicht ent­schei­dend be­ein­flus­sen. Dazu passt, dass sehr viele Men­schen da­ge­gen sind, Tier­ver­su­che für die Ent­wick­lung von Kos­me­ti­ka durch­zu­füh­ren. Um­strit­ten ist dann al­ler­dings die Frage, ob die In­ter­es­sen der Tiere genau gleich viel zäh­len wie die ent­spre­chen­den In­ter­es­sen der Men­schen oder aber we­ni­ger. Aus mei­ner Sicht lässt sich die Be­haup­tung, dass wir dabei Ab­stu­fun­gen ma­chen soll­ten, sehr schwer recht­fer­ti­gen. Dafür müss­ten wir näm­lich zei­gen, dass sich Men­schen und Tiere in mo­ra­lisch re­le­van­ten Ei­gen­schaf­ten² so un­ter­schei­den, dass dies einen un­ter­schied­li­chen mo­ra­li­schen Sta­tus³ be­grün­den könn­te. Das stellt sich al­ler­dings als äu­ßerst schwie­rig dar. Ers­tens ist eine für die Ethik zen­tra­le Ei­gen­schaft, die Emp­fin­dungs­fä­hig­keit, Men­schen und vie­len Tie­ren ge­mein­sam. Es sind die emp­fin­dungs­fä­hi­gen Wesen, die wegen un­se­rer Hand­lun­gen lei­den. Des­halb leuch­tet es doch ein, diese Ei­gen­schaft auch als Grund­la­ge zu neh­men für die Rück­sicht, die wir an­de­ren schul­den.

Zwei­tens haben gar nicht alle Men­schen alle schein­bar ty­pisch mensch­li­chen Ei­gen­schaf­ten wie eine be­son­de­re Art des Selbst-​ oder Zu­kunfts­be­wusst­seins oder auch die mo­ra­li­sche Selbst­be­stim­mung, mit denen manch­mal Un­ter­schie­de zwi­schen Men­schen und Tie­ren be­grün­det wer­den sol­len. Säug­lin­ge z. B. haben wohl keine be­wuss­ten Zu­kunfts­in­ter­es­sen und auch kein Ver­ständ­nis von mo­ra­li­schem Han­deln, trotz­dem ver­die­nen sie nach ver­brei­te­ter Mei­nung den­sel­ben Schutz wie er­wach­se­ne Men­schen. Au­ßer­dem ist frag­lich, in­wie­weit und wieso sol­che Ei­gen­schaf­ten über­haupt mo­ra­lisch wich­tig sein soll­ten – also wieso wir die In­ter­es­sen eines We­sens, das sel­ber mo­ra­lisch han­deln kann, stär­ker be­rück­sich­ti­gen soll­ten als an­de­re.

Ich finde also, wir soll­ten die Be­dürf­nis­se und In­ter­es­sen der Tiere nicht ver­let­zen, wenn wir es ohne große Nach­tei­le ver­mei­den kön­nen.

Dr. Frie­de­ri­ke Schmitz (CC BY-​NC-ND 3.0 DE).

Die Ar­gu­men­ta­ti­on voll­zieht sich in meh­re­ren Schrit­ten und be­ginnt mit einer ethi­schen Po­si­ti­on, die gar nicht be­son­ders um­strit­ten sein soll­te. Ich gehe davon aus, dass viele Tiere, dar­un­ter die ty­pi­schen Nutz­tie­re, emp­fin­den­de Le­be­we­sen sind, d. h. dass sie die Welt be­wusst wahr­neh­men und Schmerz und Leid eben­so wie Freu­de und Zu­frie­den­heit er­fah­ren kön­nen. Mit dem Be­wusst­sein und der Fä­hig­keit, etwas zu emp­fin­den, geht dann, so die Idee, ein An­spruch auf ethi­sche Be­rück­sich­ti­gung ein­her: Wir müs­sen die Aus­wir­kun­gen un­se­res Han­delns auf Tiere be­den­ken, wenn sie unter die­sen Aus­wir­kun­gen lei­den kön­nen. Dies wird, wie schon ge­sagt, kaum je­mand be­strei­ten.

Viele Men­schen wür­den auch zu­stim­men, dass die In­ter­es­sen der Tiere auf der­sel­ben Skala wie die In­ter­es­sen von Men­schen ge­mes­sen wer­den müs­sen – dass es also z. B. nicht ak­zep­ta­bel ist, Tie­ren mas­siv zu scha­den, nur um eher un­wich­ti­ge­re mensch­li­che In­ter­es­sen zu be­frie­di­gen, also In­ter­es­sen, die für die Men­schen sel­ber nicht von gro­ßer Be­deu­tung sind bzw. ihr Wohl­be­fin­den und Leben nicht ent­schei­dend be­ein­flus­sen. Dazu passt, dass sehr viele Men­schen da­ge­gen sind, Tier­ver­su­che für die Ent­wick­lung von Kos­me­ti­ka durch­zu­füh­ren. Um­strit­ten ist dann al­ler­dings die Frage, ob die In­ter­es­sen der Tiere genau gleich viel zäh­len wie die ent­spre­chen­den In­ter­es­sen der Men­schen oder aber we­ni­ger. Aus mei­ner Sicht lässt sich die Be­haup­tung, dass wir dabei Ab­stu­fun­gen ma­chen soll­ten, sehr schwer recht­fer­ti­gen. Dafür müss­ten wir näm­lich zei­gen, dass sich Men­schen und Tiere in mo­ra­lisch re­le­van­ten Ei­gen­schaf­ten² so un­ter­schei­den, dass dies einen un­ter­schied­li­chen mo­ra­li­schen Sta­tus³ be­grün­den könn­te. Das stellt sich al­ler­dings als äu­ßerst schwie­rig dar. Ers­tens ist eine für die Ethik zen­tra­le Ei­gen­schaft, die Emp­fin­dungs­fä­hig­keit, Men­schen und vie­len Tie­ren ge­mein­sam. Es sind die emp­fin­dungs­fä­hi­gen Wesen, die wegen un­se­rer Hand­lun­gen lei­den. Des­halb leuch­tet es doch ein, diese Ei­gen­schaft auch als Grund­la­ge zu neh­men für die Rück­sicht, die wir an­de­ren schul­den.

