• USA im 19. Jahrhundert – Zwischen Massendemokratie und Massenkonsum
  • anonym
  • 09.03.2024
  • Geschichte
  • 11, JS1
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Die USA -eine De­mo­kra­tie im Rin­gen um ihre Prin­zi­pi­en

Der Sturm auf das Ka­pi­tol am 6. Ja­nu­ar 2021, bei dem fünf Men­schen star­ben, hat welt­weit und auch in den USA selbst das Ver­trau­en in die Stand­haf­tig­keit der US-​amerikanischen De­mo­kra­tie schwer er­schüt­tert. Denn die Macht­über­ga­be ging nicht, wie in De­mo­kra­tien üb­lich, ohne Ge­walt von­stat­ten. Ra­di­ka­le An­hän­ge­rin­nen und An­hän­ger des ab­ge­wähl­ten Prä­si­den­ten Do­nald Trump grif­fen den Sitz des Kon­gres­ses an, als dort der Wahl­sieg des De­mo­kra­ten Joe Biden bei der Prä­si­dent­schafts­wahl vom 3. No­vem­ber 2020 zer­ti­fi­ziert wer­den soll­te. Nicht ohne Grund be­fürch­te­te selbst die mi­li­tä­ri­sche Füh­rung des Lan­des, dass Trump seine Wahl­nie­der­la­ge mit einem Staats­streich ver­hin­dern woll­te: Hatte er doch zuvor bei einem öf­fent­li­chen Auf­tritt sei­nen un­be­leg­ten Vor­wurf des mas­si­ven Wahl­be­trugs wie­der­holt und seine An­hän­ger auf­ge­for­dert, zum Ka­pi­tol zu mar­schie­ren und "auf Teu­fel komm raus zu kämp­fen“. [...] Die Amts­zeit Do­nald Trumps war eine Be­wäh­rungs­pro­be für die De­mo­kra­tie und den ge­sell­schaft­li­chen Zu­sam­men­halt der Ver­ei­nig­ten Staa­ten. Unter an­de­rem es­ka­lier­ten auch die von der Coronavirus-​Pandemie noch­mals in aller Schär­fe frei­ge­leg­ten so­zi­a­len Un­gleich­hei­ten in den Aus­ein­an­der­set­zun­gen um den ge­walt­sa­men Tod des Afro­ame­ri­ka­ners Ge­or­ge Floyd. [...] Ob­wohl es also immer wie­der Stim­men gab, die das kri­tisch be­trach­ten, ge­nie­ßen die US-​amerikanische Ver­fas­sung und ihre Ar­chi­tek­ten, die so­ge­nann­ten Grün­der­vä­ter, dar­un­ter Ben­ja­min Fran­k­lin, Alex­an­der Ha­mil­ton, Tho­mas Jef­fer­son und Ge­or­ge Wa­shing­ton, bis heute in den USA meist große Wert­schät­zung. Dass die äl­tes­te bis heute gül­ti­ge re­pu­bli­ka­ni­sche Staats­ver­fas­sung auch im 21. Jahr­hun­dert mehr oder we­ni­ger un­ver­än­dert be­steht, liegt an ihrer elas­ti­schen Kon­struk­ti­on. Die mit­ein­an­der ver­bun­de­nen Prin­zi­pi­en der Volks­sou­ve­rä­ni­tät, der in­di­vi­du­el­len Men­schen­rech­te und der Re­prä­sen­ta­ti­on ge­währ­leis­ten immer noch die Sta­tik des Ver­fas­sungs­ge­rüsts von 1787. Die an­ti­ke Vor­stel­lung vom Volk als Quel­le von Re­gie­rungs­macht wurde mit dem neu­zeit­li­chen Kon­zept in­di­vi­du­el­ler Men­schen­rech­te ver­schränkt: In einer li­be­ra­len De­mo­kra­tie stößt der Mehr­heits­wil­le des Vol­kes dort an Gren­zen, wo er die Rech­te von Min­der­hei­ten be­schnei­det – eine "Ty­ran­nei der Mehr­heit" soll ver­hin­dert wer­den. Das Miss­trau­en ge­gen­über der brei­ten Masse wird in einem wei­te­ren Kon­struk­ti­ons­ele­ment deut­lich, der re­prä­sen­ta­ti­ven De­mo­kra­tie: Ins­be­son­de­re auf der Ebene des Bun­des­staa­tes soll­te nicht das Volk selbst durch di­rekt­de­mo­kra­ti­sche Ele­men­te ent­schei­den, son­dern die­je­ni­gen, die es re­prä­sen­tie­ren. [...]  Al­ler­dings be­weg­te sich das Leit­bild US-​amerikanischer Au­ßen­po­li­tik im Laufe ihrer Ge­schich­te kon­ti­nu­ier­lich zwi­schen Ab­son­de­rung von der Welt und mis­si­o­na­ri­schem Drang zur Welt­ver­bes­se­rung. Der selbst­ver­stan­de­ne Aus­nah­me­cha­rak­ter der USA, der so­ge­nann­te Ex­zep­ti­o­na­lis­mus, ma­ni­fes­tier­te sich dem­entspre­chend in un­ter­schied­li­cher Weise: Zum einen woll­te die "fast aus­er­wähl­te" Na­ti­on ("al­most cho­sen", so Abra­ham Lin­coln) [...] selbst­ge­nüg­sam der Welt als leuch­ten­des Vor­bild die­nen. Zum an­de­ren woll­te sie die Welt aber auch aktiv ver­än­dern, sei es mit di­plo­ma­ti­schen oder mi­li­tä­ri­schen Mit­teln, sei es durch Vor­ge­hen im Al­lein­gang oder mit Un­ter­stüt­zung an­de­rer Staa­ten.

