• Utilitarismus
  • anonym
  • 12.03.2023
  • Ethik
  • 11
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Grund­zü­ge des klas­si­schen Uti­li­ta­ris­mus

Die uti­li­ta­ris­ti­sche Ethik be­ur­teilt die Rich­tig­keit einer Hand­lung an­hand der Kon­se­quen­zen, die sich aus der Hand­lung er­ge­ben: Eine Hand­lung ist ge­bo­ten, wenn sie über­wie­gend gute Fol­gen hat. Eine Hand­lung ist einer an­de­ren Handlungsalter-​ na­ti­ve vor­zu­zie­hen, wenn die Fol­gen, die sich aus ihr er­ge­ben, bes­ser sind als die Fol­gen, die sich aus einer an­de­ren er­ge­ben, d.h. wenn sie das Gemein-​ wohl stär­ker för­dert. Die uti­li­ta­ris­ti­sche Hand­lungs­ma­xi­me lau­tet dem­nach: Hand­le so, daß die Fol­gen dei­ner Hand­lung bzw. Hand­lungs­re­gel für das Wohl­erge­hen aller Be­trof­fe­nen op­ti­mal sind. Im Un­ter­schied zu Kants Pflich­ten­ethik, wird eine Hand­lung nicht nach dem in ihr lie­gen­den Wert,

son­dern al­lein nach ihren Fol­gen be­ur­teilt. Hand­lungs­fol­gen kön­nen aber nur dann sinn­voll ver­gli­chen und be­wer­tet wer­den, wenn ein Wert- maß­stab zur Ver­fü­gung steht. Die­ser Wert­maß­stab stellt den Nut­zen der Hand­lung dar. Nun ist damit aber noch nicht ge­sagt, was man unter Nut­zen zu ver­ste­hen hat: Ist etwa der öko­no­mi­sche Nut­zen ge­meint oder der sub­jek­ti­ve per­sön­li­che Nut­zen aller Be­trof­fe­nen? Je­re­my Bent­ham ver- steht unter Nut­zen (engl. uti­li­ty) „jene Ei­gen­schaft an einem Ob­jekt, durch die es dazu neigt, Ge­winn, Vor­teil, Freu­de, Gutes oder Glück her­vor­zu­brin­gen ... oder ... die Grup­pe, deren In­ter­es­se er­wo­gen wird, vor Un­heil, Leid, Bösem oder Un­glück zu be­wah­ren.“ Da­hin­ter steht eine he­do­nis­ti­sche Auf­fas­sung von Glück, die Lust und Schmerz als ein­zi­ge Trieb­fe­der mensch­li­chen Han­delns be­trach­tet. Bent­ham glaubt sogar, Lust und Schmerz quan­ti­ta­tiv mes­sen zu kön­nen. Der Uti­li­ta­ris­mus ist somit ein Kal­kül zur Be­rech­nung des Ge­samt­nut­zens einer Hand­lung. Durch die Be­rück­sich­ti­gung aller Be­trof­fe­nen ent­geht der Uti­li­ta­ris­mus dem Vor­wurf des Ego­is­mus oder dem Ver­dacht, le­dig­lich das Wohlerge-​ hen be­stimm­ter Grup­pen, Klas­sen oder Schich­ten zu er­stre­ben, so Höffe. Das Ziel des Uti­li­ta­ris­mus ist das größt­mög­li­che Glück für die größt­mög­li­che Zahl von Men­schen. (...)

Wol­len wir den Uti­li­ta­ris­mus auf den Prüf­stand stel­len, so müs­sen wir uns vor allem mit dem Nütz­lich­keits­prin­zip aus­ein­an­der­set­zen. Auf den ers­ten Blick gibt es uns ein ob­jek­ti­ves und prä­zi­ses

Kri­te­ri­um an die Hand, mit dem wir das Ge­bo­ten­sein oder Nicht­ge­bo­ten­sein einer Hand­lung über­prü­fen kön­nen: Wir müs­sen zu­nächst alle Fol­gen der Hand­lung be­stim­men, so­wohl die di­rek­ten als auch die in­di­rek­ten Fol­gen samt ihrer Ein­tre­tens­wahr­schein­lich­kei­ten und müs­sen dann an­hand der von Bent­ham ge­nann­ten Kri­te­ri­en den Wert oder Nut­zen der Hand­lung be­rech­nen.