Zwei­tens haben gar nicht alle Men­schen alle schein­bar ty­pisch mensch­li­chen Ei­gen­schaf­ten wie eine be­son­de­re Art des Selbst-​ oder Zu­kunfts­be­wusst­seins oder auch die mo­ra­li­sche Selbst­be­stim­mung, mit denen manch­mal Un­ter­schie­de zwi­schen Men­schen und Tie­ren be­grün­det wer­den sol­len. Säug­lin­ge z. B. haben wohl keine be­wuss­ten Zu­kunfts­in­ter­es­sen und auch kein Ver­ständ­nis von mo­ra­li­schem Han­deln, trotz­dem ver­die­nen sie nach ver­brei­te­ter Mei­nung den­sel­ben Schutz wie er­wach­se­ne Men­schen. Au­ßer­dem ist frag­lich, in­wie­weit und wieso sol­che Ei­gen­schaf­ten über­haupt mo­ra­lisch wich­tig sein soll­ten – also wieso wir die In­ter­es­sen eines We­sens, das sel­ber mo­ra­lisch han­deln kann, stär­ker be­rück­sich­ti­gen soll­ten als an­de­re.

Ich finde also, wir soll­ten die Be­dürf­nis­se und In­ter­es­sen der Tiere nicht ver­let­zen, wenn wir es ohne große Nach­tei­le ver­mei­den kön­nen.

Ar­ti­kel der Bun­des­zen­tra­le für po­li­ti­sche Bil­dung. Dr. Frie­de­ri­ke Schmitz ar­gu­men­tiert für eine glei­che Be­rück­sich­ti­gung der

In­ter­es­sen von Tie­ren und Men­schen.





5




10




15




20




25




30




35




40




45




50




55




60




65




70




75


Dr. Frie­de­ri­ke Schmitz (CC BY-​NC-ND 3.0 DE).
Dr. Frie­de­ri­ke Schmitz (CC BY-​NC-ND 3.0 DE).

² mo­ra­lisch re­le­vant = was ist wich­tig für eine mo­ra­li­schen Be­ur­tei­lung

³ mo­ra­li­scher Sta­tus = müs­sen wir über­haupt da­nach fra­gen, ob ein Wesen mo­ra­lisch rich­tig be­han­delt wird?

1
Gib die Haupt­aus­sa­ge des Tex­tes in dei­nen ei­ge­nen Wor­ten wie­der.
2
Dr. Schmitz setzt in ihrem Text „mo­ra­lisch han­deln“ mit „In­ter­es­sen
be­rück­sich­ti­gen“ gleich. Über­le­ge dir Bei­spie­le für hier re­le­van­te In­ter­es­sen von Men­schen und von Tie­ren.

In­ter­es­sen der Men­schen

In­ter­es­sen der Tiere

3
Laut Dr. Schmitz ist es nur ge­recht­fer­tigt, die In­ter­es­sen von Tie­ren als we­ni­ger wich­tig zu be­wer­ten, wenn sie sich von Men­schen
so un­ter­schei­den, dass dies einen
be­grün­den könn­te (Z. 40ff.).
4
Ar­bei­te Grün­de für eine mo­ra­li­sche Un­ter­schei­dung zwi­schen Tier und
Mensch her­aus. Wie wi­der­legt Dr. Schmitz diese (ab Z. 47)? Nutze Zei­len­an­ga­ben
bei dei­nen Ant­wor­ten.

mo­ra­lisch re­le­van­te Ei­gen­schaft

Ge­gen­ar­gu­ment

Emp­fin­dungs­fä­hig­keit

Viele Tiere haben Emp­fin­dun­gen, genau wie

Men­schen. Sie kön­nen Schmer­zen haben,

Leid ver­spü­ren oder sich freu­en.

Selbst­be­wusst­sein

Nicht alle Men­schen haben das

Zu­kunfts­be­wusst­sein

und wir spre­chen ihnen trotz­dem nicht

mo­ra­li­sche Au­to­no­mie

ihren mo­ra­li­schen Sta­tus ab.

5
Nimm Stel­lung zu fol­gen­der Frage:
Sind die In­ter­es­sen von Tie­ren ge­nau­so wich­tig wie die von Men­schen?
x