Die USA – eine De­mo­kra­tie im Rin­gen um ihre Prin­zi­pi­en Josef Braml https://www.bpb.de/shop/zeit­schrif­ten/izpb/politisches-​system-usa-349/345338/die-​usa-eine-demokratie-im-ringen-um-ihre-prinzipien/

Der Sturm auf das Ka­pi­tol am 6. Ja­nu­ar 2021, bei dem fünf Men­schen star­ben, hat welt­weit und auch in den USA selbst das Ver­trau­en in die Stand­haf­tig­keit der US-​amerikanischen De­mo­kra­tie schwer er­schüt­tert. Denn die Macht­über­ga­be ging nicht, wie in De­mo­kra­tien üb­lich, ohne Ge­walt von­stat­ten. Ra­di­ka­le An­hän­ge­rin­nen und An­hän­ger des ab­ge­wähl­ten Prä­si­den­ten Do­nald Trump grif­fen den Sitz des Kon­gres­ses an, als dort der Wahl­sieg des De­mo­kra­ten Joe Biden bei der Prä­si­dent­schafts­wahl vom 3. No­vem­ber 2020 zer­ti­fi­ziert wer­den soll­te. Nicht ohne Grund be­fürch­te­te selbst die mi­li­tä­ri­sche Füh­rung des Lan­des, dass Trump seine Wahl­nie­der­la­ge mit einem Staats­streich ver­hin­dern woll­te: Hatte er doch zuvor bei einem öf­fent­li­chen Auf­tritt sei­nen un­be­leg­ten Vor­wurf des mas­si­ven Wahl­be­trugs wie­der­holt und seine An­hän­ger auf­ge­for­dert, zum Ka­pi­tol zu mar­schie­ren und "auf Teu­fel komm raus zu kämp­fen“. [...] Die Amts­zeit Do­nald Trumps war eine Be­wäh­rungs­pro­be für die De­mo­kra­tie und den ge­sell­schaft­li­chen Zu­sam­men­halt der Ver­ei­nig­ten Staa­ten. Unter an­de­rem es­ka­lier­ten auch die von der Coronavirus-​Pandemie noch­mals in aller Schär­fe frei­ge­leg­ten so­zi­a­len Un­gleich­hei­ten in den Aus­ein­an­der­set­zun­gen um den ge­walt­sa­men Tod des Afro­ame­ri­ka­ners Ge­or­ge Floyd. [...] Ob­wohl es also immer wie­der Stim­men gab, die das kri­tisch be­trach­ten, ge­nie­ßen die US-​amerikanische Ver­fas­sung und ihre Ar­chi­tek­ten, die so­ge­nann­ten Grün­der­vä­ter, dar­un­ter Ben­ja­min Fran­k­lin, Alex­an­der Ha­mil­ton, Tho­mas Jef­fer­son und Ge­or­ge Wa­shing­ton, bis heute in den USA meist große Wert­schät­zung. Dass die äl­tes­te bis heute gül­ti­ge re­pu­bli­ka­ni­sche Staats­ver­fas­sung auch im 21. Jahr­hun­dert mehr oder we­ni­ger un­ver­än­dert be­steht, liegt an ihrer elas­ti­schen Kon­struk­ti­on. Die mit­ein­an­der ver­bun­de­nen Prin­zi­pi­en der Volks­sou­ve­rä­ni­tät, der in­di­vi­du­el­len Men­schen­rech­te und der