Grund­zü­ge des klas­si­schen Uti­li­ta­ris­mus

Die uti­li­ta­ris­ti­sche Ethik be­ur­teilt die Rich­tig­keit einer Hand­lung an­hand der Kon­se­quen­zen, die sich aus der Hand­lung er­ge­ben: Eine Hand­lung ist ge­bo­ten, wenn sie über­wie­gend gute Fol­gen hat. Eine Hand­lung ist einer an­de­ren Handlungsalter-​ na­ti­ve vor­zu­zie­hen, wenn die Fol­gen, die sich aus ihr er­ge­ben, bes­ser sind als die Fol­gen, die sich aus einer an­de­ren er­ge­ben, d.h. wenn sie das Gemein-​ wohl stär­ker för­dert. Die uti­li­ta­ris­ti­sche Hand­lungs­ma­xi­me lau­tet dem­nach: Hand­le so, daß die Fol­gen dei­ner Hand­lung bzw. Hand­lungs­re­gel für das Wohl­erge­hen aller Be­trof­fe­nen op­ti­mal sind. Im Un­ter­schied zu Kants Pflich­ten­ethik, wird eine Hand­lung nicht nach dem in ihr lie­gen­den Wert,

son­dern al­lein nach ihren Fol­gen be­ur­teilt. Hand­lungs­fol­gen kön­nen aber nur dann sinn­voll ver­gli­chen und be­wer­tet wer­den, wenn ein Wert- maß­stab zur Ver­fü­gung steht. Die­ser Wert­maß­stab stellt den Nut­zen der Hand­lung dar. Nun ist damit aber noch nicht ge­sagt, was man unter Nut­zen zu ver­ste­hen hat: Ist etwa der öko­no­mi­sche Nut­zen ge­meint oder der sub­jek­ti­ve per­sön­li­che Nut­zen aller Be­trof­fe­nen? Je­re­my Bent­ham ver- steht unter Nut­zen (engl. uti­li­ty) „jene Ei­gen­schaft an einem Ob­jekt, durch die es dazu neigt, Ge­winn, Vor­teil, Freu­de, Gutes oder Glück her­vor­zu­brin­gen ... oder ... die Grup­pe, deren In­ter­es­se er­wo­gen wird, vor Un­heil, Leid, Bösem oder Un­glück zu be­wah­ren.“ Da­hin­ter steht eine he­do­nis­ti­sche Auf­fas­sung von Glück, die Lust und Schmerz als ein­zi­ge Trieb­fe­der mensch­li­chen Han­delns be­trach­tet. Bent­ham glaubt sogar, Lust und Schmerz quan­ti­ta­tiv mes­sen zu kön­nen. Der Uti­li­ta­ris­mus ist somit ein Kal­kül zur Be­rech­nung des Ge­samt­nut­zens einer Hand­lung. Durch die Be­rück­sich­ti­gung aller Be­trof­fe­nen ent­geht der Uti­li­ta­ris­mus dem Vor­wurf des Ego­is­mus oder dem Ver­dacht, le­dig­lich das Wohlerge-​ hen be­stimm­ter Grup­pen, Klas­sen oder Schich­ten zu er­stre­ben, so Höffe. Das Ziel des Uti­li­ta­ris­mus ist das größt­mög­li­che Glück für die größt­mög­li­che Zahl von Men­schen. (...)

Wol­len wir den Uti­li­ta­ris­mus auf den Prüf­stand stel­len, so müs­sen wir uns vor allem mit dem Nütz­lich­keits­prin­zip aus­ein­an­der­set­zen. Auf den ers­ten Blick gibt es uns ein ob­jek­ti­ves und prä­zi­ses

Kri­te­ri­um an die Hand, mit dem wir das Ge­bo­ten­sein oder Nicht­ge­bo­ten­sein einer Hand­lung über­prü­fen kön­nen: Wir müs­sen zu­nächst alle Fol­gen der Hand­lung be­stim­men, so­wohl die di­rek­ten als auch die in­di­rek­ten Fol­gen samt ihrer Ein­tre­tens­wahr­schein­lich­kei­ten und müs­sen dann an­hand der von Bent­ham ge­nann­ten Kri­te­ri­en den Wert oder Nut­zen der Hand­lung be­rech­nen.





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Der vor­ste­hen­de Text ist ein Aus­zug aus dem Jour­nal für Philo-​ so­phie „der blaue rei­ter". Den kom­plet­ten Text fin­den Sie unter: Tho­mas Zoglau­er: Nütz­lich­keits­ethik: eine nütz­li­che Ethik? In: der blaue rei­ter, Jour­nal für Phi­lo­so­phie. Ethik (Aus­ga­be 3), der blaue rei­ter Ver­lag für Phi­lo­so­phie, Stutt­gart 1996, Seite 32.

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Bilde ein Be­griffs­netz aus den wich­tigs­ten Be­grif­fe des klas­si­schen Uti­litris­mus mit Hilfe des Tex­tes.

Be­griffs­netz - Uti­li­ta­ris­mus

ge­för­der­tes All­ge­mein­wohl

Sub­jek­tiv

Gute Hand­lung

Kon­se­quen­zen

He­do­nis­ti­sche Auf­fas­sung

Öko­no­misch

Nut­zen der Hand­lung

Gute Fol­gen

Trieb­fe­der mensch­li­chen Han­delns ist das Stre­ben nach Glück

Hand­le so, dass die Fol­gen dei­ner Hand­lung für das Wohl­erge­hen aller Be­trof­fe­nen op­ti­mal sind

Fall­bei­spiel - Klas­sen­fahrt



Die Klas­se 9a des Epikur-​Gymnasiums Hal­ber­stadt freut sich schon seit Mo­na­ten auf die an­ste­hen­de Klas­sen­fahrt. Zur Klas­se ge­hö­ren auch zwei Kin­der, die auf­grund einer chro­ni­schen Ge­lenk­er­kran­kung zu­meist auf den Roll­stuhl an­ge­wie­sen sind. Nach lan­ger Dis­kus­si­on hat die Klas­se zwei mög­li­che Ziele aus­ge­sucht, zwi­schen denen nun die Ent­schei­dung fal­len soll: Das Youth Hos­tel in See­dorf bie­tet nicht nur einen Ba­de­strand, son­dern auch tolle wei­te­re Frei­zeit­mög­lich­kei­ten, u. a. Wasserski-​ und Se­gel­kur­se. Lei­der ist die Aus­stat­tung nicht durch­gän­gig be­hin­der­ten­ge­recht, so­dass Roll­stuhl­fah­rer nur einen klei­nen Teil des Ge­län­des be­fah­ren kön­nen. Die Ju­gend­her­ber­ge in Wien ist hin­ge­gen voll­stän­dig bar­ri­e­re­frei, al­ler­dings ist das Frei­zeit­an­ge­bot ver­gleichs­wei­se spar­ta­nisch; man könn­te die Oper oder das The­a­ter be­su­chen und eine Sightseeing-​Tour un­ter­neh­men. Die bar­ri­e­re­freie Aus­stat­tung ist zudem etwas teu­rer, so­dass jeder Schü­ler mehr für die Fahrt be­zah­len müss­te. In der nächs­ten Klas­sen­lei­ter­stun­de soll zwi­schen die­sen bei­den Zie­len ab­ge­stimmt wer­den.

E-​Mail El­tern­ver­tre­ter

Sehr ge­ehr­ter Herr M.,

im Namen un­se­rer Kin­der wen­den wir uns an Sie, weil wir be­fürch­ten, dass die mor­gen an­ste­hen­de Ent­schei­dung über das Klas­sen­fahrt­ziel nicht fair dis­ku­tiert wer­den kann. Un­se­re Kin­der wol­len ei­gent­lich lie­ber nach See­dorf fah­ren, trau­en sich aber nicht, das offen zu sagen, weil sie fürch­ten, dass ihnen das als Ent­schei­dung gegen ihre im Roll­stuhl sit­zen­den Mit­schü­ler aus­ge­legt wird. Wir fin­den: Jeder soll­te offen seine Mei­nung sagen dür­fen ohne mo­ra­li­sche Er­pres­sung. Warum sol­len die In­ter­es­sen zwei­er Schü­ler mit Ein­schrän­kun­gen wich­ti­ger sein als die der an­de­ren? Kön­nen nicht auch die ers­te­ren mal zu­rück­ste­cken? Zudem: Die Kos­ten für die Fahrt nach Wien lie­gen deut­lich höher. Warum sol­len alle mehr zah­len, wenn dies nur we­ni­gen zu­gu­te­kommt?