Re­prä­sen­ta­ti­on ge­währ­leis­ten immer noch die Sta­tik des Ver­fas­sungs­ge­rüsts von 1787. Die an­ti­ke Vor­stel­lung vom Volk als Quel­le von Re­gie­rungs­macht wurde mit dem neu­zeit­li­chen Kon­zept in­di­vi­du­el­ler Men­schen­rech­te ver­schränkt: In einer li­be­ra­len De­mo­kra­tie stößt der Mehr­heits­wil­le des Vol­kes dort an Gren­zen, wo er die Rech­te von Min­der­hei­ten be­schnei­det – eine "Ty­ran­nei der Mehr­heit" soll ver­hin­dert wer­den. Das Miss­trau­en ge­gen­über der brei­ten Masse wird in einem wei­te­ren Kon­struk­ti­ons­ele­ment deut­lich, der re­prä­sen­ta­ti­ven De­mo­kra­tie: Ins­be­son­de­re auf der Ebene des Bun­des­staa­tes soll­te nicht das Volk selbst durch di­rekt­de­mo­kra­ti­sche Ele­men­te ent­schei­den, son­dern die­je­ni­gen, die es re­prä­sen­tie­ren. [...]  Al­ler­dings be­weg­te sich das Leit­bild US-​amerikanischer Au­ßen­po­li­tik im Laufe ihrer Ge­schich­te kon­ti­nu­ier­lich zwi­schen Ab­son­de­rung von der Welt und mis­si­o­na­ri­schem Drang zur Welt­ver­bes­se­rung. Der selbst­ver­stan­de­ne Aus­nah­me­cha­rak­ter der USA, der so­ge­nann­te Ex­zep­ti­o­na­lis­mus, ma­ni­fes­tier­te sich dem­entspre­chend in un­ter­schied­li­cher Weise: Zum einen woll­te die "fast aus­er­wähl­te" Na­ti­on ("al­most cho­sen", so Abra­ham Lin­coln) [...] selbst­ge­nüg­sam der Welt als leuch­ten­des Vor­bild die­nen. Zum an­de­ren woll­te sie die Welt aber auch aktiv ver­än­dern, sei es mit di­plo­ma­ti­schen oder mi­li­tä­ri­schen Mit­teln, sei es durch Vor­ge­hen im Al­lein­gang oder mit Un­ter­stüt­zung an­de­rer Staa­ten.

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US- Wahl 2024

https://de.toon­pool.comcar­toonsTRUMP%20VS%20BIDEN_366106
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Lies Ar­ti­kel 1 Die USA - eine De­mo­kra­tie im Rin­gen um ihre Prin­zi­pi­en und be­trach­te die obige Ka­ri­ka­tur.
  • Be­ur­tei­le, ob sich die De­mo­kra­tie in den USA in einem kri­ti­schen Zu­stand be­fin­det. Wie gut ist sie auf die Her­aus­for­de­run­gen der Mo­der­ne vor­be­rei­tet? Kann eine Ver­fas­sung von 1776 noch zeit­ge­mäß sein?
  • Er­klä­re die Ka­ri­ka­tur. Wel­che Aus­sa­ge(n) soll die Ka­ri­ka­tur ver­mit­teln? Wel­che Ver­bin­dungs­punk­te hat die Ka­ri­ka­tur zum Thema De­mo­kra­tie in den USA?