Mit freund­li­chen Grü­ßen Peter S., El­tern­ver­tre­ter

Fall­ana­ly­se - Klas­sen­fahrt

Spon­tan­ur­teil



Nimm spon­tan Stel­lung: Wie wür­dest du als ge­sun­de/r Schü­ler/in ab­stim­men und warum?

Sach­ana­ly­se



- Nenne die Ak­tu­e­re/ Be­trof­fe­nen.

- Be­schrei­be die un­ter­schied­li­chen In­ter­es­sen und Ziele.

- Eläu­te­re die Fol­gen der Ent­schei­dung für die un­ter­schied­li­chen In­ter­es­sen.

Ethi­sche Ana­ly­se



- Ar­bei­te mit Hilfe des Prä­fe­renz­uti­li­ta­ris­mus her­aus, warum die In­ter­es­sen un­ter­schied­li­che ge­wer­tet wer­den

Ur­teil



Nimm be­grün­det Stel­lung unter be­rück­sich­ti­gung der mo­ral­phi­lo­so­phi­schen The­o­rie des Uti­li­ta­ris­mus.

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Lest euch das Fall­bei­spiel und den Zu­satz der E-​Mail im Kas­ten dar­un­ter durch.
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EA: Be­ar­bei­te aus der Ta­bel­le zu­erst die spon­ta­ne Stel­lung­nah­me. 3 Mi­nu­ten
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PA: Be­ar­bei­tet nun die Sach­ana­ly­se. 5 Mi­nu­ten
4
GA: Er­ar­bei­tet euch mit­hil­fe des Tex­tes Prä­fe­renz­uti­li­tars­mus die ethi­sche Ana­ly­se des Falls. 20 Mi­nu­ten
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GA: Bil­det auf­grund der er­ar­bei­te­ten In­for­ma­ti­o­nen nun ein Ge­samt­ur­teil zum Fall­bei­spiel. 5 Mi­nu­ten
  • Über­legt euch, ob und warum sich das Ur­teil von eurem Spon­tan­ur­teil un­ter­schei­det.

Das Prin­zip der Nütz­lich­keit



Das Prin­zip der Nütz­lich­keit ist die Grund­la­ge des vor­lie­gen­den Wer­kes; es wird daher zweck­mä­ßig sein, mit einer aus­drück­li­chen und be­stimm­ten Er­klä­rung des­sen zu be­gin­nen, was mit ihm ge­meint ist. Unter dem Prin­zip der Nütz­lich­keit ist jenes Prin­zip zu ver­ste­hen, das schlecht­hin jede Hand­lung in dem Maß bil­ligt oder miss­bil­ligt, wie ihr die Ten­denz in­ne­zu­woh­nen scheint, das Glück der Grup­pe, deren In­ter­es­se in Frage steht, zu ver­meh­ren oder zu ver­min­dern, oder - das glei­che mit an­de­ren Wor­ten ge­sagt - die­ses Glück zu be­för­dern oder zu ver­hin­dern. (...) Die Be­zeich­nung Prin­zip der Nütz­lich­keit hat man un­längst durch das Prin­zip des größ­ten Glücks oder der größ­ten Glück­se­lig­keit er­gänzt oder er­setzt. Dies ist eine Kurz­for­mu­lie­rung, an deren Stel­le man aus­führ­lich sagen müss­te: jenes Prin­zip, das das größ­te o Glück all derer fest­setzt, deren In­ter­es­se als das rich­ti­ge und an­ge­mes­se­ne, und zwar als das ein­zig rich­ti­ge und an­ge­mes­se­ne und schlecht­hin wün­schens­wer­te Ziel mensch­li­chen Han­delns in Frage steht. (...) Das Wort Nütz­lich­keit ver­weist nicht so ein­deu­tig auf die Vor­stel­lung von Freu­de und Leid, wie es die Wör­ter Glück und Glück­se­lig­keit tun; es ver­an­lasst uns auch nicht zur Be­rück­sich­ti­gung der Zahl der be­trof­fe­nen In­ter­es­sen, ob­wohl die Zahl der Um­stand ist, der in größ­tem Aus­maß bei der Auf­stel­lung des Maß­stabs, um den es hier geht, mit­wirkt: des Maß­stabs für Rich­tig und Falsch, mit dem al­lein die An­ge­mes­sen­heit mensch­li­chen Ver­hal­tens in jeder Si­tu­a­ti­on an­ge­mes­sen über­prüft wer­den kann. (...)



Die Arten von Freu­de und Leid



Lei­den und Freu­den kann man all­ge­mein als Emp­fin­dun­gen be­zeich­nen, für die man sich in­ter­es­siert. Emp­fin­dun­gen, für die man sich in­ter­es­siert, sind ent­we­der ein­fach oder zu­sam­men­ge­setzt. Ein­fach sind die­je­ni­gen, die sich nicht in meh­re­re auf­lö­sen las­sen; zu­sam­men­ge­setzt sind die­je­ni­gen, die sich in ver­schie­de­ne ein­fa­che auf­lö­sen las­sen. (...)

Die ver­schie­de­nen ein­fa­chen Freu­den, für die die mensch­li­che Natur emp­fäng­lich ist, schei­nen die fol­gen­den zu sein: a) Die Sin­nes­freu­den. b) Die Freu­den des Reich­tums. c) Die Freu­den der Kunst­fer­tig­keit. d) Die Freu­den der Freund­schaft. e) Die Freu­den eines guten Rufes. f) Die Freu­den der Macht. g) Die Freu­den der Fröm­mig­keit. h) Die Freu­den des Wohl­wol­lens. i) Die Freu­den des Übel­wol­lens. J) Die Freu­den der Er­in­ne­rung. k) Die Freu­den der Ein­bil­dungs­kraft. l) Die Freu­den der Er­war­tung. m) Die ge­sell­schaft­lich fun­dier­ten Freu­den. n) Die Freu­den der Ent­span­nung.

Die ver­schie­de­nen Lei­den schei­nen die fol­gen­den zu sein: a) Die Lei­den der Ent­beh­rung. b) Die Lei­den der Sinne. c) Die Lei­den der Un­be­hol­fen­heit. d) Die Lei­den der Feind­schaft. e) Die Lei­den eines schlech­ten Rufes. f) Die Lei­den der Fröm­mig­keit. g) Die Lei­den der Mild­tä­tig­keit. h) Die Lei­den der Miss­gunst. i) Die Lei­den der Er­in­ne­rung. j) Die Lei­den der Ein­bil­dungs­kraft. k) Die Lei­den der Er­war­tung. l) Die ge­sell­schaft­lich fun­dier­ten Lei­den.



Das Prin­zip der Nütz­lich­keit



Das Prin­zip der Nütz­lich­keit ist die Grund­la­ge des vor­lie­gen­den Wer­kes; es wird daher zweck­mä­ßig sein, mit einer aus­drück­li­chen und be­stimm­ten Er­klä­rung des­sen zu be­gin­nen, was mit ihm ge­meint ist. Unter dem Prin­zip der Nütz­lich­keit ist jenes Prin­zip zu ver­ste­hen, das schlecht­hin jede Hand­lung in dem Maß bil­ligt oder miss­bil­ligt, wie ihr die Ten­denz in­ne­zu­woh­nen scheint, das Glück der Grup­pe, deren In­ter­es­se in Frage steht, zu ver­meh­ren oder zu ver­min­dern, oder - das glei­che mit an­de­ren Wor­ten ge­sagt - die­ses Glück zu be­för­dern oder zu ver­hin­dern. (...) Die Be­zeich­nung Prin­zip der Nütz­lich­keit hat man un­längst durch das Prin­zip des größ­ten Glücks oder der größ­ten Glück­se­lig­keit er­gänzt oder er­setzt. Dies ist eine Kurz­for­mu­lie­rung, an deren Stel­le man aus­führ­lich sagen müss­te: jenes Prin­zip, das das größ­te o Glück all derer fest­setzt, deren In­ter­es­se als das rich­ti­ge und an­ge­mes­se­ne, und zwar als das ein­zig rich­ti­ge und an­ge­mes­se­ne und schlecht­hin wün­schens­wer­te Ziel mensch­li­chen Han­delns in Frage steht. (...) Das Wort Nütz­lich­keit ver­weist nicht so ein­deu­tig auf die Vor­stel­lung von Freu­de und Leid, wie es die Wör­ter Glück und Glück­se­lig­keit tun; es ver­an­lasst uns auch nicht zur Be­rück­sich­ti­gung der Zahl der be­trof­fe­nen In­ter­es­sen, ob­wohl die Zahl der Um­stand ist, der in größ­tem Aus­maß bei der Auf­stel­lung des Maß­stabs, um den es hier geht, mit­wirkt: des Maß­stabs für Rich­tig und Falsch, mit dem al­lein die An­ge­mes­sen­heit mensch­li­chen Ver­hal­tens in jeder Si­tu­a­ti­on an­ge­mes­sen über­prüft wer­den kann. (...)