Leit­fra­gen Grup­pen­ar­beit

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Grup­pe 1
Lest den Ver­fas­ser­text 2 und 3 auf S. 124 und den Text des Lan­des­ser­vers. Be­ant­wor­tet die nach­fol­gen­den Fra­gen in Stich­wor­ten auf eurem Pla­kat.
  • Auf wel­che Per­sön­lich­keit ist der Be­griff Jack­so­ni­an De­mo­cra­cy zu­rück­zu­füh­ren? Wen ver­tritt diese Per­sön­lich­keit be­son­ders und wes­halb?
  • Wel­chen Wan­del durch­läuft die USA in Bezug auf die Po­li­tik/ De­mo­kra­tie? Was än­dert sich? Wer er­hält mehr Rech­te und wer wird bzw. bleibt (wei­ter­hin) aus­ge­schlos­sen?
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Grup­pe 2
Lest den Ver­fas­ser­text 4 und 5 auf S. 124 f. sowie die Quel­le M8 auf S. 128. Be­ant­wor­tet die nach­fol­gen­den Fra­gen in Stich­wor­ten auf eurem Pla­kat.
  • Wel­che neuen Strö­mun­gen in der Wirt­schaft ent­ste­hen? Was be­deu­ten sie? Was ver­än­dern sie?
  • Wel­che Fol­gen haben diese Neu­e­run­gen für die Po­li­tik?
  • Wo­durch wird der Mas­sen­kon­sum erst er­mög­licht und wel­che Vor-​und Nach­tei­le bringt dies mit sich?
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Grup­pe 3
Lest den Ver­fas­ser­text 6 und 7 auf S. 125 f. sowie die Quel­le M4 auf S. 126 und In­for­ma­ti­ons­text 6 auf der nach­fol­gen­den Seite. Be­ant­wor­tet die nach­fol­gen­den Fra­gen in Stich­wor­ten auf eurem Pla­kat.
  • Warum ent­steht in den USA keine Ar­bei­ter­be­we­gung wie in Eu­ro­pa?
  • Gibt es Par­al­le­len zwi­schen Eu­ro­pa und den USA? Ver­glei­che die Ar­bei­ter­be­we­gung in Eu­ro­pa ( S. 118/119) mit der Si­tu­a­ti­on in den USA.
  • De­fi­niert den Be­griff Gil­ded Age. Be­grün­det, ob und in­wie­fern man von so einem Zeit­al­ter spre­chen kann.
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125 Jahre Tag der Ar­beit

Der Tag der Ar­beit am 1. Mai hat seine Wur­zeln in den USA. Dort war das Datum Ende des 19. Jahr­hun­derts der Stich­tag, zu dem viele Ar­beits­ver­trä­ge en­de­ten oder ab­ge­schlos­sen wur­den. An die­sem so ge­nann­ten mo­ving day muss­ten daher viele Ar­bei­ter ihre Ar­beits­stel­le und ihren Wohn­ort wech­seln.

Pro­tes­te der Ar­bei­ter in den USA

Am 1. Mai 1886 streik­ten über­all in den USA rund 400.000 Ar­bei­ter, um ihre For­de­run­gen nach einem Acht-​Stunden-Tag durch­zu­set­zen. Die da­ma­li­ge Re­gel­ar­beits­zeit in den USA be­trug zehn Stun­den pro Tag. Al­lein in Chi­ca­go, wo viele Ka­pi­ta­lis­mus­geg­ner, Ge­werk­schaf­ter und An­ar­chis­ten leb­ten, gin­gen schät­zungs­wei­se mehr als 80.000 Men­schen auf die Stra­ße. Ob­wohl Zei­tun­gen vor ge­walt­tä­ti­gen Aus­ein­an­der­set­zun­gen warn­ten und Po­li­zei wie Mi­li­tär in Alarm­be­reit­schaft waren, ver­lie­fen die Kund­ge­bun­gen ohne grö­ße­re Zwi­schen­fäl­le.

Das Haymarket-​Massaker

Das än­der­te sich zwei Tage spä­ter: Wäh­rend einer Kund­ge­bung er­schoss die Po­li­zei meh­re­re Streik­pos­ten. Aus Pro­test gegen das bru­ta­le Vor­ge­hen ver­sam­mel­ten sich einen Tag spä­ter 1.000 Ar­bei­ter auf dem Hay­mar­ket von Chi­ca­go

, einem zen­tra­len Platz mit Fa­bri­ken und Wa­ren­häu­sern. Kurz vor Ende der fried­li­chen Ver­samm­lung wur­den sie­ben Po­li­zis­ten und ver­mut­lich vier De­mons­tran­ten bei einer Ex­plo­si­on und einer an­schlie­ßen­den Schie­ße­rei ge­tö­tet.