Die Arten von Freu­de und Leid



Lei­den und Freu­den kann man all­ge­mein als Emp­fin­dun­gen be­zeich­nen, für die man sich in­ter­es­siert. Emp­fin­dun­gen, für die man sich in­ter­es­siert, sind ent­we­der ein­fach oder zu­sam­men­ge­setzt. Ein­fach sind die­je­ni­gen, die sich nicht in meh­re­re auf­lö­sen las­sen; zu­sam­men­ge­setzt sind die­je­ni­gen, die sich in ver­schie­de­ne ein­fa­che auf­lö­sen las­sen. (...)

Die ver­schie­de­nen ein­fa­chen Freu­den, für die die mensch­li­che Natur emp­fäng­lich ist, schei­nen die fol­gen­den zu sein: a) Die Sin­nes­freu­den. b) Die Freu­den des Reich­tums. c) Die Freu­den der Kunst­fer­tig­keit. d) Die Freu­den der Freund­schaft. e) Die Freu­den eines guten Rufes. f) Die Freu­den der Macht. g) Die Freu­den der Fröm­mig­keit. h) Die Freu­den des Wohl­wol­lens. i) Die Freu­den des Übel­wol­lens. J) Die Freu­den der Er­in­ne­rung. k) Die Freu­den der Ein­bil­dungs­kraft. l) Die Freu­den der Er­war­tung. m) Die ge­sell­schaft­lich fun­dier­ten Freu­den. n) Die Freu­den der Ent­span­nung.

Die ver­schie­de­nen Lei­den schei­nen die fol­gen­den zu sein: a) Die Lei­den der Ent­beh­rung. b) Die Lei­den der Sinne. c) Die Lei­den der Un­be­hol­fen­heit. d) Die Lei­den der Feind­schaft. e) Die Lei­den eines schlech­ten Rufes. f) Die Lei­den der Fröm­mig­keit. g) Die Lei­den der Mild­tä­tig­keit. h) Die Lei­den der Miss­gunst. i) Die Lei­den der Er­in­ne­rung. j) Die Lei­den der Ein­bil­dungs­kraft. k) Die Lei­den der Er­war­tung. l) Die ge­sell­schaft­lich fun­dier­ten Lei­den.







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Eine Ein­füh­rung in die Prin­zi­pi­en der Moral und Ge­setz­ge­bung (1780, 1822)

Was ist Prä­fe­renz­uti­li­ta­ris­mus?



An­ge­nom­men, ich be­gin­ne (...) so weit mo­ra­lisch zu den­ken, dass ich mich in die Lage der an­de­ren ver­set­ze, die von mei­ner Ent­schei­dung be­trof­fen sind. Um zu wis­sen, wie es ist, sich in ihrer Lage zu be­fin­den, muss ich den Stand­punkt ihrer Prä­fe­ren­zen ein­neh­men. Nach­dem ich das getan habe, muss ich, wenn ich in ethi­schen Maß­stä­ben denke, er­ken­nen, dass ich nicht mei­nen ei­ge­nen Prä­fe­ren­zen grö­ße­res Ge­wicht als denen an­de­rer bei­mes­sen kann, nur weil es meine ei­ge­nen sind.

Also muss ich nun an­stel­le mei­ner ei­ge­nen Prä­fe­ren­zen die all der an­de­ren be­rück­sich­ti­gen, die von mei­ner Ent­schei­dung be­trof­fen sind. Wenn es nicht ir­gend­wel­che wei­te­ren ethisch re­le­van­ten Ge­sichts­punk­te gibt, wird mich das dazu brin­gen, sämt­li­che vor­han­de­nen Prä­fe­ren­zen ab­zu­wä­gen und jenen Hand­lungs­ver­lauf zu wäh­len, von dem es am wahr­schein­lichs­ten ist, dass er die Prä­fe­ren­zen der Be­trof­fe­nen wei­test­ge­hend be­frie­digt. Also weist die Ethik (...) in Rich­tung des Hand­lungs­ver­laufs, der per saldo' für alle Be­trof­fe­nen die bes­ten Kon­se­quen­zen hat. (...)

Die hier skiz­zier­te Denk­wei­se ist unter dem Namen „Präferenz-​ Ut­li­ta­ris­mus be­kannt, weil sie be­haup­tet, dass wir das tun soll­ten, was per saldo die Prä­fe­ren­zen der Be­trof­fe­nen för­dert. Ei­ni­ge Au­toren mei­nen, Bent­ham und John Stu­art Mill hät­ten „Lust und „Schmerz in einer weit­rei­chen­den Be­deu­tung ver­wen­det, die auch die Er­rei­chung des­sen, was man als „Lust wünscht, ein­zu­schlie­ßen ge­stat­te. Ist diese In­ter­pre­ta­ti­on rich­tig, so ver­schwin­det der Un­ter­schied zwi­schen dem Präferenz-​Utilitarismus und jenem Uti­li­ta­ris­mus, den Bent­ham und Mill pro­pa­gier­ten. Nach dem Präferenz-​ Uti­li­ta­ris­mus ist eine Hand­lung, die der Prä­fe­renz ir­gend­ei­nes We­sens ent­ge­gen­steht, ohne dass diese Prä­fe­renz durch ent­ge­gen­ge­setz­te Prä­fe­ren­zen aus­ge­gli­chen wird, mo­ra­lisch falsch. Eine Per­son zu töten, die es vor­zieht, wei­ter­zu­le­ben, ist daher, glei­che Um­stän­de vor­aus­ge­setzt, un­recht. Dass die Opfer nach der Er­mor­dung nicht mehr da sind, um sich dar­über zu be­kla­gen, dass ihre Prä­fe­ren­zen nicht be­ach­tet wor­den sind, ist un­er­heb­lich. Das Un­recht liegt darin, dass die Prä­fe­renz ver­ei­telt wurde. Für Präferenz-​Utilitaristen ist die Tö­tung einer Per­son in der Regel schlim­mer als die Tö­tung eines an­de­ren We­sens, weil Per­so­nen in ihren In­ter­es­sen sehr zu­kunfts­ori­en­tiert sind.

Eine Per­son zu töten be­deu­tet darum nor­ma­ler­wei­se nicht nur eine, son­dern eine Viel­zahl der zen­trals­ten und be­deu­tends­ten Prä­fe­ren­zen, die ein Wesen haben kann, zu ver­let­zen. Sehr oft wird da­durch alles, was das Opfer in den ver­gan­ge­nen Tagen, Mo­na­ten oder sogar Jah­ren zu tun be­müht war, ad ab­sur­dum ge­führt. Im Ge­gen­satz dazu kann ein Wesen, das sich nicht selbst als eine En­ti­tät mit einer ei­ge­nen Zu­kunft sehen kann, keine Prä­fe­renz hin­sicht­lich sei­ner ei­ge­nen zu­künf­ti­gen Exis­tenz haben.

Was ist Prä­fe­renz­uti­li­ta­ris­mus?



An­ge­nom­men, ich be­gin­ne (...) so weit mo­ra­lisch zu den­ken, dass ich mich in die Lage der an­de­ren ver­set­ze, die von mei­ner Ent­schei­dung be­trof­fen sind. Um zu wis­sen, wie es ist, sich in ihrer Lage zu be­fin­den, muss ich den Stand­punkt ihrer Prä­fe­ren­zen ein­neh­men. Nach­dem ich das getan habe, muss ich, wenn ich in ethi­schen Maß­stä­ben denke, er­ken­nen, dass ich nicht mei­nen ei­ge­nen Prä­fe­ren­zen grö­ße­res Ge­wicht als denen an­de­rer bei­mes­sen kann, nur weil es meine ei­ge­nen sind.