1889 kamen in Paris so­zi­a­lis­ti­sche Ge­werk­schaf­ten und Par­tei­en aus der gan­zen Welt zum zwei­ten In­ter­na­ti­o­na­len Ar­bei­ter­kon­gress

zu­sam­men. Hier be­schlos­sen sie, sich den Plä­nen des Ame­ri­ka­ni­schen Ar­bei­ter­bun­des für eine große in­ter­na­ti­o­na­le De­mons­tra­ti­on am 1. Mai 1890 an­zu­schlie­ßen, um den Op­fern des Haymarket-​Massakers zu ge­den­ken und für die Rech­te der Ar­bei­ter­klas­se zu de­mons­trie­ren. Im Mit­tel­punkt soll­te die For­de­rung nach einem Acht-​Stunden-Tag ste­hen. Damit in­sti­tu­ti­o­na­li­sier­te sich der 1. Mai als ein zen­tra­ler Aktions-​ und Fei­er­tag der Ar­bei­ter welt­weit.

https://www.bpb.de/kurz-​knapp/hintergrund-​aktuell/205623/125-​jahre-tag-der-arbeit/

Pro­tes­te der Ar­bei­ter in den USA

Am 1. Mai 1886 streik­ten über­all in den USA rund 400.000 Ar­bei­ter, um ihre For­de­run­gen nach einem Acht-​Stunden-Tag durch­zu­set­zen. Die da­ma­li­ge Re­gel­ar­beits­zeit in den USA be­trug zehn Stun­den pro Tag. Al­lein in Chi­ca­go, wo viele Ka­pi­ta­lis­mus­geg­ner, Ge­werk­schaf­ter und An­ar­chis­ten leb­ten, gin­gen schät­zungs­wei­se mehr als 80.000 Men­schen auf die Stra­ße. Ob­wohl Zei­tun­gen vor ge­walt­tä­ti­gen Aus­ein­an­der­set­zun­gen warn­ten und Po­li­zei wie Mi­li­tär in Alarm­be­reit­schaft waren, ver­lie­fen die Kund­ge­bun­gen ohne grö­ße­re Zwi­schen­fäl­le.

Das Haymarket-​Massaker

Das än­der­te sich zwei Tage spä­ter: Wäh­rend einer Kund­ge­bung er­schoss die Po­li­zei meh­re­re Streik­pos­ten. Aus Pro­test gegen das bru­ta­le Vor­ge­hen ver­sam­mel­ten sich einen Tag spä­ter 1.000 Ar­bei­ter auf dem Hay­mar­ket von Chi­ca­go

, einem zen­tra­len Platz mit Fa­bri­ken und Wa­ren­häu­sern. Kurz vor Ende der fried­li­chen Ver­samm­lung wur­den sie­ben Po­li­zis­ten und ver­mut­lich vier De­mons­tran­ten bei einer Ex­plo­si­on und einer an­schlie­ßen­den Schie­ße­rei ge­tö­tet.

1889 kamen in Paris so­zi­a­lis­ti­sche Ge­werk­schaf­ten und Par­tei­en aus der gan­zen Welt zum zwei­ten In­ter­na­ti­o­na­len Ar­bei­ter­kon­gress

zu­sam­men. Hier be­schlos­sen sie, sich den Plä­nen des Ame­ri­ka­ni­schen Ar­bei­ter­bun­des für eine große in­ter­na­ti­o­na­le De­mons­tra­ti­on am 1. Mai 1890 an­zu­schlie­ßen, um den Op­fern des Haymarket-​Massakers zu ge­den­ken und für die Rech­te der Ar­bei­ter­klas­se zu de­mons­trie­ren. Im Mit­tel­punkt soll­te die For­de­rung nach einem Acht-​Stunden-Tag ste­hen. Damit in­sti­tu­ti­o­na­li­sier­te sich der 1. Mai als ein zen­tra­ler Aktions-​ und Fei­er­tag der Ar­bei­ter welt­weit.

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125 Jahre Tag der Ar­beit

Der Tag der Ar­beit am 1. Mai hat seine Wur­zeln in den USA. Dort war das Datum Ende des 19. Jahr­hun­derts der Stich­tag, zu dem viele Ar­beits­ver­trä­ge en­de­ten oder ab­ge­schlos­sen wur­den. An die­sem so ge­nann­ten mo­ving day muss­ten daher viele Ar­bei­ter ihre Ar­beits­stel­le und ihren Wohn­ort wech­seln.





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