Also muss ich nun an­stel­le mei­ner ei­ge­nen Prä­fe­ren­zen die all der an­de­ren be­rück­sich­ti­gen, die von mei­ner Ent­schei­dung be­trof­fen sind. Wenn es nicht ir­gend­wel­che wei­te­ren ethisch re­le­van­ten Ge­sichts­punk­te gibt, wird mich das dazu brin­gen, sämt­li­che vor­han­de­nen Prä­fe­ren­zen ab­zu­wä­gen und jenen Hand­lungs­ver­lauf zu wäh­len, von dem es am wahr­schein­lichs­ten ist, dass er die Prä­fe­ren­zen der Be­trof­fe­nen wei­test­ge­hend be­frie­digt. Also weist die Ethik (...) in Rich­tung des Hand­lungs­ver­laufs, der per saldo' für alle Be­trof­fe­nen die bes­ten Kon­se­quen­zen hat. (...)

Die hier skiz­zier­te Denk­wei­se ist unter dem Namen „Präferenz-​ Ut­li­ta­ris­mus be­kannt, weil sie be­haup­tet, dass wir das tun soll­ten, was per saldo die Prä­fe­ren­zen der Be­trof­fe­nen för­dert. Ei­ni­ge Au­toren mei­nen, Bent­ham und John Stu­art Mill hät­ten „Lust und „Schmerz in einer weit­rei­chen­den Be­deu­tung ver­wen­det, die auch die Er­rei­chung des­sen, was man als „Lust wünscht, ein­zu­schlie­ßen ge­stat­te. Ist diese In­ter­pre­ta­ti­on rich­tig, so ver­schwin­det der Un­ter­schied zwi­schen dem Präferenz-​Utilitarismus und jenem Uti­li­ta­ris­mus, den Bent­ham und Mill pro­pa­gier­ten. Nach dem Präferenz-​ Uti­li­ta­ris­mus ist eine Hand­lung, die der Prä­fe­renz ir­gend­ei­nes We­sens ent­ge­gen­steht, ohne dass diese Prä­fe­renz durch ent­ge­gen­ge­setz­te Prä­fe­ren­zen aus­ge­gli­chen wird, mo­ra­lisch falsch. Eine Per­son zu töten, die es vor­zieht, wei­ter­zu­le­ben, ist daher, glei­che Um­stän­de vor­aus­ge­setzt, un­recht. Dass die Opfer nach der Er­mor­dung nicht mehr da sind, um sich dar­über zu be­kla­gen, dass ihre Prä­fe­ren­zen nicht be­ach­tet wor­den sind, ist un­er­heb­lich. Das Un­recht liegt darin, dass die Prä­fe­renz ver­ei­telt wurde. Für Präferenz-​Utilitaristen ist die Tö­tung einer Per­son in der Regel schlim­mer als die Tö­tung eines an­de­ren We­sens, weil Per­so­nen in ihren In­ter­es­sen sehr zu­kunfts­ori­en­tiert sind.

Eine Per­son zu töten be­deu­tet darum nor­ma­ler­wei­se nicht nur eine, son­dern eine Viel­zahl der zen­trals­ten und be­deu­tends­ten Prä­fe­ren­zen, die ein Wesen haben kann, zu ver­let­zen. Sehr oft wird da­durch alles, was das Opfer in den ver­gan­ge­nen Tagen, Mo­na­ten oder sogar Jah­ren zu tun be­müht war, ad ab­sur­dum ge­führt. Im Ge­gen­satz dazu kann ein Wesen, das sich nicht selbst als eine En­ti­tät mit einer ei­ge­nen Zu­kunft sehen kann, keine Prä­fe­renz hin­sicht­lich sei­ner ei­ge­nen zu­künf­ti­gen Exis­tenz haben.





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Peter Sin­ger: Prak­ti­sche Ethik. Über­setzt von Oscar Bi­schoff, Jean-​Claude Wolf, Diet­rich Klose und Su­san­ne Lenz. Stutt­gart: Re­clam,
3., re­vi­dier­te und er­wei­ter­te Auf­la­ge 2013, S. 39-41 u. 151 f.

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